Am 1. Juli startet mal wieder der Tour de France-Tross seine Reise durch Frankreich. Pünktlich zum Start im spanischen bzw. baskischen Bilbao steht auch wieder das offizielle Videospiel zur Grand Bouclé in den Händlerregalen. Was Radsport-Fans dieses Jahr mit Tour de France 2023 erwarten dürfen, haben wir für Dich getestet.

Am eigentlichen Spielprinzip hat sich auch mit Tour de France 2023 nichts geändert. Nach wie vor geht es darum, ein Team in einem Rennen bzw. Etappen-Rennen zu befehligen und am besten einen seiner Fahrer am Ende des Rennens ganz oben auf dem Treppchen stehen zu haben. Dabei steht einem nicht nur die diesjährige Frankreich-Rundfahrt mit all ihren Etappen zur Verfügung, sondern auch andere ASO-Rennen (ASO ist der Veranstalter der Tour de France und weiterer namhafter Radrennen). Um genau zu sein, kann man zusätzlich noch an Paris-Roubaix, Paris-Nizza und Lüttich-Bastogne-Lüttich teilnehmen. Darüber hinaus gibt es noch einige frei erfundene Eintages- und Etappen-Rennen, sodass man auch hier genügend Abwechslung hat und die Strecken nicht so schnell in- und auswendig kennt.

Auch die Rückennummern sind dabei
Das Hauptaugenmerk liegt aber selbstverständlich auf der diesjährigen Tour de France, was man auch daran merkt, dass nun erstmals sämtliche Trikots bzw. Startnummern, die es während der Tour zu gewinnen gibt, auch im Spiel vertreten sind. Neben dem berühmten Gelben Trikot (Gesamtführender), dem rot gepunkteten Trikot (Bester in der Bergwertung) und dem Grünen Trikot (Sprint-Bester) gibt es jetzt auch die rote Rückennummer für den kämpferischsten Fahrer sowie die gelben Rückennummern für die Teamkollegen des Gesamtfrühenden. Außerdem sind im Peloton auch das Regenbogen-Trikot des Weltmeisters sowie die Trikots der jeweiligen Landesmeister auszumachen.

Alle Teams, alle Fahrer
Das Peloton besteht dabei aus den 22 Teams, die auch an der realen Tour teilnehmen, sowie deren Fahrern. Zusätzlich dazu gibt es noch einige Continental-Teams (dies sind sozusagen Teams aus der 2. Liga, die für die Teilnahme an den großen Rundfahrten und Renne stets auf Einladungen hoffen müssen), die zwar nicht an der Tour teilnehmen, aber dennoch sehr erfolgreich sind.
Erfreulicherweise sind hierbei alle Teams offiziell lizenziert. Einzige Ausnahmen sind das Team Lidl-Trek, das noch unter seinem alten Namen Trek-Segafredo im Spiel enthalten ist (die offizielle Umbenennung geht mit dem Start der Tour de France einher), das Team Soudal-Quickstep (die nicht mit den original Fahrernamen vertreten sind) sowie das Continental-Team Flanders - Baloise. Wer aber auch dieses Team zumindest mit realen Namen vertreten haben will, kann dies einfach per Editor machen. Fahrerporträts kann man hier aber leider nicht einfügen. Dafür kann man aber zum Beispiel auch die jeweiligen Landesmeister ändern und das Spiel so aktuell halten.

/Nicht ganz) Die komplette Tour
Von vornherein aktuell sind die Etappen der Tour de France, die sämtliche 21 Etappen von Bilbao bis nach Paris beinhaltet. Wie immer sind die Strecken aber auch diesmal nicht wieder in ihrer ganzen Länge im Spiel. Stattdessen haben die Entwickler*innen die jeweiligen Etappen ein wenig zusammengestaucht, sodass zwar die Charakteristika der jeweiligen Etappen geblieben sind (wenn es sich im Realen um eine Bergetappe handelt, die erste eine lange, relativ ebene Anfahrt hat, ist dies auch im Spiel so vertreten), aber die Spieldauer keine 4 oder 5 Stunden beträgt. Kurz sind sie aber dennoch nicht, denn auch so benötigt man für eine Etappe gut und gerne mal zwei Stunden. Neben dem Charakter der jeweiligen Etappe haben die Entwickler*innen auch wieder versucht, optische Highlights der realen Etappen ins Spiel zu integrieren. Am besten fällt dies in Paris auf dem Champs Elysee auf, bei dem man auch im Spiel etwa am Eiffelturm und Triumphbogen vorbeifährt.

Hübsch
Ohnehin muss man sagen, dass Tour de France 2023 wirklich hübsch aussieht - zumal es sich hierbei eben nicht um ein Triple A-Spiel handelt, sondern um eines, was mit relativ überschaubarem Budget entwickelt wurde. Dafür können sich die Fahrer und deren Animationen, die Menüs und auch die Landschaften, durch die man fährt, sehen lassen.
Schade ist allerdings, dass sich die Fahrergesichter allesamt gleichen. Leider ist dies aber kein neues Problem, sondern bereits eines, das seit Jahren bemängelt wird. Gleiches gilt übrigens auch für den Kommentar, der auch dieses Jahr wieder nur auf Englisch verfügbar ist. Wem man dessen mächtig ist, bekommt man aber eine durchaus gute Radrenn-Atmosphäre geboten, bei der man nicht nur alle wichtigen Fakten zum Spiel zu hören bekommt, sondern auch die Anfeuerungen der Zuschauer am Straßenrand.

Es gibt spielerische Neuerungen
Auch wenn, wie eingangs erwähnt, das eigentliche Gameplay unangetastet blieb, bedeutet das nicht, dass es hier nicht doch auch ein paar kleine Verbesserungen gibt. So wurde zum Beispiel die KI verbessert, was sich darin zeigt, dass sie ab sofort einen realistischeren Weg bei Abfahrten nutzt. Ebenso wurden die Kollisionen überarbeitet, die nun auch nachvollziehbarer sind und obendrein auch realistischer aussehen.
Eine weitere Änderung besteht darin, dass das Spiel nun noch strategischer geworden ist. Jetzt muss man nämlich nicht nur seinen einzelnen Fahrer befehligen (Angriff, Kapitän beschützen, Essen, Trinken etc.), sondern auch unterschiedliche Strategien festlegen, die wiederum von den jeweiligen Teammitgliedern und deren Statistiken abhängen. Auch wenn sich dies wie eine relativ kleine Neuerung anhört, hat sie doch gehörige Auswirkungen. Wenn man auf den falschen Fahrer setzt und somit eine falsche Strategie wählt, kann der Traum vom Tour de France-Sieg nämlich schnell ausgeträumt sein. Auch bei einzelnen Etappen sollte man stets darauf achten, welche Spezialisierung die Fahrer haben (Kletterer, Sprinter, Puncher und Rouleur) und sie dementsprechend auf passenden Etappen angreifen lassen. Ansonsten kann es auch hier schnell passieren, dass man anstatt Zeit gutzumachen, viel Zeit verliert.

Zunächst das Tutorial, dann den Rest
Um zu verstehen, wann welche Taktik die richtige ist oder überhaupt die Grundlagen des Spiels kennenzulernen, empfehle ich jedem Neuling zunächst das Training zu absolvieren. Wenn man dies erfolgreich abgeschlossen hat, kann man sich dann daran machen, sein erstes Ein-Tages-Rennen oder seine ersten, mehrere Etappen umfassenden Rennen zu machen, wobei das absolute Highlight natürlich die namensgebende Tour de France darstellt.
Wer eine noch langfristigere Herausforderung sucht, kann sich auch im „Pro Kapitän“-Modus einen Fahrer erstellen und diesen durch das Erfüllen besonderer Karriereziele von Saison zu Saison verbessern. Oder man startet im „Profiteam“-Modus mit einem Team seiner Wahl und managt dieses durch mehrere Saisons.
Wer hingegen den kurzen Spielspaß sucht, ist bei den „Herausforderungen des Augenblicks“ genau richtig. In diesem im letzten Jahr eingeführten Spielmodus kann man sich in unterschiedlichen, zeitlich begrenzten Herausforderungen gegen Spieler aus aller Welt messen. Hierbei stehen entweder Rennen, bei denen man die bestmögliche Platzierung in der jeweiligen Wertung erreichen muss, sowie Abfahrten zur Verfügung. Letztere sind besonders spektakulär, da es hier darum geht, schnellstmöglich einen Gipfel herunterzurasen – am besten ohne Sturz.

Revolutionäre Neuerungen bietet die diesjährige Version des offiziellen Spiels zur Tour de France nicht. Doch das braucht es auch gar nicht, schließlich war das Grundgerüst bereits äußerst gelungen. Die punktuellen Verbesserungen und Neuerungen, wie etwa neue Mittelgebirgs- und Beweglichkeitswerte für die Fahrer, eine bessere Fahrer-KI sowie die Einführung der roten bzw. gelben Startnummern sorgen zudem für ein noch besseres und realistischeres Spielvergnügen. Wer die diesjährige Tour mit all ihren 22 Teams und 21 Etappen zu Hause nachfahren möchte, sollte sich Tour de France 2023 also nicht entgehen lassen.