Die Lee-Brüder melden sich zurück. Dieses Mal müssen sie im Jahr 199x nach einem nuklearen Krieg die von Gangs überrannte Stadt New York City befreien. Na, wenn’s weiter nichts ist?

Anders als viele andere Genres, wie beispielsweise das der Point and Click Adventures, waren die Sidecrolling Beat’em Ups nie so wirklich weg vom Fenster. Sie hatten zwar, wie so viele andere Spielekategorien, die in den 1980er und 1990er Jahren beliebt waren, mit dem damaligen Trend zu 3D zu kämpfen. Doch auch wenn geliebte Spielereihen wie Final Fight diesem Aufkommen auf Dauer zum Opfer fielen, kamen immer noch genügend Titel heraus, die populär waren, wie zum Beispiel Scott Pilgrim against the World.

Die Drachen kehren wieder zurück
In den letzten Jahren sind allerdings einige Kracher herausgekommen, wodurch seine Bekanntheit erneut enorm angestiegen sein dürfte. Titel wie River City Girls, Streets of Rage 4 oder Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder’s Revenge sorgten dafür, dass man wieder Vergnügen darin fand, sich durch die Straßen einer Stadt zu prügeln. Die Gemeinsamkeit, die die Titel dabei hatten, war, dass sie in 2D und einer Pixeloptik gehalten waren.

Jetzt schickt sich Genre-Veteran Double Dragon an, es diesen Titeln nachzumachen. Dieses Mal mit dem klangvollen Namen Double Dragon Gaiden: Rise of the Dragons. Es wäre natürlich wünschenswert, wenn die Lee-Brüder nach langer Zeit mal wieder einen Hit landen. Denn die letzten Versuche wie beispielsweise Double Dragon IV konnte man getrost vergessen.

Rise of the Dragons versucht sich dabei von den Genrekollegen dadurch abzusetzen, dass es eben nicht nur ein Standard Sidescrolling Beat’em Up ist. Sondern gleichzeitig auch Roguelike-Elemente besitzt. Zwei Spielkategorien, die man normalerweise so nicht in einem Atemzug nennen würde.

Vier Charaktere, unterschiedlich spielbar
Die Story des Spiels ist dabei eher 08/15-Ware. Erneut müssen Billy und Jimmy Lee aufmachen, das Böse zu bekämpfen. In diesem Fall gilt es New York City aus der Gewalt von vier Gangs zu befreien, die die Stadt beherrschen. Dafür begeben wir uns die jeweiligen Gebiete, prügeln uns durch die Levels, um dann am Ende den jeweiligen Boss zu legen.

Zu Beginn hast du die freie Wahl zwischen vier spielbaren Figuren, die sich vom Kampfstil deutlich unterscheiden. Neben Billy und Jimmy Lee stehen dieses Mal auch Marian und Uncle Matin zur Auswahl. Dabei sind es vor allem die Spezialangriffe, die den Unterschied machen. Marian beispielsweise kann Feinde mit einem Lasso einfangen oder eine Bazooka zücken. Billys Tritte hingegen sind universal einsetzbar und lassen ihn stellenweise durch ein ganzes Areal fliegen und dabei mehrere Gegner plattmachen. Weitere Spielfiguren schaltest du dann im Laufe des Spiels frei.

Spezialangriffe kosten ihre jeweils eigene Energie, die du allerdings durch das Besiegen von Feinden, zerstören von Objekten oder einfach nur durch Treffer zurückerlangst. Früher oder später macht sich außerdem auch noch ein gewisses Ungleichgewicht bemerkbar, da du schon sehr bald nur noch diese Speziattacken spamst und die normalen Attacken vernachlässigst. 

Nicht sehr umfangreich
Vier Gangs, wobei jede Gang ein Level hat, das klingt nicht nach sonderlich viel Spielumfang. Und das erste Stage, welches ihr durchspielt, ist eher übersichtlich geraten und keine große Herausforderung. Man kann zwar links und rechts an einigen Stellen abschweifen und so beispielsweise Geld oder Waffen einsammeln. Doch wirkt das nur wie eine künstliche Verlängerung der Spielzeit.

Wenn du übrigens mehrere Gegner auf ein Mal erledigst, löst du einen Crowd Control Bonus aus. Das bedeutet, dass du Nahrung erhältst, mit dem du deine Lebensenergie zurückerhalten kannst. Je mehr Feinde du besiegst, desto besser das Essen und desto mehr HP kannst du regenerieren.

Allerdings ändert sich das Spiel, wenn du ein Stage durchlaufen hast. Es wird herausfordernder, schwieriger. Auch der Levelaufbau wird verlängert. Am Ende hast du es entweder mit einfacheren Gegnern zu tun und dafür schwierigeren Bossen. Oder umgekehrt. Für jeden Levelabschluss kriegst du Geld, mit dem du anschließend deine Spielfiguren verbessern kannst. Je nachdem was du geschafft hast, wie viele Feinde du erledigt hast oder ob du bestimmte Zielvorgaben erfüllt hast, desto mehr Cash erhältst du, zusätzlich zu dem Vermögen, das du im normalen Level erhältst. 

Rogue? Like!
Doch, und hier kommt das Roguelike ins Spiel, sobald du stirbst, ist alles, was du bei einem Charakter verbessert hast, obsolet. Was natürlich für zusätzliche Spannung und Herausforderung sorgt. Wobei sogar dies nicht verhindert, dass man selbst als Durchschnittsspieler das Ende des Spiels innerhalb eines halben Tages maximal sehen wird.

Die Grafik des Spiels wurde natürlich in einem Pixellook gehalten. Es gibt jede Menge Animationen zu sehen und auch das Gegnerdesign ist vielfältig geworden. Es tauchen sogar einige bekannte Charaktere auf, als nette Hommage an die Serienhistorie. Wenn man es jedoch mit Genregrößen wie Shredder’s Revenge vergleicht, fehlt hier allerdings das gewisse Etwas, dass es abwechslungsreicher macht.

Double Dragon kehrt zurück, das ist die positive Nachricht. Die Idee eines Roguelike Sidescrolling Beat’em Ups wirkt auf dem ersten Blick befremdlich, wird alljedocherdings durchaus adäquat umgesetzt. Hommagen an die Vergangenheit und anfänglich viel Spielfiguren, die sich unterschiedlich spielen lassen, sorgen zusätzlich für Spielvergnügen. Allerdings schmälert das Special Attack-lastige Gameplay und der geringe Spielumfang doch erheblich den Spielspaß.