EA Sports Grand Slam Tennis
Entwickler:
EA Sports
Publisher:
EA Sports
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44,95 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
In EA Sports Grand Slam Tennis folgt eine Premiere der nächsten: Der neue Lizenztitel ist das erste Tennis-Game, das auch die neue Wii Motion Plus unterstützt, es ist gleichzeitig die Rasenpremiere auf der Wii für den Publisher Electronic Arts und nicht zuletzt ist es auch das erste Videospiel, in dem die beiden deutschen Legenden Michael Stich und Boris Becker sich duellieren dürfen. Vor dem Hintergrund, dass der Tennismarkt auf den Konsolen in den letzten Monaten gehörig gefüllt wurde, darf man also eine ordentliche Konkurrenz erwarten – doch kann EA Sports Grand Slam Tennis diesen Anspruch auch erfüllen?
Meinung:
Auf den ersten Blick darf man jedenfalls skeptisch sein, denn obschon einige Legenden den Weg ins Spiel geschafft und die Designer ihren Lizenzauftrag damit erfüllt haben, macht die Reise durch die Welt des Grand Slams vor allem optisch einen recht bescheidenen Eindruck. Man darf zwar relativieren, dass es sich hierbei um einen Wii-Titel handelt, aber insgeheim ist die Grafik trotzdem ein bisschen enttäuschend. Und setzt man voraus, dass die Bewegungen durch die Wii Motion Plus noch realistischer umgesetzt werden sollen, hätte man hier durchaus mehr erwarten können. Der Ersteindruck startet also schon mal mit einem Wermutstropfen.
Der Weg zum Grand Slam Bei der Wahl der Modi verlässt man sich schließlich auch auf die bekannte Basis – und leider noch ein bisschen weniger. Wie gehabt kann man auch in EA Sports Grand Slam Tennis eine gesamte Karriere abspulen, die sich dann aber nur auf die vier wichtigsten Turniere der jährlichen Tour beschränkt. Das ist zwar grundsätzlich in Ordnung, da nun auch gewährleistet ist, dass man gegen keine Aufbaugegner spielen muss, aber insgesamt ist der Spielumfang in der Karriere-Geschichte ein wenig zu gering. Die Option, eigene Turniere zu gestalten und dieser Einschränkung ein wenig Abhilfe zu verschaffen, besteht zwar grundsätzlich, jedoch macht dieses schon alleine dadurch wenig Sinn, weil die Auswahl der beteiligten Spieler immer dieselbe bleibt und sich deren KI im Laufe des Games auch nicht weiterentwickelt. Davon abgesehen sind die Turniere ziemlich ansprechend gestaltet. Bevor es auf den Center Court geht, absolviert man verschiedene Trainings, um gewisse Grundfertigkeiten auszubauen, die man dann später im Spiel auch effizienter einsetzen kann. Die Vorrundenspiele selber offerieren dann auch zusätzliche Features. In manchen Matches kann man beispielsweise zusätzliche Eigenschaften freischalten, die man schließlich in den nachfolgenden Partien gewinnbringend einsetzen kann. Abhängig vom Gegner geht es hier um Offensiv- oder eben Defensivqualitäten, die man im Anschluss auch im Menü sammeln kann. Bis zu drei Zusatzfähigkeiten kann man vor jedem neuen Match individuell wählen und auf den jeweiligen Gegner abstimmen. Das klingt irgendwie nach Mogelpackung, da es dem Spiel den Simulationscharakter raubt, sollte aber für actionhungrige Arcade-Liebhaber genau das richtige sein. Eine weitere Variante ist das Spiel zu dritt, bei dem in wechselnder Konstellation zwei Leute gegen einen spielen. Dieser Modus ist deshalb interessant, weil er schwieriger ist als das Single-Match. Aber auch hier gilt: Wo bleibt der propagierte Realismus?
Die Legenden sollen’s richten Damit EA Sports Grand Slam Tennis schließlich doch noch die Möglichkeit bekommt, sich aus der großen Konkurrenz zu erheben, hat man ein dickes Lizenzpaket geschnürt, welches immerhin 23 überaus bekannte Stars enthält. Merkwürdig nur: Die Zahl der tatsächlich noch aktiven Cracks ist überschaubar. Rafael Nadal und Roger Federer als aktuelle Weltklasse-Spieler wurden natürlich aufgenommen, doch ebenso stehen auch Pete Sampras, John McEnroe und die besagten deutschen Ex-Stars zur Auswahl. Auf dem Damenmarkt wartet hingegen ein buntes Gemisch aus Martina Navratilova und Serena Williams. Doch sind die Namen nur Schall und Rauch? Gott sei Dank nicht! Denn jede(r) Spieler(in) hat seine/ihre individuellen Fähigkeiten, die sich auch auf die jeweilige KI übertragen. Einen souveränen Durchmarsch durch die Grand Slam-Geschichte wird man folglich nicht erleben, da man sich wirklich auf jeden Gegner neu einstellen muss. Und das bringt die ersten wirklich relevanten Pluspunkte!
Die Steuerung – das Kernstück Während die Optionsvielfalt also nicht sonderlich groß ist, holt die Steuerung wieder viele Kohlen aus dem Feuer. Es ist zwar fraglich, ob es nun alleine am Hardware-Zusatz der Wii liegt – ein Test ergab hier keine wesentlichen Unterschiede - doch zweifellos war das Feeling bislang bei keinem Wii-Tennis-Game so gut. Ob Slice, Lob, angeschnittener Longline-Ball oder der Mechanismus beim Serve & Volley: Man hat definitiv das Gefühl, selber das Racket in der Hand zu halten, und darum geht es schließlich auch. Hier und dort müssen die Buttons der Wiimote zwar mal kurzzeitig aushelfen, um der Überforderung des Sensors vorzubeugen, aber der Aussage, dass EA Sports Grand Slam Tennis durch die Bank realistisches Tennis bietet, kann man sich am Ende bedingungslos anschließen.
Die übrigen Features Fernab der Basis beinhaltet der neue EA-Titel auch noch einige nette Gimmicks, die auf jeden Fall der Rede wert sind. Da wäre zum einen der sehr schön ausgearbeitete Online-Modus, der glücklicherweise direkt über das EA-System selber gesteuert wird. Mehrere Ranglisten und verschiedene Party-Optionen sorgen hier für die nötige Langzeitmotivation und das gewisse Etwas, das man nach dem absolvierten Grand Slam im regulären Game irgendwie vermisst. Weiterhin verfügt das Spiel über einen Editor, mit dem man seinen Spieler zunächst formen kann, bevor man dann selber in die Rollen der bekannten Stars schlüpft. Und, auch nicht schlecht, gibt es eine Fitnessleiste, die ähnlich wie bei EA Sports Active Personal Trainer anzeigt, wie viele Kalorien man verbrennt und wie sich das langfristige Training in Wimbledon und Co. auf die Ausdauer und Fitness auswirkt. Fazit: Nette Features, die das Spiel sinnvoll erweitern.
Fazit:
Im Gesamtüberblick muss man schussendlich wieder unter zwei Gesichtspunkten bewerten: Auf der einen Seite die optische Präsentation samt der Menüs und auf der anderen Seite dem Gameplay als solchen. Hier zeigt EA Sports Grand Slam Tennis nämlich wieder ein arg kontrastierendes Bild, einerseits nahezu pfui, andererseits wirklich hui. Definitiv sind die verfügbaren Spielmodi (den Online-Bereich einmal ausgeschlossen) zu knapp geraten, und definitiv sind die Animationen und die Grafik als solche ziemlich bescheiden. Dem gegenüber steht ein Tennis-Feeling, das auf der Wii seinesgleichen sucht und einen immer wieder vor die Konsole lockt. Mit allen Finessen gegen die Legenden zu zocken und dabei tatsächlich ein wenig Center Court-Atmosphäre aufzuschnappen, hat was, keine Frage, und genau das bekommt man hier mehr oder weniger geboten. Schade nur, dass das Rundumpaket nicht ganz so überzeugend ist. Aber klarer Fall: Wer Tennis unabhängig vom Rahmenprogramm fühlen möchte, ist hier genau richtig.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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