Die Siedler DS
Publisher:
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
35 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Klassiker der Videospielgeschichte für Nintendos DS neu aufzulegen, ist neuerdings nicht nur bei den Japanern groß in Mode. Gerade wenn es ums Strategie-Genre geht, kommen immer mehr Publisher auf den Trichter, mauslastige Games für eine Steuerung per Stylus und Touchscreen umzuwerkeln. In letzter Zeit ist das besonders auffällig. Nach Theme Park, Anno 1701 und Sim City bekommt jetzt mit "Die Siedler" einer der erfolgreichsten Aufbaustrategie-Titel das mobile Format.
Meinung:
Auch mehr als zehn Jahre nach Erscheinen ist "Die Siedler 2 - Veni, Vidi, Vici" immer noch der beliebteste Teil der grandiosen Wusel-Reihe. Grund genug für Ubisoft, dem Titel eine technisch und optisch aufgefrischte Version zu spendieren, die vor ein paar Monaten für den PC erschien. Die DS-Variante, die eigentlich damals mehr oder weniger zeitgleich erscheinen sollte, wurde jedoch immer wieder verschoben. Nun, fast ein dreiviertel Jahr später, ist es endlich so weit und das heiß ersehnte Spiel kann endlich in die Konsole wandern.
Alles beim Alten Da es sich um einen 1:1-Port des Originals (+ Missionsdisk aus der Goldversion) handelt, ist die Hintergrundgeschichte ebenfalls identisch:
Ein paar römische Seefahrer machen sich auf, eine neue Welt und Heimat zu finden. Die Erdbeben, Hungersnöte, Kriege und Seuchen daheim gingen dem Völkchen schon lange auf den Keks und nachdem zusätzlich noch eine Heuschreckenplage den letzten Rest der sowieso schon schwachen Ernte verputzte, sah man sich in seiner Not gezwungen, eine Handvoll der mutigsten Seeleute auf den Weg ins Unbekannte zu schicken.
Bei den Missionen hat man die "Römische Kampagne" sowie die "Weltkampagne" übernommen, wobei das erste Kapitel der Römer wieder als eine Art Tutorial dient, bei dem einem anhand von Texttafeln mitgeteilt wird, was man am besten machen sollte. Während man dann im weiteren Verlauf sein Territorium immer weiter ausbreitet, kommt das wirkliche Imperium Romanum doch erst in der Weltkampagne zum Zug, denn - wie schon der Name andeutet - geht es hier um nichts Geringeres als die Eroberung der Welt. Nach dem Beginn in Italien (wo auch sonst) gilt es, die anderen Kontinente und dort lebenden Völker zu entdecken.
Wer mit kriegerischem Treiben nichts anfangen kann, wird wohl direkt zum Modus des "freien Spiels" greifen. Hier kann man sich seine Karte und sein Volk ganz nach Belieben zusammenbasteln und ohne echtes Ziel einfach drauflos siedeln.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt ... Wer denkt, ein Klassiker wie "Die Siedler" müsse allein schon wegen des Kultfaktors blindlings als Hit durchgewinkt werden, der irrt. Denn was sich von der Idee her gar nicht mal schlecht anhört, ist leider so mies umgesetzt, dass man dann doch lieber auf dem PC weitersiedelt. Was sofort auffällt, ist ein Ärgernis, das schon auf dem PC nervte, aber bei Konsolenspielen ein absolutes No-Go darstellt: eine mangelhafte technische Umsetzung.
Schon beim Intro-Video fällt auf, dass die Darstellung der Grafik nicht wirklich flüssig ist. Im Spiel selbst artet das in derart starkes Ruckeln aus, dass es nicht zu ertragen ist. Am Anfang merkt man das noch nicht, doch wenn erst mal die Siedlung steht und man herauszoomen möchte, hat man den Salat. Dabei ist das Spiel noch nicht mal sehr grafikintensiv. Bei der aktuellen Referenz in diesem Genre, der DS-Fassung von "Anno 1701", gibt es - trotz besserer Grafik - keinerlei derartige Probleme.
Woran hängt's denn nur? Viel ärgerlicher als das Ruckeln ist die Tatsache, dass sich das Spiel permanent aufhängt und man, sofern man nicht ständig speichert, die entsprechende Mission neu beginnen kann. Nicht mal eine der einfachsten (und praktischsten) Funktionen des DS - das Standby durch Zuklappen, wonach ein Fortsetzen des Spiels an exakt derselben Stelle möglich ist - funktioniert. DS zu, wieder auf, Spiel startet neu. Ubisoft, was soll das? Als Käufer könnte man da eigentlich sein Geld zurück verlangen. Das sind grobe Schnitzer in der Programmierung, die einfach nicht vorkommen dürfen. Klar, dass es nervig ist, wenn ein Spiel nicht rechtzeitig fertig wird. Aber dann sollte man lieber noch mal ein paar Monate Entwicklungszeit dranhängen und am Schluss etwas veröffentlichen, das auch wirklich rund läuft.
Mehr Flop als Top Selbst wenn man die erwähnten Programmierfehler außer Acht lässt (was ziemlich schwer fällt), kann "Die Siedler" auf dem DS nicht überzeugen. Während Nintendo die alten N64- und SNES-Spiele durch zusätzliche Boni, neue Level und Goodies anreichert, um den Fans einen Mehrwert zu bieten, ist den Siedlern solches Schicksal nicht vergönnt. Wie anfangs erwähnt, ist das Spiel eine identische Portierung der PC-Version, sodass sich hier angestaubte Grafik mit einer Story paart, die echte Siedler-Fans schon in- und auswendig kennen. Der Sound klingt ebenfalls ziemlich blechern und übersteuert teilweise sogar. Technisch wäre da deutlich mehr drin gewesen, wie "Anno" zeigt. Mit ordentlicher Programmierung hätte man sicher ein Spiel in der Bild- und Tonqualität von "Die Siedler 3" realisieren können. Nicht extra erwähnen muss man wohl, dass es keinen Multiplayer-Modus gibt.
Betrachtet man das alles, kann die Tatsache, dass die Steuerung mit dem Stylus (trotz sehr eingeschränkter Übersichtlichkeit) ganz gut funktioniert, auch nicht mehr viel herausreißen.
Fazit:
Schade, hier ist ein Spiel, auf das ich mich seit Erstankündigung tierisch gefreut hatte, deutlich in die Hose gegangen. Ich war immer mehr Siedler- als Anno-Fan, aber auf dem DS hat die Sunflowers-Reihe dann doch die Nase mehr als nur klar vorne.
Nicht nur, dass "Die Siedler" eine direkte Portierung ist und dadurch für Fans kein klitzekleines bisschen Neues bietet ... durch die mangelhafte Programmierung ist das Game nahezu unspielbar. Ruckler? Na, von mir aus, man wird's überleben. Aber ständige Abstürze? Nee, muss dann wirklich nicht sein. Klar, es gibt schlechtere DS-Titel. Doch die haben auch keine riesige Fan-Gemeinde auf der ganzen Welt. "Die Siedler DS" ist leider eine absolute Enttäuschung.
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Autor der Besprechung:
Jano Rohleder
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