Age of Empires III
Entwickler:
Microsoft Game Studios
Publisher:
Microsoft Game Studios
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
2,4 GHz, 1024 MB RAM, 128 MB Grafikkarte
Anforderungen:
1,4 GHz, 256 MB RAM, 64 MB Grafikkarte
Inhalt:
Sechs Jahre mussten wir warten, doch nun ist es soweit: Age
of Empires III ist fertig und steht in den Händlerregalen. Der dritte Teil der
erfolgreichen Reihe konzentriert sich auf die Besiedlung der Neuen Welt und
knüpft damit zeitlich an Age of Empires II: Age of Kings an. Doch kommt die Fortsetzung der erfolgreichen Echtzeitstrategiereihe an die Vorgänger heran?
Meinung:
Da der zweite Teil der AoE-Reihe schon so lange zurücklag,
habe ich mich erstmal ins Tutorial gestürzt, um mir die Steuerung wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das Tutorial erwies sich dabei als sehr
einsteigerfreundlich, zumal man sogar ein Testgefecht gegen den Computer bestreiten darf. Anschließend ging es schnurstracks zur Kampagne, was dank
des übersichtlichen und doch hübsch gezeichneten Menüs ohne Probleme gelang. Die
Kampagne ist in drei Akte aufgeteilt, wobei jeder Akt aus mehreren Missionen
besteht. Sämtliche Videos zwischen den Missionen können später einzeln im Menü
angewählt werden, was übersichtlich und ebenfalls sehr benutzerfreundlich ist.
Geschichte zum Anfassen Die Kampagne führt einen zunächst nach Malta, wo man als
Schotte für den Orden des heiligen Johannes gegen die Osmanen kämpft und die
Festung gegen den osmanischen Ansturm verteidigt. Sehr schön an dieser
Geschichte ist der historische Hintergrund. So war Malta tatsächlich ab 1530
nach Christus in der Hand des Johanniterordens, der sich daraufhin in „Malteserorden“
umbenannt hat. Und nach dem erfolglosen osmanischen Angriff im Jahre 1565
wurden auf Malta Festungsanlagen errichtet, die zu den stärksten im
Mittelmeerraum zählten.
Anschließend verlässt die Erzählung die Historie und führt
uns auf der Suche nach dem Jungbrunnen in die Neue Welt. Der Jungbrunnen und
der Mythos um ihn bestimmt auch den zweiten Akt. Als Nachkomme des alten
Johanniterritters kämpft man hier weiter, wobei die Story durch Videos und
Ingameszenen erzählt wird und sogar Atmosphäre aufbaut.
Völker, Nationen und Einheiten Jedes der acht Völker (Spanier, Briten, Franzosen,
Portugiesen, Russen, Osmanen, Deutsche und Holländer) hat seine eigenen
Fertigkeiten und Spezialisierungen, was sich weniger in der Kampagne doch
umso mehr in den Gefechten auswirkt. Sogar die veralteten
Langbogenschützen der Briten gibt es wieder, doch werden die nach der
Startphase sehr schnell zugunsten von Musketenschützen aufgegeben. Das Schießpulver
hat in AoE III Einzug gehalten und somit rückt man feindlichen Gebäuden nicht
mehr mit Trebuchets auf die Grundmauern sondern mit Mörsern, Bombarden und als
Brite sogar mit modernsten Raketen.
Da Amerika nichts ohne Indianer wäre, kann jede Fraktion
durch den Bau von Handelsposten Bündnisse mit den Ureinwohnern schließen, was zusätzliche
Einheiten einbringt. Das Einheitenlimit liegt eigentlich bei 200, doch mit
den Indianerstämmen kann eine größere Armee aufgebaut werden. Romantisierend
wurde die Sklaverei in AoE III verschwiegen, doch dafür gibt es nun für
jede Nation schön animierte Heimatstädte, die die Kolonien mit zusätzlichen
Boni versorgen. Je mehr Erfahrung man durch die Spiele erhält, desto bessere
Boni können gekauft werden. Welche Boni dies genau sind, darf der Spieler je
nach Nation selbst entscheiden.
Strategische Elemente Die Age of Empires-Reihe war seit jeher auf Echtzeitstrategie
ausgelegt und auch der dritte Teil macht da keine Ausnahme.
Leider funktionieren die nun automatischen Formationen der Einheiten nicht
immer. Auch die geringen Kontrollfunktionen sind ein Problem, das die Vorgänger
eindeutig besser gelöst hatten. So gibt es wieder Wälle und Tore, doch kann ein
Tor nicht abgeschlossen werden, weshalb die eigenen Einheiten trotz
Verteidigungsbefehl durch das Tor dem Feind entgegen rennen. Außerdem nehmen die ausrückenden Einheiten
nach dem Kampf ihre Formation nicht wieder ein sondern bleiben gut verstreut im
Gelände stehen. Auch Heiler sind in AoE III sehr ineffektiv, da bei fünf
angewählten Heilern immer alle gleichzeitig heilen, statt sich abzuwechseln. Ein Blick auf Warcraft III hätte den Programmierern gezeigt, wie
Einheitenmanagement effektiv umgesetzt werden kann. Zudem fehlen sämtliche Tastaturbelegungen für die
Einheitenfertigkeiten. Gebäude können zwar per Tastenkürzel gebaut und
selektiert werden, doch eine Armee kann auf Tastendruck nicht einmal stehen
bleiben. Das konnten die Vorgänger besser. Die Wegfindung sollte ebenfalls überarbeitet werden, da sich die Einheiten manchmal sehr seltsam verhalten, wenn sie z.B. nicht an ihre exakte
Position können, weil sich dort ein Hindernis befindet.
Detailreiche Grafik
Die Standardeinstellungen bieten nur eine Sicht von schräg oben. Für die Vogelperspektive muss die leider nicht zoombare Minikarte herhalten. Wer sich mit den Optionen beschäftigt, kann der Grafikengine allerdings nach der Aktivierung eine frei dreh- und zoombare Kamera entlocken. Dadurch wird das Spiel nicht nur wesentlich übersichtlicher sondern Felsen und Klippen heben sich dank der Drehmöglichkeit nun deutlich vom restlichen Gelände ab. Somit kann leichter gebaut werden und auch strategisch wichtige Punkte sind nun erkennbarer. Die Grafik wurde im Vergleich zu den Vorgängern überarbeitet. Landschaft und Gebäude sind sehr detailliert und nur die Einheiten wirken manchmal etwas pixelig. Die neue Physikengine lässt Kanonenkugeln nach dem Aufschlag sogar weiterrollen. Die passende Musik zum amerikanischen Unabhängigkeitskrieg unterstreicht die Kampfgeräusche der Infanterie, während das Donnern der schweren Geschütze von Ferne hörbar ist.
Magere Mehrspielerduelle Der Multiplayermodus ist noch ausbaufähig. DirectIP ist nur über LAN möglich, sonst muss man sich bei ESO (Ensemble Studios Online) anmelden. Bei ESO erwartet einen zwar eine sehr übersichtliche Benutzeroberfläche, mit der sehr schnell ein passendes Spiel gefunden werden kann, die Spiele stürzten allerings beim Testen sehr schnell ab oder konnten schon gar nicht aufgebaut werden. Hier folgt hoffentlich noch ein Patch, der nicht nur die Probleme beseitigt, sondern auch Alternativen zu den beiden Varianten Deathmatch und Vorherrschaft bringt.
Fazit:
„Gut Ding will Weile haben“ – doch was lange braucht, muss nicht immer überzeugen. Age of Empires III hat eine atmosphärische Story, eine
ansprechende Grafik, stimmungsvollen Sound und eine schöne Physikengine. Abstriche gibt es beim Strategieteil, dem eigentlichen Kern des Spiels. Hier wäre es besser gewesen, dem Spieler mehr Kontrolle zu geben. Alles in allem ein ordentliches Spiel, von dem ich mir allerdings mehr erhofft hatte.
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Autor der Besprechung:
Ralph Traber
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