Whiplash
Entwickler:
Criterion Games
Publisher:
Eidos
Genre:
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60,00 €
Systeme:
Xbox
Inhalt:
Flucht in Ketten Tierschützer aufgepaßt! Ab sofort schlagen gequälte und für Versuche mißbrauchte Tiere zurück. Zumindest virtuell. Whiplash heißt das neue Produkt vom Entwickler Crystal Dynamics, mit dem Ihr ab sofort für Gerechtigkeit im Tierreich sorgen könnt. Die Handlung ist dabei recht schnell erklärt: Verhelft zwei aneinander geketteten Viechern zur Freiheit und sorgt gleichzeitig dafür, daß die Betreiber des Versuchslabors ihre Hausratversicherung über Gebühr beanspruchen müssen. Hase und Wiesel Ein Versuchslabor irgendwo in der Pampa, fernab der Zivilisation. Mit zahlreichen Experimenten werden kleine und größere Tiere gequält und gepiesakt. Wehklagen dringt aus einer Unzahl verschlossener Räume, die sich verstreut über endlose Gänge des riesigen Gebäudekomplexes erstrecken. Und irgendwo mittendrin – ein Wiesel und ein Hase, aneinander gekettet und zu allem entschlossen. Die Einleitung mag ein wenig reisserisch klingen, doch sie paßt recht gut zum Setting von Eidos' neuestem Jump 'n' Run Whiplash, zu deutsch "Peitschenriemen" oder "Schleudertrauma". Der Name ist dabei Programm und beschreibt kurz und knapp, worum es geht. Ihr steuert Wiesel Spanx, der seinen Leidensgenossen Redmond, ein weißes, grimmiges Kaninchen, als Waffe benutzt, indem er ihn als Wurf- und Schleudergeschoss einsetzt. Daneben darf der intellektuelle Hase auch noch für so manche andere Aufgabe herhalten. Aber dazu später mehr.
Meinung:
Wieselflinke Gesellen Zu Beginn des Spiels gilt es, sich mit der Steuerung vertraut zu machen. Und die ist an einigen Stellen äußerst knifflig geraten. Unsere beiden unfreiwilligen Helden sind flink und beweglich. Auch die Tatsache, daß Ihr eigentlich nur Spanx steuert, während Redmond mehr oder weniger hinterhergeschleift wird, wirkt sich nicht störend aus. Der Teufel steckt, wie so oft, im Detail. Die Kamerasicht wechselt nämlich gerne einmal unvermittelt und vollzieht unerwartete Schwenks. Das führt besonders in hektischen Situationen, in denen man sich beispielsweise gerade mit dicken Wachmännern oder orangeuniformierten Widerlingen herumschlägt, zu Irritationen. Außerdem verschätzt man sich des öfteren bei Sprüngen über Abgründe. Das ist insofern besonders ärgerlich, als das es bei derlei Aktionen sowohl auf das richtige Timing wie auch den richtigen Schwung ankommt. Springt man daneben, hauchen unsere beiden virtuellen Kuscheltiere oft ihr Leben aus, oder man darf den Abschnitt nochmal beginnen. Und da es, anders als bei vergleichbaren PC-Titeln, keine Quicksave-Funktion gibt, hätte ich in diesen Situationen mehr als einmal mein Joypad gegen die Glotze pfeffern können. Laborratten auf Abwegen Wie eingangs schon erwähnt, spielt Whiplash in einem modernen, fragwürdigen Laborkomplex. Der Begriff "Komplex" ist hierbei auch durchaus wörtlich zu nehmen, denn der Viecherquälbau verfügt über diverse Etagen und verzweigte Gänge. Damit man sich nicht permanent verläuft, kann auf Knopfdruck eine 3D-Übersichtskarte aufgerufen werden. Das hilft, sofern man eine ruhige Ecke findet, in der man die Karte konsultieren kann. Seid Ihr auf dem Weg zum Levelziel, geht Ihr stets nach dem selben Prinzip vor. Ihr müßt Hindernisse überwinden, Wachen, Forschungspersonal oder andere Widerlinge verhauen, im richtigen Moment von schwankenden Plattformen abspringen - kurzum, Ihr bekommt geradlinige Jump-and-Run-Kost. Um das Ganze ein wenig aufzulockern, gilt es, an manchen Stellen allerlei Unfug mit dem Kaninchen anzustellen, der für das Weiterkommen unerläßlich ist. So müßt Ihr den kleinen Möhrenbeisser beispielsweise in einen Automaten stopfen, wo er einen Kurzschluß auslöst. Damit Wiesel Spanx nicht auch in das Maschinchen gezogen wird, müßt Ihr mit dem linken Analogstick gegensteuern. Gelingt es, zieht er nach kurzer Zeit den weissen Hasen unversehrt wieder aus dem Apparat. Gelingt es Euch nicht, Spanx im Gleichgewicht zu halten, kann er Kollege Langohr nicht mehr halten. Kaninchenhack soll ja ganz schmackhaft sein... Kamerascheu Eines der größten Probleme bei 3D-Jump-and-Run-Spielen dürfte in der oft mangelnden Übersicht liegen. Das ist auch bei Whiplash nicht anders. Zwar bietet Euch die Steuerung eine halbwegs frei drehbare Kamera, die Ihr mit dem rechten Analogstick bedient, doch passiert es nach Sprüngen häufiger, daß die Sicht unvermittelt schwenkt. Besonders ärgerlich ist das, wenn Ihr unter Zeitdruck steht. Sicherlich kann man einiges durch Übung wettmachen; ich stellte jedenfalls fest, daß ich einen Abschnitt im fünften Anlauf schneller und sicherer durchhüpfen konnte. Die Frage ist allerdings, ob man wirklich jedes Hindernis so oft wiederholen möchte, bis man es irgendwann durch reines Auswendiglernen überspringt oder aus dem Weg räumt. Da wäre mir eine besser durchdachte Spielmechanik entschieden lieber gewesen. A propos Kamera: die Spielgrafik ist niedlich, und die Farben sind quietschbunt. Die Mimik unserer beiden Helden ist brüllkomisch geraten, was man von den langweiligen und erstaunlich flach wirkenden Gesichtern der anderen Beteiligten nicht gerade sagen kann. Analoges gilt für die Bewegungsabläufe. Spanx und Redmond bewegen sich sehr geschmeidig durch die Levels, während die Damen und Herren Laboranten etwas lieblos animiert wirken. Hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen.
Fazit:
Whiplash macht eine zeitlang Spaß. Der Humor ist abgefahren, die coolen Sprüche von Karnickel Redmond sind brüllkomisch, und Spanx' Mimik treibt einem die Freudentränen in die Augen. Die Idee, ein Kaninchen als Nahkampfwaffe einzusetzen und das Labor in Schutt und Asche zu legen, zeugt von einem einigermaßen kruden Weltbild der Entwickler, die offenbar eine zeitlang ihre Medikamente nicht genommen haben. Das Spielpotential hätte eigentlich das Zeug zum absoluten Renner - wenn da nicht die groben Schnitzer wären, die den Spielspaß zum Teil in den Keller versenken. Warum, so frage ich mich, reduzieren sich die Anforderungen oft genug auf ein immergleiches Hüpfen und Springen, bei dem es zudem nervige Präzisionssprünge zu absolvieren gilt? Auch hatte ich nach einer Stunde Spielen das Gefühl, alles irgendwie schon gesehen zu haben. Redmonds schnoddrige Kommentare, die anfangs echte Schenkelklopfer sind, wiederholen sich relativ schnell, und der Frust angesichts unglücklicher Kameraperspektiven, die oft eine präzise Hüpforgie verhindern, gewinnt schnell die Überhand. Zwar ist die Kamera frei wählbar, doch nützt dies wenig, wenn sie nach einem Sprung unvermittelt die Perspektive wechselt. Bei Sprungfolgen, die zudem unter Zeitdruck erfolgen, führt das zu hektischem Hin- und Hergedrehe des Sichtwinkels. Whiplash hinterläßt bei mir einen faden Nachgeschmack, denn hier wurden meiner Ansicht nach gute Ideen und interessante Ansätze auf ein konventionelles Jump 'n' Run reduziert. Schmerzlich vermißt habe ich auch einen möglichen kooperativen Multiplayer-Modus, in dem je ein Spieler das Rennwiesel und der andere das Kampfkaninchen steuert. Der Reiz hätte hierbei im besonderen darin gelegen, daß die beiden Spieler aneinandergekettet sind. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Womöglich bescheren uns die Entwickler ja einen weiteren Titel dieser Art. Vielleicht hilft es ja, wenn man ihnen die richtigen Medikamente gibt...
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Autor der Besprechung:
Jörg Pitschmann
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