We love Golf
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
39,95 €
Systeme:
Wii
Inhalt:
Golf-Simulationen haben auf der Wii schon Tradition und gehören zu den beliebtesten Sportgames, die Nintendos Action-Konsole derzeit zu bieten hat. Bereits im Startpaket überzeugte das Golfspiel am deutlichsten bevor dann mit der Tiger Woods-Variante und Pangya! Die ersten vollständigen Versionen die Ernte einfuhren. Nun legt auch Capcom nach: We love Golf heißt der neue Titel, den man den Entwicklern zufolge natürlich spätestens jetzt wörtlich nehmen sollte. Doch bei der inzwischen recht starken Konkurrenz stellt sich im Anschluss die Frage, in welchen Titel man sein Geld investieren sollte.
Meinung:
Die aktuelle Fassung des grünen Konsolensports setzt dabei vermehrt auf witzige Animationen und comicartige Settings, was den Simulationscharakter des Spiels von Anfang an deutlich schmälert. Zwar spielt man in We love Golf auch Turniere und schlägt sich durch die wildesten Parcours, aber ganz so realitätsnah wie die bisher bekannten Simulationen ist Capcoms neuer Rasenexperte sicherlich nicht. Und gerade dies könnte sich auf der Wii langfristig als Manko herausstellen, will man das Gefühl beim Abschlag oder eben beim Putten doch ziemlich authentisch nachempfinden – eben so wie noch im WiiSports-Paket. Doch was dies angeht, verlässt sich der hiesige Titel beinahe ausschließlich auf sein Arcade-Strickmuster.
Tohuwabohu Bevor man zum ersten Mal den Schläger in die Hand nimmt, beginnt in We love Golf bereits die Hektik. Eine quietschig bunte Kraftleiste blockiert den unteren Bildschirmrand, allerhand irreführende Anzeigen überfliegen die Mattscheibe, und ehe man sich überhaupt einmal auf das Wesentliche – zum Beispiel den ersten Abschlag – konzentrieren kann, ist man schon ein wenig genervt von der recht umständlichen Spielübersicht. Eigentlich schöpft man beim Golf ja gerade aus der Ruhe der Umgebung seine Kraft und Konzentration. Hier jedoch muss man sich diese Umstände erst einmal erarbeiten, indem man lernt, mit den ganzen blinkenden Signalen umzugehen. So gleicht schon die Startszenerie einem echten Tohuwabohu. Und einem vermeidbaren dazu!
Kein Reality-Golfen… Davon abgesehen ist auch die Steuerung nicht gerade optimal. Mal ganz davon abgesehen, dass man eine ganze Weile benötigt, um sich mit den Einstellungen beim Schwung und Schlag anzufreunden, geht an der Wiimote stellenweise auch das Feeling fürs echte Golfen verloren. Im Gegensatz zum WiiSports-Ableger muss man nicht bloß mit idealem Kraftaufwand seinen Ball timen. Stattdessen findet man hier einen Mechanismus wieder, der bereits in Everybody’s Golf World Tour erprobt wurde, aber fast nur darauf ausgelegt ist, im passenden Moment den richtigen Button zu drücken bzw. loszulassen. Lediglich die Aushol- und Abschlagbewegung muss noch in der richtigen Balance nachgestellt werden, doch da man in erster Linie mit der Kraftleiste arbeitet, werden technische Feinschmecker an dieser Stelle nicht auf ihre Kosten kommen. Dafür ist das Spiel nämlich einfach zu weit von der Realität entfernt.
…und dennoch ein wenig Ästhetik Dafür sind die Schlagvarianten aber ungleich vielseitiger. Neben dem schlichten Kraftakt sowie den gewöhnlichen Put-Bewegungen darf man auch mit Spins und Draws arbeiten. Alle erdenklichen Schlagbewegungen wurden berücksichtigt und steigern den Facettenreichtum im Gameplay, ganz besonders in den teils recht anspruchsvollen Wettbewerben. Zwar kann dadurch das gewisse Feeling nicht vollständig ersetzt werden, da die Hardware in der Steuerung einfach nicht ausgelastet wird, aber immerhin beschränkt man sich in We love Golf nicht auf die plumpen Grundmechanismen des Golfspiels.
Nervige Geräuschkulisse Hat man sich endlich mit Steuerung und Spielmodi vertraut gemacht, ist man auch endgültig auf den größten Störfaktoren des Spiels gestoßen, den anstrengenden Klang des Spielmoderators, der einen ungefähr pro Schlag dreimal in penetrantester Stimmlage darauf hinweist, dass man die Wiimote (also den Schläger) herunter halten soll. Erkennt man dies anfangs noch als Hilfestellung zur Verbesserung der eigenen Technik, neigt man im weiteren Spielverlauf irgendwann dazu, dem Ansager persönlich die Stimmbände abzubinden. Milde ausgedrückt…
Aber auch die Soundkulisse könnte ein wenig stimmiger sein. Gerade hier zeigt sich, dass die Comic-Umgebung auch einige deutliche Nachteile hat und die kindliche Ausstaffierung phasenweise eher anstrengend als förderlich ist. Beim Brückenschlag zwischen Simulation und Arcade-Game steht man soundtechnisch mehrfach im Leeren.
Witzige Spielmodi Derartige Schönheitsfehler gleicht We love Golf dann Gott sei Dank wieder durch einen Reichtum an witzigen Spielmodi aus. Insgesamt sieben verschiedene Optionen stehen zur Auswahl, von denen einige lediglich dazu dienen, die eigene Schlagtechnik zu verbessern, aber auch dies in einem ganz sympathischen Kontext. So warten beim Ringgolfen verschiedene Aufgaben, während denen man den Ball stets durch die bunten Ringe befördern muss. Das Flaggenstockspiel zielt darauf ab, den Ball möglichst nahe ans Loch zu schlagen, mindestens aber in die direkte grüne Umgebung. Auch hier lernt man die ausgewogene Balance aus Kraft und Zielgenauigkeit, die im Menü Zielgolfen dann perfektioniert werden kann. Natürlich gibt es auch einen allgemeinen Trainingsmodus, indem man dann noch einmal einige ausgewählte Parcours nachspielen kann.
Zur Sache geht es schließlich in den Turnieren, die man im Einzelnen gewinnen muss, um neue 18-Loch-Szenarien frei zu spielen. Allerdings weisen die besseren Gegner ein recht gutes Handicap auf und erfordern intensives Training, um schließlich konkurrenzfähig zu sein. Wer sich in den Turnieren messen möchte, darf zuvor einen der Hauptcharaktere auswählen, von denen jeder einzelne unterschiedliche Stärken und Qualitäten hat. Um diese Auswahl noch zu steigern, darf man auch im direkten Duell gegen nur einen Computergegner antreten. Besiegt man ihn, darf man ihn künftig auch selbst steuern.
Golfen – am liebsten zu viert Wie eigentlich schon erwartet, tendiert der Spielreiz erst bei maximaler Mitspielrauslastung gen Maximum. Bis zu vier Spieler dürfen sich im heimischen Grün austoben und einige spezielle Parcours in direkter Konkurrenz bestreiten. Dies ist übrigens gerade zu Beginn zu empfehlen, da die Gegner dann erfahrungsgemäß nicht so hart sind und die leichten Steuerungsdefizite noch nicht so schwer wiegen wie im Turniermodus. Abgesehen davon zeigt sich auch in We Love Golf, dass ein gutes Handicap die beste Voraussetzung für ein anständiges Partygame ist. Trotz seiner vermehrten Defizite ist der neue Capcom-Titel nämlich auch hierzu bestens geeignet.
Fazit:
We love Golf ist im Grunde genommen ein recht witziges Golfspiel, das hinsichtlich seines Simulationscharakters gegenüber der Konkurrenz das Nachsehen hat. Insbesondere die PGA Tour von Tiger Woods bietet auf der Wii im direkten Vergleich das bessere Spielgefühl und die realitätsnähere Steuerung, somit also auch den vergleichsweise größten Spielreiz. Trotzdem hinterlässt die Comic-Variante einen ziemlich guten Eindruck, insbesondere im Mehrspieler- und Turniermodus. Da die Spieloptionen, verstärkt durch einen feinen Online-Modus, ebenfalls für ein vielschichtiges Golfvergnügen bürgen, macht man als passionierter Konsolengolfer mit We love Golf eigentlich nichts falsch – auch wenn es sicherlich nicht der beste Golftitel für Nintendos Hardware ist.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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