007 Legends
Entwickler:
Eurocom
Publisher:
Activision
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
69,00 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
007 Legends – Live the legend Der neue Bond ist in den Kinos, und in Skyfall zeigt sich Daniel Craig als britischer Superagent von einer ganz neuen Seite. Es geht darum, wie Bond zu dem werden konnte, der er ist und wie er wieder zu seiner alten Form zurückfinden kann. 007 Legends setzt bei einer der Schlüsselszenen des Films an. Achtung, kleiner Spoiler: 007 wird von einer Kollegin mit einem Scharfschützengewehr von einem fahrenden Zug geschossen (eigentlich galt die Kugel seinem Widersacher) und stürzt tief in einen rauschenden Fluss hinab…
Hier beginnt das Computerspiel. Während Bonds vermeintlicher Leichnam durch das Wasser treibt, steigen in einem klassischen Intro das durchaus auch den Filmen gerecht werden würde Visionen eines Lebens voller Action, Frauen und wahnwitziger Abenteuer vor dem inneren Auge des charismatischen Titelhelden auf. Damit bekommen auch wir eine Chance zu erleben, was 007 bewegt.
Meinung:
50 Jahre im Dienste Ihrer Majestät Eigentlich ist die Idee ganz cool. Seit nun mehr 50 Jahren steht die Marke James Bond für gute Unterhaltung. Die Romane von Ian Fleming und vor allem die Filme mit den im Laufe der Jahrzehnte wechselnden Darstellern sind Kult. Die Qualität der Filme war zugegebenermaßen wechselhaft, doch in einem halben Jahrhundert sind einige gute Streifen zusammen gekommen. Ein Computerspiel soll uns nun passend zum Jubiläum ermöglichen, die Highlights eines bewegten Agentenlebens nachzuspielen. Anschließend kommt der neue Bond in die Kinos und alle sind glücklich. Der Rubel rollt und die Spannung auf den nächsten Film hält an. Leider ist es mit Spielen zu großen Lizenzen immer so eine Sache…
Nicht geeignet für den Einsatz im Außendienst… Soweit also zur Theorie. Die Realität sieht leider nur allzu anders aus: Bereits die eigentlich spannende Eröffnungssequenz auf dem fahrenden Zug fällt durch seltsam hölzerne Bewegungen der Akteure negativ auf. Das Ganze hätte vor etwa 10 Jahren ganz schick gewirkt, ist heute aber nicht mehr up to date und das gerade bei einer Lizenz, die wie wenige andere Marken im Entertainment-Bereich auf Style (Anzüge, Autos, Frauen, Gadgets) setzt. Fehlende Schatten, kleinere Grafikfehler, hölzerne Gesichter und fest betonierte Fönfrisuren bei den weiblichen Akteuren lassen kein Doppel-Null-Feeling aufkommen.
Immer schön der Reihe nach Nach dem Sturz ins Wasser „erwachen“ wir das erste Mal in einem Hotelzimmer und treffen auf die Leiche einer Frau, deren Körper vollständig mit Gold überzogen ist. Bond-Veteranen wissen sofort in welchem Klassiker sie gestrandet sind: Goldfinger. Das gibt zumindest bei mir Sympathiepunkte, denn dieser Film ist eindeutig einer der besten gewesen. Leider geht’s dann weiter mit nicht lippensynchronen Videosequenzen und Hinweisen zur Steuerung, die einmal kurz und dann nie wieder angezeigt werden: „Wo musste ich nochmal drücken um mich zu ducken? Mist, der Hinweis ist schon weg…“
Es gilt die Auric Enterprises, die Firma des Industriemagnaten Goldfinger zu infiltrieren. Also auf einen Transporter gesprungen, über den Zaun gehechtet und auf die ersten auftauchenden Gegner geschossen. Das ganze fühlt sich eher wie Counterstrike als wie James Bond an, macht aber Spaß und das Spiel kommt schnell zur Sache.
Erfahrungspunkte helfen uns Bond zu „pimpen“ Nach einiger Zeit erfahre ich, dass es im Spiel Erfahrungspunkt gibt. In einem separaten Menü kann ich diese Erfahrungspunkte für Waffen-Updates oder Trainingseinheiten (mehr Ausdauer, mehr Lebenskraft, schnelleres Nachladen usw.) ausgeben. Allerdings kann ich dieses Menü natürlich nur an dafür vorgesehenen Waffenkisten öffnen (Das ist nicht logisch, wäre aber nicht schlimm). Wie viele Erfahrungspunkte ich habe, erfahre ich auch nur, wenn ich das Menü öffne – nicht etwa, wenn ich einen Gegner erledige oder eine Konsole hacke. Das geht seit mehr als einer Dekade besser.
Auch in anderen Bereichen fühle ich mich eher mangelhaft informiert. Neben meiner Pistole kann ich noch zwei weitere Waffen tragen. Wenn ich einen Schießprügel aufnehmen kann, steht am unteren Bildschirmrand zum Beispiel „Tokka T3 & mehrere aufnehmen“. „Mehrere“ bedeutet, dass an der Waffe mehr als ein Extra angebaut ist – allerdings gibt es dafür kein ausgeklügeltes Symbolsystem das mir verrät, was da verbaut ist. Man merkt es eben oder halt nicht…
Coole Gadgets, heiße Frauen… Technische Spielereien und scharfe Bond-Girls gehören, wie der Name bei letzteren schon sagt, zu Bond wie… naja, sie gehören halt dazu. Dank der bereits eingangs erwähnten „Holzpuppen-Grafik“ verlieren die Bond-Begleiterinnen alle deutlich an Reiz. Auch die Originalstimme der mütterlichen „M“ kann über derart grobe Schnitzer nicht hinwegtäuschen.
Die Gadgets sind… vorhanden. Ja, man kann auf Skiern den Abhang hinunter rasen und mit einer Uhr Lautsprecher lahmlegen und Feinde orten. Und außerdem hat man auch schon zu Goldfingers Zeiten einen PDA der Fingerabdrücke scannt, Geräte hacken kann und Giftgas ortet… Diese Gadgets lassen sich praktischerweise per Schnellauswahl aktivieren. Befindet sich im Umkreis von 500 Metern allerdings ein Feind, sollte man das besser lassen, da das Wegstecken des PDAs so lange dauert, dass Bond am Boden liegt, bevor er auch nur zum Zug gekommen ist. Toller Superagent!
Last but not least Wir erleben Einsätze aus Moonraker, Goldfinger, Die Another Day, On her Majesty´s Secret Service, Licence To Kill und wenn wir bereit dazu sind, das Ende aus dem Internet herunter zu laden (Ja, ihr habt richtig gelesen!), auch einige Szenen aus Skyfall. Das an sich ist cool, täuscht aber nicht über die gravierenden Mängel hinweg. Das Spiel wirkt in so vieler Hinsicht unausgegoren und technisch überholt, dass es den Rahmen der Rezension sprengen würde. Aber eins muss noch gesagt werden: Das Ende muss runtergeladen werden, damit die Spieler nicht das Skyfall-Ende kannten, bevor dieser im Kino angelaufen war. Warum dann nicht den Release-Termin des Spiels anpassen? Mit Blick auf die starke Konkurrenz kurz vor Weihnachten hat man das gelassen. Vielleicht hat jemand beim Marketing das Spiel realistisch eingeschätzt.
Bond kann wie erwähnt seinen PDA nicht schnell genug weg stecken um zu überleben, aber einen Meter neben einem Giftgasleck, dass er eben entdeckt hat einem unterirdischen Gang anhand der Nervengasspur folgen. Es gibt 3 Schwierigkeitsgrade, aber trotzdem praktisch keine KI. Wenn ich einen Saal „cleare“, aber einen Gegner übrig lasse, und dieser mich dann sieht, kommen plötzlich aus dem Nichts neue Gegner, da ich mich hab blicken lassen. Und wenn ich der Situation Herr geworden bin, kommt eine Videosequenz mit bröckelig animierten Figuren, die ich nicht abbrechen kann…
Fazit:
Eine riesige Lizenz mit entsprechend riesigen Erwartungen… Leider hat
sich James Bond seinen 50. Geburtstag sicher anders vorgestellt. Etwas mehr Glanz und mit Sicherheit hätte Q (besonders der Neue) ihn technisch
auf den aktuellsten Stand gebracht. Der Titel hat nur unwesentlich mehr
als einige coole Schauplätze und ein paar nette Erinnerungen an die
Filme zu bieten. Wirklich schade, die Lizenz zum Spielen wird hiermit
entzogen. Und ich hatte mich so gefreut...
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