Just Cause 2
Entwickler:
Avalanche Studios
Publisher:
Koch Media
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
69,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Just Cause blieb im Jahre 2006 klar
hinter dem Primus der Open World-Spiele, GTA zurück. War die Grafik
zwar für damalige Verhältnisse äußerst ansprechend und auch die
Action krachend, war das Spiel vor allen in Sachen KI,
Nebenmissionsvielfalt und Einflussmöglichkeiten nur Mittelmaß.
Das soll sich nun mit Just Cause 2 ändern!
Meinung:
Ich bin Rico Rodriguez, meine
Maschinenpistolen durchgeladen fahre ich mit Vollgas der Militärbasis
entgegen. Meine Mission: die Zerstörung der Gastanks. Für einen
lateinamerikanischen Geheimagenten ein Kinderspiel. Krachend
durchbreche ich die Schranke, springe dann aus dem fahrenden Auto und
werfe zur Begrüßung zwei Handgranaten gen sogleich anstürmende
Soldaten. Heimliches Vorgehen? Stealth Action?
Falscher Film.
Die Angreifer werden durch die
Detonationen zurückgeschleudert. Während Alarmsirenen heulend meine
Ankunft beschallen, stürmen mir weitere übel gelaunte Soldaten
entgegen. Ich zücke meine aufgepimpten MPs und halte mit Dauerfeuer
dagegen. Hatte ich erwähnt, dass ich in jeder Hand lässig eine halte?
Sollte ich nicht lieber in Deckung gehen? Falscher Film!
Die Verstärkung rückt mit schwerem
Gerät an: Panzer! Schnell schwinge ich meinen Greifhaken und ziehe
mich auf eine Militärbaracke in Sicherheit. Die dann von mir
beschossene, explosive Umgebung in Form von Benzinfässern macht
Bekanntschaft mit dem Panzer. Wumms, der Subwoofer meiner Anlage
freut sich. Während der Panzer in einer satten, grafisch schönen
Explosion zerfetzt, höre ich das Rattern eines Helikopters. Panisch
suche ich den Himmel ab, während mir Raketen um die Ohren fliegen.
Mein Greifhaken erfasst den Heli. Ich ziehe mich hoch, erledige den
Piloten und setze mich selbst hinter den Steuerknüppel! Ready to
Rumble! Die Gatling und der Raketenwerfer meines Helis lassen unter
krachenden Explosionen die ganze Basis einstürzen. Mission erfüllt!
Michael Bay trifft die 80iger Die ganze Zeit, während Just Cause 2 in
meiner PS3 rotierte, musste ich mit fettem Grinsen an die Actionserien
der 80er denken. Wer es modern mag, denkt an Michael Bay. Völlig
Übertrieben, Explosionen ohne Ende, waghalsige Stunts und stumpfes
Ballern im Dauerfeuer. Ihr braucht nicht mehr? Ihr werdet Just Cause
2 lieben! Hatte ich eigentlich die Explosionen schon erwähnt? Ja?
Nun das Wort wird wohl oder übel noch öfters fallen. Doch alles der
Reihe nach.
Traumurlaub Zuerst einmal ist Just Cause 2 eine - in
Zahlen - über 1000 Quadratkilometer große, fiktive Inselwelt namens
Panau. Kein Open World-Spiel reicht an diese gigantische Dimensionen
auch nur ansatzweise heran. Dabei ist jeder auch noch winzig kleine
Fleck besuchbar. Und das freut vor allem das Auge! Denn Just Cause 2
ist das Neuseeland der Spiele. Sandstrände und tropische Wälder,
schneebedeckte Berghänge, grüne Wiesen und kahle Wild-West-Steppen,
treffen hier in atemberaubender Weitsicht aufeinander. Dazu gesellt
sich ein dynamisches Wetter- und Wolkensystem sowie ein
stimmungsvoller Tag-/Nachtwechsel, der eins ums andere Mal malerische
Momente der Marke Urlaubskatalog zaubert. Hier wird klar, neben der
Action ist dieses riesige Paradies eindeutig der Star des Spiels.
Ich verliere mich Das Dilemma, man ist nicht zum
Vergnügen dort! Der regierende Diktator will gestürzt und der dort
jetzt lebende, frühere Mentor von Rico Rodriguez muss getötet
werden. Spätestens wenn sich drei weitere Fraktionen, denen man sich
anschließen kann, einmischen, ist der explosive Cocktail vorhanden,
der einem unzählige Stunden voller Action schenkt.
Allerdings verschenken an diesem Punkt
die Entwickler von Avalanche einiges! Denn mal ehrlich, eigentlich
bietet sich diese Szenario doch für fesselnde Missionen im GTA4-Stil en masse geradezu an.
Doch einen roten Faden sucht man bis auf die gelegentlichen
"Agency-Missionen“ vergeblich. So groß wie die Inselwelt, so
offen die Missionsstruktur. Reihenfolge? Zusammenhänge? Fehlanzeige.
Man macht das, worauf man gerade Lust hat. Das Problem ist, dass man vor
lauter Nebenaufträgen, sammelbaren Verbesserungen und den überall
vorhanden, einnehmbaren Militär- und Dorfanlagen vom Hundertstel ins Tausendstel gerät. Wer sein Spiel nicht selbst strukturiert, verliert
sich zu schnell in Nebensächlichkeiten.
BÄÄÄM! Die Nebensächlichkeiten sind auf der
anderen Seite fürs Vorwärtskommen unabdingbar. Neben den harten
Dollars, die man durch Missionen und das Einnehmen von
unterschiedlichen Örtlichkeiten erhält, macht man die größten
Fortschritte im Spiel durch eine andere Währung: Chaos! Also wird
auf alles geballert, was entfernt explodieren könnte. Tankstellen,
Fässer, Autos, Satellitenanlagen, Funktürme, Silos, ja selbst
Wasserspeicher müssen dran glauben. So vergeht, wenn man es drauf
anlegt, keine Sekunde, in der nicht irgendwas explodiert. Durch
verursachtes Chaos schwindet nämlich der Einfluss des Diktators, man
selbst erhält neben zusätzlichen Dollars so auch neue
Nebenmissionen wie auch die storylastigeren Agency-Missionen. Der
Zweck heiligt eben die Mittel - wenn diese dann noch so satt aussehen
und schön rumsen, bitte!
Mehr ist nicht immer besser... Leider gleichen sich viele Missionen.
Oft muss man gewisse Infos einholen, Ziele zerstören, Personen
töten oder eben Stützpunkte erobern. Aufgrund der Anzahl und den
Nebentätigkeiten kann man zwar locker mit über 60 Spielstunden
rechnen, nur fehlt es eben an Abwechslung. Vor allem zeigt Just Cause
2 in stellenweise adrenalingeladenen Aufträgen eigentlich, dass es
auch anders gehen könnte. Am Ende sind viele Missionen, ja
eigentlich die Insel selbst, nur reiner Selbstzweck zur Inszenierung
für das Verbreiten von Chaos.
Der Makler Überall in der Welt sind aufsammelbare
Kisten versteckt, die - neben der Erhöhung der eigenen Gesundheit
- beim Schwarzmarkthändler gegen Waffenupgrades oder
Fahrzeugmodifikationen eingetauscht werden können. Da die
Verbesserungen im Spiel merklich zu spüren sind, hält man überall
in der Welt die Augen offen, und entwickelt eine motivierende
Sammelsucht. Neben der Ausrüstung kann einen der Schwarzmarkthändler
per Helikopter überall auf der Karte absetzen, wo man vorher selbst
schon einmal war.
Schweizer Taschenmesser Universal einsetzbar, Lebensretter und
Auslöser für skurrile Situationen, darf ich vorstellen, der
Greifhaken! Man kann praktisch alles und jeden damit packen. Die
Reichweite ist dabei stellenweise erschreckend weit und so lässt
sich hier allerhand experimentieren. Gegner an vorbeifahrende Autos
pinnen, oder gar an die in die Luft abhebende Gasflasche? Kein
Problem! Sich selbst 80 Meter eine Hauswand hochziehen? Gerne! Andere
herunterziehen? Noch lieber. Man kann damit auch Helis kapern oder
sich an fahrende Wagen hängen. Gerade im Zusammenhang mit dem
Fallschirm mutiert Rico Rodriguez zu einem regelrechten Stuntman.
Allerdings gilt hier das gleiche Problem wie schon bei der
Missionsstruktur. Man muss selten, meistens kann man. So ist man auch
hier wieder für Selbstbespaßung zuständig. Schade, denn mit dem
Greifhaken hätte sich so manches Rätsel oder zusätzliche
Missionswürze realisieren lassen.
Knapp vorbei Letztendlich muss sich Just Cause 2 den
großen Vertretern aus dem Open World-Genre wie GTA4 oder inFamous
geschlagen geben. Neben dem schon beschrieben Problem des fehlenden
roten Fadens, sind zwei weitere Faktoren vorhanden, die den Spielspaß
bremsen. Zum einen ist dies die KI. Man fragt sich öfters, ob es denn
überhaupt eine gibt. Meist ist es nur die Übermacht an Gegnern, die
einen zu Vorsicht zwingt. Aber selbst hier fühlt man sich
stellenweise wie Mr. Unbesiegbar. Frust kommt so zwar nicht auf, aber
es fehlt auch einfach an Spannung. Das zweite ist technischer
Natur. Die deutsche noch etwas schlechter, ist aber auch die
englische Synchronisation nicht die Beste. Allgemein ist der Sound
des Spiels bis auf die satten Explosionen leider zu vernachlässigen.
Fazit:
Ihr liebt die 80er vor allem wegen
der Actionserien? Ihr habt zu Hause die kompletten Staffeln vom
A-Team? Dann fackelt nicht lange und kauft euch Just Cause 2! Im
positiven Sinne extrem stumpfe Action, übertriebene Stunts und vor
allem Explosionen im Sekundentakt freuen Auge und Ohr gleichermaßen.
Vor allem wenn man sich in einer riesigen Open World selbst
beschäftigen kann und keinen allzu roten Faden braucht, ist Just
Cause 2 ein Actionspektakel der Extraklasse. Für andere bleibt es
aufgrund „des zu wenig an die Hand nehmen“, der schwachen Story
und den immer gleichen Abläufen aber immer noch ein guter
Zeitvertreib für die eine oder andere bleihaltige Stunde. Denn ein
wahrer Action-Fan zieht doch Explosionen einer guten Story vor –
oder?! Ich bin dann mal Chaos stiften...
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