Miami Vice
Entwickler:
Koch Media
Publisher:
Koch Media
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
30 €
Systeme:
PC, PlayStation 2, Xbox
Testsystem:
Windows XP, Pentium IV @ 3,06 GHz, 512 MB DDR RAM, GeForce FX 5600
Anforderungen:
Windows 98/2000/ME/XP, Pentium III @ 800 MHz, 256 MB RAM, 3D-Karte 32 MB (ATI 8500, GeFOrce 3), CD-ROM 8x
Inhalt:
Retro ist lustig, Retro ist cool. Wir hatten die unterschiedlichsten Shows und Events zum Thema 80er, mit denen man das typische Flair dieser Zeit noch einmal aufleben lassen wollte Aber was ist eigentlich typisch für die Eighties? Guckt Miami Vice und ihr wisst es! Wenn es etwas gibt, das die Eigenarten dieses Jahrzehnts verkörpert, dann ist es diese Kultserie.
Nachdem uns nun von anderer Seite, nämlich durch Rockstar Games und deren Hit GTA Vice City, 80er-Flair satt beschert wurde, gibt sich nun Davilex die Ehre und kommt mit einem offiziellen Miami Vice-Spiel daher. Und was heißt das für uns? Richtig. Scharfe Bräute, coole Autos, Sonnebrille, weiße Hosen, rosa Shirts, Alk und jede Menge Drogen.
Die Story stammt von einer der vielen TV-Folgen und beschäftigt sich, wie fast immer, mit einem Drogenkartell. Die zwei schnieken Bullen Sonny Crocket und Ricardo Tubbs unterwandern die Organisation des senilen Manuel Ortega. Der hat einige Problemchen, denn ein paar fiese Kolumbianer machen ihm ernsthaft Konkurrenz. Tubbs und Crocket sind Undercover unterwegs, um einen Deal mit Ortega abzuschließen und den schwer zu erwischenden Babbsack endlich zu fassen. Doch natürlich kommt wie immer etwas dazwischen und die beiden Jungs sitzen in der Scheiße. Sie finden sich mitten in einem Drogenkrieg zwischen zwei mächtigen Banden wieder. Und obendrein haben sie noch Ortegas Tochter, die scheinbar von den Geschäften ihres Daddys nichts weiß, am Hals (da hätt’ ich sie auch gern…). Na das kann ja heiter werden…
Meinung:
Die zwei Sunnyboys sind niemals allein Wo der eine ist, ist auch der andere. Klar, dass ihr in dem Spiel in beide Rollen schlüpft, um die Verbrecher kalt zu stellen. Ganz wie in der Serie haben die beiden auch hier ihre ganz besonderen Eigenschaften. Das Blondchen Crockett ist wieselflink, leise und kann sehr gut springen, ist also eine Sportskanone. Allerdings steht er auf die Weicheiknarren. Aber ein Krokodil aus Haustier haben…
Tubbs, der Weiberheld, ist der Mann fürs Grobe. Er bewegt sich langsam und laut, ist also das komplette Gegenstück zu Crockett. Allerdings steckt er wesentlich mehr Treffer weg, hat eine deutlich höhere Kondition und ist um einiges stärker als sein Partner. Er tritt Türen auf, wenn sich kein Schlüssel findet und hat zudem großen Gefallen an mächtigen Wummen wie Shotguns und Maschinengewehren. Aber das alles kommt einem doch irgendwie bekannt vor, oder? Mal überlegen. Zwei Charas, jeder mit Spezialfähigkeiten, der eine stark, der andere schwach, der eine grob, der andere clever, Wechsel mitten im Spiel möglich…
Resident Evil Zero?! Klingt doch sehr verdächtig danach, findet ihr nicht?. Jedenfalls sind Aufmachung und Steuerung nichts weltbewegend Neues. Einzig und allein die Ballerei und der fehlende Horrorfaktor geben Miami Vice, was das Gameplay betrifft, einen eigenen Touch. Und der ist recht eintönig. Kisten hochklettern, Schlüssel suchen, Gegner abballern und eventuell auch mal einfach nur festnehmen. Was soll einen denn da vom Hocker reißen? Wie in RE Zero gibt’s einen Knopf fürs anlegen der Waffe, erst dann könnt ihr feuern. Man sucht Deckung und ballert, was das Zeug hält. Alle anderen Dinge wie das Nachladen oder das Aktivieren eines Schalters werden mit der Aktionstaste ausgeführt. Die Steuerung gelingt am besten mit einem Gamepad. Mit Tastatur und Maus gestaltet sich das ganze sehr haarig, häufig drückt man in der Hektik den falschen Knopf und die geplante Aktion ist dahin. Die miese Kameraführung ist da leider keine Hilfe.
Fehlende Balance Da sich die Gegner hinter Kisten verstecken, ihr dies ebenfalls tun könnt, kann sich auf hohen Schwierigkeitsstufen eine Schießerei stellenweise minutenlang hinziehen, was mitunter ganz lustig sein kann, bei der Größe der Levels und der Vielzahl an Gegnern aber auch des öfteren nervt. Auch wenn sich die Gesundheit ständig wieder auflädt, ist man dank der hakeligen Steuerung ganz schnell im Reich der Toten, da man so schnell, wie auf einen eingeballert wird, gar keine Deckung finden kann. Das größte Manko ist die Zielhilfe, denn die trifft immer. Der Spieler wird also quasi zum Knopfdrücker degradiert. Einfach nur hirnlos… Die Levels sind übrigens linear, also nix mit Freestyle-Tour durch Miami und wildfremde Chics Angraben.
Spaßbremse Entweder haben die Jungs bei der Entwicklung einen an der Ratsche gehabt oder sie sind vergesslich gewesen. Wie auch immer, was hier abgeliefert wurde, ist nicht nur peinlich, sondern auch extrem frustfördernd. Speichern kann man nur nach Beendigung eines Levels. Kein Quicksave, kein Speichern mittendrin, nicht mal Checkpoints! Kratz ihr eine Hunderstelsekunde vor Beendigung einer Mission ab, dürfte ihr noch mal von vorne ran. In welchem Jahrhundert leben wir noch gleich?
Große Klappe, nichts dahinter Das Repertoire der beiden Helden ist doch recht spärlich ausgefallen, was die Äußerungen während des Spiels anbelangt. Ständig kommen dieselben Sprüche. Das nervt! Da helfen auch die Originalstimmen nicht viel. Der Musik ist recht eintönig, lediglich die alten Kammellen aus der Serie überzeugen, der Rest ist Kinderkacke. Die übrigen Soundeffekte gehen in Ordnung, wirken recht authentisch, sind aber in der Anzahl knapp bemessen.
Glanzlos Ganz ehrlich, Kinners. Der Glanzlook der 80er sieht anders aus. Schaut euch die Kerle an, die Vice City gemacht haben. Die haben’s drauf, die Jungs von Davilex nicht. Warum? Ich werd’s euch erzählen. Die PS2-Version von Vice City ist zwei Jahre alt und sieht immer noch besser aus als Miami Vice für den PC! Es fehlt einfach an Umgebungsdetails und Objekte wirken, als wären sie herzlos einfach mitten in die Levels gepflastert worden. Kisten stehen komischerweise immer geordnet auf einander, die Areale sind immer gleich strukturiert und obendrein starr und leblos. Nette Effekte fehlen völlig. Wir befinden uns in einer gestaltungstechnischen Öde. Aber das ist ja noch harmlos im Vergleich zu den anderen Kritikpunkten, die noch folgen. Da wären beispielsweise die verhunzten Bewegungen, die sehr abgehackt wirken. Fließende Überhänge sucht man vergebens. Und was echt komisch ist, sind die Sterbeanimationen der Gegner, die im Großen und Ganzen einfach nur billig ausgefallen sind. Das ein oder andere Gebäude ist ja ganz hübsch und die Hauptcharaktere sehen auch ganz ordentlich aus, aber damit kann man doch heute, im Zeitalter von Half Life 2 und Doom 3, niemanden mehr beeindrucken!
Fazit:
Es ist schon komisch, dass ein Game wie GTA Vice City ohne passende Lizenz mehr Miami Vice-Feeling bietet als das offizielle Spiel zur Serie selbst. Traurig, aber wahr. Ödes Gameplay, unspektakuläre Grafik, blöde Steuerung und mittelmäßiger Sound lassen einem hier einen kalten Schauder über den Rücken laufen. Fans können sich das ja mal reinpfeifen. Dem Rest empfehle ich, das gute alte Vice City noch mal rauszukramen. Da konnte man wenigstens fette Mucke und coole Autos genießen. Von Miami Vice sollte man allerdings die Finger weglassen. Schade um das schöne Geld. Gebt es lieber für die DVD-Collection aus.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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