Driv3r
Entwickler:
Ubisoft Reflections
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
49 €
Systeme:
PC, PlayStation 2, Xbox
Meinung:
Videospiele polarisieren. Auf wenige Titel der letzten Zeit traf dieser
Satz so sehr zu, wie auf Driv3r. Schon im Vorfeld hat Atari alles daran
gesetzt den Titel ordentlich zu hypen: ein aufwendiger, von Ridley
Scott produzierter Kurzfilm wurde gedreht, zahlreiche (geschönte)
Screenshots wurden herausgegeben. Zusammen mit der Versprechung drei
internationale Städte als Schauplatz zu bieten und die Tatsache, dass
Protagonist Tanner nun á la Grand Theft Auto die Gegenden auch per
pedes beschreiten kann, sorgten für die nötige Vorfreude bei Fans. Nun
ist Driv3r erschienen und wir verraten euch, ob sich das Warten gelohnt
hat.
Story Keine Pause für Tanner. Der Undercover
Cop wird im dritten Teil der Driver Serie in die Autoschieberbande rund
um Gangsterbraut Calita eingeschleust. Diese plant in Tanners
Heimatstadt Miami ein Ding im ganz großen Stil zu drehen: 40 gestohlene
Luxusschlitten sollen innerhalb der nächsten Tage nach Übersee
verschifft werden. Also schnappt sich Tanner den aktuellen Fahrer der
Truppe und "überredet" ihn, seinen Job kurzerhand an ihn abzutreten.
Ein kurzes Vorstellungsgespräch und schon seid ihr dafür verantwortlich
die letzten paar Wagen zu beschaffen.
Gameplay Im Undercover Modus durchlebt ihr in
insgesamt 25 Missionen die Geschichte um Tanner. Jede Mission wird mit
einer schicken Rendersequenz eingleitet, danach geht es in Spielgrafik
weiter. Das Intro, sowie die Sequenzen können sich wirklich sehen
lassen. Sehr schön animierte Charaktere samt filmreifer Inszenierung
lassen richtige Kinoatmosphäre aufkommen.
Sobald ihr in Miami unterwegs seid, wird alten Driver Fans
eines sofort auffallen. Tanner kann nun die Fahrzeuge verlassen und die
Stadt frei erkunden. Dieses Feature hat auch Einfluss auf die
Missionen, ca. ein drittel des Spiels werdet ihr zu Fuß erleben. Die
verschiedenen Missionen sind sehr abwechslungsreich gestaltet: im einem
der ersten Einsätze müsst ihr beispielsweise einigen Kollegen in einem
Streifenwagen zum Tatort folgen. Dort angekommen macht ihr euch auf
Schusters Rappen auf in das Versteck der Verbrecher und macht sie
unterwegs unschädlich. Leider entkommt der Boss in einem geparkten
Fluchtwagen. Auch ihr schnappt euch die nächstbeste Karre und nehmt die
Verfolgung auf. Da ihr im dritten Driver nicht nur mit Autos, sondern
auch auf Motorrädern und Booten unterwegs seid, erledigt ihr einige
Aufträge auf dem Wasser. So müsst ihr in einer Mission per Schnellboot
Sprengstoff aus einigen Stelzenhäusern besorgen, um damit die Yacht
eines Feindes in die Luft zu jagen.
Den Hauptteil des Spiels machen allerdings die beliebten
Verfolgungsjagden aus. Und in diesem Punkt kann Driv3r voll überzeugen.
Das aufwendige Schadensmodell gepaart mit dem realistischen Handling
und der komplexen Physik Engine erweisen sich als Fahrspaß pur.
Aktiviert man während der Fahrt die sogenannte "Thrill-Cam", wird
(solange ihr den Knopf gedrückt haltet) in eine cineastische
Außenperspektive samt Zeitlupe und Motion-Blurr gewechselt. Wenn man
dazu noch mit einem PS-starken V8 Boliden Stoßstange an Stoßstange mit
dem Gegner durch dicht befahrene Straßenschluchten brettert, kommt
mächtig Stimmung auf. Vorrausgesetzt natürlich man beherrscht sein
Gefährt und bleibt nicht am Gegenverkehr oder einer der vielen
Straßenlaternen hängen. Letztere stellen in Driv3r ein großes Ärgernis
dar. Wenn man mit Schrittgeschwindigkeit gegen selbige donnert wundert
es keinen, wenn der fahrbare Untersatz plötzlich stehen bleibt. Da man
aber auch mit Geschwindigkeiten von 100 km/h und mehr von ihnen
abprallt wie ein Flummi oder in ihnen stecken bleibt, kann man sich
schon mal darauf einstellen eine Mission öfter als einmal zu probieren,
bis einem die perfekte Runde gelingt. Das kann schon einige Nerven
kosten.
Daneben fallen auch zahlreiche Bugs negativ auf. So kann es schon mal
vorkommen, dass Tanner während eines Sprints einfach im Boden versinkt.
Auch das Wechseln des fahrbaren Untersatzes ist nicht immer leicht.
Teilweise braucht man mehrere Versuche, bis Tanner endlich in ein
Fahrzeug einsteigt. Überhaupt sind die Fußmärsche ziemlich misslungen.
Eine hakelige Steuerung und ein ungenaues Zielsystem fallen deutlich
gegenüber der grandiosen Fahrzeugsteuerung ab. Man merkt deutlich, dass
das Fortbewegen per pedes nur halbherzig implementiert wurde. Wer sich
die Sachen ein wenig erleichtern will, sollte die geringe KI der Gegner
ausnutzen. Diese sehen euch zwar auch auf große Entfernung, schießen
von dort allerdings miserabel und machen auch keine Anstalten, sich
euch zu nähern. Also einfach eine großkalibrige Waffe auspacken und die
Feinde aus der Distanz erledigen.
Neben dem Undercover Modus stehen euch noch diverse
Fahraufgaben und der "Take A Ride" Modus zur Verfügung. In letzterem
habt ihr die Möglichkeit die drei Städte frei von Zeitdruck zu
erkunden. In jeder der drei Städte sind jeweils 3 Spezialwagen, sowie
10 Personen versteckt. Findet ihr alle 10, winken spaßige Extras. Auch
diverse Sprungschanzen und Rampen warten darauf, besonders spektakulär
befahren zu werden.
Nachwuchsregisseure sollten einen genaueren Blick auf den Replay Modus
werfen. Pausiert ihr das laufende Spiel, habt ihr die Möglichkeit die
bisher geschehenen Ereignisse abzuspeichern und später filmisch
nachzubearbeiten. Kameraart, Position, Schnitt, Laufgeschwindigkeit,
usw. unterliegen hier eurer Kontrolle. Mit ein wenig Einarbeitungszeit
kreiert ihr so abgefahrene Kurzfilme. Teilweise ertappt man sich dabei
in diesem Modus mehr Zeit mit dem Spiel zu verbringen, als dem Story
Modus. Besitzer eines Xbox Live Abos können ihre Replays auch online
stellen und mit anderen tauschen.
Grafik Wie schon das Gameplay so ist auch die
Grafik von Driv3r ein zweischneidiges Schwert. Auf der Haben Seite sind
die aufwendige Beleuchtung, die detailliert modellierten Autos und die
phantastische Physik-Engine zu verbuchen. Sie sorgt nicht nur für
exzellentes Handling der Fahrzeuge, sondern sorgt auch dafür, dass
selbige bei Unfällen oder Explosionen realistisch durch die Luft
gewirbelt werden. Eine saftige Massenkarambolage, mit dem Replay Editor
filmgerecht geschnitten ist schon ein echter Augenschmaus.
Leider trüben einige technische Mängel den grafischen Gesamteindruck
und lassen das Spiel unfertig erscheinen. Neben teilweise sehr starken
Rucklern muss der Spieler vor allem mit den nervigen Pop Ups leben. Das
späte, bis sehr späte Aufpoppen von Fahrzeugen, Randbebauung und ganzen
Häuserketten ist teilweise so massiv, dass es auch schon mal die eine
oder andere Verfolgungsjagd vorzeitig beenden kann. Wenn der Wagen
plötzlich unvermittelt zurückgeschleudert wird und einem klar wird,
dass dies eine zu spät gezeichnete Straßenlaterne war, steigt der
Frustfaktor in ungeahnte Höhen.
Vergleich Xbox - PS2 Solltet ihr im Besitz von
PS2 und Xbox sein, ist die Fassung für Microsofts Konsole in jedem Fall
vorzuziehen. Nicht nur das Beleuchtungssystem ist auf der Xbox
aufwendiger, auch die Auflösung und Schärfe der Texturen ist um einiges
höher. Wo man auf der Xbox in einem Schaufenster einzelne Gegenstände
wie Kofferradio oder Plattenspieler ausmachen kann, ist auf der PS2 von
selbiger Textur nur ein Pixelbrei mit schemenhaften Konturen geblieben.
Hinzu kommt auf der Sony Maschine noch das typische Kantenflimmern.
Zwar ruckelt die PS2 Version deswegen etwas weniger, aber auch hier
sind merkliche Slowdowns vorhanden.
Fazit:
Obwohl die Jungs von Reflections mit dem "zu Fuß" Feature und der frei
begehbaren Stadt sichtbar versucht haben, einen GTA Killer
hervorzubringen bleibt Driv3r einfach Driver. Wie schon bei den
Vorgängern punktet auch Teil drei vor allem bei den sehr gut
simulierten Fahrzeugen und den damit verbundenen Verfolgungsjagden.
Letztere sind zum Großteil derart spannend und geschickt inszeniert,
dass man über einige Mängel in anderen Bereichen des Spiels hinwegsehen
kann.
Für viele der 25 Missionen sollte man aber eine gehörige Portion Geduld
mitbringen. Da man den Gegner in einer Verfolgung nie aus den Augen
verlieren darf, kann schon ein winziger Fahrfehler oder ungünstiger
"Zivilverkehr" das Aus bedeuten. Dass die Nummer der Neustarts in
späteren Missionen auch dreistellige Bereiche erreichen kann, sollte
einem klar sein.
Das Geruckel und die Pop Ups sind zwar lästig, stören den allgemeinen
optischen Eindruck aber nicht extrem. Keine Entschuldigung gibt es
allerdings für die grottenschlechte deutsche Vertonung. Trotz der
genannten Defizite ist Driv3r wirklich schön anzusehen. In einer
lauschigen Sommernacht gemütlich im Freeride Modus durch Istanbul zu
cruisen macht schon einiges her. Kaum sitzt einem kein Zeitlimit im
Nacken, ist auch das Erkunden der Stadt zu Fuß nicht mehr so nervig.
Mir hat der dritte Teil der Driver Serie insgesamt viel Spaß gemacht,
allerdings kann ich für den Titel keine allgemeine Kaufempfehlung
aussprechen. Die optischen, sowie spielerischen Mängel wiegen teilweise
schwer und lassen einen daran zweifeln, ob das hohe Budget auch richtig
eingesetzt wurde. Spieler, die sich auf den Titel einlassen möchten und
über die besprochenen Defizite hinwegsehen können, werden sicherlich
einen Heidenspaß mit Driv3r haben.
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Autor der Besprechung:
Oliver Drell
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