Eine nachvollziehbare
Story?Die erste, schwere Aufgabe beginnt in
Code Vein schon vor Spielbeginn. Ein
umfangreicher Charaktereditor lädt zum Gestalten seiner Spielfigur im Animestil
ein. Das Tutorial im Anschluss bietet einen guten Eindruck über Kampfsystem,
Ausrüstung, die wechselbaren Klassen und die Spielmechanik insgesamt. Danach
geht’s ab in die richtige Spielwelt. Ganz klassisch hat unser Held offenbar
einen Gedächtnisverlust erlitten. Man erwacht in einer, aufgrund einer
Katastrophe zerstörten, Stadt. Erst nach und nach wird die aktuelle Lage der Welt
erklärt. Parasiten verbreiten eine Seuche und erwecken Verstorbene wieder als
sogenannte Wiedergänger. Auch unser Held wurde von der Seuche befallen. Um
nicht zu einem verrückt gewordenen, zombiähnlichen „Verlorenen“ zu werden, sind
die Wiedergänger permanent abhängig von Blut. Der Haken an der Sache: Blut
existiert nur in Form wertvoller Blutperlen und diese sind rar gesät, denn die
Blutquellen vertrocknen.
Während ein roter Nebel namens Miasma die zerstörte Region umringt, kämpfen die
Wiedergänger im Inneren um die verbleibenden Blutperlen. Da man natürlich einen
„besonderen“ Charakter verkörpert, ist man in der Lage, diesen Nebel
zurückzudrängen. So liegt die Hoffnung beim Protagonisten, den Nebel zu
verdrängen und die Ursprungsquelle der Blutquellen zu finden.
Endlich keine fixe
Rollenzuteilung mehr
Eine fix wählbare Klasse gibt es in Code Vein nicht. Vielmehr werden die
Kampfstile durch sogenannte Blutcodes definiert. Individuelles Hochleveln von
Statuswerten ist dafür nicht notwendig. Selbstverständlich kann der Charakter
in seinen Stufen aufsteigen, doch dabei werden die grundsätzlichen Werte wie
Gesundheit und Ausdauer verbessert. Während man sich in vielen anderen Spielen,
so auch Dark Souls, für einen Charakterbuild entscheiden muss, bleibt einem die
Wahl in diesem Action-RPG erspart. Blutcodes findet man im Spielverlauf immer
mehr, dadurch werden die üblichen Klassen wie
Nah-, Fernkämpfer und Zauberer freigeschaltet. Jederzeit kann die Rolle nach
Lust und Laune gewechselt werden und bietet daher eine hervorragende
Anpassungsmöglichkeit je nach Gegnertyp bzw. Spielertyp. So bleibt man stets
flexibel und erreicht nie den Punkt, an dem man enttäuscht feststellt, den
Fokus auf falsche Charakterwerte gesetzt zu haben. Außerdem ist jeder Blutcode
an eine bestimmte Palette von aktiven und passiven Fähigkeiten geknüpft. Wird
ein Talent gemeistert, steht es auch bei anderen Blutcodes zur Verfügung.
Zwingend notwendig ist eine Umskillung deshalb noch lange nicht. Wer auf Nahkampf
steht, kann sich auch durch das gesamte Spiel mit diesem Stil schnetzeln.
Wie fordernd ist nun
das Kampfsystem?
Code
Vein ist kein einfaches Spiel. Die Gegner werden klassisch
fokussiert, ihre Angriffsmuster beobachtet und im richtigen Moment wird zum
Gegenschlag ausgeholt. Wer die eine oder andere Stunde Spielzeit in Dark Souls
& Co. verbracht hat, wird durchaus schnell im Spiel vorankommen. Die
Bosskämpfe sind zwar kein Kindergeburtstag, ein Frustniveau wie beispielsweise
ein Sekiro erreichen die Gefechte aber nicht. Das ist im Grunde eine angenehm
fordernde, aber niemals extrem frustrierende Angelegenheit. Wer sich die Sache
enorm erleichtern will, nutzt am besten das Begleitersystem zu seinem Vorteil. Hat
man eine KI als Mitstreiter, erscheint praktisch jeder Kampf deutlich einfacher.
Hat der Gegner erstmal den Begleiter im Fokus, kann man die Situation aus der
Entfernung beobachten und schließlich ordentlich auf das Monster kloppen.
Dieser Spielstil entschärft die Brutalität und den Adrenalinkick von Bosskämpfen
enorm.
Bei den Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten wird in Code Vein eine enorme Vielfalt geboten. Je nach angewandtem
Blutcode gibt’s eine ordentliche Palette an Fähigkeiten. Ihr Einsatz verbraucht
die Ressource „Ichor“ und ist gleichzeitig mit einer Abklingzeit behaftet. Standardangriffe
mit der Waffe in einer leichten und schweren Variante gibt’s natürlich auch.
Parieren, Blocken und Ausweichen gehören zum Defensivverhalten. Ob Angriff oder
Verteidigung, jedes Manöver erfordert Timing und Übung, um effizient genutzt zu
werden. Apropos Waffen: Die sind im Spiel enorm pompös dargestellt. Gerade
Nahkämpfern stehen riesige Hämmer, Äxte und Schwerter zur Verfügung. Allesamt
überdimensional groß im Verhältnis zum Spielcharakter, aber extrem cool! Jede
Waffe skaliert mit den Statuswerten wie Stärke, Geschick, etc. und kann auch im
NPC-Lager verbessert werden. Die Statuswerte wiederum werden durch den Blutcode
definiert. Zum Verbessern von Waffen, wie auch für den Levelaufstieg, ist die
Allroundressource „Dunst“ notwendig. Der wird von besiegten Feinden
eingesammelt und ist beim Ableben auch wieder weg. Schafft man den Weg zur
Todesstelle im nächsten Versuch, gibt’s Dunst wieder retour. Soweit eigentlich
aus vielen anderen Spielen bekannt.
Code
Vein bietet allerdings noch eine zusätzliche Sicherheitsvariante. Im Lager
gibt es die Möglichkeit, ein heißes Bad zu nehmen und dadurch die Hälfte des
zuletzt verlorenen Dunstes zurückzubekommen. So entgeht man zwar dem Risiko des
Totalverlusts, doch die restlichen 50% sind garantiert weg.
Spielwelt, Gegner-
und Charakterdesign – Ganz schön japanisch!
Die Anime-Optik ist sicherlich nicht für jeden
Spieler. Die Umsetzung in Code Vein
ist durchaus hübsch anzusehen und aufgrund des verwendeten Stils, kann man über
die nicht ganz perfekte Grafik absolut hinwegsehen. Die Spielwelt macht einen
sehr düsteren und gefährlichen Eindruck und strahlt eine tolle Atmosphäre aus. Durch
eine Karte wird die Orientierung enorm erleichtert und bereits betretene Wege
sind sofort erkennbar. Außerdem gibt’s für Lauffaule auch ein
Schnellreisesystem. Die „Mistel-Büsche“ im Spiel haben dieselbe
Funktion, wie beispielsweise die Lagerfeuer aus Dark Souls. Ein sicherer Speicherort zum Regenerieren und gleichzeitig ein Schnellreisepunkt.
Items, Abkürzungen, aber auch versteckte Gegner und Fallen warten ebenso
darauf, entdeckt zu werden. Die Spielwelt ist zwar groß und hat einiges zu
bieten, doch mit der Weitläufigkeit von Souls-Spielen ist sie nicht
vergleichbar.
Die Gegnerauswahl mit den „Verlorenen“ und auch die Bosse passen durch ihr
Design hervorragend zum Endzeit-Vampir-Szenario und vermitteln einen furchterregenden
und bedrohlichen Eindruck. Die Darstellung des Spielercharakters, NPCs und
speziell der weiblichen Charaktere sind extrem überzeichnet. Getreu dem
japanischen Stil wurden Damen extrem knapp bekleidet und aufreizend in Szene
gesetzt. Das mag zwar teilweise zum Anime-Look gehören, allerdings wirkt es in
dieser rauen, düsteren und gefährlichen Welt von Code Vein unpassend und unglaubwürdig.