Le Tour de France 2012
Entwickler:
Cyanide Studio
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
ab 45,99 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Letztes Jahr konnte man die Tour de France das erste Mal auch auf seiner Xbox 360 oder PS3 hautnah miterleben. Leider nur mit mäßigem Erfolg, denn trotz der durchaus realistischen Taktikspielchen sorgten eine durchwachsene Grafik und eine unkomfortable Steuerung dafür, dass nur wirklich eingefleischte Radsport-Fans Freude am Spiel fanden. Le Tour de France 2012 möchte es mit einigen Neuerungen und Änderungen besser machen. Ob dieses Vorhaben erfolgreich ist, oder genauso jäh endet wie die Siegeshoffnungen von Frank Schleck bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt, steht in diesem Test.
Meinung:
Wie bereits bei der Premiere der größten Landesrundfahrt der Welt auf den Konsolen, handelt es sich auch bei Le Tour de France 2012 um eine Radsport-Simulation, bei der man einen Fahrer eines vorher ausgewählten Teams durch die 21 Etappen der diesjährigen Tour de France führt. Natürlich muss man aber nicht die ganze Zeit über denselben Fahrer steuern. Vielmehr ist es möglich sich vor jeder Etappe einen Fahrer auszusuchen. So ist es also auch kein Problem, auf den ersten Flachetappen einen starken Sprinter zu manövrieren und später mit einem Bergspezialisten oder Klassementfahrer die Berge hochzuklettern. Dies ermöglicht natürlich sehr viele taktische Möglichkeiten.
Wem das noch nicht genug ist, kann die Taktikspielchen noch weiter treiben. Da die einzelnen Etappen nicht ganz gefahren werden, sondern immer nur bestimmte Teilstücke von ihnen (ansonsten würde eine Etappen alleine ja schon 5-6 Stunden in Anspruch nehmen – so ist es jeweils „nur“ eine gute Stunde), gibt es auch die Möglichkeit nach jedem dieser Teilstücke seinen Fahrer zu wechseln. Dies ermöglicht einem zum Beispiel mit einem nicht so starken Bergfahrer in einer schweren Bergetappe früh zu attackieren, später einen Bergspezialisten auszuwählen und den vorher ausgerissenen Fahrer für ein paar Kilometer als eine Art Helfer fungieren zu lassen. Wem das zu kompliziert ist, kann auch auf den Teamfunk zurückgreifen und darüber nicht nur die aktuelle Rennsituation samt Abstände erfahren, sondern auch seine Teamkollegen, die gerade von der KI gesteuert werden, ein paar taktische Vorgaben wie z.B. Angreifen, Windschatten geben oder Energie sparen, mit auf den Weg geben.
Ein Sprinter ist kein Bergfloh
Bei all den taktischen Möglichkeiten muss man aber eines bedenken: Jeder Fahrer hat bestimmte Fähigkeiten, die sich direkt auf seine drei Energieleisten auswirken. Wenn man mit einem Sprinter zu schnell die Berge hoch fährt, verringern sich seine Ausdauer-, Intensive Anstrengungs- und Langzeit-Anstrengungs-Balken sehr schnell, so dass er bis zum Ende der Etappe mit leeren Balken da steht und folgerichtig weit zurück fällt. Dasselbe kann einem aber auch mit einem Bergspezialisten passieren, wenn man ihn mit zu viel Energieaufwand die Berge hinauf klettern lässt. Man kann die Ausdauer und die beiden anderen Balken zwar diesmal erstmals mit Hilfe von Verpflegung wieder auffüllen, dennoch sollte man mit seiner Energie gut haushalten. Schließlich geht es ja auch nicht nur um eine Etappe, vielmehr wirken sich die Anstrengungen auf die gesamte Tour aus. Wer also um den Toursieg mitfahren möchte, muss die richtige Taktik und den idealen Einsatz wählen, ansonsten hat man nämlich keine Chance in Paris auf dem Podium zu stehen.
Endlich komfortabler fahren
Doch wie stellt man die richtige Energieintensität ein? Letztes Jahr war dies ein großes Problem. Man musste nämlich andauernd einen Knopf drücken um die Energie aufrecht zu erhalten. Dieses Mal wurde dies wesentlich komfortabler (wenn auch noch immer nicht perfekt) gelöst: Anstatt andauernd auf den Energieknopf zu drücken, muss man diesmal nur mit dem A- bzw. X-Button den gewünschten Einsatz festlegen. Wenn dies erledigt ist und der Energieaufwand beispielsweise bei 70 Prozent liegt, kann man den Knopf einfach gedrückt halten. Nun fährt der Fahrer die gesamte Zeit mit eben jenen 70% Einsatz. Wenn man das verringern oder erhöhen möchte, muss man den Knopf loslassen oder einfach noch ein paar Mal drücken. Perfekt ist diese Lösung zwar noch immer nicht, aber wenigstens hat man nicht das Gefühl das einem nach einer Etappe der Finger abfällt.
Ansonsten hat sich aber nicht sehr viel getan. So beschränkt sich die restliche Steuerungsarbeit, abgesehen von der neuen Verpflegungsmöglichkeit, auch dieses Jahr wieder darauf, den Fahrer auf der idealen Straßenseite fahren zu lassen, mit seinen Teamkollegen und dem Teamchef zu kommunizieren und auf steilen Abfahrten vor engen Kurven abzubremsen (außer man möchte es riskieren hinzufallen und wichtige Zeit liegen zu lassen). Zudem ist es möglich den Gang zu wechseln und so zwischen einem höheren und niedrigeren Kettenblatt hin und her zu wechseln.
Tour-Atmosphäre
An der Präsentation des Ganzen hat sich ebenfalls kaum etwas geändert. Doch das soll nichts Negatives heißen. Durch die Introvideos und die Infos des Kommentators, welche die kommende Etappe jeweils einleiten, entsteht eine wirklich gute Atmosphäre. Auf der Straße selber ist durch die vielen Fans, die auch gerne mal neben den Fahrern her laufen und mit Fahnen wedeln, ebenfalls eine gute Tour-Atmosphäre garantiert. Grafisch sieht es leider nicht ganz so rosig aus. Zwar sieht das Geschehen wahrlich nicht schlecht aus, an ihr Performance-Maximum bringt sie die Konsolen aber auch nicht.
Was wirklich negativ auffällt, sind die zahlreichen Popups, sowie so mancher Texturfehler der einem bei der einen oder anderen Kameraeinstellung ins Auge fällt. Vor allem, wenn man die Fahrer von vorne beobachtet, sieht man dünne schwarze Streifen, die sich über den Fahrer legen. Auf den Strecken selber ist dies zum Glück nicht zu beobachten. Wer die Tour gesehen hat, wird aber schnell feststellen, dass die Etappen im Spiel nur in ihrer Topografie mit denen der echten Tour identisch sind. Allerdings wäre es wohl auch zu viel Arbeit gewesen, sämtliche Etappen ganz genau ins Spiel zu bringen. Und so haben die Entwickler auch diesmal wieder darauf verzichtet die einzelnen Straßen und Dörfer genau nachzubauen und die Etappen stattdessen wieder wie mit einer Art Bausatz aus vorgefertigten Stücken nachgebaut.
Original sind hingegen die Teams und Fahrer, zumindest beinahe. Ein paar Teams wie z.B. das BMC Racing Team oder RadioShack-Nissan sind nämlich nicht original lizenziert worden und namentlich ein wenig verändert. Wer dennoch nicht auf die echten Namen verzichten will, kann sie im nagelneuen Editor ganz einfach selber bearbeiten und so auch BMC mit Evans oder RadioShack mit den Schleck-Brüdern und Jens Voigt an der Tour teilnehmen lassen.
Alleine oder zu zweit?
Zum Schluss noch ein kurzes Wort zum Multiplayermodus. Denn auch der ist in Le Tour de France 2012 vorhanden. Allerdings nicht in der Form, dass man plötzlich die gesamte Tour gegen etliche andere menschlichen Mitstreiter durchfahren muss. Stattdessen gibt es nur eine Art Duell gegen einen anderen Spieler. Was sich zunächst langweilig anhört, entpuppt sich schnell als sehr abwechslungsreich. Die Duelle werden nämlich in Rennszenarien gesteckt, die sich wiederum nach den gewählten Fahrern/Teams richten. Auf diese Weise entstehen nicht nur immer wieder verschiedene Szenarien, obendrein sind sie auch noch realistisch und ausgeglichen.
Fazit:
Viele Neuerungen und Verbesserungen gibt es in Le Tour de France 2012 nicht. Doch die wenigen, die vorgenommen wurden, zeigen Wirkung. Die Handhabung ist zwar immer noch nicht perfekt, aber wesentlich komfortabler als noch beim Konsolen-Erstling. Auch der neu integrierte Editor und die Möglichkeit seine Fahrer zu verpflegen, sorgen für mehr Realismus. All dies ändert zwar nichts daran, dass nach wie vor wohl nur Radsport-Fans zugreifen werden, jedoch haben die sicher wesentlich mehr Freude am Spiel als noch vor einem Jahr.
| |
Autor der Besprechung:
Stefan.Heppert
|