Venetica
Entwickler:
Deck13
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Umsetzungen von deutschen PC-Spielen dauern auf den Konsolen gerade im RPG-Bereich oftmals etwas länger, wenn man nicht gerade eine Fremdfirma damit beauftragt, einen schnellen Port zu machen. Das kann dann natürlich ordentlich in die Hose gehen, wie z.B. bei Risen, das von Wizarbox ganz schön in den Sand gesetzt wurde. Bei vielen anderen Spielen hat es die Umsetzung aber funktioniert, und nun wollen uns Deck 13, dtp und ja, auch Wizarbox zeigen, dass das deutsche Rollenspiel Venetica auch auf der PS3 gut spielbar ist.
Meinung:
Risen erschien damals zeitgleich mit der PC-Version, hier hat man sich hingegen doch etwas mehr Zeit gelassen. Nach der PC-Version im September 2009 dauerte es noch drei Monate, bis man die Xbox 360-Version kaufen konnte - der Port war deutlich besser als andere, und viele Bugs der PC-Version waren behoben. Wiederum ein Jahr später steht nun die Version für Sonys PS3 in den Regalen.
Attentäter und Untote Die Heldin, welche in einem Dorf in den Bergen, in der Nähe von Venedig wohnt, verliert bei einem Assassinen-Angriff ihren Verlobten Benedict, einen Soldaten. Kurz darauf erfährt die junge Scarlett, dass sie die Tochter des Todes höchstpersönlich ist, und sich auf die Suche nach der Mondklinge begeben soll. Mit dieser uralten Waffe lässt sich nämlich dem untoten Fürsten das Handwerk legen, welcher in Venedig weilt. Klingt auf den ersten Blick ziemlich haarsträubend, wenn man es aber genauer betrachtet, auch nicht viel unrealistischer als Orks und Elfen in ähnlichen Spielen.
Schattenwelt Während ihrer Reise, bei der man auch selbst entscheiden kann, warum man sie annimmt - z.B. aus Rache, lernt Scarlett magische Fähigkeiten, durch die sie für kurze Zeit in der Schattenwelt wandeln kann. Somit lassen sich nicht nur Gegner überraschen, sondern auch Portale finden, die den Weg in zuvor unerreichbare Räume ebnen. Ja, das klingt ein wenig nach Soul Reaver. Aber auch andere Fähigkeiten und Waffen lassen sich erlangen, welche wiederum neue Möglichkeiten eröffnen. So schlägt man mit einem Hammer ganz gut Holztüren ein, die man sonst nicht öffnen kann.
Hammer, Schwert, Speer und Mondklinge Venetica ist also eine Mischung zwischen klassischen, deutschen Rollenspielen wie Gothic und klassischen, japanischen Action-Adventures wie Zelda. Klingt gut, in der Praxis wurde das aber nicht immer perfekt umgesetzt. Das Kampfsystem ist beispielsweise sehr gelungen. Man kann einen Gegner wie bei Zelda ins Visier nehmen und um ihn herumlaufen, sich abrollen und schließlich zuschlagen. Abwehren und Parieren ist ebenfalls möglich, wenn man es gelernt hat. Komboschläge lassen sich ausführen und durch Skillung sogar erweitern. Das funktioniert mit dem Controller wunderbar und lässt kaum erahnen, dass dies eine PC-Umsetzung ist.
Auch das Questsystem ist gelungen und nicht auf stupides Grinden und Farmen ausgelegt. Die Erfahrungspunkte, die man durch Aufträge und das Besiegen von Gegnern bekommt, sind ausgeglichen. Man hat oft die Möglichkeit zu entscheiden, wie man antwortet oder wie man einen Auftrag ausführt - schließlich kann man das Spiel als „gute“ oder als „böse“ Scarlett abschließen.
Verskillt? Bei der Vergabe der Skillpunkte fängt es aber schon an. Zwar erinnert der Talentbaum an Spiele wie World Of Warcraft, ein wenig unausgegoren wirkt das ganze aber schon. Es gibt hier einmal die Körper- und dann die Geistfähigkeiten, wobei es bei jeder dieser Disziplinen unterschiedliche, meist kurze Pfade gibt, deren Fähigkeiten nicht an den eigenen Level gebunden sind. Man bekommt die Fertigkeitspunkte im Zehner-Pack und kann sie auch nur im Zehnerpack wieder ausgeben, weshalb ich mich gefragt habe, warum dies so umgesetzt wurde.
Das eigentliche Problem liegt beim Erlernen der Skills. Dies hängt nämlich vom Lehrer ab. Man trifft auf seiner Reise eine Menge Leute, die uns etwas beibringen können. Leider sind das durchgehend „Fachidioten“. Will man stärker werden, so hat man zunächst keine Wahl, wo man seine Punkte ausgeben möchte. Das nimmt dem ganzen ein wenig die Individualisierungsmöglichkeit des Charakters. Es sei denn, man spart sich die Punkte und wartet auf andere Lehrer.
Goldenes Geschirr statt individuelle Waffen Auch bei den Gegenständen hat Deck 13, die für das Spiel im Allgemeinen verantwortlich sind, kein glückliches Händchen bewiesen. Man findet immer die gleichen Waffen und Rüstungen. Diese stapeln sich im Inventar und warten nur darauf, verkauft zu werden. In den Schatztruhen entdeckt man daher statt prächtiger Ausrüstung meist nur Dukaten und Wertgegenstände, die sich verkaufen lassen. Setzt man zum Beispiel Punkte auf die Fähigkeit "Wildtiere ausnehmen", erlangt man dadurch nur verkaufbare Güter wie Felle.
Hexerei Während für den Kampf alle Buttons gut belegt sind, müsste man die Zauber noch optimieren. Man hat nur die Kreistaste sowie das Steuerkreuz, welche man frei mit Fähigkeiten und Zaubern belegen kann. Hier wäre vielleicht ein Ringmenü angebracht gewesen. L1 eignet sich perfekt dafür, doch der Button ersetzt den Aktionsknopf X, mit dem man während der Kampfhaltung Gegner plündern oder Verbündete ansprechen kann.
Stimm-ungsvoll Die Präsentation ist ein Highlight von Venetica. Die Schatten sind nun nicht mehr verpixelt wie auf der 360-Version und das Spiel läuft recht flüssig - vor allem in Dungeons und Häusern. Die Weitsicht ist gut, das Wasser sieht toll aus, die deutschen Stimmen der ganzen Charaktere sind sehr gelungen. Die Musik ist hingegen Durchschnitt und auch die Menüs sehen nicht gerade einladend aus. Im Schnitt ein Rollenspiel, wie es auch viele andere Hersteller nicht viel besser präsentiert haben.
Fazit:
Venetica ist sicher keine Glanzleistung und auch kein grafisches Highlight, dennoch macht das deutsche Rollenspiel auch auf der PS3 viel Spaß. Das liegt vor allem am actionreichen Kampfsystem, das sehr gut auf den Controller umgesetzt wurde und dem Spieler viele Möglichkeiten lässt. Dabei hat Venetica immer wieder sehr fordernde Stellen, die einem das Action-RPG-Herz höher schlagen lassen. Zusammen mit der sehr guten Synchronisation und dem interessanten Setting sicher eine Empfehlung für Fans, wenn auch die PS3-Umsetzung noch um einiges teurerer als die älteren Versionen für PC und Xbox 360 ist.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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