Great Battles Medieval
Entwickler:
dtp entertainment
Publisher:
dtp entertainment
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
31,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Geschichte zum Leben zu erwecken, scheint gerade in der Echtzeitstrategie eine bislang nur sehr unbefriedigend bemusterte Sparte zu sein. Futuristische Szenarien und phantasievoll adaptierte Mittelalterszenarien gehören zu den Verkaufsschlagern des Segments. Denn wenn man mal von den etlichen Feldschlacht-Ablegern aus dem alten Rom absieht, ist die Auswahl der Titel, die dazu auch noch interessant sind, im aktuellen Videospiel-Zeitalter sehr, sehr gering. Der History Channel hat diese Lücke bereits zu Beginn des Jahres erkannt und gefüllt, wenn auch mit einem weiteren Beitrag zum großen Imperium. Schneller als erwartet folgt nun jedoch auch schon der zweite Teil der Great Battles-Serie, der seine potenziellen Liebhaber in den 100-jährigen Krieg zwischen Frankreich und England entführt.
Meinung:
Mehr als noch beim ersten Ableger der neuen Reihe haben die Entwickler der Slitherline Studios versucht, in Great Battles Medieval historische Fakten mit virtueller Action zu kombinieren und mit Info- wie Entertainment zu einer recht wirkungsvollen Symbiose verschmelzen zu lassen. So gibt es aus dem reichhaltigen Fundus des HC-Videorepertoires immer wieder kurze Einspieler zu den jeweiligen historischen Schlachten und ihrer Bedeutung für den Verlauf des Krieges, sowie eine generelle Einordnung der geschichtlichen Fakten. Die Gefahr, dass das Gameplay durch eine Überfrachtung des Infogehalts ein wenig ins Hintertreffen gerät, ist bei einer Masse von 40 Schlachten und 30 etwwas kurzweiligeren Scharmützeln natürlich groß.
Mittelalterliche Visualisierung Erstaunlich ist daher, dass die grafischen Aspekte von Great Battles Medieval eigentlich indiskutabel sind. Es ist sicher nicht zu vermeiden, dass bei der Fülle von Details im Getöse der Schlacht viele kleine Informationen verloren gehen bzw. nicht so umfangreich dargetellt werden können wie in manch anderem Genre. Dass die Geschichte aber vergleichsweise pixelig aufgearbeitet wird und vor allem die Hintergrundgrafiken für einen PC-Titel aus dem Jahre 2010 absolut indiskutabel sind, ist nicht nur für geschichtlich Interessierte eine herbe Enttäuschung. Man mag schon fast behaupten, die Epoche sei mit einer mittelalterlichen Visualisierung ausgestattet worden, um das Ganze authentisch zu halten. Doch das Witzeln vergeht einem immer mehr, zumal die besagten Videoeinspielungen ebenfalls nicht das erhoffte Niveau halten. Hier muss man als verliebter C&C-Zocker also schon mal einen herben Rückschlag hinnehmen.
Echtzeit-Strategie mit Einschränkungen Im Grunde genommen funktioniert Great Battles Medieval als RTS-Game, sieht man davon ab, dass man das Spiel in allen Phasen unterbrechen und wesentliche Änderungen in den Schlachtreihen vornehmen kann. Interessant ist hierbei, dass man wirklich jeden Mitstreiter einer jeden Einheit sehr individuell ausstatten und befehligen kann, was sich in der späteren Formation auch sofort bemerkbar macht.
Das beginnt bereits beim Rüstungstypen und endet schließlich in der Wahl der Kämpfer, die man gegen die Einheit xy am besten aufstellt. Der strategisch bedeutsamste Punkt ist nämlich vor allem in den hektischeren Schlachten derjenige, die passenden Einheiten gegen die jeweiligen Gegner-Staffeln aufzubieten. Dass ein Bogenschütze zum Beispiel nicht gerade die beste Lösung für eine gepanzerte Defensive ist, erklärt sich von selbst. Und dank der intuitiven wie individuellen Steuerung kann man hier immer wieder umstellen und analog zum richtigen Kampfgeschehen immer sehr schnell reagieren.
Vom Grundstein zum Triumph Bevor man sich jedoch zum ersten Mal ins Getümmel wirft, sollte man sich zunächst mit dem übersichtlichen, aber dennoch vielschichtigen Menü vertraut machen. Great Battles Medieval bietet ein recht ausführliches Text-Tutorial, welches relativ sicher durch die ersten drei Test-Kampagnen führt und die grundlegenden Kenntnisse (auch taktischer Natur) verdeutlicht.
Hat man sich eingearbeitet, muss man aber dennoch einiges an Vorbereitungen treffen, was schließlich im Heerlager geschieht, wo man seine Truppen sammelt und mit einer großen Auswahl an Rüstungen, Waffen etc. bestückt. Hier wird die Grundaufstellung aufgenommen, hier wird der Grunddstein gesetzt. Nach und nach staffelt man sich dann, um wahlweise auf Seiten der Briten oder der Franzosen in den Krieg zu ziehen. Letzterer ist schließlich eine unendliche Abfolge schneller taktischer Umstellungen, flotter gezielter Angriffen und kontrollierter Defensive, vor allem in den fortgschrittenen Schlachten, die dann doch einiges an strategischem Geschick erfordern. Der Anspruch wächst mit der Aufgabe, und selbst in den nicht ganz so langen Scharmützeln wird man so manches Mal zum Knobeln gebracht, wenn man sich für den Kampf nicht passend aufgesteellt hat.
Trial & Error - ein Problem Schade ist lediglich, dass man nicht alle Eigenschaften und Fähigkeiten der einzelnen Ausrüstungsgegenstände vermittelt bekommt. Gerade zu Beginn passiert es häufig, dass man sich auf sein Gefühl verlässt, relativ schnell aber auch verlassen wird, weil man seine Mannschaft völlig unzureichend für die Schlacht vorbereitet hat. Gelegentlich kommt es zu einer Friss-oder-Stirb-Situation, in der man alles auf eine Karte setzen und das Glück entscheiden lassen muss. Trial & Error ist daher auch ein permanentes Problem, welches den strategischen Aspekt des Spiels ein wenig herabsetzt. Gott sei Dank bekommt man die Schwierigkeiten jedoch mit etwas Übung in den Griff und erfährt mit wachsendem Erfolg auch immer mehr Sicherheit bei der Rückkehr ins Heerlager
Es gibt viel zu tun... 40 weitestgehend realitätsnahe angelegte Schlachten, dazu fast genauso viele kleinere Scharmützel - das ist eine Zahl, die durchaus fürr sich spricht, zumal man die einzelnen Aufgaben mal nicht eben so in einer Stunde durchspielt. Der Spielumfang von Great Battles Medieval ist gewaltig, die Variation entsprechend groß, selbst wenn sich einige taktische Finessen sich im späteren Verlauf natürlich wiederholen. Aber da die verschiedene Epochen des 100-jährigen Krieges sehr ausführlich beleuchtet und dazu auch diverse Persönlichkeiten dieser Zeit eingebunden werden, muss man sich um Abwechslung absolut keine Gedanken machen - ein sehr gewichtiger Punkt bei der Investitionsüberlegung!
Flaute in der Online-Schlacht Um das Ganze zu vervollständigen, bietet Great Battles Medieval natürlich auch einen Online-Modus an, der bis dato jedoch noch sehr dürftig besucht ist. Nun denn, das Spiel ist frisch auf dem Markt, man sollte der Sache also ein bisschen Zeit geben. Allerdings klingt die Variante im Netzwerk relativ interessant, da man nun nicht mehr willkürlich unterbrechen kann, sondern vorab alles geregelt haben muss, bevor es dann auf dem Schlachtfeld zur Sache geht. Inwieweit hier der Spielspaß gesteigert wird bzw. die Modifikation greift, kann man an dieser Stelle jedoch noch nicht sagen.
Fazit:
Im Hinblick auf die historischen Fakten, die hier fokussiert aufgearbeitet werden, ist Great Battles Medieval wirklich ein sehr gelungenes Spiel, mit einem enorm hohen, ansprechenden Infotainment-Gehalt. Aber auch der Unterhaltungswert jenseits des geschichtlichen Backgrounds ist relativ hoch, selbst wenn einzelne Inhalte womöglich etwas mehr Liebe zum Detail verdient hätten.
Grafik und Rahmenpräsentation sind jedenfalls stellenweise sehr kurz gekommen. Dafür überzeugen jedoch das temporeiche Gameplay und die vielen interaktiven Möglichkeiten während des Spiels und machen das Ganze zu einem würdigen Kompromiss für alle Echtzeitstrategen, die auch mal etwas mehr Realismus an ihren PC heranlassen wollen.
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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