Swords & Soldiers
Entwickler:
Daedalic Entertainment
Publisher:
Daedalic Entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
19,99 €
Systeme:
PC
Testsystem:
Intel Core Duo @ 3 GHz; 4 GB RAM; ATI Radeon 4800 HD
Anforderungen:
2GHz-Prozessor; 512 MB RAM; Grafikkarte mit 64 MB RAM
Inhalt:
Eines muss man der Marketing-Abteilung des deutschen Publishers Daedalic Entertainment ja lassen: Angst vor markigen Sprüchen hat sie nicht. Jüngstes Beispiel dafür ist das Cover der nun erschienenen PC-Version von Swords & Soldiers, auf der der Slogan „Der WiiWare-Strategiehit nun für PC“ zu finden ist. Und das klingt doch wirklich ziemlich übertrieben.
Zwar lässt sich leicht bestätigen, dass Swords & Soldiers sich als WiiWare wirklich ziemlich gut verkauft hat. Die Behauptung, es handele sich dabei aber um einen „Strategie“-Titel, wirkt für jemanden, der das Spiel noch nicht gespielt hat, aber doch arg übertrieben. Schließlich lässt sich in den Augen eines durchschnittlich begabten Motorikers schwer nachvollziehen, wie die latent hektische Wii-Steuerung sich irgendwie strategisch nutzen lassen will. Keine Frage, für Party-Spiele ist die WiiMote immer noch das Interface der Wahl, aber die eigenen Truppen per Handbewegung taktisch geschickt zu führen...? Das klingt unmöglich. bzw. nach einem originellen Spielkonzept.
Meinung:
Und danach sieht Swords & Soldiers auf den ersten Blick nicht wirklich aus. So liegt, wie in tausenden anderen Strategiespielen auch, die Aufgabe des Spielers darin, als Feldherr die eigenen Truppen durch verschiedene Missionen und gegen verschiedene Gegner in die Schlacht zu führen. Zur Wahl stehen dabei drei Fraktionen – Azteken, Wikinger und Chinesen – deren Einheiten jeweils komplett individuell ausfallen. Katapulte und Axtwerfer bei den Nordeuropäern, Nekromanten und Blasrohrschützen bei den Mittelamerikanern und Kampfaffen und Mönche bei den Asiaten: das Schlachtfeld von Swords & Soldiers ist eine ziemlich bunte Angelegenheit.
Stein, Schere, Papier Die verschiedenen Truppentypen zeichnen sich natürlich durch verschiedene Vor- und Nachteile aus: Wie es sich für ein Strategiespiel gehört, gibt es schwere Nahkämpfer, fragile Fernkämpfer und zur Abrundung etwas Kanonenfutter. Sie alle haben innerhalb des Spielkonzeptes ihren Sinn und erfüllen diesen – bei richtigem Einsatz – auch hervorragend, keine von ihnen schafft es aber, alleine ein Spiel zu gewinnen. Das wiederum ist auch gut so, stellt doch eine ausgewogene Einheiten-Palette die Basis für ein strategisch forderndes Spiel dar. Schließlich ist nur so das strategische Geschick der Spieler von Belang. Und das wird in Swords & Soldiers wirklich auf eine ungewohnte Probe gestellt.
Rechts gegen links Optisch hat der Titel wenig mit anderen Genre-Vertretern seiner Generation gemein. Sieht man Swords & Soldiers zum ersten Mal, fühlt man sich eher an einen Side-Scroller der alten Schule erinnert. Links im Bild steht das eigene Lager, am rechten Rand des Levels das des Gegner, beide sind (normalerweise) durch genau eine Ebene miteinander verbunden. Über diese gilt es, solange die komplett vom Rechner kontrollierten, eigenen Truppen zu schicken, bis eine von beiden Basen nicht mehr steht. Grundsätzlich ja ziemlich einfach.
Alles ein Frage der Zeit Dadurch dass man per Produktionsstart im Endeffekt nur den Zeitpunkt steuert, zu dem die eigenen Kämpfer losmarschieren, um dann irgendwann, irgendwo auf den Gegner zu treffen, gerät ein gutes Timing zum zentralen Punkt jeder Strategie in Swords & Soldiers. Da erstens Verstärkungen doch eine ganze Weile brauchen, bis sie an der Front eintreffen, und sie sich vor Allem mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen, will gut abgewogen sein, wann man wem den Marschbefehl gibt. Es bringt z.B. wenig, wenn die flinken Fernkämpfer ungeschützt in eine Horde Schwertkämpfer rennen, weil der eigene schwer gepanzerte Sonnenriese einfach noch nicht vor Ort ist, um den Gegner abzublocken.
Entscheidungen über Entscheidungen Swords & Soldiers bietet eine ganze Reihe von taktischen Möglichkeiten. Besonders deutlich wird das beim Strategiebaum, in dem es nicht nur die verschiedenen Technologien, sondern auch verschiedene Zaubersprüche zu erforschen gibt. Mittels letzterer kann der Spieler u.a. den gegnerischen Magier, der hinter seinen Nahkämpfern unerreichbar bleibt, einfach per Blitzschlag oder Giftbombe ausschalten. Doch all das erfordert natürlich Ressourcen in Form von Gold und Mana, die dann an anderer Stelle wieder fehlen, was dem Gegner die Gelegenheit bietet, einen mächtigen Turm vor seinem Lager zu errichten. Tja, alles nicht so einfach, wie man es erwartet hat.
Alles bunt Diese (für Neulinge typische) Erwartung an Swords & Soldiers, das Spiel sei relativ einfach zu beherrschen, resultiert vor Allem aus einer Tatsache: dem Design des Spiels. Denn die bunten Comic-Figuren des Titels versprechen scheinbar alles, aber keine taktische Tiefe. Auch wenn sie das Auge erfreuen, sollten grinsende Affen, saufende Wikinger und Chinesen mit langem weißen Bart nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Swords & Soldiers wirklich in sich hat. Was allerdings nicht heißen soll, dass sich einem auch im Eifer des Gefechts manches Mal ein Grinsen ins Gesicht schleicht, wenn man die amüsant-gelungenen Animationen oder Soundeffekte der eigenen Truppen zu sehen bzw. zu hören bekommt..
Fieses Gemüse Genau aus diesem Grund sollte man sich die drei Solo-Kampagnen des Spiels nicht entgehen lassen. Hier geht es nämlich um nichts anderes als einen globalen Gemüse-Zücht-Wettbewerb, bei dem z. B. die Azteken eine gedankenkontrollierende Chili-Schote präsentieren wollen. Das wiederum wollen sich natürlich die Wikinger nicht bieten lassen, u.a. weil sie glauben, dass eine dezente Chili-Note der Knoblauch-Sauce für das bevorstehende Grillfest erst das gewisse Etwas geben würde. Absehbar, dass ein so wild wie lustiges Spektakel dem Spieler allerhand gelungene Pointen um die Ohren haut.
Am falschen Ende gekürzt Hat man so das eigene Zwerchfell und sein taktisches Verständnis gestählt, ist es für den Spieler an der Zeit, in den Multiplayer-Modus des Spiels einzusteigen, wozu das Spiel allerdings bei Steam registriert werden muss. Ist das erfolgt, kann man endlich den Gemüsezüchtern weltweit beweisen, wie gut man seine Jungs im Griff hat und dabei ausgesprochen viel Spaß haben. Umso trauriger ist es aber, dass die niederländischen Entwickler von Ronimo Games (u.a. auch für das geniale de Blob verantwortlich) leider keinen Split-Screen-Modus in das Spiel eingebaut haben. Ein Feature, dass die WiiWare-Version von Swords & Soldiers immerhin zu bieten hat.
Fazit:
Daedalic Entertainment und Ronimo Games präsentieren mit Swords & Soldiers ein rundum gelungenes Spiel, das mit wenigen Ressourcen zeigt, wie originell, anspruchsvoll und witzig ein im Endeffekt sehr simples Spielprinzip umgesetzt werden kann, wenn man mit dem richtigen Enthusiasmus zu Werke geht. Zum neuen RTS-Meilenstein reicht es natürlich trotzdem nicht, das Zeug zum Kult-Spiel hat der Titel (auch angesichts seines niedrigen Preises) aber allemal und das ist deutlich mehr, als die meisten von einem „WiiWare-Strategiehit“ erwartet haben dürften.
| |
Autor der Besprechung:
Max Link
|