Need for Speed Nitro (DS)
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
28 €
Systeme:
DS, Wii
Inhalt:
Die fetten Jahre sind vorbei. Viele einst so coole Franchises im Spiele-Sektor scheinen irgendwann ihre Klasse zu verlieren. Das, was sie so berühmt und erfolgreich gemacht hat, zieht im Laufe der Zeit einfach nicht mehr. Zu den Spiele-Reihen, die irgendwann nur noch ausgelutscht wirkten, zählt definitiv auch Need for Speed, das sich vor allem im Handheld-Bereich auf einem absteigenden Ast befindet. Konnten die letzten Spiele nicht wirklich überzeugen, folgt nun mit Nitro ein neuer Versuch, der Reihe zu altem Ruhm zu verhelfen.
Meinung:
Der Anfang schaut vielversprechend aus: NFS Nitro spart schon zu Beginn mit nervigem Rumgeplänkel. Beim ersten Einschalten wird man sogleich ins Cockpit des Rennboliden geworfen und darf auf einem Trainigsparcours erst einmal die Grundlagen des Spiels lernen. Selbst der absolute Super-Noob stellt hier sehr schnell fest, wie einfach die Steuerung funktioniert. Bei der Standardeinstellung beschleunigt man mit A und bremst mit B, wobei man diese Taste eigentlich gar nicht braucht. Der Turbo-Boost wird mit R betätigt, mit L führt man Drifts aus. Gelenkt wird, wie bei solchen Spielen üblich, mit dem Steuerkreuz. Das alternative Steuerungs-Layout tauscht die Funktionen der Buttons und Schultertasten und kommt damit den Spielern entgegen, die Rennspiele auf den Heimkonsolen gewohnt sind, bei denen fast immer über die Schultertasten gebremst bzw. beschleunigt wird. Für den Touchscreen gibt es während des Renngeschehens keinerlei Verwendung. Lediglich bei der Fahrzeuglackierung kann man ihn einsetzen.
Heldenhaftes Fahren Neben den üblichen Tasten gibt es noch eine Sonderfunktion, die man mit Hilfe des X-Knopfes ausführen kann. Es handelt sich hierbei um das so genannte „heldenhafte Fahren“. Im HUD wird dann eine Leiste angezeigt, auf der man zum richtigen Zeitpunkt den richten Punkt erwischen muss, um beispielsweise einen Top-Start hinzulegen oder über Polizei-Barrikaden hinweg zu fliegen. Um die coolen Stunts auszuführen, ist jedoch eine gewisse Reaktionsfähigkeit des Spielers gefragt. Es passiert gerade am Anfang recht häufig, dass man solche Aktionen verpasst, weil man Sie im Eifer des Gefechts schlicht und ergreifend zu spät wahrnimmt. Nach etwa einer Stunde Spielzeit hat man es jedoch raus und rast unaufhaltsam über die Pisten.
Herrscher der Welt Herzstück des Spiels ist der Karriere-Modus, in dem es darum geht, der Welt seinen Stempel aufzudrücken – und das ist hier wörtlich zu verstehen. Neben guten Platzierungen muss man nämlich Markierungen überfahren, die dafür sorgen, dass die Spielwelt im Glanz der eigenen Farbe erscheint. Neu ist das gewiss nicht, denn NFS hat hier den schon seit Jahren existenten Graffiti-Mode aus Tony Hawks Pro Skater verwurstet. Der Zweck dieser Implementierung ist ganz klar: Mehr Spaß durch weniger Realismus. Schnell spürt man, dass man hier keine ausgebuffte Simulation in den Händen hält, sondern einen Arcade-Racer, der durchaus Laune macht.
Viel zu einfach Das gilt zumindest für die ersten zwei Stunden. Auf den ersten Blick bietet Nitro mit Spielmodi wie „Rundkurs“, „Knockout“, „Sprint“, „Check-Point Challenge“ und weiteren Crash- und Markierungs-Events ein geballtes Maß an Abwechslung. Doch schnell stellt sich heraus, dass sich die Modi untereinander nur marginal unterscheiden. Schade ist zudem, dass sich die vielen Fahrzeuge, die man im Laufe der Karriere freischalten kann, im Fahrverhalten nur dann unterscheiden, wenn man ein höheres Level erreicht hat. Ansonsten steuert sich jedes Fahrzeug einer Klasse nahezu vollkommen identisch.
Der Schwierigkeitsgrad fällt insgesamt erschreckend niedrig aus. Zwar kann man diesen durchaus in die Höhe schrauben, doch aufgrund des simplen Spielprinzips ist selbst die Bewältigung schwieriger Aufgaben kein großes Problem – alles, was man tun muss, ist mit Vollgas über die Pisten zu fegen, Hindernissen auszuweichen und Markierungen zu überfahren. Immer und immer wieder. So ist der Karriere-Modus dann auch recht schnell durchgespielt. Einzig die Trophäen und die Multiplayer-Rennen sorgen dann noch für weitere Unterhaltung. Zu Gute halten muss man dem Spiel jedoch die vielen Lizenzen und die abwechslungsreichen Strecken, bei denen man unzählige Abkürzungen entdecken kann.
Solide Technik mit Schwächen Was die Grafik betrifft, bewegt sich NFS Nitro im Mittelfeld. Alles fällt recht bunt aus, die Umgebung vermittelt aufgrund markanter Details sofort das Flair der Region (z.B. Ägypten). Die Boliden wirken dagegen recht plump in Szene gesetzt. Etwas störend ist das manchmal recht späte Aufpoppen von Hindernissen. Zudem hat man das Gefühl, dass die Entwickler zu viele Details in zu niedriger Auflösung realisieren wollten, weswegen man aufgrund der pixeligen Grafik so manche Kurve oder etwa eine näher kommende Häuserwand viel zu spät sieht. Echt gelungen ist dagegen der Soundtrack, der super zum Spiel passt und so richtig Laune macht. Der Racing-Sound bleibt demgegenüber jedoch recht blass.
Fazit:
Mit der sehr weit hergeholten Spiele-Logik, der Welt seinen Style durch Markierungen, die man überfahren muss, aufzudrücken, bewegt sich EA gewollt abseits der Realismus-Schiene und serviert uns mit NFS Nitro einen simpel gestrickten Arcade-Racer der auf überflüssigen Schnickschnack wie Story und Tuning-Möglichkeiten verzichtet. Doch was in den ersten Minuten sehr viel Spaß macht, gestaltet sich ganz schnell zu einem eintönigen Einheitsbrei, bei dem man ständig das Gefühl hat, alles irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Die sich ähnelnden Spiel-Modi wirken eher kontraproduktiv zu dem großen Lizenzpaket und den abwechslungsreichen Strecken. Für eine Partie zwischendurch ist das Game ideal, egal ob allein oder im Multiplayer. Auf lange Sicht hin ist es aber eher enttäuschend, da man es viel zu schnell durchgespielt hat. Die durchschnittliche Technik trägt ihren Teil dazu bei. NFS Nitro ist sicherlich kein schlechtes Spiel – ein gutes jedoch auch nicht.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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