Als Katzen-Freund und Besitzer freue ich mich über jedes Spiel, in dem Katzen eine Hauptrolle spielen. Zumeist handelt es sich dabei aber lediglich um Wimmelbildspiele oder Ähnliches. Große Spiele wie etwa Adventures, in denen man tatsächlich eine Katze steuert, sind hingegen leider die Ausnahme. Stray war ein solches Game, mit dem ich auch sehr viel Spaß hatte. Danach wurde es in dieser Hinsicht jedoch erst einmal ruhig, bis zum letzten Jahr. Da erschien nämlich mit Copycat ein neues Spiel, in dem eine Katze die Hauptrolle spielte. Bedauerlicherweise erschien das Spiel damals aber nur auf dem PC und der Nintendo Switch. Nachdem Copycat nun jedoch endlich auf der Xbox Series X/S herausgekommen ist (zeitgleich ist es auch für die PlayStation 5 veröffentlicht worden), habe ich es mir natürlich unverzüglich genauer angeschaut.
Wie in der Einleitung mehrmals erwähnt, spielt in Copycat eine Katze die Hauptrolle. Um genau zu sein, dreht sich alles um Dawn, die bisher im Tierheim lebte – bis Olive vorbeikam. Die ältere Dame sucht einen Ersatz für ihre entlaufene Katze und wählt uns dafür aus. Anfangs sind wir unserer neuen Besitzerin gegenüber noch argwöhnisch eingestellt und machen es ihr nicht leicht, uns zu lieben. Doch nachdem wir das Geschirr heruntergeschmissen oder das Klopapier zerfetzt haben, gewöhnen wir uns nach und nach nicht nur an Olive, sondern auch an unser neues Zuhause und alles scheint gut zu werden.
Doch wie es so oft in Videospielen der Fall ist, ist die Freude auch hier nur von kurzer Dauer. Was genau passiert, möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verraten. Schließlich ist Copycat ein Spiel, bei dem die Geschichte nicht nur im Vordergrund steht, sondern gänzlich von ihr lebt. Von daher werde ich hier nichts Genaueres über die Story erzählen, sondern nur so viel, dass sie auf jeden Fall herzerwärmend und mitunter auch sehr traurig ist. Wer mit Themen wie Einsamkeit und ähnlichen emotionalen Dingen schlecht zurechtkommt, sollte sich den Kauf von Copycat deswegen auf jeden Fall zweimal überlegen.
Wiedergegeben wird die Story dabei nicht nur allein über die gezeigten Geschehnisse, sondern auch durch einen englischen Erzähler, der seinen Job absolut fantastisch macht. Doch nicht nur er ist toll, die gesamte Synchronisation des Spiels ist herausragend und lässt so manchen größeren Titel alt aussehen. Wer dem Englischen nicht so mächtig ist und so etwa unseren Gedanken, die ebenfalls erzählerisch wiedergegeben werden, nicht folgen kann, muss aber nicht traurig sein. Für all diejenigen gibt es nämlich auch deutsche Untertitel, die ebenso sehr gut übersetzt wurden.
Da es sich zwar um ein narratives, jedoch eben nicht um ein Visual Novel handelt, verfügt Copycat auch über kleine, aber feine Gameplay-Elemente. Zumeist geht es dabei um Entscheidungen, die wir treffen müssen und uns wie etwa in What Remains of Edith Finch als (deutsche) Texteinblendung in der Spielwelt dargestellt werden. Wie tiefgreifend der Einfluss unserer Entscheidungen ist, konnte ich leider nicht ganz nachvollziehen. Aber immerhin hat man so das Gefühl, ein wenig in das weitere Geschehen eingreifen zu können.
Neben den unterschiedlichsten Entscheidungen gibt es während der rund dreistündigen Geschichte auch immer wieder Minispiele, denen wir uns stellen müssen. Wirklich herausfordernd sind die Minispielchen nicht, dennoch ist es schön, dass es sie gibt und so für ein wenig Abwechslung und Auflockerung sorgen. Ah ja, und Miauen können wir natürlich auch – und zwar überall und jederzeit!
So grandios die Story ist, so ernüchternd ist die technische Darbietung des Spiels. Gerade was die Animationen angeht, wirkt alles doch recht hölzern. Wenn man etwa aus dem Rennen springen möchte, merkt man regelrecht, wie die beiden Animationen nacheinander abgespielt werden. Und auch sonst gewinnt Copycat sicherlich keinen Schönheitspreis. Dazu fehlt es nämlich leider zu oft an Details. Was das Game allerdings sehr gut macht, ist das Spiel von Licht und Schatten. Gerade wenn man im dunklen Garten sitzt und das Licht der Häuser durch die Dunkelheit und den wabernden Nebel fällt, ist das schon sehr atmosphärisch.
Fazit: Ich bin ein großer Katzen-Freund, weshalb mir Copycat von vornherein zusagt. Doch auch wenn dies nicht der Fall wäre, würde mir das Spiel gut gefallen. Spielerisch und technisch hält sich Copycat zwar vornehm zurück, aber das macht nicht. Denn was hier erzählt, ist die Geschichte. Und die ist hier so herzerwärmend und mitunter ebenfalls tieftraurig, wie man sie in Videospielen nur selten erlebt. Der Clou, dass das Ganze dann auch noch aus der Sicht einer Katze erzählt wird, macht das Ganze noch interessanter. Wer auf narrative Abenteuer steht oder wie ich ein großer Katzen-Freund ist, wird mit Copycat also drei unterhaltsame Stunden verbringen und sich danach wünschen, noch mehr Zeit mit Dawn verbringen zu dürfen.