Fable II
Entwickler:
Lionhead Studios
Publisher:
Microsoft Game Studios
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
55 €
Systeme:
Xbox 360
Inhalt:
In längst vergangenen Zeiten bescherte Peter Molyneux der Spielergemeinde Klassiker wie Dungeon Keeper oder Populous. In der jüngeren Vergangenheit erdachte das Entwickler-Mastermind Titel wie Black & White oder Fable, die leider hinter ihren Erwartungen zurückblieben. Mit Fable II soll nun wieder der Aufschwung folgen.
Meinung:
Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers wächst ein obdachloses Kind zusammen mit seiner Schwester in der Stadt Bowerstone auf. Beide träumen davon, eines Tages in einem Schloss wie dem von Lord Lucien zu wohnen. Eines Tages erhalten sie die Gelegenheit für fünf Goldstücke eine Spieluhr zu kaufen, die dem Besitzer einen Wunsch erfüllen soll. Leider geht der Spaß nach hinten los und das Kind wird in ein Abenteuer um die Rettung der Welt geworfen.
Stimmungsschwankung Wie auch der erste Teil ist Fable II von den Entscheidungen des Spielers geprägt. Ob nun gut, böse, korrupt oder rein, alle Entscheidungen im Spiel wirken sich auf das Aus- und Ansehen des Charakters in der Welt aus. Dabei ist es den Lionhead Studios gelungen, keine Ausrichtung zu benachteiligen. Jede Quest kann auf verschiedene Arten absolviert werden. Sollte dies nicht der Fall sein, bekommt die Gegenseite eine entsprechende andere Quest angeboten. So kann man sich beispielsweise mit dem freundlichen Tempel des Lichts einlassen oder lieber dem dunklen Orden Menschenopfer bringen.
Eure Taten sprechen sich im Lande Albion schnell herum und so werdet ihr dementsprechend behandelt. Händler geben euch gerne einen preislichen Nachlass, wenn sie euch mögen und verehren, Furcht und Schrecken kann zum gleichen Ergebnis führen. Die erste Entscheidung trifft man schon vor Spielbeginn, denn in Fable II darf nun endlich auch ein weiblicher Charakter erschaffen werden.
Questen bis der Arzt kommt Der Weg des Helden führt durch viele Orte angetrieben von Aufgaben, den sogenannten Quests. Im Spielmenü werden alle verfügbaren Aufgaben aufgelistet, die man dort aktiv schalten kann. Auf den Zielort der aktiven Quest richtet sich ein goldener Leitstrahl aus, der die Orientierung in der riesigen Welt erleichtert. Wer es ein wenig realistischer und herausfordernder mag, kann den Strahl aber auch ausschalten.
Viele Quests haben eigene kleine Storyverläufe, die je nach persönlicher Entscheidung differieren. Die Hauptquestreihe dreht sich um Lord Lucien und kann ruhigen Gewissens abgeschlossen werden. Wer nur dieser Story folgt, kann den Titel bereits in 10 Stunden abschließen. Die Masse an Nebenquests sorgt allerdings dafür, dass keine Langweile aufkommt, zumal diese auch noch nach der Hauptquest verfügbar sind. Außerdem gibt es 50 Silberschlüssel für besondere Truhen zu finden, 50 steinerne Gargoyles für den legendären Gargoyle-Schatz zu zerstören und 10 Dämonentüren für besondere Items zu öffnen.
Das Arbeitstier Neben dem Abenteurerleben gibt es verschiedene Berufe, die man erlernen kann, um sich ein wenig Geld zu verdienen. Beim Schmieden, Holzhacken und Bierausschenken gilt es fünf verschiedene Ränge zu erreichen, wobei jeder neue Rang auch mehr Geld einbringt. Die Arbeiten werden durch ein kleines Minispiel absolviert, bei dem gute Reaktion gefragt ist. Während gesetzestreue Bürger auch Straftäter verfolgen und erlegen dürfen, werden die dunkleren Seelen lieber selbst als Attentäter auf die Jagd gehen.
Wer das ganz große Geld verdienen möchte, klinkt sich in den Immobilienmarkt ein. So ziemlich jedes Haus und jeder Laden kann von euch erworben werden, natürlich solange das nötige Kleingeld im Gepäck ist. Anschließend dürft ihr die Häuser vermieten und in Läden - klingt verrückt, ist aber so - Sachen verkaufen. Die Preise und die Mieten sind automatisch auf das perfekte Maß eingestellt. Wer diese Zahlen erhöht, handelt korrupt, während eine Senkung als Akt der Barmherzigkeit verstanden wird. Alle 5 Minuten generieren eure Güter Geld, das automatisch eurem Konto gut geschrieben wird, selbst wenn ihr nicht spielt. Beim nächsten Einloggen gibt es dann einen ordentlichen Batzen.
Das Heiratstier Wie schon im ersten Teil kann natürlich auch bei Fable II geheiratet werden. Eure sexuellen Neigungen könnt ihr dabei nach Belieben ausleben, denn für jede Richtung sind potenzielle Ehepartner vorhanden. Mit den Fable-typischen Ausdrucksmitteln, die für jede Situation die passenden Bewegungen und Geräusche darstellen, wird der Partner so lange umworben, bis er bereit zur Heirat ist. Mit dem richtigen Ring als Verlobungsgeschenk und einem kleinen Häuschen kann die Familie gegründet werden. Ungeschützter Sex führt auch schnell zum ersten gemeinsamen Kind, das ebenfalls heranwächst und sich eurer Gesinnung entsprechend entwickelt. Vernachlässigt werden möchte die Familie anschließend aber nicht, sonst droht die Scheidung.
Das richtige Tier Das interessanteste Feature ist aber der kleine Hund, der euch permanent folgt. Als euer ständiger Begleiter ist er nicht nur schmückendes Beiwerk. Er kämpft auch für euch. Dank einer ordentlichen Intelligenz greift er in der Regel zuerst die Fernkämpfer an, die euch am gefährlichsten werden oder stürzt sich auf am Boden liegende Gegner. Auch erschnüffelt er vergrabene Schätze und zeigt wichtige Grabungsorte an, die ihr anschließend mit der Schaufel ausheben könnt. Herrenlose Truhen, die in der Gegend herumstehen, kann er ebenfalls aufspüren und euch hinführen. Natürlich wechselt der Hund je nach eurer Gesinnung sein Aussehen und sein Verhalten.
Fliegende Kugeln In Fable II hinterlässt jeder Gegner farbige Kugeln, wobei jede Farbe einer Kategorie zugeordnet ist. Bekämpft ihr Gegner mit Nahkampfwaffen, regnet es blaue Kugeln, Fernattacken bescheren euch gelbe und Zauber lassen rote Kugeln erscheinen. Außerdem hinterlässt jeder besiegte Gegner auch grüne Kugeln. Diese Kugeln können genutzt werden, um neue Attribute und Fähigkeiten zu kaufen.
Diese werden aufgeteilt in 3 Kategorien: Stärke, Können und Willenskraft. Stärke wird mit blauen, Können mit gelben und Willenskraft mit roten Kugeln bezahlt. Die grünen Kugeln sind Jokerkugeln, die in jeder Kategorie eingesetzt werden können. Im Bereich Stärke gibt es neue Nahkampfangriffe, Körperkraft zum stärker Zuschlagen und mehr Lebensenergie. Können steht für verschiedene Fernattacken, Geschwindigkeit beim Nachladen und Zuschlagen und den Schaden der Fernwaffen. Die Willenskraft wartet mit verschiedenen Zaubersprüchen auf.
Onlinekugeln Freunde, die Fable II spielen, gleiten ebenfalls als fliegende Kugeln durch eure Welt. Diese Kugeln zeigen genau den aktuellen Standort des anderen Spielers an. Interagiert man mit diesen Kugeln, können Statistiken abgerufen und Geschenke ausgetauscht werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit zum kooperativen Spiel. Leider kann nur der Host mit seinem eigenen Charakter losziehen. Der Gast muss sich damit begnügen, eine vorgefertigte Figur auszuwählen. Gemeinsam können nun Quests gelöst und Gegner gemetzelt werden.
Mit dem Pad durch Albion Fable II ist nahezu perfekt auf den 360-Controller zugeschnitten. Mit X werden Nahkampfangriffe ausgeführt, Y steht für den Fernkampf, B für Zauber und A für Interaktionen. Mit den Schulterbuttons wird in die Egoansicht gewechselt oder das Ausdrucksmenü aufgerufen. Die Kämpfe werden mit jeder neuen gelernten Technik komplexer, ohne dass neue Tastenkombinationen gelernt werden müssen. Alles läuft durch einen längeren Druck auf die Tasten ab. Zauber gibt es in 5 Stufen zu erwerben, wobei die höheren Stufen natürlich stärker sind. Dafür müssen diese aber auch länger durch Halten des B-Knopfes aufgeladen werden. Für jede Ladungsstufe sucht man im Vorfeld einen Zauber aus, sodass 5 Zauber in 5 Stärken permanent verfügbar sind.
Alt und neu Optisch ist Fable II ein echter Augenschmaus. Die Lichteffekte sind beeindruckend. Städte und Landschaften sehen großartig aus und haben eine enorme Weitsicht. Besonderes Augenmerk wurde natürlich auf den Helden gelegt, der verschiedene Stadien seines Lebens und die extremen Formen des moralischen Daseins durchläuft. Im Vergleich zum unserem Heroen sehen die übrigen Figuren ein wenig monoton aus. Vor allem die immer gleichen Banditen und Wachen wirken etwas eintönig. Dafür ist die deutsche Lokalisierung erstaunlich gut gelungen. Die durchweg ordentlichen Sprecher lassen über kleinere Übersetzungsunregelmäßigkeiten (Türen werden nicht aufgeschlossen sondern "freigeschaltet") hinwegsehen.
Fazit:
Lionhead-Spiele werden besser, sobald Herr Molyneux im Vorfeld einfach die Klappe hält. Fable I blieb hinter den Erwartungen zurück, weil zuviel versprochen und nicht geliefert wurde. Fable II baut nun auf dem auf, was den Erstling dennoch zu einem ordentlichen Spiel werden ließ, verfeinert diese Aspekte und führt sie weiter. Durch die größere Welt, etliche Nebenaufgaben und eine interessantere Wirtschaft sowie die Tatsache, dass dieses Mal wirklich jeder Weg gleichwertig ist, wird Fable II zu einem großartigen Rollenspiel. Am Multiplayer-Modus hätte zwar noch ein wenig gefeilt werden können, aber für Einzelspieler ist der Titel ein Pflichtkauf.
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