Genre:
Adventure USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
39,99 €
Systeme:
PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S
Inhalt:
Mit Amerzone brachte der französische Publisher Microids einen echten Klassiker als Remake heraus. Welche Änderungen im Vergleich zum Original unternommen wurden und ob das Abenteuer auch 25 Jahre nach seinem ersten Erscheinen wieder begeistern kann, erfährst Du in unserem Test.
Meinung:
Benoit Sokal ist ein Name, der vor allem Adventure-Fans sicherlich ein Begriff ist. Schließlich war der mittlerweile leider verstorbene belgische Comiczeichner und Autor der leitende Kopf hinter der Syberia-Reihe. Jedoch war die 2002 gestartete Spieleserie nicht sein erster Ausflug in die Welt der Videospiele. Bereits vier Jahre zuvor brachte er in Zusammenarbeit mit Microids ein gewisses Spiel namens Amerzone heraus. Das Game begeisterte die rund eine Million Käufer*innen vor allem mit seiner Story, die für viele bis heute zu den besten gehört, die es in der Adventure-Welt überhaupt gibt. Für alle, die das Spiel damals nicht gespielt haben, gibt es nun die Chance, diese Story doch noch zu erleben. Im Remake hat sich an der Erzählung nämlich, logischerweise, nichts geändert.
Die Geschichte um ein Ei Genau wie im Original schlüpfen wir also auch hier in die Haut eines jungen Journalisten, der seit einiger Zeit in schriftlichem Kontakt mit dem Abenteurer Alexandre Valembois ist. Grund dafür ist ein geplanter Artikel über das (fiktive) zentralamerikanische Land Amerzone. Da dieses seit einigen Jahren in den Fängen eines brutalen Diktators ist und Reisen somit unmöglich sind, haben wir uns an Valembois gewendet. Dieser führte nämlich vor sechzig Jahren im Auftrag des Muséum national d’histoire naturelle eine Expedition nach Amerzone an und gilt seitdem als einer der wenigen Menschen, die überhaupt etwas über das Land sagen können. Nach etlichen Briefen soll es jetzt endlich zu einem Interview kommen, wo wir mehr über die Expedition und das Land erfahren sollen. Aus diesem Grund schickt uns unsere Chefin an die Atlantikküste, wo Valembois mittlerweile in einem Leuchtturm lebt. Dort angekommen, treffen wir den Herrn auch tatsächlich. Doch unsere gemeinsame Zeit hält nur kurz an, denn nur wenige Minuten nach unserem Eintreffen verstirbt der Abenteurer. Vor seinem Ableben bittet er uns aber noch um eine Sache: Wir sollen das Ei des mysteriösen weißen Vogels zurück nach Amerzone bringen. Das Ei des vom Aussterben bedrohten Tieres hat er während seiner Expedition gestohlen, was er immer bereut hat. Eigentlich wollte er es auch selber wieder zurückbringen, doch dazu kam es leider nie.
Was ist das für ein Gefährt? Nun sollen wir dies also für ihn machen. Nur blöd, dass wir trotz der Briefe so gut wie nichts über das Land wissen. Also heißt es erst einmal, mehr über das Land und die geplante Expedition herauszufinden. Dazu untersuchen wir den Leuchtturm in bester Point-and-Click-Adventure-Manier nach Hinweisen. Da das Gebäude größer ist, als es von außen den Anschein macht, ist es dabei hilfreich, dass uns zu untersuchende Gegenstände beim Betrachten mit einem Symbol angezeigt werden – wer will, kann sich sogar alle interaktiven Gegenstände kurz einblenden lassen. Wenig später werden wir tatsächlich fündig – und zwar nicht nur in Form von Informationen. Wir finden nämlich auch das von Valembois konstruierte Hydrofloit Mk II, ein Gefährt, welches Flugzeug, U-Boot, Segelschiff und Hubschrauber in einem verbindet. Mit diesem irrwitzigen Gefährt machen wir uns nach Amerzone auf, um Valembois letzten Wunsch zu erfüllen. Natürlich gestaltet sich dieses Unterfangen aber schwerer, als es sich anhört. Um an das endgültige Ziel zu kommen, benötigen wir nämlich verschiedene Disketten, die dem Vehikel nicht nur neue Funktionen freischalten, sondern uns auch, nachdem wir sie ins Hydrofloit gesteckt haben, den Weg weisen.
Die Rätsel sind kein Problem mehr So verbringen wir Stunden in dem Fahrzeug, um von einem Ort zum nächsten zu reisen. Dabei stellen sich uns nicht nur Flora und Fauna entgegen, sondern auch zahlreiche Rätsel. Deren Schwierigkeitsgrad hält sich aber in der Regel in Grenzen. Meist geht es nämlich einfach nur darum, Mechanismen zu bedienen. Was man dafür machen muss und in welcher Reihenfolge wir dabei vorgehen müssen, bekommen wir durch Hinweise. Falls man einmal nicht weiterkommt, gibt es ein Hilfesystem, das uns nach und nach immer konkrete Tipps zur Lösung gibt. Beim Original gab es allerdings immer wieder Rätsel, die selbst mit Hilfe kaum lösbar waren, so unlogisch erschienen sie, weshalb das Gameplay beim Original auch oftmals kritisiert wurde. Dieses Problem wird glücklicherweise gelöst, da für das Remake einige Rätsel überarbeitet oder teilweise sogar gänzlich neu gestaltet wurden.
Ich bin orientierungslos Den größten Kritikpunkt hat man im Remake also entfernt. Dennoch ist das Gameplay keinesfalls perfekt: Denn was man leider nicht gelöst hat, ist, dass man mitunter die Orientierung verliert. Denn auch wenn die Levels meist sehr linear gestaltet wurden, ähneln sie sich mitunter doch äußerst stark. Zudem taucht immer wieder das Problem auf, dass sich Durchgänge kaum von dem restlichen Level unterscheiden und deswegen schwer zu erkennen sind. Natürlich kann man in solchen Fällen die Hotspot-Anzeige nutzen, doch ganz ehrlich, möchte ich lieber selber den Weg finden, anstatt mir andauernd unter die Arme greifen lassen zu müssen.
Nichts für schwache Mägen Trotz dieses Problems ist die Optik im Großen und Ganzen sehr gut ausgefallen. Vor allem die Wasser- und Lichteffekte sehen absolut spitze aus. Wenn man mit dem Hydrofloit über das Wasser schippert und dabei die Spiegelungen der untergehenden Sonne sieht, ist man erstmal vollkommen hin und weg. Aber ebenso der Nebel, der tief über dem Boden wabert, ist ein absolutes optisches Highlight. Und dann sind da natürlich ebenfalls noch die ungewöhnlichen Kreaturen, die in Amerzone ihr Unwesen treiben und einen erschrecken oder auch mal ungläubig dreinschauen lassen. Obwohl Amerzone optisch also einiges zu bieten hat, wird der/die ein oder andere trotzdem wenig Freude daran haben. Leider verfügt das Spiel, welches aus der Egoperspektive gespielt hat, nämlich über das sogenannte Head-Bobbling. Und da dieses auch nicht ausgeschaltet werden kann, werden Personen, die leicht zu Motion Sickness tendieren, das Spiel in kleinen Happen durchspielen müssen – oder ihnen wird wortwörtlich übel.
Wenig Sound, gute Atmosphäre Ganz ohne Risiko kommt zum Glück der Sound daher. Schade ist allerdings, dass es nur eine englische Vertonung gibt. Die ist zwar dafür sehr gut ausgefallen, doch wer der Sprache nicht mächtig ist, muss leider mit den deutschen Untertiteln auskommen. Etwas ungewöhnlich ist zudem, dass es während des eigentlichen Spiels so gut wie keine Musikuntermalung gibt. Dafür hört man aber die gelungenen Soundeffekte sehr gut, wodurch man dennoch eine gute Atmosphäre erlebt.
Fazit:
Auch wenn Amerzone auf den ersten Blick wie ein modernes Adventure wirkt, kann es sein Alter nicht ganz verschleiern. Denn hinter der schönen Optik steckt eben doch ein mittlerweile 25 Jahre altes Spiel. Das merkt man vor allem beim Spieltempo, den Rätseln und der Levelführung, die einem gerne mal Orientierungsschwierigkeiten einbringt. Auf der anderen Seite bietet das Spiel aber auch eine tolle Geschichte und Spielwelt, die es absolut wert sind, erfahren zu werden. Wer auf klassische Adventures steht und das Original noch nicht gespielt hat, für den ist Amerzone also auf jeden Fall empfehlenswert – vorausgesetzt man leidet nicht unter Motion Sickness. Denn die kann durch das Head Bobbing, welches leider auch nicht ausgeschaltet werden kann, schnell ausgelöst werden.
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