Auf dem PC ist die ANNO-Reihe seit ihrem Erscheinen im März 1998 ein absoluter Erfolgsgarant. Seitdem wurden zig Millionen Exemplare der unterschiedlichsten Teile verkauft und jeder neue Teil sorgte für immer neue Rekorde.
Nun hat Ubisoft mit ANNO 1800 die Erfolgsreihe nach zehn Jahren wieder erstmals auf die Konsolen (damals Nintendo DS und Nintendo Wii, jetzt PlayStation 5 und Xbox Series X/S) gebracht und natürlich fragen nicht nur wir uns, ob es die Spieler*innen auch hier so begeistern kann wie auf dem PC, auf dem es der erfolgreichste Teil der Reihe geworden ist.

Zum eigentlichen Spiel, also ANNO 1800, müssen wir an dieser Stelle wohl nichts mehr sagen. Auch wenn wir damals leider nicht die Möglichkeit hatten, das Spiel zu testen, dürfte jeder, der sich für das Genre interessiert, in den vier Jahren, in denen das Spiel jetzt bereits auf dem PC erhältlich ist, sich ein eigenes Bild gemacht haben. Aus diesem Grund wollen wir uns an dieser Stelle auch auf die besonderen Spezifikationen der Konsolen-Edition konzentrieren und einen kleinen Ausblick auf die Zukunft werfen.

Funktioniert die Steuerung?
Anfangen wollen wir aber mit dem Allerwichtigsten – der Steuerung. Schließlich ist im Grunde kein anderes Genre dermaßen mit Maus/Tastatur-Steuerung verbunden wie das Aufbaustrategie-Genre, was auch daran liegt, dass die Möglichkeiten hier zumeist sehr komplex sind und deswegen viele Tasten(-Kombinationen) benötigt werden.
Die Frage ist nun also, wie es Ubisoft geschafft hat, diese Komplexität auf die doch eher überschaubaren Möglichkeiten eines Controllers zu bringen. Um es vorwegzunehmen: Hervorragend!
Um dies zu schaffen, hat Ubisoft die Steuerung komplett überarbeitet und an die Bedürfnisse des Controllers angepasst. Ein wichtiger Bestandteil dieser Überarbeitung ist der Austausch der ansonsten üblichen Bedienleiste durch ein Kreismenü, über das man jetzt sämtliche Baubefehle auswählt. Anschließend werden einem sämtliche Möglichkeiten, die die entsprechende Sektion anbietet, aufgezeigt und mit wenigen weiteren Klicks ausgewählt. Obwohl sich vorher Skepsis breit machte, ob diese Art der Steuerung für ein so komplexes Spiel funktionieren würde, muss man sagen, dass es hervorragend klappt. Dabei überzeugt nicht nur die eigentliche Steuerung, die man nach dem kurzen Tutorial schnell verinnerlicht hat. Ubisoft hat nämlich darüberhinaus auch daran gedacht, dass man auf den Konsolen gemütlich von der Couch aus zockt und deswegen in der Regel weiter vom Bildschirm entfernt ist und die Schriftgröße und Symbole dementsprechend größer gestaltet als auf dem PC.

Gameplay wie auf dem PC
Ein weiterer wichtiger Faktor ist neben der Steuerung auch der Inhalt der Konsolen-Edition. Schließlich möchte man nicht irgendein abgespecktes Erlebnis erfahren, nur weil man eben nicht auf dem PC spielt. Aber auch hier muss man sich keine Gedanken machen, denn Ubisoft hat auch hier gute Arbeit geleistet. Im Prinzip erhält man hier das Basisspiel sowie alle bis dato auf dem PC erschienenen kostenlosen Updates. Zusätzlich dazu gibt es ein erweitertes Tutorial, sowie die neue Annopedia, in der man alles Wissenswerte jederzeit nachschlagen kann. Ganz gleich ob Steuerung oder Lieferketten oder Bedürfnisse der Bewohner – hier ist alles schnell gefunden.

Darauf müssen Konsoleros verzichten
Worauf man im Vergleich zur PC-Version leider verzichten muss, sind die zahlreichen großen spielerischen und inhaltlichen DLCs, die seit der Veröffentlichung vor vier Jahren nach und nach erschienen sind. So wie es aussieht, werden diese wohl auch nicht mehr folgen, was ich persönlich wirklich schade finde. Immerhin finden die kosmetischen DLCs ihren Weg auf PlayStation 5 und Xbox Series X/S, wobei neun von denen bereits verfügbar sind. Drei weitere sollen noch folgen.

Erweiterter Multiplayer-Modus
Worüber sich Konsoleros hingegen sehr freuen dürfen, sind erweiterte Multiplayer-Matches, in denen nun bis zu 16 Spieler*innen gegeneinander antreten können. Zudem gibt es auch einen Koop-Modus, in dem bis zu vier Spieler*innen pro Team gemeinsam agieren können. Ein Crossplay zwischen PlayStation 5 und Xbox Series X/S-Spieler*innen ist dabei leider nicht möglich. Aber zumindest ist es möglich, seinen Fortschritt von einer Konsole auf die andere zu übernehmen. Wer also bei sich zu Hause auf der Xbox Series X/S seine Welt startet und dann später bei einem Freund/einer Freundin und auf dessen/deren PlayStation 5 weiterspielen möchte, stellt dies kein Problem dar.

Grafikschraube herunter gedreht
Stellt sich zu guter Letzt noch die Frage, wie die technische Umsetzung, abseits der Steuerung, gelungen ist und leider muss ich sagen, dass wir genau hier das größte Problem der Konsolen-Edition feststellen. Während man auf dem PC in den höchsten Grafikeinstellungen mitten ins Geschehen hereinzoomen kann und trotzdem noch eine unglaubliche Detailliertheit zu Gesicht bekommt, ist das auf der PS5 und Xbox Series X/S etwas anders. Hier wurde die Grafikschraube nämlich gewaltig nach unten gedreht. Einen solche Detailgrad findet man hier bedauerlicherweise nicht. Zudem dauert es immer eine ganze Weile, bis Texturen geladen werden, wenn man ins Spielgeschehen hereinzoomt. All das bedeutet zwar nicht, dass ANNO 1800 auf den Konsolen deswegen nicht gut aussieht – es ist aber eben auch nicht so atemberaubend wie auf dem PC, auf dem es neue Grafikmaßstäbe für das Genre gesetzt hat.

ANNO 1800 macht auf den Konsolen eine Menge richtig. Dass das Gameplay dazu gehört, ist wohl in Anbetracht dessen, dass dieses bereits seit vier Jahren Millionen von Spieler*innen auf dem PC begeistert, schon nahezu klar. Doch dass auch die Steuerung dazu gehören würde, war weniger klar und doch hat es Ubisoft geschafft, die komplexe Steuerung auf den Controller zu bringen – und das, ohne dass man vorher Raketenwissenschaftler sein muss.
Ebenso gelungen ist auch der Multiplayer-Modus, der nun bis zu 16 Spieler*innen zulässt und deswegen gleich noch einmal mehr Spaß macht.
Leider muss man bei all der Begeisterung aber auch sagen, dass eben nicht alles perfekt ist. So ist die Grafik nicht ganz so beeindruckend wie auf dem PC und kämpft bedauerlicherweise auch mit dem Laden von Texturen.
Außerdem ist es schade, dass man als Konsolero wohl leider auf die großen inhaltlichen DLCs verzichten muss. Denn auch wenn das Basisspiel bereits viel zu bieten hat, wäre es doch schön gewesen, sein Spiel auch hier mit neuen spielerischen Inhalten erweitern zu können.
Doch auch diese beiden Kritikpunkte ändern nichts daran, dass ANNO 1800 - Console Edition ein sehr gutes Spiel ist, das locker und leicht den Genre-Thron auf den Konsolen einnimmt und für jeden Aufbau-Strategie-Fan einen absoluten Pflichtkauf darstellt!