Genre:
Sport USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
80 €
Systeme:
PC, PlayStation 5, Xbox Series X/S
Inhalt:
Jahrelang schlitterte die wohl größte und bekannteste Rennspiel-Serie der Welt, Need for Speed, dem Abgrund entgegen, bis es mit Heat schließlich, zumindest spielerisch, endlich wieder bergauf ging. Ganze drei Jahre später soll dieser Trend mit Need for Speed Unbound nun fortgeführt werden, wofür sich EA einiges hat einfallen lassen. Ob dies den gewünschten Effekt hat oder ob Heat doch nur ein kurzes Strohfeuer war, zeigt euch dieser Test.
Meinung:
Lange um die auffälligste Neuerung von Need for Speed Unbound herumzureden, hat wohl keinen Sinn. Schließlich war der besondere Look, der einen Mix aus Realismus und Comic-Look vereint, bereits seit den ersten Screenshots in aller Munde, sodass ihn wohl schon jeder gesehen hat. So werde ich hier auch nicht lange um den heißen Brei schreiben, sondern direkt zu dem kommen, was wohl jeden interessiert - passt der Look zum Spiel? Die Antwort darauf ist allerdings gar nicht so einfach, sondern meiner Meinung nach eher davon abhängig, welcher Generation Du angehörst. Bist Du wie ich eher ein*e ältere*r Gamer*in, der/die noch heute von Need for Speed Underground schwärmt und bereits mit den zahlreichen Emoticons in Whatsapp, Twich und Co. wenig anfangen kann, dann wirst Du auch von dem hier gewählten Look wohl wenig halten. Gehörst Du jedoch der jüngeren Generation an, dann gefällt Dir die kunterbunte Aufmachung, mit den nahezu sekündlich erscheinenden Comiceffekten rund um das Auto, sicherlich. Gleiches gilt übrigens auch für die Story, in die der Einzelspielermodus gepackt wurde. Jüngeren werden die coolen Fahrerinnen und Fahrer, die darin auftreten, sowie die gewählte Sprache sicherlich zusagen. Für mich wirkte das alles hingegen komplett übertrieben und klischeehaft und insgesamt ohnehin recht langweilig.
Man könnte einfach ausgedrückt also sagen, dass Need for Speed Unbound für die jüngere NfS-Generation gedacht ist, was ich als Alter Hase allerdings sehr schade finde, denn vom reinen Gameplay ist Unbound mit Sicherheit das beste Need for Speed seit langer Zeit und macht jede*m Spaß - ganz gleich wie alt.
Tag- und Nachtevents In Sachen Gameplay hat Need for Speed Unbound nämlich einen ganz besonderen Clou auf Lager. Während unserer Jagd nach der Spitze der Tuner-Szene müssen wir nämlich zahlreiche Events fahren, die wiederum in Tag- und Nachtevents aufgeteilt sind. Tagsüber ist dabei die Gefahr, von der Polizei geschnappt zu werden, geringer, jedoch bringen diese Events auch weniger Kohle ein, die wiederum dringend für unser oberstes Ziel gebraucht wird. Also heißt es, auch nachts zu fahren, wenn die Gefahren höher sind. Hier hat man nämlich nicht nur weniger Überblick, sondern eben auch schneller die Cops am Hals. Im niedrigsten Schwierigkeitsgrad ist man diese zwar schnell wieder los, doch bereits im zweiten der insgesamt drei zur Auswahl stehenden Schwierigkeitsgrade können sie hier zu einem Problem werden. Denn wenn man von ihnen geschnappt wird, hat man nicht nur das Rennen verloren, sondern auch das bis dahin eingefahrene Preisgeld. Das fährt man in jeder Session nämlich mit sich herum, sodass man, wenn man etwa nachts mehrere Rennen nacheinander fährt, mitunter einen erheblichen Batzen Geld mit sich herumträgt. Aus diesem Grund muss man immer abwägen, ob man noch ein Rennen anhängt - und so das Risiko eingeht, am Ende alles zu verlieren - oder doch lieber auf Nummer sicher geht und ins Versteck fährt und so das Geld sichert und die nächste Tag-/bzw. Nachtsession startet. Diese Gefahr, stets das gewonnene Geld zu verlieren, ist wirklich ein spannender Einfall, der noch zusätzliche Spannung hineinbringt.
Spannende Rennen in einer tollen Umgebung Dabei sind die Rennen selbst eigentlich schon spannend genug. Ganz gleich, in welchem Schwierigkeitsgrad, die KI-Fahrer*innen machen es einem niemals zu einfach. Die größte Herausforderung erwartet einen natürlich im höchsten Schwierigkeitsgrad, in dem es nicht nur darum geht, ob man das Podium erreicht, sondern ob man überhaupt eine Platzierung erlangt, die einem ein wenig Geld einbringt. Denn auch das ist nicht immer garantiert. Schließlich muss man bei zahlreichen Events eine Startgebühr bezahlen, die erst ab einem bestimmten Platz überhaupt wieder eingefahren ist.
Die Rennen selbst bieten wiederum alles, was sich neue und alte NfS-Hasen wünschen - rasend schnelle und spektakulär inszenierte Rennen über zahlreiche verschiedene Strecken. Die Location Lakeshore, die lose auf Chicago beruht, bietet dabei nicht nur unterschiedliche Rennarten an (Rundkurse, von A nach B), sondern eben auch zahlreiche unterschiedliche Kurse durch verschiedenste Stadtteile. Mal geht es durch enge Straßenzüge vorbei an Hochhäusern, mal über ausladende Highways und ein anderes Mal wiederum auf Serpentinen Berge hinab. Für Abwechslung ist hier also auf jeden Fall gesorgt und jedes Mal besteht die Gefahr zu crashen. Denn wie es sich gehört, fahren zumeist auch normale Verkehrsteilnehmer über die Straßen. Weicht man ihnen zu spät aus, gibt es einen gewaltigen Crash, der aber zum Glück nur spektakulär aussieht. Natürlich kann er aber dennoch dafür sorgen, dass man einen bis dahin sicher geglaubten Sieg verpasst, was wiederum sehr ärgerlich ist, zumal man, anders als in zahlreichen aktuellen Rennspielen, hier nicht die Möglichkeit hat, einfach die Zeit zurückzudrehen und den Unfall so ungeschehen werden zu lassen. Stattdessen muss man das gesamte Rennen neu starten, allerdings kann man auch dies nicht unendlich oft machen. Selbst im niedrigsten Schwierigkeitsgrad besteht diese Möglichkeit nur zehn Mal. Für absolute Anfänger kann dies durchaus frustrierend werden, da es so mitunter länger dauert, bis man die benötigte Kohle zusammen hat. Im Großen und Ganzen finde ich diese Beschränkung allerdings sehr gut, da sie eben von einem abverlangt, sein Bestes in den Rennen zu geben.
Sammelobjekte, Autos und Tuning Wenn man einmal eine Pause von den nervenaufreibenden Rennen benötigt, lohnt sich eine kleine Spritztour durch die hier nun frei befahrbare Spielwelt. Die ist nämlich nicht nur, wie gesagt, schön anzuschauen, sondern bietet auch noch ein paar nette Nebenaktivitäten. Neben toller Street-Art gibt es nämlich auch 80 Plakate und 100 Bären zu finden und einzusammeln.
Dann wäre da auch noch das Tuning, das auch bei Unbound nicht fehlen darf und einen ebenfalls für einige Zeit beschäftigen kann. Neben zahlreichen Motoren-Verbesserungen und optischen Veränderungen (ob die immer Verbesserungen darstellen, ist wie so oft Geschmackssache) kann man seine Autos nämlich auch mit Decals verzieren. Hier kann man seiner ganzen Kreativität freien Lauf lassen und wahre Kunstwerke kreieren. Wer künstlerisch weniger begabt ist, kann sich aber auch einfach Decals anderer Spieler herunterladen.
Apropos Wagen: Davon gibt es in Need for Speed Unbound eine ganze Menge. Um, genau zu sein, gibt es ganze 143 verschiedene Modelle, die man sich mit dem hart erfahrenen Geld leisten kann, wobei für jeden Geschmack etwas dabei ist. Wer auf Klassiker steht, kann z.B. den VW Käfer von 1963 oder den Pontiac Firebird von 1977 kaufen. Wer es moderner mag, kann sich einen der zahlreichen Mercedes AMG, BMW oder Porsche zulegen und wer es besonders schnell mag, für den gibt es natürlich auch Supersportwagen wie etwa von Lamborghini (u.a. Urus und Aventador), den Koenigsegg Regera oder den Ferrari La Ferrari kaufen.
Ganz gleich, für welches Gefährt man sich schlussendlich entscheidet, auf eines muss stets verzichtet werden: Die Cockpitperspektive. Für Autonarren dürfte dies eine herbe Enttäuschung sein, für die Übersicht ist die Verfolgungskamera aber umso besser. Leider zeigt sie einem aber auch die eine oder andere technische Schwäche des Spiels auf. Denn selbst in der von mir getesteten Xbox Series X-Version gab es immer wieder auffällig aufploppende Bäume und Texturen sowie kleinere Lags. Im rasanten Renngeschehen fällt dies aber nicht auf und stört auch zu keiner Zeit.
Auch Online geht es rund Wer nicht nur gegen die KI antreten möchte, hat in Unbound übrigens auch genug zu tun. Denn selbstverständlich verfügt das Spiel auch über einen Online-Modus. Mit einem eigenen Online-Charakter und vom Einzelspielermodus unabhängigen Fahrzeugen kann man hier entweder in aller Ruhe die Spielwelt erkunden oder aber an einem der Treffpunkte Rennen mit bis zu 16 anderen Spieler*innen austragen. Anfangs sind die Rennen hier teilweise recht frustrierend. Sobald man aber genügend Geld eingefahren hat und seinen Boliden damit standesgemäß mit den immer mehr freigeschalteten Teilen aufgemotzt hat, macht das Rennen gegen menschliche Spieler*innen eine Menge Spaß.
Fazit:
Need for Speed Unbound geht den mit Heat eingeschlagenen Weg weiter und führt die alteingesessene Rennspielserie langsam aber sicher wieder zu altem Ruhm – zumindest was das Gameplay angeht. Das ist nämlich tatsächlich endlich wieder so, wie man es sich von einem Need for Speed wünscht und bietet mit den unterschiedlichen Tag- und Nachtevents und der Möglichkeit, sein Geld bei einer Verhaftung zu verlieren, sogar ein äußerst gelungenes neues Feature, das für zusätzliche Motivation sorgt.
Unbound könnte also das perfekte Need for Speed sein, wenn da nicht der Look und die Story wären. Hier merkt man dem Spiel nämlich leider an, dass es auf die alteingesessenen NfS-Hasen pfeift und für die jüngere Generation sein will. Zumindest kann wohl nur die mit den unzähligen Comiceffekten, den ach so coolen Charakteren und den noch cooleren, aber komplett belanglosen Dialogen etwas anfangen. Spieler*innen in meinem Alter werden hingegen versuchen, all dies auszublenden und sich voll und ganz auf die tollen Rennen konzentrieren (und hoffen, dass EA Erbarmen zeigt und einen zumindest die Effekte irgendwann ausschalten lässt).
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