Stell dir vor, es gibt eine andere Dimension, die parallel zu der unsrigen verläuft. Doch ab und an kommt es zu Berührungen und dann verändern sich... Dinge. Normale Gegenstände können auf einmal die Umgebung beeinflussen und Menschen drehen durch. Zum Glück gibt es eine Behörde, die sich dem Einfluss dieses Phänomens entgegenstellt. Nur zu blöd, dass diese jetzt selbst mit außergewöhnlichen Problemen zu kämpfen hat.

Auch Control schlägt in dieselbe Kerbe. Du steuerst Jesse Faden, die es unter Umständen, die sich erst im Laufe des Spiels aufklären, ins Gebäude des FBC, des Federal Bureau of Control, schaffte. Doch in diesen Gemäuern geschieht Unheimliches. Ein Putzmann, dessen Rücken sie eben noch in einem Gemälde gesehen hat, wischt kurze Zeit später seelenruhig den Boden. Der Weg, den sie zuvor gekommen ist, hat sich radikal verändert. Was ist da nur los?

Antworten bekommst du nach und nach, denn je weiter du dich durch die Gemäuer des FBC bewegst, desto mehr Mysterien klären sich auf. Darunter auch, wer du bist, was du hier suchst und was hier los ist. Zumindest zu Beginn ist es so, dass auf jede Antwort, die du erhältst, mindestens zwei weitere Fragen hinzukommen. So stößt du beispielsweise zu Anfang auf den Direktor des FBC, der Selbstmord begangen hat. Nur, wieso und wieso bist du automatisch seine Nachfolgerin, als du seine mysteriöse Schusswaffe aufnimmst und der Versuchung widerstehst, dir ebenfalls eine Kugel durch den Kopf zu jagen? Wieso sind überall Gemälde, die dich als Direktorin zeigen? Mit wem redet Jesse Faden in ihren Gedanken? Fragen, über Fragen, über Fragen.

Mehrere Quellen für eine Geschichte
Einen Teil des Charmes von Control macht aus, zu erleben, wie nach und nach die offenen Punkte geklärt werden. Das geschieht nicht immer durch Cutscenes. Häufig musst du auch Dokumente oder audiovisuelle Medien einsammeln, in denen weitere Aspekte des Games erzählt werden und die ebenfalls gleichzeitig perfekt zur gelungenen Atmosphäre des Spiels beitragen. Wenn du die Dokumente liest, hast du das Gefühl, eine klischeehafte Behörde vor dir zu haben. Es gibt für jeden Scheiß ein Formular und in den Texten wimmelt es von Kürzeln, die für Außenstehende keinen Sinn ergeben. Doch du wirst auch feststellen, dass hier wohl mehr vor sich geht, als du es zu Beginn erahnen kannst.

Das stellst du spätestens dann fest, wenn du das erste Mal auf Feinde stößt. Es sind, wie du später erfährst, vom Zischen, so der Name der extradimensionalen Gefahr, übernommene Soldaten, die du mit deiner Waffe vernichten kannst. Das Besondere an dieser ist übrigens, dass ihre Munition sich nach kurzer Nichtnutzung automatisch regeneriert. Besiegte Gegner lassen Lebensenergie fallen, sowie Gegenstände, mit denen du deine Waffe und Rüstung aufrüsten und verbessern kannst. Mit einer bestimmten Modifikation droppen Feinde beispielsweise mehr Muni.

Dann kommst du zu dem ersten Areal, in dem besonders deutlich ist, dass das Zischen sich ausgebreitet hat. Das Licht ist rot, die Geometrie fremdartig und überall sind Gegner, die dir ans Leder wollen. Zum Glück kannst du die Feinde besiegen und den Kontrollpunkt wieder normalisieren. Hierdurch eröffnen sich neue Areale, in die du dich begeben kannst.

Intelligente Feinde
Ebenso gibt es regelmäßig Abstecher in besondere Räume. Diese fordern deine Geschicklichkeit und dein Können heraus. Es gilt, geschickt zu springen und spontan auftauchende Feinde zu eliminieren. Es mangelt dem Game jedoch spürbar an Gegnervielfalt. Doch dies macht es dadurch wett, dass die KI stimmig ist. Die jeweiligen Feindeinheiten agieren intelligent und gewieft, je weiter das Spiel fortschreitet.

Wie bereits oben geschrieben ist Control ein Metroidvania-Game. Das heißt, dass du oft zwischen den verschiedenen Kontrollpunkten hin- und herreisen wirst, um weiterzukommen. So mancher Pfad, den du vorher nicht begehen konntest, wird im Laufe des Spiels frei, wenn du bestimmte neue Fähigkeiten erhältst. 

Eine Ultimate Edition mit Mängeln
Da die Geometrie des Ältesten Hauses, wie das Gebäude des FBC heißt, sich wiederholt verändert, haben die Entwickler sich etwas Geniales einfallen lassen. Überall sind Wegweiser aufgestellt, anhand derer du dich orientieren kannst. Das ist auf jeden Fall wesentlich hilfreicher, als die Karte des Games, denn die hilft dir häufig nicht weiter, weil du sie, anderes als beispielsweise in Metroid Prime, nicht drehen und wenden kannst. Im Prinzip siehst du alles aus einer starren 2D-Sicht von oben, was dir nur bedingt hilft.

Die Grafik des Spiels ist großartig. Die Fremdartigkeit und das Mysteriöse wird durch die Levelarchitektur sehr schön rübergebracht. Auch das Design der Charaktere ist gut. Vor allem der Kontrast zwischen der leger gekleideten Jesse Faden und den jeweiligen Uniformen der FBC-Angehörigen gefällt. Dass die Mundanimationen nicht zur Sprachausgabe passend gestaltet wurden, gefällt allerdings nicht, denn dies fällt doch auf. Auch irritiert, dass die meisten Objekte anscheinend kein Gewicht haben und bei bloßer Berührung umfallen. Die deutsche Sprachausgabe ist super geworden und die Musik ist zwar kein Überflieger, aber trotzdem gelungen.

Noch ein paar Worte zur Ultimate Edition. Wie der Name es schon erahnen lässt, enthält diese Fassung alle DLCs sowie das Grundspiel. Durch den zusätzlichen Content wird gleichzeitig eine Verknüpfung an die Alan Wake-Spiele hergestellt. Außerdem kriegt man auch noch Zugriff auf die Versionen für die PS5 und die Xbox Series X. Letzteres kommt für Besitzer der ursprünglichen Fassung einer Ohrfeige gleich, da sie so im Grunde genommen doppelt in die Tasche greifen dürfen, wollen sie eine Next-Gen-Version spielen.