Entwickler:
CrazyBunch Publisher:
Assemble Entertainment
Genre:
Adventure USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
30 €
Systeme:
PC, PlayStation 4, Switch, Xbox One
Inhalt:
Ah, Leisure Suit Larry, Ikone meiner Kindheit. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zu Weihnachten Teil 7 geschenkt bekam, das Spiel startete und meine Mutter sich bereits bei den Introgeräuschen mit hochrotem Kopf fragte, was sie mir da eigentlich geschenkt hatte. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich durch alle Larry-Titel gespielt (außer Teil 4, da habe ich irgendwie die Disketten verlegt) und sah den neuesten Ableger als das Nonplusultra der Serie an. Umso enttäuschter war ich, als anschließend nur noch hirnlose Fortsetzungen herauskamen, die dadurch "brillierten", dass beispielsweise Larry nun von Oliver Pocher gesprochen wurde. Bah. Aber ich sah auch ein, dass ein Larry in unserer heutigen Zeit einfach nicht mehr funktionieren würde. Die sexistische Sichtweise der Hauptfigur auf alle Personen in seiner Umgebung hat die kleinen Teenies der Neunziger noch amüsiert, während man sich heutzutage eher schämt. Umso verwunderlicher, dass sich ein kleines, deutsches Entwicklerteam namens CrazyBunch tatsächlich daran gewagt hat, eine Fortsetzung zu entwickeln. Wet Dreams Don't Dry passt vom Titel her schonmal perfekt in die Reihe der Klassiker rein, aber kann Larry 2018 wirklich überleben?
Meinung:
Die Frage stellt sich buchstäblich, denn Larry wacht ohne Erinnerung in einem Bunker auf und findet sich nach kurzer Eingewöhnung auf der Straße vor Lefty's Bar wieder, die man bereits aus Teil 1 kennt. Zu Larrys Überraschung hat sich die Welt drastisch verändert und seine Lieblingsbeschäftigung - das Daten - hat sich komplett in den digitalen Bereich verlagert, der sich für Larry, der noch nicht einmal weiß, was ein Smartphone ist, natürlich auf absolutem Neuland befindet. Auch kommen seine bewährten Aufreißermethoden nicht mehr so gut an, wie er das gewohnt ist. Doch schnell findet sich ein neues Ziel für ihn, denn er möchte eine ganz bestimmte Dame flachlegen, die sich mit ihm erst abgibt, wenn er auf der Datingplattform Timber genug Punkte gesammelt hat. Um seinen Score anzuheben, hilft Larry fortan Männlein, Weiblein und allem, was dazwischen und außenrum ist, während er die Gesellschaft des neuen Jahrtausends kennenlernt.
Larry bleibt Larry Man erwartet von einem Leisure Suit Larry-Titel nicht direkt ein kunsthistorisches Meisterwerk und doch greift Wet Dreams Don't Dry Thematiken auf, an die sich andere Spiele nicht freiwillig herantrauen und geht mit ihnen sehr geschickt um. Larry selbst ist immer noch der Chauvinist, den wir von früher kennen und schafft es genau dadurch die Nebenfiguren als richtige Charaktere erstrahlen zu lassen, die fernab der üblichen Darstellungen kursieren, die sie rein auf ihre Sexualität beschränkt haben. Die meisten Figuren können mit gut geschriebenen Dialogen und interessanten Storylines aufwarten, die durch Larrys Unverständnis hervorgehoben und pointiert werden. Larry selbst macht zwar keine weltbewegende Wandlung durch, aber sein Versuch mit der Welt klarzukommen, in der er sich wiederfindet, ist dennoch unterhaltsam anzusehen.
Old School Wet Dreams Don't Dry geht glücklicherweise wieder den Weg des Point 'n' Click-Adventures. Larry redet mit Personen, um Hinweise und Aufgaben zu erhalten, sammelt alles ein, was nicht festgeklebt ist (und manchmal sogar das) und kombiniert, was niemals hätte zusammenkommen sollen. Genre-typisch sind manche Rätsel nachvollziehbarer als andere, aber komplett an den Haaren herbeigezogen ist eigentlich nichts. Entwicklungen des Genres haben ebenfalls Einzug in die Reihe genommen, denn ein Druck auf die Leertaste zeigt alle anwählbaren Hotspots an, sodass Pixeljagden der Vergangenheit angehören. Klassisch ist aber nicht nur das Genre sondern auch der Humor, der immer wieder auf die Reihe selbst, aber auch auf andere Genrevertreter verweist. Bereits direkt zu Anfang hatte mich der Humor abgeholt, als ich zur Bestätigung meines Alters angeben musste, welche He-Man-Figur stinkt. Alte Säcke wie ich werden daher vermutlich ein gutes Stück mehr Spaß aus Wet Dreams Don't Dry ziehen können als so mancher Jungspund.
Präsentation Wie am Anfang bereits erwähnt, war Teil 7 immer mein Lieblings-Larry, was nicht zu einem geringen Teil an der schicken Grafik lag. Zum ersten Mal hatte man sich von den doch sehr pixeligen Anfängen verabschiedet und einen toll animierten Look präsentiert. In die gleiche Kerbe schlägt nun auch Wet Dreams Don't Dry, das mit detaillierten Hintergründen und hübschen Charakterdesigns aufwarten kann. Larry selbst ist wieder ein etwas schlacksigerer Kerl geworden als der knubbelige Herzensbrecher aus Teil 7 und die Animationen sind schön weich.
Auf der Sound-Seite bin ich ein wenig gespalten. Ich habe die vorherigen Titel hauptsächlich auf Englisch gespielt und selbst die deutsche Stimme aus Teil 7 hat sich an Larry-Sprecher Jan Rabson orientiert, weswegen ich froh war, dass er auch dieses Mal wieder mit dabei ist. Da Wet Dreams Don't Dry aber von deutschen Entwicklern geschrieben wurde, gibt es einige Gags, die auf Englisch nicht gut übersetzt wurden oder einfach nicht zünden. In der deutschen Version leiht Philipp Moog Larry seine Stimme, der auf jeden Fall ein guter Sprecher ist, mir aber als deutsche Stimme von vor allem Ewan McGregor im Ohr bleibt und damit so gar nicht auf die Rolle passen möchte. Wer stattdessen How I met your mothers Barney Stinson hören kann, erhält womöglich ein amüsantes Extra, das mir verwehrt blieb. Insgesamt sind aber beide Sprachfassungen ganz ordentlich gelungen.
Larry
auf der Xbox One Nach
dem PC-Release erschien Leisure
Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry
in den folgenden Monaten und Jahren auf so gut wie jeder Plattform
und nun war am 15.09.2020 als letztes auch endlich die Xbox One an
der Reihe. Inhaltlich ist diese mit der rund zwei Jahre früher
veröffentlichten PC-Version identisch. Der einzige Unterschied ist,
dass hier das Happy
Ending-Update
bereits enthalten ist und man sich so von vornherein über ein
bisschen zusätzliche Spielzeit erfreuen darf, in der wir nicht nur
den Aufstieg von Prune miterleben, sondern auch erfahren, was
mit Faith, Larrys Herzensdame, nach dem offiziellen Ende von Wet
Dreams Don't Dry passiert
ist. Die auf der Xbox One genutzte Controller-Steuerung war ja
ebenfalls schon Teil des Happy
Ending-DLCs auf
PC und ist deswegen auch nichts Neues. Dennoch ist sie natürlich
erwähnenswert, vor allem, weil sie hervorragend funktioniert und man
mit ihr Larry jederzeit voll im Griff hat (soweit sich Larry im Griff
halten lässt).
Technisch gibt es im Vergleich zur PC-Version
ebenfalls keine Unterschiede. Dies gilt sowohl für die Grafik, die
auch auf der Xbox One mit detaillierten Hintergründen und hübschen
Charakterdesigns voll überzeugen kann, als auch für den Sound, der
ebenfalls mit guter Synchroarbeit daherkommt.
Fazit: Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry ist auf jeden Fall eine Überraschung. Nach ein paar misglückten Ausrutschern kehrt Larry in einer Zeit zurück, in der er eigentlich nichts mehr zu suchen hat und gerade deswegen funktioniert diese Geschichte so unglaublich gut. Es hilft natürlich, dass man dem Spiel zu jeder Zeit anmerkt, dass hier Larry-Fans am Werk waren und wer sich selbst zu dieser Gattung zählt, kann aus diesem Titel noch so viel mehr für sich ziehen. Larry geht effektiv mit seiner inherenten Problematik um und scheut sich nicht, dennoch seinen eigenen Humor auszuleben. Die Rätsel sind stellenweise knackig, aber durch den Fortschritt des Genres, der auch hier Einzug gefunden hat, gibt man niemals entnervt auf. Für Point'n'Click-Fans der alten Schule ist Larry einen neuen Blick wert.
Fazit von Stefan Heppert: Natürlich
wusste ich - nicht zuletzt durch den Test von Kai Wommelsdorf -
bereits, was mich mit Leisure
Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry erwartet.
Dennoch war ich positiv überrascht. Denn ob man liest wie gut die
Story funktioniert oder dies selbst miterlebt, ist doch ein großer
Unterschied. Und ich kann meinem Kollegen nur zustimmen, die
Geschichte funktioniert auch zwei Jahre später noch hervorragend und
bietet das typische Larry-Gefühl, das man als Fan der Reihe so lange
vermisst hat. Zusammen mit den knackigen Rätseln und der tollen
Präsentation ist Leisure
Suit Larry: Wet Dreams Don't Dry
somit auch
auf der Xbox One ein absolut empfehlenswertes Point 'n'
Click-Adventure. Bleibt eigentlich nur noch zu hoffen dass man als
Xboxler auf das neueste Larry-Abenteuer, Wet
Dreams Dry Twice,
welches bereits Mitte Oktober für den PC erscheinen wird, nicht
wieder zwei Jahre warten muss.
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