Genre:
Strategie USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG. ca. Preis:
ca. 40€ €
Systeme:
PC
Testsystem:
CPU: AMD Athlon64X2 mit 3 GHz; Grafikkarte: Radeon HD4850 mit 512MB VRAM; 4GB RAM; Windows 7
Anforderungen:
2Ghz Intel Core2 Duo oder gleichwertig; 2GB RAM; Grafikkarte: 512MB, Direct3D 10; Steam-Konto
Inhalt:
Der zweite Weltkrieg bleibt wohl ein ewiges Thema in der Spielewelt, zumindest wird er nicht so schnell verschwinden. So einige Spiele haben aber schon bewiesen, dass man aus dem ausgelutscht erscheinenden Szenario doch noch so einiges herausholen kann, vor allem wenn man nicht immer die gleichen Schlachten und Szenarien behandelt. Das bewies Company of Heroes von Relic vor allem durch seine Addons, nachdem das Hauptspiel den schon völlig überstrapazierten Sturm auf die Normandie behandelte. Im Gedächtnis blieb das Spiel aber hauptsächlich durch das großartige, taktische Gameplay, und das war auch schon im Hauptspiel so. Nachdem THQ Geschichte ist, kam Relic bei Sega unter, die nun das lang erwartete Company Of Heroes 2 veröffentlichten, und uns an die Ostfront des zweiten Weltkriegs schicken, wo wir die rote Armee befehligen dürfen.
Meinung:
Ja, auch die Ostfront war schon mehrfach Thema eines WW2-Strategiespiels, doch nirgends wurde es bisher so intensiv umgesetzt wie bei Company Of Heroes 2. Auf den ersten Blick hat sich spielerisch nicht viel gegenüber dem ersten Teil geändert, hauptsächlich hat man auf konsequente Verbesserungen gesetzt. Noch immer wird Mikromanagement groß geschrieben, gilt es taktisch vorzugehen, denn wie in Starcraft II oder Fire Emblem braucht man die richtige Einheit mit der richtigen Bewaffnung, um bestimmte Einheiten zu schlagen. Das Spiel wirft einen da aber nicht ins kalte Wasser, sondern sorgt für die Lehrstunden.
Geflohen wird nicht Das Setting macht dennoch einen riesigen Unterschied aus, und zeigt die Härte des Krieges noch besser. Die Russen waren nämlich nicht so gut ausgestattet wie die Amerikaner, die Briten oder die Deutschen. Das haben sie aber mit Gnadenlosigkeit wieder wettgemacht, z.B. durch Zwangsrekrutierungen. So kann man auch bei Company Of Heroes 2 immer wieder auf Rekruten zurückgreifen, um geschwächte Einheiten wieder zu verstärken. Das klingt erst mal ziemlich positiv für den Spieler, einfach zu verdauen, wie Männer geradezu verheizt wurden, ist das nicht. Vorräte und Felder werden verbrannt, Brücken gesprengt, egal ob noch Landsmänner dort kämpfen oder nicht. Sie sterben für Russland. Und nicht nur Vorteile hat man durch den russischen Führungsstil. Gilt Stalins Befehl, dass Flüchtige erschossen werden, sollte man mit seinen Einheiten niemals den Rückzug antreten.
Der Winter naht Auch das eisige Klima macht beiden Parteien zu schaffen, was man aber zu seinem Vorteil nutzen kann. Soldaten können erfrieren, und wenn man ein feindliches Lagerfeuer vernichtet, kann das übel enden. Das Eis von zugefrorenen Seen lässt sich durch Beschuss zerstören, praktisch wenn sich dort gerade Panzer befinden. Company Of Heroes 2 ist weder absolutes Hardcore- noch Casualstrategiespiel, Relic hat eine gesunde Mischung gefunden. Auch was historische Details und Inszenierung angeht, schaffte man die perfekte Gratwanderung. Nichts wird glorifiziert. Aber auch beim Gameplay selbst hat man es geschafft, abseits von reinen Materialschlachten, wie es bei vielen anderen RTS-Games so ist, interessante und abwechslungsreiche Missionen zu gestalten. Auf diesem Bereich stehen Relic und Blizzard einsam an der Spitze der Strategiespiele.
Weg mit der Schwarz-/Weiß-Malerei Wie schon erwähnt liefert Company Of Heroes 2 ein gnadenloses Bild des zweiten Weltkrieges. Was ich jetzt an Kritik vorzubringen habe, gilt eigentlich nicht diesem Spiel, sondern eher dem Vorgänger, daher kann ich es schlecht in die Wertung mit einfließen lassen. Als kanadisches Unternehmen sollte Relic sicherlich etwas Abstand zu USA haben, dennoch war davon im ersten Teil nicht viel zu spüren. Die US-Amerikaner werden stets heroisch dargestellt, und die Russen eher böse, auch wenn der Feind in beiden Teilen die Deutschen waren (die man in den Addon-Kampagnen zum ersten Teil dennoch spielen konnte). Vergleicht man also nun Teil 1 und 2 direkt, kann das natürlich ein wenig klischeehaft aussehen. Ich war zwar nicht dabei, doch ich bin mir sicher, dass auch auf der Seiten der USA nicht alles nach „wir lassen keinen zurück“ und „wir sind die Guten“ abgelaufen ist. Nach vielen Krisen, Kriegen und Skandalen, zivilen Opfern, Guantanamo und Menschenrechtsverletzungen, Leichenschändungen, den Enthüllungen von Bradley Manning und Edward Snowden, bröckelt das US-Selbstbildnis der guten Weltpolizei auf dem großen, weißen Ross immer mehr.
Ich wünsche mir daher mehr Spiele wie Company Of Heroes 2, welche die Sinnlosigkeit und Unmenschlichkeit des Krieges zeigen, und das Thema nicht auf Gut/Böse reduzieren. Dabei sollte man keine Rücksicht auf die Befindlichkeiten der dargestellten Nationen nehmen, schließlich tut man das in Sachen Russland oder Deutschland ja auch nicht. Dabei ist es natürlich besonders interessant, Amerika mal nicht als patriotische Stars&Stripes-Fantasie präsentiert zu bekommen, aber auch andere Länder können sicher so einiges verkraften. In Rheinsheim, nicht weit weg von meinem Wohnort, erinnern heute noch Schautafeln an den Rheinübergang und den Einmarsch der 1. französischen Armee um 1945, bei dem das Dorf nicht nur materiellen Schaden erlitt, sondern auch Plünderungen und Vergewaltigungen stattfanden. Auch beim weiteren Marsch gingen die Franzosen nicht zimperlich mit der deutschen Zivilbevölkerung um.
Fazit: Im Krieg gibt es niemals Gewinner, und vor allem keine Helden – das zeigt Company Of Heroes 2 eindrucksvoll anhand der Ostfront. Dort macht einem nicht nur der russische Winter zu schaffen, sondern auch das rigorose Vorgehen der Armee. Wer flüchtet, wird erschossen, falls der Schießbefehl aktiv ist. Zwangsrekrutierte Bauern haben damals die Reihen der russischen Soldaten aufgefüllt, erreichte Ziele waren wichtiger als Menschenleben. Dieses Szenario hat man gut eingefangen. Dabei findet Relic einen guten Mittelweg zwischen historischer Genauigkeit und Inszenierung, zwischen reinem Strategiespiel und modernen Gameplayelementen, zwischen Herausforderung und Spielbarkeit.
Bewertung Du kannst dieses Game hier benoten. Wohlgemerkt soll nicht die Rezension, sondern das Game an sich bewertet werden! Du hast also dieses Game gespielt? Dann bewerte es hier. Die Benotung erfolgt mit Sternen. Keine Sterne entsprechen der Schulnote 6. Fünf Sterne entsprechen der Schulnote 1.