FIFA Street
Entwickler:
Electronic Arts
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
ab 54,95 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Es scheint beinahe so, als ob bei EA irgendjemand eine Schublade mit alten Arcade-Sport-Titeln geöffnet und sich dann gedacht hat „Hey! Das Spiel war echt cool, davon können wir echt mal einen neuen Teil rausbringen“. Oder gibt es noch eine andere Erklärung dafür, dass wir kurz nach SSX schon wieder einen Reboot einer alten Arcade-Sport-Reihe testen dürfen? Diesmal handelt es sich um den Straßenkick FIFA Street, und ob dessen Neubelebung genauso gut gelungen ist wie es bei SSX der Fall war, erfährst du natürlich wie immer im folgenden Test.
Meinung:
Wie bereits erwähnt ist FIFA Street bereits der zweite Titel des ehemaligen EA Sports BIG Labels, das in diesen Tagen seine Auferstehung feiert. Doch während man sich bei SSX voll und ganz an die alten Zeiten zurück erinnerte, gehen die Entwickler bei der Wiederbelebung von FIFA Street einen etwas anderen Weg.
Erwachsen geworden
Der letzte FIFA Street-Teil (FIFA Street 3) der vor vier Jahren das Licht erblickte, war ein verrückter Arcade-Kick bei dem es vorrangig darum ging, auf Hinterhof-Plätzen möglichst viele überdrehte Tricks auszuführen und hin und wieder ein Tor zu schießen. Beim neuesten FIFA Street geht es zwar auch noch darum, den Gegnern Knoten in die Beine zu spielen, ganz so abgedreht wie früher geht es dabei aber nicht mehr zu. Im Vergleich zu den ersten drei Teilen kommt FIFA Street nämlich deutlich erwachsener, ja realistischer daher.
Irgendeine Leiste auffüllen und dann ein Tor per Fallrückzieher inklusive dreifachem Salto zu erzielen ist nicht mehr möglich. Stattdessen gibt es „nur noch“ normale Tricks, die wahre Ballvirtuosen – wie zum Beispiel der auf dem Cover und im Spiel mehrmals auftauchende Lionel Messi – auch im realen Leben ausführen können. Doch das bedeutet nicht, dass FIFA Street damit auch langweiliger geworden ist. Ganz im Gegenteil. Durch die hohe Anzahl verschiedener Tricks (je nach Stellung zum Ball variieren die Tricks selbst dann, wenn man dieselben Tasten drückt) muss man sich immer noch zusammenreißen sich nicht nur den Tricks zu widmen. Denn auch wenn diese durchaus wichtig sind, entscheiden in den meisten Spielen schlussendlich doch die Tore über Sieg oder Niederlage.
Wenn es doch in echt so leicht wäre
Dabei gehen die Tricks doch so leicht von der Hand. Einfach den rechten Stick betätigen und schon kann man seinem Spieler dabei zusehen wie er einen nach dem anderen Trick ausführt. Wenn man zusätzlich noch den linken Trigger bzw. L2 gedrückt hält, bleibt der Spieler stehen und vollführt seinen Ballzauber im Stand. Drückt man hingegen den rechten Bumper (R1) nimmt er den Ball hoch und jongliert ihn gekonnt. Mit dem linken Bumper bzw. L1 kann man seine Tricks auch noch modifizieren. Mit dem rechten Trigger oder R2 sprintet man schlussendlich.
Die Möglichkeiten sind also wirklich vielfältig und bis man wirklich alle Tricks gesehen hat oder gar ausführen kann, dauert es eine Weile. Vor allem da es leider kein Tutorial gibt, das einem die Tricks erklärt. Doch auch so hat man schon bald die Steuerung vollends im Griff und lässt selbst Spieler des 1. FC Köln wie Ballzauberer von der Copa Cabana aussehen.
Vier verschiedene Varianten
Getrickst werden darf übrigens in vier verschiedenen Spielvarianten. Das sogenannte 5 vs. 5 stellt dabei das klassische Spiel dar. Nur, dass hier halt nicht wie auf dem grünen Rasen mit elf sondern immer nur mit fünf Spielern in einem Team gespielt wird. Dafür zählen hier genau wie beim normalen Fußball am Ende die Tore.
Bei Panna geht es hingegen etwas eigenartiger zur Sache. Hier spielen nämlich immer nur Zweier-Teams gegeneinander. Obendrein entscheiden hier auch nicht die Tore wer gewinnt, sondern die Tricks. Je nachdem wie man einen Gegenspieler ausspielt, bekommt man nämlich bis zu drei Punkte auf die „Bank“ gutgeschrieben. Aber erst wenn der Ball irgendwann im (sehr kleinen) Tor zappelt, werden die Punkte auch gesichert und gewertet. Sollte das gegnerische Team jedoch vorher treffen, sind die auf der Bank befindlichen Punkte weg. Hier gilt es also genau abzuwägen, wie viel man sich zutraut und wann man mit dem Tricksen aufhören möchte. Ansonsten kann ein sicher geglaubter Vorsprung nämlich auch ganz schnell wieder zunichte sein.
Die dritte Spielvariante heißt letzter Mann. Hier spielen vier gegen vier, wobei alle Teilnehmer Feldspieler sind. Ziel ist es, sein komplettes Team vom Feld zu haben. Allerdings nicht mit Fouls oder ähnlichem (die es ja ohnehin nicht gibt) sondern durch Tore. Denn jedes Mal, wenn ein Spieler ein Tor schießt, wird der Schütze vom Feld genommen. Wenn alle Spieler eines Teams eins getroffen haben, hat es gewonnen und das Spiel ist beendet.
Diese Variante ist sehr spannend. Durch die Tatsache, dass völlig unterlegene Teams hier irgendwann mit drei Mann mehr auf dem Platz stehen können, haben selbst schlechtere Spieler eine reale Chance zu gewinnen. Denn selbst der beste FIFA Street-Zocker kann es nicht mit einem einzigen Spieler schaffen sich gegen drei gegnerische Spieler durchzusetzen. Und so passiert es sehr oft, dass die Spiele mit einem direkten 1-gegen-1-Duell enden.
Von der Straße in die Halle
Futsal ist die vierte und somit letzte Spielvariante. Wer öfters mal Eurosport einschaltet, wird diese Art von Fußball eventuell kennen. Auf dem Sportsender wird neben den großen Turnieren nämlich auch die spanische Liga, die die beste Futsal-Liga der Welt ist, übertragen.
Wer noch nie etwas von Futsal gehört hat: Beim Futsal handelt es sich um die offizielle FIFA-Variante des Hallenfußballs. Genau wie bei unserem Hallenfußball spielen dabei zwei Fünfer-Teams gegeneinander. Das waren aber auch beinahe schon alle Gemeinsamkeiten. Denn anders als beim Hallenfußball, den wir aus der Bundesliga-Winterpause kennen, gibt es beim Futsal z.B. keine Banden. Außerdem ist der Ball auch sehr viel kleiner.
Im Gegensatz zu den anderen in FIFA Street vorhandenen Modi gibt es beim Futsal obendrein Fouls. Zudem gilt es hier nicht unbedingt besonders stylish zu spielen, vielmehr muss man hier drauf achten den Ball in seinen Reihen zu halten. Ballkontrolle ist hier nämlich das A und O. Die Umstellung zwischen Futsal und den anderen Varianten ist also nicht gerade einfach, doch genau das macht die Faszination dieser Spielvariante aus.
Wer ist die beste Mannschaft der Welt?
Die vier Spielvarianten können wie üblich im schnellen Spiel (hier „Ab auf die Straße“ genannt), online mit bzw. gegen zahlreiche andere Spieler aus aller Welt oder in der World Tour gespielt werden.
Die World Tour stellt dabei nicht nur die Karriere, sondern auch das Herzstück des gesamten Spiels dar. Hier werden alle möglichen Varianten vereint, mit dem Ziel irgendwann die beste Straßenfußballmannschaft der Welt zu werden. Bevor es soweit ist, sind aber einige Hürden zu nehmen. Zunächst muss man sich zum Beispiel eine Mannschaft erstellen. Zu diesem Zweck kreiert man sich erst einen Mannschaftskapitän, sowie einen Verein samt Teamname und Logo. Als nächstes werden dann die restlichen Spieler erstellt. Entweder macht man das auch selber, lädt sich die Spieler von Freunden herunter oder man nimmt sich vorgefertigte Spieler in sein Team. Wer sich für letzteres entscheidet muss aber nicht denken, dass er auf diese Weise direkt namhafte Superstars in seinem Team begrüßen kann. Denn auch wenn FIFA Street über zahlreiche Lizenzen verfügt (u.a. sind alle Vereine der Serie A, Primera Division und der Bundesliga sowie etliche Nationalmannschaften mit all ihren realen Spielern vertreten) sind es Phantasiespieler, die man so bekommt. Das heißt aber nicht, dass man gar nicht mit Messi, Gomez oder Podolski spielen darf. Wenn man in bestimmten Turnieren reale Mannschaften wie z.B. den FC Barcelona besiegt, kann man sich als Belohnung dafür einen von drei Barca-Stars aussuchen und diesen künftig in seinem Team kicken lassen.
Vom Ruhrgebiet in die ganze Welt
Wenn all dies erledigt ist, startet man seine eigentliche Karriere. Anfänglich spielt man nur regionale Matches und Turnieren wie z.B. in NRW. Erst nach und nach werden die Turniere größer, so dass man irgendwann auch an landesweiten, europaweiten und schlussendlich sogar an weltweiten Turnieren teilnimmt. Die Gegner auf die man dabei trifft sind genauso unterschiedlich wie die Spielvarianten. Von irgendwelchen Phantasieteams wie den Jaguars über bekanntere Mannschaften wie SC Freiburg oder Hertha BSC Berlin, bis hin zu namhaften Spitzenvereinen wie dem FC Bayern München, AC Mailand oder FC Barcelona (natürlich mit Lionel Messi) erwartet einen so gut wie alles.
Vor jedem Spiel bzw. Turnier kann man aus drei verschiedenen Schwierigkeitsgraden auswählen. Dieser Schwierigkeitsgrad entscheidet auch darüber, was man bei einem entsprechenden Erfolg freigeschaltet bekommt. Für den leichtesten Schwierigkeitsgrad (Bronze) bekommt man häufig zum Beispiel nur neue Stutzen mit denen man seine Spieler ausstatten kann. Für Silber gibt es hingegen schon neue Trikots oder Shorts. Für ein erfolgreich absolviertes Spiel/Turnier im Gold-Schwierigkeitsgrad gibt es hingegen neue Schuhe oder ähnliches. Allerdings muss man sich dafür wirklich anstrengen. Die KI-Kicker sind nämlich wirklich gut und lassen sich nicht so einfach austanzen. Zu Anfang der Karriere sollte man sich von daher erst einmal für leichtere Schwierigkeitsgrade entscheiden. Erst später, wenn die Spieler durch die gewonnene Erfahrung (die man z.B. durch Tore oder erfolgreich ausgeführte Tricks bekommt) in ihrem Level aufgestiegen sind und somit auch bessere Attribute aufweisen (die man genau wie neue Tricks oder Jubelposen mit Erfahrungspunkten freischalten kann) kann man sich am Gold-Grad versuchen.
Tolle Grafik und authentische Stimmung
Neben dem realistischeren Gameplay gibt sich das neueste FIFA Street auch in Sachen Grafik sehr viel erwachsener als es die alten Teile taten. Die Grafik-Engine wie auch die Physik-Engine stammen dabei vom großen Bruder, wodurch die Spieler hier genau so toll aussehen und sich auch genau so ansehnlich über den Platz bewegen wie in FIFA 12. Die Plätze sind ebenfalls zum Großteil sehr schön geworden. Nur einige wenige Ausnahmen wollen nicht so ganz zum an sonst sehr guten Eindruck passen und sind eher langweilig gestaltet worden. Im Großen und Ganzen können aber auch die Plätze überzeugen, vor allem durch die verschiedenen Locations.
Beim Sound gibt es in meinen Augen bzw. Ohren hingegen gar nichts zu meckern. Ich stehe auf HipHop, darum finde ich auch den HipHop-Soundtrack sehr gut. Wem das nicht so geht, muss die Musikuntermalung halt leise stellen. Dabei sollte man aber nicht die Zwischenrufe der Mitspieler mit abstellen! Die Lobhudeleien oder hämischen Sprüche, die man während der Spiele zu hören bekommt, sorgen nämlich für eine authentische Stimmung.
Fazit:
 Was soll ich zu FIFA Street groß sagen, außer dass der Reboot – bis auf ein paar ganz kleine Macken wie der manchmal etwas fehlerhaften Kollisionsabfrage – wirklich vollends gelungen ist? Vor allem durch das nun sehr viel realistischere Gameplay und die verschiedenen Spielvarianten sorgt FIFA Street dafür, dass man unheimlich viel Spaß am Straßenfußball findet. Wer ein wenig Abwechslung vom FIFA 12-Rasenschach braucht, sollte sich FIFA Street also auf keinen Fall entgehen lassen!
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Autor der Besprechung:
Stefan.Heppert
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Grafik: 8.50
(2 Stimmen)