Forza Motorsport 4
Entwickler:
Turn 10 Studios
Publisher:
Microsoft Game Studios
Genre:
Sport
USK Freigabe:
Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
44,95 €
Systeme:
Xbox 360
Inhalt:
Das Duell Gran Turismo gegen Forza geht in die nächste Runde. Nachdem Gran Turismo 5 den bisherigen Genrekönig (denkbar knapp) vom Thron stoßen konnte, macht sich der vierte Teil der Microsoft-Rennsimulation auf, den Titel wieder nach Hause zu holen.
Meinung:
Der Einstieg von Forza Motorsport 4 dürfte allen Fans etwas merkwürdig vorkommen. Nach einem grandiosen Introvideo sitzt man zwar direkt in einem Traumwagen, darf allerdings kaum etwas mit ihm anstellen. Das erste Rennen in den Berner Alpen wird nämlich mit allen nur erdenklichen Hilfen gefahren, so dass man nur noch lenken und Gas geben muss. Gott sei Dank startet anschließend das eigentliche Spiel, in dem man, wie es Forza-Spieler seit Jahren gewohnt sind, entscheiden darf, welche Fahrhilfen (u.a. Bremshilfe, ABS, Traktionskontrolle, Stabilitätskontrolle) man eingeschaltet haben möchte.
Vom Kleinwagen bis zum Exoten
Apropos Autos: hiervon gibt es in Forza 4 so viele, wie in keinem anderen Forza-Teil zuvor. 480 Autos von insgesamt 78 verschiedenen Herstellern sind im Spiel vertreten. Im Vergleich zum Fuhrpark von Gran Turismo 5 erscheint dies zwar wenig zu sein, doch im Gegensatz zum PS3-Rennspiel gibt es hier keine unzähligen verschiedene Varianten vom immer gleichen japanischen Mittelklassewagen.
Neben den üblichen Verdächtigen wie BMW, Opel, Mercedes, Toyota, Nissan, Ferrari, Mitsubishi, Citroen usw. finden sich in der Auto- und Herstellerliste natürlich auch wieder einige waschechte Exoten. So darf man zum Beispiel auch hinter das Lenkrad eines Mosler MT900, DeLorean DMC-12 (bekannt aus „Zurück in die Zukunft“), Joss JT1, Gumpert Apollo S oder Tesla Roadster Sport. Porsche-Modelle sucht man hingegen vergebens. Da EA die Lizenzrechte hat und deren Nutzung verweigerte, gibt es von den Zuffenhausenern kein einziges Auto. Lediglich vom offiziellen Tuner RUF ist ein Modell vertreten. Dafür wartet im Autovista-Modus ein ganz besonderer Wagen darauf begutachtet zu werden…
Eine Ode an das Automobil
Bevor ich zu diesem Wagen komme, noch ein paar Worte zum Autovista-Modus. Dieser nagelneue Modus unterstreicht eindrucksvoll, dass Turn 10 mit Forza Motorsport 4 nicht nur ein Rennspiel entwickeln wollte, sondern eine „Ode an das Automobil“ (Zitat Dan Greenawalt). Im Autovista-Modus kann man nämlich nicht fahren, sondern ausgewählte Boliden von allen nur erdenklichen Perspektiven betrachten. Darüber hinaus erfährt man einige interessante Fakten über bestimmte Aspekte des jeweiligen Wagens. Für manche mag dies langweilig und überflüssig sein, Auto-Enthusiasten die z.B. auch gerne zu Ausstellungen gehen, werden begeistert sein.
Neue Strecken Insgesamt gibt es 26 verschiedene Schauplätze mit 114 verschiedenen Streckenlayouts. Neben altbekannten Kursen wie Maple Valley, Nürburgring (Grand Prix-Kurs sowie Nordschleife), Laguna Seca oder Le Mans gibt es auch fünf neue Strecken, die in Forza bisher noch nicht befahren werden konnten. Zum einem wäre dies Indianapolis (Oval und Infield-Kurs), der Infineon Raceway in Sonoma Kalifornien, die Top Gear Teststrecke, der Hockenheimring (moderner Kurs) sowie die fiktive Strecke in den Berner Alpen. Letzte ist sicherlich der interessanteste Neuzugang. Nicht nur die Streckenführung ist sehr spektakulär, auch die Aussicht sucht ihresgleichen.
Altes musste weichen
Leider wurden einige bekannte Strecken des Vorgängers aus dem Sortiment gestrichen. So darf man nicht mehr durch New York rasen oder die Langfassung der Rally di Positano unter die Räder nehmen. Ebenfalls schade, dass es immer noch keine Nacht- und Regenrennen gibt und man deswegen immer bei perfektem Wetter über die großteils original lizenzierten Strecken fährt.
Alles auf Hochglanz
Die super detaillierten Wagenmodelle strahlen förmlich um die Wette. In manchen Premium-Modellen aus Gran Turismo 5 mögen zwar immer noch etwas mehr Polygone verarbeitet worden sein, im Rennbetrieb fällt dies aber überhaupt nicht auf. Dafür haben alle Wagen in Forza Motorsport 4 ein original getreu modelliertes Cockpit, in dem nicht nur alle Anzeigen funktionieren, sondern auch der Rückspiegel seine Dienste tut und Schaltvorgänge zu beobachten sind. Außerdem bewegt sich die Kamera in der Cockpitansicht nun ein wenig. Ganz so gut wie in Shift 2 Unleashed sieht das zwar nicht aus, dennoch fühlt man sich wie in einem echten Auto.
Grandiose Fahrphysik
Am Schadensmodell darf noch gefeilt werden, denn die Kratzer und Beulen, die plötzlich auftauchen, stehen ganz im Gegensatz zum ansonsten realistischen Auftreten des Spiels und stören den Gesamteindruck. Dafür kann die Fahrphysik wieder Punkten. Was die Entwickler hier geleistet haben, ist nämlich nur mit einem Wort zu beschreiben: Grandios. Jedes Auto fühlt sich beim Fahren anders an und auch die verschiedenen Antriebsarten haben große Auswirkungen darauf, wie sich die Wagen verhalten. Ein Auto mit einem Vierrad-Antrieb fährt zum Beispiel sehr viel geschmeidiger um schnelle Kurven als ein Wagen mit Heckantrieb, der immer wieder versucht auszubrechen. Doch das ist noch lange nicht alles: Die Entwickler haben mit dem Reifen-Hersteller Pirelli zusammengearbeitet, um mit dessen Daten auch die Grip-Verhältnisse auf den verschiedenen Streckenbelägen realistisch zu übertragen.
Kariereupdate
Wie bei jedem Forza Motorsport darf man seine Boliden in verschiedenen Modi ausfahren. Neben dem freien Spiel, in dem man sich selbst für eine Strecke und einen Wagen entscheiden kann, liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf der Karriere. Da die in früheren Ausgaben zu lieblos präsentiert wurde, hat sich Turn 10 die sogenannte Welt-Tour einfallen lassen, in der man innerhalb von 10 Saisons etliche, kurze Rennen bestreiten muss. Anders als früher wird einem nicht mehr ein Rennen nach dem anderen vor die Nase gesetzt, sondern es gibt drei Vorschläge, die sich an dem aktuell ausgewählten und in der Garage befindlichen Wagen orientiert. Rennen mit ungeliebten Klassen und Autos kann man so - beinahe vollständig - aus dem Weg gehen.
Abwechslungsreiche Events
Neben den "normalen" Rennen präsentiert Forza weitere Events, in denen nicht nur Speed über Sieg oder Niederlage entscheidet. So wird im sogenannten Autocross zum Beispiel vor allem Fahrzeugbeherrschung gefordert. Wenn es darum geht, so viele Wagen wir nur möglich zu überholen oder durch Tore hindurch zu fahren, ist allerdings wieder Geschwindigkeit gefragt. Die KI-Gegner legen mitunter richtig gute Vorgaben hin. Beim Kegeln auf der Top Gear Teststrecke geht es um eine Mischung aus beiden. Beim Eins gegen Eins-Duell oder den Mehr-Klassen-Rennen gilt es schlicht und ergreifend das Gaspedal durchzudrücken.
Wo bleibt die Herausforderung?
Wie angesprochen legt die KI bei den Spezial-Events ab und zu echte Fabelzeiten auf den Asphalt. Allerdings gilt dies wirklich nur für die Spezial-Events. In den normalen Rennen wird man nach dem Start zwar gerne mal von der Strecke gedrängt, wenn man aber das richtige Auto und ein wenig Übung hat, kann man aber jedes Rennen relativ einfach gewinnen. Das liegt daran, dass der Spieler in der Karriere (anders als beim freien Spiel) den Schwierigkeitsgrad der Gegner-KI nicht ändern kann. Das ist sehr schade, denn eigentlich sollte die Karriere die eigentliche Herausforderung sein.
Tritt meinem Club bei
Damit geübte Fahrer dennoch ihren Spaß haben und ihr Bestes geben müssen, gibt es zum Glück die Onlinerennen, in denen man sich mit bis zu 16 Fahrern aus aller Welt harte Kopf an Kopf Rennen liefern muss. Außerdem ist es auch wieder möglich, Autoclubs zu gründen bzw. beizutreten und so mit anderen Mitgliedern Fahrzeuge zu tauschen. Schließlich sind das Auktionshaus sowie der Shop, in dem man sich unter anderem liebevoll gestaltete Designs für seine Wagen downloaden kann, mit an Bord.
Freihändig fahren
Dank Microsofts Kinect ist es in Forza Motorsport 4 erstmals möglich, seine Boliden auch „freihändig“ über den Asphalt zu manövrieren. Obwohl es hier mit der Sprachsteuerung und dem Headtracking, bei dem man sich durch Bewegung des Kopfes im Cockpit umschauen und so zum Beispiel Kurven früher einblicken kann, durchaus interessante Features gibt, ist es keine echte Alternative zur herkömmlichen Steuerung. Folgerichtig kann man die Bewegungssteuerung auch nur im Autovista-Modus und in Freundschaftsrennen nutzen.
Fazit:
Kritiker und/oder Gran Turismo 5-Fans werden an Forza Motorsport 4 mit Sicherheit bemängeln, dass es im Vergleich zum Vorgänger kaum Neuerungen gibt. Das stimmt zwar, dennoch holt Forza Motorsport 4 den Titel für die beste Fahrsimulation zurück ins Hause Turn10. Denn was Forza 4 an Innovationen fehlt, macht es mit einer grandiosen Fahrphysik, einem verbesserten Karrieremodus und vor allem viel Leidenschaft wieder wett. Forza 4 ist viel mehr als nur eine Fahrsimulation. Es ist eine „Ode an das Automobil“, was sich vor allem im nagelneuen Autovista-Modus widerspiegelt. Darum ist Forza Motorport 4 auch für jeden Auto-Enthusiasten ein absolutes Muss und ein würdiger - wenn auch nur knapper - Sieger im Kampf um den Thron der besten Fahrsimulation!
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Autor der Besprechung:
Stefan.Heppert
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