Tropico 4
Entwickler:
Kalypso Media
Publisher:
Kalypso Media
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
31,49 €
Systeme:
Keine Untertitel vorhanden.
Testsystem:
Pentium Dual Core 3 GHz; 3 GB RAM; Windows 7; ATI Radeon HD 5570
Anforderungen:
2 GHz Dual Core; 1 GB RAM; Windows XP SP3 (32-bit), Vista / 7 (32 oder 64-bit); Festplatte: 5 GB freier Festplattenspeicher; Grafik: Shader Model 3.0 (Geforce 6600 oder höher, Radeon X1600-Serie), 256 MB, DirectX 9.0c; Laufwerk: DVD-ROM
Inhalt:
Wer würde nicht gerne eine tropische Insel sein Eigen nennen und dort schalten und walten, wie man es nur als absoluter Alleinherrscher kann. Keine langwierigen Verhandlungen oder Gesetzesentwürfe, sondern Entscheidungen bestimmen das Spielgeschehen. Tropico 4 lässt Militärregime und sozialistische „Freiheitskämpfer“ nahezu sympathisch erscheinen ohne sich selbst in dieser Hinsicht ernst zu nehmen. Tropico 4 ist wie der eine oder andere Leser auf Grund des Namens schon vermutet der vierte Teil eine Strategie-Spiel- Serie. Der Spieler schlüpft im vierten Teil wie auch im ersten und dritten in die Rolle des Staatschefs einer tropischen Insel. "El Presidente", wie der Spieler von seinen Beratern und dem gemeinen Volk genannt wird, hat in der Welt von Tropico nahezu uneingeschränkte Vollmachten. Doch das Leben als Diktator ist nicht nur eitel Sonnenschein…
Meinung:
Holpriger Einstieg für Serien-Neulinge Kenner der Serie sind definitiv im Vorteil: Tropico 4 bietet zwar ein Tutorial, doch wirkliche Lektionen zum korrekten Aufbau einer florierenden Insel-Wirtschaft sucht der Laie dort vergeblich. El Presidente, das Alter-Ego des Spielers, versucht im Rahmen des Tutorials vom Generalissimo alles zu lernen, um ein erfolgreicher Staatschef zu werden. Die Lektionen bauen thematisch nicht aufeinander auf und beginnen immer mit einer bereits mehr oder weniger fertigen Siedlung. Der Spieler sucht nun nach aufleuchtenden Ausrufezeichen (Woher könnte diese Symbolsprache nur stammen?), denn die markieren Aufgaben sind zur Absolvierung des Tutorials nötig. "Rufe das Journal auf!", "Verbiete den Import von Mais!" oder "Setze einen Verteidigungsminister ein!": So oder ähnlich lauten die Anweisungen. Ein grundlegendes Verständnis der recht komplexen Spielmechanik kommt dabei leider nicht auf. El Presidente kommentiert zwischen den Lektionen stets seine eigenen Fortschritte und Erkenntnisse. Die Vertonung dieser Texte ist sehr gut gelungen.
In 20 Missionen zur schönsten Insel der Welt Wer schon einmal als Diktator einer Bananenrepublik aktiv war, stürzt sich womöglich direkt in die Kampagne. Hier stehen dem Hobby-Freiheitskämpfer etwa 30 Spielstunden in 20 Missionen bevor. Dank diverser Parteien, die mit all ihren teilweise sehr gegensätzlichen Wünschen zum El Presidente kommen, wird das nicht langweilig. Es gibt immer etwas zu tun, ohne das der Spieler das Gefühl bekommt, der Dinge nicht mehr Herr zu werden. Neben den üblichen Aufgaben einer Wirtschafts-Simulation wie Straßen bauen, Stromnetz ausbauen, genügend Wohnungen für die Bevölkerung bereitstellen, Verbrechensrate in einem akzeptablen Rahmen halten, Bestechungsgelder zahlen und verschüttete Minenarbeiter befreien, kommen ständig neue Herausforderungen dazu. Die sogenannte National Agenda besteht aus ständig aktualisierten Zielvorgaben anderer Fraktionen oder Regierungen. Beispielsweise bittet Europa um eine Exportsteigerung auf einen bestimmten Zielwert oder ein reicher Eisenmagnat bittet uns darum, zum gegenseitigen Vorteil eine bestimmte Anzahl Minen zu errichten.
Des Einen Freud ist des Andern Leid Auch weltpolitische Veränderungen lassen unseren kleinen Inselstaat nicht unberührt. So kommt es, dass der frisch gebackene Staatsmann sich schon bald zwischen Fördergeldern der USA oder guten Außenhandelsbeziehungen mit Russland entscheiden muss. Die Europäer wollen gerne teuren Schmuck aus den Fabriken der Insel kaufen und die Umweltschützer wollen am liebsten leben wie im 17. Jahrhundert. Allerdings in klimatisierten Apartmenthäusern, die wenn es nach den Kommunisten geht keine Miete kosten sollten. So streiten sich internationale Machtblöcke, ca. ein Dutzend politischer Parteien und die Befindlichkeiten des gemeinen Volkes um die Aufmerksamkeiten des Insel-Oberhauptes.
All das könnte auch ein gewieftes Staatsoberhaupt wie El Presidente
nicht alleine bewerkstelligen. Dafür setzt man Minister für die
verschiedenen Aufgabenbereiche ein. Wie bei anderen Stellen auch, kann
man hierfür auf Bewohner des eigenen Inselstaates zurückgreifen oder für
teures Geld ausländische Fachkräfte anheuern. Im Allgemeinen setzt die
Spielmechanik eher darauf, dass der Spieler das große Ganze im Überblick
behält, als auf manuelles Mikromanagement.
Zum Beispiel sind Straßen einfach und schnell gebaut, da das Tool
den Verlauf rund um Gebäude, Felsen usw. intelligent anpasst. Schön
geschwungene Inselrouten statt Planquadrate im SimCity-Stil sind die
Folge. Die Apartments werden einmal gebaut, umgehend bezogen. Schwächelt
die Infrastruktur z.B. durch zu wenig oder zu weit voneinander
platzierte Parkhäuser die den Inselbewohnern Autos zur Verfügung
stellen, wird der ambitionierte Stadtplaner darauf hingewiesen.
Der "Wusel-Faktor" Das
gesamte Inselleben sieht so ansprechend aus und wirkt so belebt, dass es
Spaß macht, einfach mal zuzusehen, wie genau ein Gebäude entsteht oder
wie der Tag eines typischen Insulaners aussieht. 20 neue Gebäude sind
gegenüber dem Vorgänger dazu gekommen. Angefangen bei einer Börse, die
ausländischen Investoren ermöglichen soll, in unser aufstrebendes
Inselreich zu investieren, bis hin zum Mausoleum für El Presidente – eine
etwas andere Art der Altersvorsorge zur Belustigung des Volks.
Doch
weder durch noch so fähige Minister noch durch einen besonders weisen Umgang mit den
Ressourcen wird das Inselreich auf Dauer vor den zwangsläufigen
Naturkatastrophen bewahrt. Dürren, Tornados, Vulkanausbrüche und
dergleichen mehr können allerdings meist dank internationaler
Hilfsgelder aufgefangen werden. Die Willkürlichkeit, gegen die auch keine
noch so gute Planung hilft, ist allerdings manchmal etwas
demotivierend.
Fazit:
Alles in Allem ist Tropico 4 ein sicherer Garant für einige entspannte
Stunden im Warmen, wenn der Herbst sich von seiner nass-kalten Seite
zeigt oder dieses Jahr kein Insel-Urlaub drin ist, aber noch
Resturlaubstage verplant werden müssen. Der Titel ist sehr nahe am
Vorgänger. Was geändert wurde, hat man verbessert. Im Wesentlichen wurde
die Grafik überarbeitet, eine ganze Reihe Gebäude hinzugefügt. Außerdem
haben Außenpolitik und Handel an Bedeutung und Komplexität gewonnen. Der
einzige Wermutstropfen im ansonsten zuckersüßen Insel-Cocktail bleibt
das etwas „schnelle“ Tutorial, das der Komplexität des Spiels nicht
gerecht wird. Tropico 4 ist nicht nur für Liebhaber des Genres zu
empfehlen, sondern hat für jeden Spieler mit etwas Liebe zum Detail etwas
zu bieten.
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Autor der Besprechung:
David Weigel
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