3D Dot Game Heroes
Entwickler:
Atlus
Publisher:
TopWare Interactive
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Was war das schön, als man auf dem NES durch die pixeligen Dungeons von The Legend of Zelda oder durch die kleinen Städtchen mit den immer gleich antwortenden Einwohnern in Final Fantasy streifte. 3D Dot Game Heroes möchte diese Zeit wieder aufleben lassen und ist eine spielbare Parodie auf so ziemlich alle Rollenspiel-Klischees, die es so gibt.
Meinung:
Man kennt das ja: ein Königreich wird von einer dunklen Macht bedroht, ein Held erscheint und verbannt diese Macht mit Hilfe von ein paar Weisen in eine andere Dimension. So weit so gut. Genau das ist auch in Dotnia passiert. Die Legende hat viele Touristen angelockt und das Königreich erblühte. Dann allerdings nahm das Interesse der Auswärtigen ab und Dotnia musste sich einen neuen Plan überlegen. Also entschloss sich der König, das Reich von 2D auf 3D zu upgraden. Der dunkle Bischof Fuelle nutzt jedoch diese Zeiten des Umschwungs um den Dunklen Orb, in dem die dunkle Macht eingeschlossen ist, an sich zu reißen. Günstigerweise taucht ein Nachfahre des legendären Helden auf, der sofort losgeschickt wird, die sechs Orbs des Landes aus ihren Tempeln zu holen, die Weisen zu finden und die dunkle Macht erneut zu bannen.
Gut geklaut, ist halb gewonnen Das alte Sprichwort könnte passender nicht sein. Zwar darf Satire alles und es stellt sich die Frage, ob man die "Anleihen" überhaupt als geklaut bezeichnen darf, aber wer schon einmal The Legend of Zelda auf dem NES gespielt hat, wird sich schnell zurecht finden. In einer Ansicht von schräg oben bewegt unser Held sich von Bildschirm zu Bildschirm und vermöbelt Monster. Aber nicht mit irgendeiner Waffe sondern (in den meisten Fällen) mit einem Schwert. Aber nicht mit irgendeinem Schwert. Hat der Held volle Lebensenergie wächst sein Schwert zu unglaublichen Ausmaßen an, die in der Regel von der einen Seite des Bildschirms zur anderen reichen. Mit einem gekonnten Schwung zur Seite lässt sich so relativ einfach die komplette Gegnermasse auslöschen. Das klingt jetzt nach einem relativ niedrigen Schwierigkeitsgrad, was allerdings täuscht. Zum einen teilen die Gegner ordentlich aus und zum anderen darf man sich mit seinem kleinen Popelschwert herumärgern, sofern man auch nur einen halben Lebenspunkt verliert. Außerdem gibt es nach erstmaligem Durchspielen einen weiteren Schwierigkeitsgrad, der alle Monster verstärkt und nach einem weiteren Durchgang den Spelunker-Modus, in dem jeder einzelne Treffer tödlich endet.
Da brauch' ich eine Lösung Ein ordentliches Rollenspiel hat Sidequests und so dürfen diese auch bei 3D Dot Game Heroes nicht fehlen. Etliche davon sind natürlich wieder einmal Parodien auf bekannte Aufgaben aus anderen Spielen und die meisten müssen zu bestimmten Zeitpunkten durchgeführt werden, um sie erfolgreich abzuschließen. Wer einen perfekten Lauf hinlegen möchte, wird früher oder später um eine Lösung nicht herumkommen. So gibt es dementsprechend auch verschiedene Endsequenzen, je nachdem wie man das Spiel abschließt. Trophäenjäger können sich schon einmal auf anstrengende Stunden einstellen, um alle Herzteile Lebensscherben, Magiecontainer und Schlüsselitems zu finden.
Pixelig Seinen besonderen Charme entfaltet 3D Dot Game Heroes allerdings durch seine Grafik. Jede Figur und jedes Objekt, sowie alle Landschaften sind aus einzelnen Blöcken zusammengesetzt und wirken dadurch tatsächlich wie eine 3D-Version eines 8bit-Spiels der NES-Ära. Besiegte Gegner explodieren und zerfallen in ihre klotzigen Bestandteile, lediglich magische Effekte, sowie Feuer und Wasser sind in einem eher aktuellen Grafikstil gehalten. Die Oberwelt ist in mehrere Quadranten unterteilt, die wiederum aus verschiedenen Bildschirmen bestehen. Die Tempel selbst haben meist mehrere Ebenen und alles hat seine eigene Thematik. So verschlägt es den Helden in den Wald ohne Wiederkehr, eine ungastliche Wüste mit Treibsand, den obligatorischen Friedhof mit dem Grab des legendären Helden und natürlich in die Tiefen eines Vulkans. Dabei gibt es zwar keine Sprachausgabe, die auch fehl am Platz wäre, dafür aber sehr stimmungsvolle Hintergrundmusik, bei der einem der ein oder andere Song durchaus bekannt vorkommen könnte.
Unterwegs mit Link Zu Beginn darf man sich eine Spielfigur aus verschiedenen Vorgaben frei auswählen oder selbst kreieren. Ist man mit der Wahl nicht so recht zufrieden, kann man bei jedem Laden eines Spielstandes seine Figur wechseln. Wer die Zeit und Muse hat, sich einen kleinen Link zu basteln, wird sich erst so richtig in die goldene NES-Zeit zurückversetzt fühlen. Allerdings ist der Editor nicht wirklich intuitiv gestaltet und durchaus ein wenig kompliziert zu bedienen. Nicht immer kann dadurch der richtige Block an die richtige Stelle platziert werden. Meinen ersten Link habe ich ausversehen verkehrt herum ins Gitter eingebaut, sodass er permanent rückwärts lief. Das Aussehen an sich hat keine Auswirkungen auf das Spiel selbst, allerdings kann man ein Geschlecht auswählen und einen Beruf festlegen. Dieser Beruf bewirkt allerdings nur, ob man mit einem Lebenspunkt oder einem Magiecontainer mehr anfängt oder beides ausgeglichen ist.
Herr der Spiele Auch an kleineren Nebenaufgaben, die nicht unbedingt darin bestehen, in Not geratenen Bürgern zu helfen, kann man sich verdingen. So gibt es verschiedene Arten von Minispielen, die natürlich auch mit verschiedenen Preisen aufwarten, allen voran natürlich neuen Schwertern für die Sammlung. So gibt es "Block Defense", das eine Art Tower Defense darstellt, in dem Monster auf einem vorgegebenen Weg auf das eigene Schloss zumaschieren und der Held Verteidigungstürme bauen muss, um die angreifenden Gegnerwellen aufzuhalten. In "Block Out" findet sich ein Breakout-Klon, in dem der Schild des Helden als Paddel dient, mit dem Kugeln reflektiert werden müssen, um alle Blöcke auf dem Bildschirm zu zerstören. "Block Race" schließich lässt den Helden in Windeseile um einen verschlungenen Parcours sprinten, um eine Bestzeit zu erlangen.
Fazit:
3D Dot Game Heroes richtet sich an eine ältere Generation Gamer, die in der 8Bit-Zeit aufgewachsen ist und sich dort nur schwerlich von den gängigen Rollenspielen losreißen konnte. An jeder Ecke finden sich Anspielungen und kleine Gags auf vergangene Zeiten, die nicht nur zum Schmunzeln, sondern auch zum Schwelgen führen. Mit dem Über-Schwert sich durch ganze Bildschirme voller Gegner zu hacken macht irre Spaß und wenn man getroffen wird, setzt der Schwierigkeitsgrad erst so richtig ein. Um wirklich alles zu entdecken, ist neben einer Lösung auch sehr viel Zeit nötig, auch wenn heutige 40+ Stunden RPG-Spielzeit nicht erreicht werden. Jüngere Gamer werden beim Anblick der Klötzchengrafik nur mit dem Kopf schütteln und sich die nächsten paar Stunden fragen, warum die alten Leute nicht aufhören können zu kichern.
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Autor der Besprechung:
Kai Wommelsdorf
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