Tekken 6
Publisher:
Namco Bandai
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
59,95 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Sind wir mal ehrlich: Auch wenn die Street Fighter-Reihe in diesem Jahr endlich einen neuen Vertreter bekommen hat, und auch das Erfolgsformat Soul Calibur mit völlig neuem Design an die Spitze schießen konnte, so warten Beat'em'Up-Fans doch in erster Linie auf den lange angekündigten und nun endlich veröffentlichten Tekken-Release. In der sechsten Edition der prestigereichen Serie warten zahlreiche Neuerungen, sechs frische Kämpfer, ein wunderbarer Online-Modus und, und, und… Kurzum: Bereits die Draufsicht verdeutlicht, dass sich das Warten allem Anschein nach vollends gelohnt hat.
Meinung:
Berechtigterweise stellt sich aber zu Beginn schon die Frage, inwiefern man das Tekken-System überhaupt noch variieren kann, um das Gameplay nicht entscheidend umzumodellieren, gleichzeitig aber auch neue, innovative Spielelemente einbringen zu können. Die Antwort hierauf erfährt man schon beim Öffnen des Startmenüs, in dem man mit der Kampagne einen Modus findet, der bereits in der dritten Episode angeschnitten wurde, hier aber noch ein Stückweit verfeinert ist. Aber auch im Gameplay warten kleine Veränderungen, beispielsweise das Bound- oder das Rage-System, die in den direkten Duellen einen Kampf noch einmal grundlegend beeinflussen können. Doch ist Tekken 6 grundsätzlich eine deutliche Variation des mittlerweile schon in die Jahre gekommenen Vorgängers? Nun, nach einigen Stunden Tastenhämmern und Prügeln auf höchstem Niveau muss man diese Frage leider verneinen!
Schwacher Einstieg: Die Kampagne Natürlich möchte man erst einmal die erste Neugier befriedigen und wird sich wahrscheinlich als erstes mit dem neuen Modus, der Kampagne, auseinandersetzen. Basis des Ganzen ist der ewige Kampf gegen die Mishima Corporation, die auch schon in vergangenen Kapiteln eine bedeutende Rolle spielte, und sich auch hier gegen die bekannten Charaktere aus dem Tekken-Universum verschwört. In einer geschmälerten Adventure-Welt scrollt man sich nun von Gegner zu Gegner und drischt in gewohnter 1:1-Manier auf die Kontrahenten der intriganten Firma ein. Dieser Part geht auch völlig in Ordnung.
Doch schon bei einer Ansammlung von zwei oder mehr Feinden kommt es zu ersten Übersichtsproblemen, da die manuelle Auswahl des Kontrahenten relativ umständlich ist, und man ab und an schon eins auf die Mütze bekommt, ohne sich auf den Fight einstellen zu können. Dank der relativ niedrigen KI des jeweiligen Gegenübers lässt sich die Beeinträchtigung der Agilität durch das permanente Scrollen zwar auf einem gesunden Level halten, doch da auch die Kameraführung bescheiden ist und es immer wieder zu unnötiger Hektik kommt, ist die Umsetzung partiell doch recht unbefriedigend. Noch verheerender wird dies, wenn ein zweiter menschlicher Charakter eingreift, da man hier komplett die Übersicht verliert. Ist die Kampagne also ein fortschrittliches Element? Jein, denn wäre die Umsetzung fließender, wäre hier durchaus Begeisterungspotenzial vorhanden!
Die Rehabilitation: Das Duell Damit die Ernüchterung sich auch ganz schnell wieder in den gewohnten Grenzen hält, sollte man sich nach den ersten Gehversuchen in der Kampagne auch schnellstens dem Arcade-Mode widmen, in dem inzwischen ganze 40 Fighter mit sehr individuellen Spezialitäten darauf warten, sich mit ihren bewährten Prügelknaben zu messen. In der gewohnten 3D-Umgebung werden sich erfahrene Spieler auch sofort wieder heimisch fühlen, zumal die Kameraführung und auch die Background-Grafiken noch besser ausbalanciert sind als im fünften Teil. Zudem ist auch das Tempo noch einmal gehörig verschärft worden, was sich vor allem im Schlagabtausch mit den kleineren, flinken Gegnern bemerkbar macht. Die Möglichkeiten der neuen Hardware sind jederzeit greifbar und machen ihren Einfluss auch auf das gesamte Gameplay geltend. In keinem anderen Tekken-Game war das Feeling daher auch so authentisch und grandios wie im sechsten Ableger des einstigen Spielhallenklassikers.
Neue Infight-Optionen Mit den neuen Infight-Optionen haben die Entwickler zwei neue Systeme integriert, deren Wirkung eigentlich widersprüchlich ist. Da wäre zum einen das Bound-System, mit dessen Hilfe man einen Gegner noch länger in der Action halten kann und erniedrigende Combos noch länger auskosten darf. Es geht schlichtweg darum, den Kontrahenten noch schneller zu bearbeiten und dessen Spielraum bei den Mid-Air-Aktionen noch geringer zu halten. Die finale Juggle-Combo kann dadurch noch ein Stückchen herausgezögert, andererseits aber auch vorbereitet werden, denn aufgrund der verheerenden Auswirkungen eines Bound-Angriffs geht die Energieleiste schnell in den roten Bereich.
Dem gegenüber steht das Rage-System, das quasi als letzter Rettungsanker für schwer angeschlagene Spieler dienen soll. Sobald der Energiebalken rot aufleuchtet, folgt ein letztes Aufbäumen: Die nun platzierten Treffer sind härter, die Combos effizienter. Dadurch entsteht schnell wieder ein Ausgleich, der dem zunächst Unterlegenen noch einmal die Möglichkeit gibt, sich zu rehabilitieren und einen fatalen Einstieg umzubiegen. Diese Option ist zwar nicht sonderlich realistisch, steigert aber letzten Endes ganz klar die Spannung in den Fights.
Ghost Storys Bei den Spieloptionen gibt es neben der Kampagne eine weitere Ergänzung, nämlich den Ghost Battle. Hierzu wird ein spezielles Ranking erstellt, welches definiert gegen welchen Fighter man als nächstes antritt. Das führt dazu, dass der Grad der Challenge ständig wächst, die Anforderungen an die taktische Kampfführung aber auch immer anspruchsvoller werden. Abgesehen vom Ranking bzw. der manuellen Auswahl der nächsten Gegner gibt es an sich zwar keine gravierenden Unterschiede zum Arcade-Mode, doch da der Schwierigkeitsgrad bisweilen besser abgestuft ist, ist diese neue Alternative wirklich begrüßenswert. Ansonsten hält Tekken 6 an Erprobtem fest: Der Survival-Modus als altes Steckenpferd ist ebenso dabei wie das Time Trial und das Training. Letzteres ist aufgrund der Vielzahl der möglichen Combos natürlich immer mal ein paar Runden wert, um die Spezialmanöver seines Lieblings noch feiner auszuarbeiten.
Mann gegen Mann Die größte Herausforderung eines Beat'em'Ups besteht aber am Ende immer noch im Duell zweier menschlicher Gegner, das durch den sehr schön ausgearbeiteten Online-Modus natürlich eine noch viel größere Tragweite bekommt, zumal die KI der Feinde in der Arcade-Fassung nach etwas Eingewöhnungszeit nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügt. Im Netzwerk hingegen findet man erwartungsgemäß die echten Cracks, echte Herausforderungen und im Prinzip genau das, was man bei einem Beat'em'Up viel zu selten im taktischen Bereich geboten bekommt. Dies ist natürlich in der heimischen Versus-Arena nicht anders, so dass man wenig überraschend konstatieren muss, dass die eigentliche Langzeitmotivation des Spiels von den menschlichen Battles ausgeht – aber das ist ja auch gut so!
Letzter Punkt: Die Technik HD-Grafik, ziemlich breit gefächerter Sound, wunderbare Animationen, knackig inszenierte Action: Das Rahmenprogramm zu Tekken 6 lässt keine Wünsche offen und macht den Schritt in die neue Generation in allen Belangen transparent. Einziger Wermutstropfen: Die langen Ladezeiten vor den Kämpfen. 10-15 Sekunden müssen veranschlagt werden, bis die Szenerie auf dem Bildschirm erscheint und der Fight eröffnet wird. Das ist deutlich zu lange. Allerdings haben die Designer eine Option freigehalten, dieses Manko zu umgehen, indem man die rund 4GB große Datei mit den Spieldaten auf der Festplatte installiert. Auch das ist umständlich, für diejenigen aber, die dauerhaft in den Tekken-Arenen präsent sind, die wohl beste Lösung!
Fazit:
Eigentlich war vorab schon klar, dass die NextGen-Geschichte zum erfolgreichsten Beat'em'Up der letzten Dekade, ein Knaller werden würde. Die Basics sind einfach zu stark, das Gameplay an sich schon in der ursprünglichen Version unantastbar und auch die Spielmodi so vielseitig, dass die vielen Nachzügler nie eine realistische Chance hatten, hier die Thronfolge antreten zu können. Interessant war daher nur, wie sich die neue Tekken-Generation verkaufen würde, was es Neues gibt, und wo verfeinert wurde. Und abgesehen davon, dass die Kampagne sich schnell überflüssig macht, kann man sagen, dass die ganze Geschichte konsequent weiterentwickelt wurde. Alleine schon das höhere Spieltempo offenbart einen ganz neuen Reiz, während die Online-Schlachten fast schon bedenkliches Suchtpotenzial aufweisen. Derweil ist die Grafik der Oberknaller und gewinnt das interne Duell gegen die altbekannte Vielschichtigkeit des Gameplays auch knapp.
Es hat sich viel getan, ohne dass am bewährten System gekratzt wurde – und das werden Tekken-Fans auf jeden Fall begrüßen! Spieltechnisch ist Tekken 6 daher auch ganz klar der beste Ableger in mehr als 15 Jahren Videospielgeschichte. Und wem das mit dem Wissen um die Klasse der Vorgänger immer noch nicht als Kaufargument reicht, der sollte sich vielleicht selber mal verprügeln lassen!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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