Monster Hunter Freedom Unite
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Genre:
Handheld
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
35,45 €
Systeme:
PSP
Inhalt:
Man muss kein Anthropologe sein, um mit dem Begriff „Jäger und Sammler“ etwas anfangen zu können. Denn auch wenn durchschnittliche (Bildungs-)Bürger den Begriff selten mit mehr als einigen Allgemeinplätzen füllen können, weiß (fast) jeder, dass die Menschheit in ihrer Frühzeit mit Häuser- und Ackerbau nur wenig zu tun gehabt hat. Die Frühzeit unserer Spezies war vielmehr geprägt von langen Hetzjagden und der zermürbenden Suche nach essbaren Wurzeln, Käfern usw.
Interessanterweise schlummert das Erbe dieser evolutionären Epoche, auch wenn diese sich noch so anstrengend anhört, noch immer in uns. Bis zum heutigen Tag hat die Menschheit (zumindest teilweise) weder ihre Sammel- noch ihre Jagdwut ablegen können, geht ihr aber meist in einem weniger existenziellen Rahmen nach (z.B. über Panini-Bilder, wie ältere Leser noch wissen werden).
Eine andere, relativ junge Facette dieser Verhaltensweise stellt das Genre der sogenannten „Hack and Slay“-Spiele dar, die meist wenig mehr umfassen als die Suche nach immer neuen Fundstücken bzw. Gegnern, die diese fallen lassen. Während damit im Westen vor allem Blizzards Diablo-Reihe verbunden wird, heißt der Genre-König in Japan schlichter und anders: Monster Hunter. Nachdem die neueste Ausgabe der Serie in Japan schon diesen Mai erschienen ist, bringt Capcom den Titel nun auch im Rest der Welt auf den Markt, unter dem etwas umständlichen Namen Monster Hunter Freedom Unite.
Meinung:
Ganz in der Tradition des Genres steuert der Spieler dabei einen individuell zusammengestellten Helden durch eine phantastische Welt, immer auf der Suche nach Abenteuern. Warum er das tut? Egal. Er (oder sie) ist ein Jäger und hat entsprechend die Aufgabe zu jagen, um so das Dorf Pokke zum einen zu beschützen und zum anderen zu ernähren. Mehr als diese grobe Orientierung bietet Monster Hunter Freedom Unite nicht an Handlung. Braucht es aber auch nicht.
Jägerlatein
Denn während vergleichbare Titel normalerweise ihre relativ einfache Spielmechanik mit einer spektakulären Story unterstützen müssen, um die Spieler bei der Stange zu halten, setzt Monster Hunter Freedom Unite voll auf die Handlungsmöglichkeiten des Spielers. Der Alltag eines Jägers verlangt eben viel mehr als nur ein Ziel auszuwählen und dieses, unterstützt von Heiltränken und anderem Kram, niederzuringen. Mindestens genau so wichtig wie die Kämpfe selbst sind in Monster Hunter Freedom Unite die Vorbereitungen darauf. Ergo verbringt der Spieler einen Großteil seiner Zeit damit, seine Verpflegung zu sichern, die Ausrüstung zu pflegen, das Revier der Beute auszukundschaften und sich, für den Notfall, einen Fluchtplan zurecht zu legen. Diese oftmals im Interesse der Dynamik eines Spiels vernachlässigten Tätigkeiten stellen den Kern von Monster Hunter Freedom Unite dar und machen, entgegen aller Erwartungen, das Spiel zu einem unglaublich intensiven Erlebnis.
Sinnvolle Hürde
Entsprechend umfangreich ist auch das Tutorial des Spiels. Angeleitet von einem sehr selbstbewussten Jagd-Veteranen, werden Monster Hunter-Laien über mehrere Stunden mit den unzähligen Spielelementen des Titels vertraut gemacht. Zwar verflucht man diese so harten wie fordernden Lektionen oftmals und will endlich mit dem eigentlichen Spiel beginnen, merkt aber nach dem Abschluss des Nachhilfeunterrichts, wie aufgeschmissen man ohne diesen gewesen wäre. Selbstverständlich kann man diesen Part des Spiels auch überspringen, sollte das aber wirklich nur dann tun, wenn man schon andere Teile der Serie gespielt hat.
Fiese Gegensätze
Dieser Ratschlag erhält besonders dadurch an Gewicht, dass Monster Hunter Freedom Unite keine Erfahrungspunkte oder ähnliches kennt. Abgesehen von der Verbesserung von Waffen und Rüstung gibt es nur eine Möglichkeit, so gut zu werden, dass man auch die härtesten Wyvern etc. besiegen kann: lernen. Hier muss nicht die Spielfigur, sondern der Spieler selber besser werden. Nur wer irgendwann die Schwächen in Bewegungs- und Angriffsmustern seiner Gegner erkennen und sich entsprechend verhalten kann, hat die Chance auf wirklich große Beute. Entsprechend bewegt sich die Lernkurve von Monster Hunter Freedom Unite, was sowohl Spielsteuerung als auch Spielmechanik angeht, konstant zwischen den Brüdern „Brutal“ und „Fordernd“.
Freunde und Helfer
Doch diese unglaubliche Aufgabe hat der Spieler nicht alleine zu bewältigen. Zur Seite stehen ihm nämlich zum einen andere Jäger, mit denen man sich über den Ad-hoc-Modus der PSP verbinden und verbünden kann, und zum anderen die Felyne. Diese katzenartigen Mitkämpfer haben viele Talente, können kochen und sammeln, aber auch ordentlich einstecken und austeilen. So niedlich die Katzenwesen aber auch sind: Will man große Beute machen, stellt die Möglichkeit im Verbund mit anderen, von Menschen gesteuerten Jägern zu kämpfen, oftmals die einzig sinnvolle Strategie dar. Einmal mehr gilt: Wohl dem, der viele (PSP-)Freunde hat.
Platz genug
Selbst bei ganzen Jäger-Kompanien besteht dabei nur selten die Gefahr, sich gegenseitig auf den Füßen zu stehen. Denn die Welt von Monster Hunter Freedom Unite ist nicht groß und auch nicht riesig, sondern schlicht episch. Geboten werden Wälder, Wüsten, Gebirge, Sümpfe etc. von wahrhaft unglaublichen Ausmaßen, so dass nur die wenigsten irgendwann werden behaupten können, alles gesehen zu haben. Wer das nicht glaubt, braucht nur einen Blick auf die (durchaus realistischen) Fakten zum Spiel zu werfen. Monster Hunter Freedom Unite bietet über 1400 Waffen, 2000 Rüstungen und 400 Missionen, verteilt auf unglaubliche über 500 Stunden Spielzeit. Viel mehr geht nicht.
Grafik-Referenz
Gerade angesichts der beschränkten Ressourcen der PSP kann man dabei nicht oft genug betonen, dass die Entwickler von Monster Hunter Freedom Unite technisch Unglaubliches geleistet haben. Trotz der Beschränkung auf einen kleinen Bildschirm und wenig Leistung wirkt die Spielwelt selbst nie beschränkt oder klein. Vielmehr setzt die Grafik des Titels den epischen Umfang und Inhalt von Monster Hunter Freedom Unite optisch perfekt um. Angesichts dieser - um es ganz deutlich zu sagen - Pracht stellt sich die Frage, wie andere Entwickler in Zukunft die grobe Grafik ihrer Titel rechtfertigen wollen.
Neue Stärken
Erfahrene Monster Hunter überrascht das nicht, denn auch die bisherigen Teile der Reihe bestachen mit den selben Eigenschaften. Dass die Entwickler aber auch die treuen Veteranen nicht enttäuschen wollten, zeigen einige Features von Monster Hunter Freedom Unite. So lassen sich die Charaktere aus dem Vorgänger Monster Hunter Freedom 2 ohne Probleme übertragen. Neu ist außerdem die Möglichkeit, das Spiel zum Teil auf den Memory Stick zu installieren, um so die Ladezeiten deutlich zu verkürzen.
… und alte Schwächen
Insgesamt vermag das aber nicht zu verbergen, dass die Neuerungen bei Monster Hunter Freedom Unite überschaubar sind. Zwar gehören natürlich auch neue Waffen und Gegner zum Gesamtpaket, insgesamt dürfte sich mancher Besitzer des Vorgängers aber zu Recht fragen, was genau den Kauf des Nachfolgers rechtfertigen solle. Richtig ärgerlich wird der Vergleich zwischen Monster Hunter Freedom Unite und dem Vorgänger Monster Hunter Freedom 2 aber dadurch, dass bekannte und von den Käufern zu Recht angeprangerte Fehler nicht behoben worden sind. Speziell die manchmal gnadenlos schlechte Positionierung der Verfolgerkamera stellt ein bekanntes Leid der Reihe dar und nimmt auch in Monster Hunter Freedom Unite unangenehm oft entscheidend Einfluss auf das Spielgeschehen.
Fazit:
 Da es in Deutschland aber deutlich weniger PSP-Besitzer als in Japan geben sollte, die sich bereits als Monster Hunter verdingt haben, dürften die überschaubaren Neuerungen in Monster Hunter Freedom Unite nur den Wenigsten auffallen. Allen anderen bietet sich mit dem Kauf des Spiels die Möglichkeit, in eine epische, lebendige und wunderschöne Spielwelt einzutauchen. Ohne zu übertreiben muss sich Monster Hunter Freedom Unite, was Umfang wie Umsetzung angeht, nicht hinter ausgewachsenen PC-Rollenspielen verstecken und ist damit im Bereich tragbarer Systeme einzigartig. Kurz: Wer angesichts toller Grafik, monatelangem Spielspaß und einer beeindruckend konsequenten Spielmechanik hier nicht zum Jäger und Sammler wird, der verdient einen Ackerbau-Simulator als Strafe.
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Autor der Besprechung:
Max Link
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Grafik: 9.50
(1 Stimme)