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Kurz vorgestellt: Jalopy
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jalopy
Passend zum kürzlich begangenen 30. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung erschien das kleine Indie-Spiel Jalopy, das uns in die Zeit kurz nach dem Mauerfall zurückversetzt, auch für die Konsolen.

Wenn man an die DDR denkt, denkt man unweigerlich auch an den Trabbi. Der Trabant, auch liebevoll Rennpappe genannt, gilt als das Symbol schlechthin und war in der DDR ein echtes Statussymbol. Wer einen sein Eigen nennen durfte, konnte zumindest ein wenig Freiheit genießen und in den Ferien in die Tschechoslowakei oder sogar an den Balaton in Ungarn reisen.
In Jalopy können wir diesen Weg nochmals wagen, wobei uns unsere Reise in unserem Trabant 601 bzw. Laika 601, wie er hier genannt wird, sogar noch ein Stück weiter führt. Wir wollen nämlich nicht in den Urlaub reisen, sondern unseren Onkel, der bereits vor einigen Jahren aus der Türkei nach Deutschland übergesiedelt ist, in seine alte Heimat zurückbringen.

Wer des Englischen mächtig ist, wird spätestens jetzt den Haken an der Sache erkennen: Denn „Jalopy“ heißt übersetzt soviel wie Schrottkarre – und genau das ist unser Gefährt auch. Zunächst vollkommen unfahrbar, müssen wir unseren Laika erst einmal mit einem Motor, Reifen, Sprit und einer Tür (passenderweise finden wir diese auf einem Schrottplatz) fahrtauglich machen. Doch auch dann ist und bleibt es ein Schrotthaufen. Unabhängig davon für welche der täglich zur Verfügung stehenden drei Routen, die sich in Wetter, Beschaffenheit und Länge teilweise immens voneinander unterscheiden und mitunter auch Überraschungen wie etwa allzu neugierige Grenzbeamte parat halten, wir uns auch entscheiden, geht irgendetwas während der Fahrt ganz bestimmt in die Brüche oder das Benzin wird knapp. Wenn dies der Fall ist, müssen wir schnellstmöglich eine Tankstelle oder Werkstatt aufsuchen, um selbst Hand anzulegen und das Problem zu fixen.
Dabei stoßen wir direkt auf das nächste Problem, denn alle Reparaturen sowie jeder Tankvorgang kosten Geld – und das ist in unserem Portemonnaie ein rares Gut. Wenn uns das Geld ausgeht und wir das Auto deswegen nicht mehr fahrtüchtig bekommen, bedeutet dies das Ende unserer Reise und wir müssen von vorne anfangen.

Wohl dem, der während seiner Reise auf Autowracks oder Kisten stößt. Erstere dienen quasi als kostenlose Ersatzteillager und bieten mit ein wenig Glück sogar verbesserte Komponenten, wenngleich diese im Prinzip gar nicht benötigt werden. Ganz anders sieht dies mit den Kisten aus. Diese beinhalten nämlich gerne mal teuren Wein oder andere wertvolle Güter, die wir dann an der Werkstatt oder Tankstelle verhökern können, um uns so die nächste Tankfüllung oder neue Reifen zu finanzieren.

Im Grunde könnte diese Art des Auto-Survival-Games durchaus Spaß machen, wenn denn da nicht das eine oder andere Problem wäre – wie etwa die leblose Spielwelt. Meist fahren wir über leere und monotone Straßen, bei denen man aufpassen muss, nicht in den berühmt berüchtigten Sekundenschlaf zu verfallen. Fahren wir ausnahmsweise mal durch eine Ortschaft, bekommen wir zumindest mal ein paar Ampeln und Häuser zu Gesicht. Passanten oder auch nur irgendwelche Wahrzeichen (von denen man auf dem Weg von Ost-Berlin in die Türkei ja doch an einigen vorbeifahren sollte) gibt es gar keine. Die Spielwelt bleibt also immer trist und braun-grau. Passend dazu präsentiert sich auch die Grafik, denn auch hier vermisst man Leben in Form von Polygonen oder Texturen. Alles wirkt sehr eckig und extrem detailarm. Ja, wenn man es nicht besser wüsste, könnte man tatsächlich meinen, dass die Grafik aus der Zeit der Wende stammt.
Auch die Geschichte, die unser Onkel uns während der Fahrt erzählt (wenn man das Grummeln, das er von sich lässt, als solches bezeichnen kann), ist alles andere als interessant und geht nicht über Stichpunkte hinaus. Dabei wäre es doch wirklich schön gewesen, wenn man tatsächlich etwas über die damalige Zeit erfahren würde.

Mit der leblosen Welt, der Grafik von vorgestern und der verpassten Gelegenheit, einem die damalige Zeit zumindest textlich näherzubringen, ist es leider noch nicht getan, denn leider „beglückt“ uns das Spiel auch mit einigen Bugs. So konnte ich bei meiner zweiten Fahrt noch nicht einmal vom Start losfahren, weil ich schneller als die Anweisungen agierte, womit das Spiel wohl nicht zurechtkam und mir nicht erlaubte, das Fahrzeug fertig zusammenzubauen. Zwar nicht spielentscheidend aber dennoch sehr ärgerlich sind auch die unzähligen Übersetzungsfehler. Von der Satzstellung einmal ganz abgesehen, muss man manchmal wirklich überlegen, was das Spiel einem nun überhaupt sagen will. Hin und wieder passiert es sogar, dass Texte überhaupt nicht übersetzt wurden.

Ebenfalls sehr nervend ist die Steuerung. Es ist zwar schön, dass man quasi alles im Wagen bedienen darf, jedoch artet dies hier etwas aus. Bei jedem Stopp, von denen es wirklich eine Menge gibt, erwartet einen eine wahre Klick-Orgie. Dabei sind die Objekte, die man bedienen muss, teilweise so klein, dass man sie pixelgenau treffen muss. Das war auf dem PC mit der Maus schon eine Tortur und gestaltet sich jetzt mit dem Controller zu einem wahren Geduldsspiel. Manchmal braucht man mehrere Sekunden, um das richtige Objekt anzuvisieren.


Fazit:
Die Idee, mit einem Trabbi kurz nach der Wende von Ost-Berlin in die Türkei zu tuckern, ist im Grunde sehr gut. Doch leider ist die Ausführung gar nicht gelungen. Zum einen nervt das Spiel mit viel zu vielen und viel zu kleinlichen Klick-Orgien sowie einer Grafik, die tatsächlich wie vor dreißig Jahren wirkt und zum anderen mit zahlreichen Bugs, die das weiterspielen teilweise vollkommen unterbinden. Wenn zumindest die Story gut wäre, könnte man über all dies eventuell sogar noch hinwegsehen, doch leider wurde auch die Chance, uns storytechnisch in die damalige Zeit zurückzuversetzen, komplett verschenkt.
Was am Ende bleibt, ist also ein nett gemeintes Auto-Survival-Game, das aber nur ganz hartgesottene Trabbi-Fans länger als 10 Minuten ans virtuelle Lenkrad binden kann.
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Special vom: 20.11.2019
Autor dieses Specials: Stefan.Heppert
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