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Kartenspiel - Android Netrunner
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Netrunner_3Endlich! Android Netrunner, das Kartenspiel wo sich Hacker und Megakonzern die Karten um die Ohren hauen, ist vom Heidelberger Spieleverlag auf Deutsch erschienen. Das englische Pendant wird seit Monaten von der Spielerschaft gefeiert. Übertriebener Hype, oder ist Android Netrunner wirklich der große Wurf für Living Card Game Fans?

Wer nicht weiß was Living Card Games sind, eine kurze Erklärung. Living Card Games sind absolut gefragt und zur Zeit eines der Spielarten, die den Markt fast überschwemmen. Der Unterschied zu den Trading Card Games wie Magic oder Yu-Gi-Oh!, man spart sich das Tauschen und Sammeln, vor allem aber den meist teuren Boosterkauf. Bei Living Card Games kauft man das Grundspiel und dann perfekt abgestimmte vorgefertigte Kartendecks. So ist der Spielspaß meist ausgeglichener, der Geldbeutel wird geschont und schon von Anfang an hat man spannende Duelle.

Cyberpunk
Android Netrunner
ist für zwei Spieler konzipiert, wobei ein Spieler einen Runner verkörpert, der sich in Megakonzerne reinhackt und der andere Spieler auf Seiten des Konzerns dies versucht zu verhindern. Die Optik der Karten und deren Beschreibungstexte versprühen Cyberpunkflair vom allerfeinsten. Es gibt kaum eine hässlich gestaltete Karte, das ganze Spiel ist wirklich eine Augenweide. Neben den Karten gibt es noch einige Marker aus festem Karton, die neben schöner Gestaltung auch robust genug sind.

Doch Optik allein überzeugt keinen Spieler und so kann man froh sein, dass der Rest des Spiels der Optik in absolut nichts nachsteht. Ich habe unzählige Trading und Living Card Games gespielt, und bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten vom Spielprinzip relativ ähnlich. Keines wirklich schlecht, gehen die meisten in einem zugegeben nettem Brei unter. Netrunner hingegen spielt sich völlig anders und das hat vor allem einen Grund: Der Spielablauf

Normalerweise zieht man bei modernen LCGs Karten, spielt Ressourcen aus, kauft damit aktive Spielkarten, um dann damit zu kämpfen. Karten werden beim Benutzen auf die Seite gekippt, im Fachjargon heißt das getappt, und jeder Spieler hat den gleichen Spielablauf wie auch Kartenaufbau aus Nachziehstapel, Ablagestapel und Spielbereich.
In Netrunner ist alles anders! Konzern wie auch Runner haben einen anderen Spielablauf und vor allem ein völlig anderes Deckkonzept. So spielt es sich in der jeweiligen Rolle wirklich völlig anders.

Runner und Konzern
Der Runnerpart ist eher klassisch aufgebaut. Vor Spielbeginn sucht man sich eines von drei unterschiedlichen Spieldecks aus, die jeweils andere Runnertypen bzw. Strategien darstellen. Gleich sind immer die Anzahl an Klicks, also die Aktionsmöglichkeiten. Der Runner kann mit seinen vier Klicks Karten nachkaufen, Ausrüstung wie Hard- oder Software ausspielen, Ereignisse lostreten oder Ressourcen platzieren.

Während Hard- und Softwarekarten offen ausgelegt werden und den Runner direkt verstärken, sei es durch Kampfkraft oder Sonderfähigkeiten, sind Ereignisse kurzfristige Boni und Ressourcen, meist stetige Einnahmequelle. Denn neben den Klicks braucht der Runner vor allem viel Geld um seine Hard- und Software wie auch Kampfeinsätze, also das Hacken der Konzerne, zu finanzieren.

Der Konzernspieler hat ein völlig anderes Spielkonzept, was nur schwer zu erklären ist. Am ehesten erinnert es an den typischen Mastermind oder Dungeonlord. Man definiert das Schlachtfeld und wohin die Reise geht.

Alle Karten des Konzernspielers, selbst die eigentlichen Handkarten, liegen verdeckt auf dem Tisch und symbolisieren einen Konzern aus Sicht eines IT-Fachmanns. Das heißt Nachziehstapel, Ablagestapel und Handkarten bilden das Rootsystem. Links davon kann der Konzernspieler weitere Systeme installieren, das heißt Karten verdeckt ausspielen. In den Systemen versteckt der Konzern die wichtigen Agenda-Karten, die Siegpunkte einbringen, aber auch Verstärkungen, Einnahmequellen oder aber Karten, die den Hacker verwirren, bestenfalls töten sollen. Davor platziert der Konzern ICE, ein Fachbegriff im Cyberpunkuniversum für Programme in den Weiten des Netzes und deren Systeme, das Angriffe gegen Hacker ausführt. Auch das ICE wird für den Runner verdeckt ausgespielt. Man könnte es als Firewall für die wichtigen Karten dahinter verstehen.

Netrunner_2Jackpot oder Honeypot?
Doch wie gewinnt man nun das Spiel? Dies geschieht über die Agendakarten, die vom Konzernspieler in die Systeme abgelegt werden müssen. Der Konzernspieler muss nun versuchen seine Agendakarten zu entwickeln, das heißt er legt auf die verdeckten Karten Chips. Ist die Anzahl der Chips gleich der Agendastärke auf der sie liegen, hat der Konzernspieler die Karte entwickelt und kriegt die Siegpunkte, die auf der Agendakarte vermerkt sind.

Der Hacker hat nun die Aufgabe in die Systeme einzudringen, das ICE mit seiner Software zu bekämpfen und bis zum Kern des System vorzudringen. Denn schafft er es und er findet im System eine noch nicht fertig entwickelte Agendakarte, kriegt der Runner die Siegpunkte. Doch Obacht, denn nicht nur Agendakarten können vom Konzernspieler entwickelt werden, sondern auch Fallen, also Karten die nur den Anschein einer Agendakarte wahren, wenn der Hacker zu diesen vordringt aber eine böse Überraschung parat hält.

Und so versucht der Konzernspieler möglichst viele Systeme anzulegen, mit vielen falschen Fährten, und der Hacker muss versuchen, die richtigen von den falschen Systemen zu unterscheiden. Gerade weil der Runner blind spielt, da die meisten Konzernkarten verdeckt auf dem Tisch ausgespielt sind, geht es darum, den Gegner zu lesen und seine Strategie zu erahnen.

Des Hackers Glück
Hier sei trotz all der Taktik angemerkt, dass auch Android Netrunner das Glück nicht ausschließen kann. Wie in jedem Kartenspiel ist auch im Cyberkrieg entscheidend, was ich für Karten auf der Hand halte. Wer über mehrere Runden die falschen Karten für die gerade gebotene Spielsituation zieht, kann durch geschicktes Taktieren vielleicht schlimmeres verhindern, wird aber niemals optimal agieren können und gerät schnell ins Hintertreffen.

Die Spielzeit ist dabei äußerst unterschiedlich und steigt mit der Spielerfahrung. Gerade am Anfang kann es sein, dass der Runner unvorbereitet in ein System eindringt, dass nur als Falle angelegt wurde und nach wenigen Spielzügen geröstet die Kartenschlacht verloren hat. Grundsätzlich dauert ein Spieldurchgang zwischen 45 bis 90 Minuten.

Wie fast jedes LCG kann man auch in Android Netrunner sein Deck, also den Stapel Karten mit dem man das Spiel bestreitet, selber zusammenstellen. Sobald man mehrere vorgefertigte Decks in seinem Besitz hat, und sich so manches Zusatzpack gekauft hat, kann der erfahrene Spieler sich aus allen Karten sein ganz eigenes Deck nach gewissen Kriterien zusammenstellen. Dies erfordert natürlich tiefer greifende Kenntnisse, erhöht aber auch die taktische Tiefe.

Fazit:
christianAndroid Netrunner besticht erst mal durch ein großartiges Cyberpunk-Artdesign. Es ist einfach eine Freude mit den Karten zu spielen. Zusätzliche qualitativ gute Marker runden das optische Gesamtbild ab. Für noch mehr Begeisterung sorgt dann aber das Spielprinzip. Völlig anders als herkömmliche Trading/Living Card Games spielt sich Android Netrunner. Es gilt eher zu bluffen und den Spieler zu lesen, erinnert an eine Art Poker, gemischt mit gewissen Zügen eines Duells zwischen Spielleiter und Spieler. Das Spielgefühl ist wirklich anders, als man es kennt und das macht auch noch verdammt viel Spaß! So eignet sich Android Netrunner für neue Spieler des Genres gleichermaßen wie für Spieler, die schon einige Trading/Living Card Games ihr Eigen nennen und weitere Spiele dieser Art eigentlich ablehnen. Für mich persönlich ein absoluter Top-Titel im Bereich der 2-Spieler-Spiele und im modernen Kartenspielgenre.

netrunner

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Special vom: 13.07.2013
Autor dieses Specials: Christian Jacob
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