Bionic Commando
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Etwas mehr als zwanzig Jahre hat es gedauert, bis Capcoms 2D-Plattform-Shooter Bionic Commando ein gleichnamiges Sequel erhielt. Ein solches ist nach so langer Zeit recht unüblich, auch wenn vor kurzem der Vorgänger als BC: Rearmed aufpoliert als Downloadspiel für XBLA & Co. veröffentlicht wurde. Gelingt dem bionischen Helden Nathan Spencer mit Hilfe des Entwicklerstudios Grin der Schwung in die fortgeschrittene dritte Dimension?
Meinung:
Persönlich erging es dem Mann mit dem Codenamen Bionic Commando jedenfalls nicht sonderlich gut, aber starten wir mit der Story ganz von vorne: Als man anfing, Soldaten ihre im Kampf verlorenen Gliedmaßen durch bionische Körperteile zu ersetzen, bekam auch Nathan Spencer seinen bionischen Arm, der mit Kabel und Greifhaken ausgerüstet war. Doch irgendwann wurden die Leute misstrauisch gegenüber dieser Minderheit von High-Tech-Soldaten, bis schließlich bionische Körperteile verboten wurden. Spencer wurde aufgrund seiner Taten im Einsatz zum Tode verurteilt, obwohl er damals nur Befehle befolgte. Seinen bionischen Arm nahm man ihm ab. Doch es kam, wie es immer kommt, wenn man Minderheiten unterdrückt: Die Terrororganisation BioReign entstand und fackelte nicht lange. Mit einer Massenvernichtungswaffe verwüsten sie Ascension City, Millionen Leute sterben. Nathan Spencer wird reaktiviert und bekommt seinen Arm zurück. In der völlig verwüsteten Metropole soll er Jagd auf die Terroristen machen und ihre weiteren Pläne vereiteln.
Schwindelerregende Höhen Wer das neue Bionic Commando startet, das eigentlich ja schon den zweiten Teil darstellt, der hat als Schwierigkeitsgrad nur die Auswahl zwischen Normal, Schwer und Commando – Einfach gibt es nicht. Soldat und Arm werden getrennt voneinander mit zwei Flugkörpern ins Zielgebiet geschossen, so macht man sich zunächst in einem zerstörten Hochhaus mit der Steuerung ohne bionische Hilfe vertraut, bis man den Arm dann findet und ein Tutorial absolvieren kann. Zu Beginn ist das Schwingen mit dem Greifhaken noch sehr gewöhnungsbedürftig, hat man aber erst mal ein paar Sachen ausprobiert und den Dreh schließlich raus, macht es einen Riesenspaß.
In der zerstörten Stadt Ascension City kann man sein Seil nämlich an fast allem verankern, was in Reichweite ist. Ja, auch nur fast, aber noch nie gab es in einem Spiel eine so freie Nutzungsmöglichkeit eines Ausrüstungsgegenstandes – über die Einschränkungen sprechen wir später. Man kann sich also an Ampeln hängen, an Kränen herum schwingen, wie Spider-Man unterhalb der Bruchstücke einer langen Brücke entlang zappeln, sowie sich auf Häuser hochziehen. Um auf eine höher gelegene Ebene zu gelangen, muss man lediglich den Haken richtig anbringen und mit A emporschnellen. Spencer springt dann einfach hoch und landet eventuell sogar auf einem Schornstein, einem Träger für Werbetafeln oder einem Dach. Einen festeren Stand wünscht man sich für den Helden dennoch, denn auf engem Areal hält er sich bei weitem nicht so lange wie etwa der freundliche Netzspinner aus der Nachbarschaft.
Diese Sache hat gewiss einen Haken Doch der Haken kann noch viel mehr, auch wenn manche Fähigkeiten erst später freigeschaltet werden. Man kann beispielsweise Schilder, Schwebebahngondeln oder ähnliche Dinge abreißen, Autos und Trümmer schleudern und auch das Seil auf den Gegner abfeuern, den man dann nicht wie Scorpion herzieht, sondern beim Vorschnellen Spencers Eisenstiefel küssen lässt. Diesem Schuhwerk ist es auch zu verdanken, dass man hohe Stürze überlebt, und mit der Fähigkeit „Tod von Oben“ sogar zum eigenen Vorteil ausnutzt. Leider säuft man im Wasser gnadenlos ab, gegen Feuer ist man auch nicht gefeit und durch die bionischen Teile ist man empfindlich gegen Radioaktivität. Und da sind wir auch schon bei den Problemen des Spiels.
So frei man sich auch bewegen kann, die Gegend wird durch die oben genannten Umgebungseigenschaften eingeschränkt – es gibt also zwar keine unsichtbaren Wände, jedoch stirbt man einen schnellen Tod, wenn man sich zu weit in verseuchtes Gelände wagt. Leider kann das auch oft aus Versehen passieren. Und auch wenn man nur knietief in einer Pfütze steht, der Atembalken kann trotzdem schon ablaufen – vom Feuer kann man sich am ehesten fernhalten. Doch auch wenn man sich blind in den Kampf wirft, geht man im Kugelhagel deutlich schneller unter, als einem lieb ist. Kluge Vorarbeit aus der Ferne und immer viel Spielraum für den Einsatz des Greifhakens sind also entscheidend. So laufen die Kämpfe gegen die verschiedenen Terroristen- und Mechtypen immer etwas anders ab und das macht stets Spaß auf mehr. Gerade auch, weil man die Umgebung immer mit einbeziehen kann.
Jagen und sammeln Wenn es denn oftmals nicht so tragisch wäre, wenn man sein Leben lässt. Denn im Spiel gibt es viele optionale Aufgaben – besiege drei von denen, kloppe 30 Typen im Nahkampf, töte 5 Gegner mit nur einer Granate, erledige einen fliegenden Mech während du selbst in der Luft bist. Viele davon bringen Erfolge, fast alle führen zur Verbesserung von Waffen, Panzerung, usw. Da muss man manchmal schon ordentliche Stunts hinlegen, doch im Gegensatz zu den Erfolgen sind die Fortschritte bei den Aufgaben auf dem Stand der letzten Speicherung, wenn man stirbt. Das Spiel speichert automatisch, und nur bei zu hackenden Relaisstationen (mit denen man Luftminenfelder deaktiviert und Informationen über BioReign einholt) bzw. wenn man in einen neuen Abschnitt kommt.
Auch die für Komplettisten interessanten Symbole werden nicht beim Einsammeln gespeichert, wie man es aus anderen Spielen kenn. Manche davon sind gut versteckt, andere schwer zu bekommen. Geht man dann aus Versehen in den nächsten Abschnitt – weil es nicht immer eindeutig ist, ob es dort nicht doch noch weitergeht, kann man eventuell verpasste Symbole nicht mehr einsammeln, auch wenn man den Level per Hauptmenü nochmal in Angriff nimmt. Eine Speicherung kann man dann auch nicht mehr rückgängig machen.
Verwüstung kann so gut aussehen Grafisch warten famose Umgebungen darauf, erkundet zu werden, ob man sich nun mitten zwischen Hochhäusern, im Park, in einer Erdspalte, oder in einem völlig überfluteten Industriegebiet befindet. Nathan Spencer sieht top aus, er trägt auch alle vorhandenen Waffen direkt am Körper – realistischer als jeder Egoshooter. Auch die Musik kann sich hören lassen, bei manchen Kämpfen wird da sogar noch aufgedreht, so dass der ganze Soundtrack ziemlich filmreif wirkt, und nicht einfach nur aufgesetzt. Die englische Sprachausgabe ist ebenfalls gelungen, die deutschen Untertitel sind allerdings etwas klein geraten.
Fazit:
Eindrucksvolle Schauplätze, mitreißende Kämpfe, schwungvolles Gameplay. Bionic Commando ist ein Actionstück erster Sahne – wenn man nicht gerade unter Höhenangst leidet. Auch Komplettisten und Erfolge-Sammler könnten durch das Speichersystem etwas verärgert werden, so hat man beispielsweise einen Erfolg erreicht, ist danach aber gestorben, und muss den entsprechende „Stunt“ im Spiel nochmals hinkriegen, um bei den Aufgaben voranzuschreiten. Grafisch, spielerisch und auch musikalisch liefern Grin und Capcom aber ein vorzügliches Spiel ab, das einfach in die gut sortierte Action-Adventure-Sammlung gehört. Ich habe lange überlegt, wie schwer ich die Sammel-Probleme gewichten soll, da sowas zu meinen persönlichen Vorlieben gehört, und ich selbst in die Symbolfalle getappt bin. Da die meisten Spieler auf sowas wohl nicht so viel Wert legen, bekommt Bionic Commando nun doch den Splash-Hit.
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Autor der Besprechung:
Michael Hambsch
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