Grey's Anatomy - The Video Game
Publisher:
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
27,97 €
Systeme:
PC, Wii
Inhalt:
Die Halbgötter in Weiß gehören seit geraumer Zeit zum festen Bestandteil des Videospielsektors. Besonders die Trauma Center-Serie auf DS und Wii schien hier bahnbrechend, da sie einerseits anständigen anatomischen Lernstoff aufbieten konnte, andererseits aber auch einen packenden Action-Anteil im OP beinhaltete. Bei Grey’s Anatomy, dem offensichtlichen Pendant sieht die Sache jedoch anders aus. Im Vordergrund steht die Story – und die ist zumindest in der gleichnamigen TV-Serie Garant für ein Millionenpublikum.
Meinung:
Insgeheim ist das Videogame sogar die erste offizielle Soap Opera für den Konsolenbereich, da hier tatsächlich eine Geschichte erzählt wird, in deren Mittelpunkt die Beziehungen der Charaktere untereinander abgehandelt werden. Ein großer Teil des Gameplays besteht darin, private Entscheidungen zu treffen, Dialoge zu steuern und die Distanz zwischen Privatleben und chirurgischer Arbeit zu wahren. Natürlich muss man zwischendurch auch immer mal wieder die Messer in die Hände nehmen und mittels pikanter Eingriffe für das Wohlbefinden der Patienten sorgen. Der große Unterschied zu Trauma Center jedoch: Es geht in erster Linie um die seelischen Schäden und erst danach um die physischen Tragödien.
Willkommen im Seattle Grace Hospital Im gewohnten Arbeitsumfeld geht es aber erst mal darum, das Team und dessen zahlreiche Wehwehchen kennen zu lernen. Da geht es um Karrieresorgen, externe Anfragen, Liebesdramen, persönliche Schicksale, aber natürlich auch um privates Glück. Ebenso wie in der TV-Reihe liefert auch das Videospiel den traditionellen Seifenoper-Stoff mit all seinen Emotionen und einem guten Schuss Pathos. Diese Information sollte für Interessierte der virtuellen Anatomie jedoch schon entscheidend sein, denn wer sich darauf freut, in weiteren riskanten Einsätzen an Herz und Co. um Leben und Tod zu kämpfen, ist bei Grey’s Anatomy – The Videogame grundsätzlich fehl am Platze. Insofern kann man hier schon von einer sehr realen Adaption der Serie sprechen.
Bekannte Figuren, bekannte Story Erwartungsgemäß hat sich der Lizenztitel auch gleich alle wichtigen Seriencharaktere gesichert und ihre nicht minder bekannten Techtelmechtel aufgegriffen. Auf der Verpackung wird zwar noch beworben, dass man die Figuren in eine neue Story eingebunden hat, jedoch mag dies nur oberflächlich der Wahrheit entsprechen. Die einzelnen Gespräche und Sorgen der Protagonisten sind nur leicht modifiziert, laufen aber im Endeffekt immer auf ähnliche Entwicklungen heraus, wie man sie aus den bisherigen Staffeln kennt. Neu ist daher eigentlich nur der Aspekt, dass man nun aktiv den Verlauf steuern kann und sich somit ein wenig ins Drehbuch einmischen darf. Doch das ist leider nicht halb so spannend wie das Pendant aus dem Fernsehen.
Oberflächliche Handlungsabläufe Störend ist vor allem, dass die einzelnen Stränge nur sehr oberflächlich abgehandelt werden. Man trifft hier und dort einige Entscheidungen und verändert somit den Spielablauf, doch da die Auswahlmöglichkeiten in den jeweiligen Situationen auch nicht sonderlich groß sind, entsteht hier entgegen aller Hoffnungen kein eigenständig kreierter Handlungsablauf. Der kreative Prozess fällt also eher gering aus, und auch wenn man sich leicht in die Sorgen und Probleme der virtuellen Charaktere hineinversetzen kann, so kann man die emotionalen Entwicklungen nie so recht vertiefen.
Es bleibt dröge Ferner ist die allgemeine Erzählatmosphäre ein erheblicher Schwachpunkt von Grey’s Anatomy. Das fängt bei der überaus schwachen Grafik an, steigert sich über die plumpe Textdarstellung und endet schließlich in einem ruckartigen Ablauf, der selbst durch die einzelnen, lieblos aufbereiteten Videosequenzen nicht in Schwung kommen will. Die fieberhafte Stimmung, die lebendige Hektik des OP-Saals und überhaupt die gelegentliche Tragik in den zwischenmenschlichen Aktionen, all das läuft irgendwie vorbei, ohne wirklich zu berühren oder mitzureißen. So spannend und lebhaft die gleichnamige Sendung oftmals sein mag, auf der Wii gestaltet sich das Ganze enorm dröge.
Eingriffe für den Nachwuchs Das bedauernswert schwache Bild wird schließlich von den kaum anspruchsvollen Operationen und Behandlungen im Hospital selbst abgerundet. Die Aufgaben, die hier in Form von kleinen Mini-Spielchen herangetragen werden, sind zu keiner Zeit besonders schwierig oder tatsächlich herausfordernd. Dies wird dadurch begünstigt, dass die Steuerung richtig gut funktioniert und der Umgang mit Skalpell usw. noch einmal erleichtert wird. Inhaltlich geht es um Leben und Tod, spielerisch allerdings nur darum, die Missionen schnell hinter sich zu bringen. Der Reiz ist, nicht zuletzt wegen des geringen Schwierigkeitsgrads, einfach nicht vorhanden! Und das macht Grey’s Anatomy letzten Endes zu einer echten Enttäuschung.
Fazit:
Trauma Center hat es vorgemacht, Grey’s Anatomy – The Video Game macht es leider nicht nach. Der Versuch, eine Seifenoper-Story mit einem actionlastigen Ärztespiel zu mischen, ist vor allem an der drögen Präsentation und der schwachen Herausforderung gescheitert. Es bedarf nicht mal viel Sensibilität, um die Dialoge in die richtige Richtung zu lenken, und auch die Aufgaben am OP-Tisch sind keine echten Herausforderungen für geübte Wiimote-Hände. Da letzten Endes auch die Atmosphäre kaum mit der in der TV-Serie zu vergleichen ist, brauchen nicht einmal Fans über eine Investition nachzudenken. In Sachen Gameplay hat Grey’s Anatomy auf der Wii nämlich keine schlagkräftigen Argumente!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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