Grand Ages: Rome
Entwickler:
Haemimont Games
Publisher:
Kalypso Media
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
37,97 €
Systeme:
PC
Anforderungen:
PC 2,5GHz CPU, 1000MB RAM, 1000MB HD
Inhalt:
Mit Imperium Romanum erschufen die Designer im Hause Haemimont im vergangenen Jahr endlich mal wieder einen Aufbau-Strategie-Titel, der es mit der legendären Caesar-Reihe und selbst mit Konkurrenztitel wie Die Siedler aufnehmen konnte. Schneller als erhofft, folgt nun schon die Nachlese, die in vielerlei Hinsicht konkrete Verbesserungen verspricht, an sich aber auch eine deutlich gesteigerte Frustrationstoleranz erfordert. Wenn Grand Ages: Rome nämlich eines ist, dann sicherlich verdammt schwierig.
Meinung:
Im Vergleich zu seinem gefeierten Vorgänger dürfte Grand Ages: Rome gerade in den ersten Zügen nicht mehr mit der gleichen Begeisterung aufgenommen werden. Das Spiel präsentiert sich in den beiden einleitenden Tutorials zwar recht konsumentenfreundlich und beschreibt sowohl die Zusammenhänge beim Aufbau als auch das militärische System recht ausführlich, doch wenn es dann hart auf hart kommt, ist man ganz schnell auf sich alleine gestellt und wird auch zunehmend härter bestraft.
Der große Unterschied zu Imperium Romanum besteht sicherlich darin, dass die Konsequenzen für einzelne Leichtsinnsaktionen und unsichere Experimente viel größere Wellen schlagen – und womöglich sogar dazu führen, dass man eine Mission besser gleich neu startet. Die ‚neuen’ Römer sind noch anspruchsvoller, und damit muss man sich erst einmal abfinden.
Alles im Gleichgewicht Bekanntermaßen sind die Bürger der ewigen Stadt sehr verwöhnt und schnell auch unzufrieden, was sich nicht zuletzt in der Reaktion mancher Götter niederschlägt, die ein mangelndes Gleichgewicht schnell mit Zorn versehen. Die Harmonie ist oberste Prämisse und sollte von Anfang an im Auge behalten werden, sei es nun in der gerechten Aufteilung von reinen Arbeitern und geschätzten Bewohnern, in der Verwaltung der Rohstoffe, aber auch in der Förderung von Bildung und Entwicklung an den Schulen. Prinzipiell ist die Krux immer noch die gleiche, denn strukturell gibt es im direkten Vergleich der beiden Kalypso-Titel kaum Unterschiede. Doch wer mit seinen Möglichkeiten schlampt und seine teuren Rohstoffe verschwendet, spielt mit dem Feuer, denn im virtuellen Rom brennt die Hütte ohne große Vorankündigungen!
Es gibt viel zu tun Gerade Neulinge sollten erst einmal damit beschäftigt sein, die Zusammenhänge zu erkennen und sie bei der Planung der eigenen Stadt zu berücksichtigen. Welche Rolle spielen Aquädukte und wie setze ich sie am besten ein? Was geschieht, wenn die Ziegelei streikt? Wie gehe ich mit unzufriedenen Bürgern um? Welche Rechte habe ich als Führungspersönlichkeit? Und welches Ausmaß hat die gezielte Förderung des Bildungssystems auf die weitere Entwicklung meines Regierungsgebiets.
Die Verbindungen sind oft nachvollziehbar, entpuppen sich aber gerade wirtschaftlich und plantechnisch als radikaler Teufelskreis. Wer beispielsweise bei den Baumaßnahmen falsche Prioritäten setzt und plötzlich feststellt, dass wichtige Zufahrtswege versperrt oder bestimmte Rohstoffe infolge des Massenbaus nicht mehr nachkommen, muss mit großer Wahrscheinlichkeit wieder bestimmte Gebäude abreißen. Die Betreiber und Bewohner danken es mit Hass und Verachtung. Und schon haben wir es wieder: Jeder Fehler wird heuer umso härter bestraft!
Hartnäckige Jahresvorsorge Hat man sich erst einmal in die ganze Sache hineingedacht, sollte man sich nach einem empfohlenen freien Spiel schließlich an die Missionen begeben, die mit unterschiedlichen Zielen immer darauf hinauslaufen, eine Stadt auf- und auszubauen. Insgesamt warten ganze 40 Kampagnen mit stetig neuen Herausforderungen auf den gewieften Strategen und sorgen mit ihrem individuellen Tiefgang für dezente Suchtgefühle. Wer sich intensiv mit der Materie beschäftigt, wird dennoch Monate Vergnügen an den Kampagnen finden, zumal bekanntermaßen mehrere Wege ans Ziel und natürlich alle Wege nach Rom führen.
Interessant ist vor allem, dass man das Pferd manchmal auch von hinten aufzäumen kann und die Schwerpunkte in der Planung nicht immer linear setzen muss. Kulturangebote als Zufriedenheitsgarant können genauso ein wichtiger Ausgangspunkt sein wie eine stabile Infrastruktur. Es kommt eben darauf an, was man aus den Gegebenheiten macht und ob man mit den wachsenden Anforderungen einer gedeihenden Stadt zurechtkommt. Aber wichtig ist: Eine Mission kann mit mehreren Strategien gelöst werden, so dass man die einzelnen Abschnitte nicht grundsätzlich abhaken kann. Gut so.
Neue Elemente, altes Prinzip Dennoch: So ganz ist es dem neuen Titel nicht gelungen, sich inhaltlich vollständig von Imperium Romanum abzugrenzen. Das Aufbauprinzip ist absolut vergleichbar, die militärische Komponente spielt immer noch eine untergeordnete Rolle, und auch die vielen neuen Einsprengsel sind für die Eigenständigkeit von Grand Ages: Rome nicht förderlich. So hat man zu Beginn die Möglichkeit, sich einer von fünf unterschiedlichen Familien anzuschließen und unter ihrem Banner in die Missionen zu ziehen. Die Idee ist grundsätzlich gar nicht schlecht, im weiteren Verlauf aber nicht konsequent genug ausgearbeitet. Einerseits nimmt die Wahl nämlich keinen Einfluss auf die Handlung und zweitens sind die Vorteile, die man hier jeweils herauszieht, bestenfalls marginal.
Schaffen statt hauen Ein Punkt, der zuletzt noch einmal klar herausgehoben werden muss, ist der Aspekt, dass Grand Ages: Rome sich in erster Linie darauf beschränkt, den Bau einer Stadt anzukurbeln und dort die Infrastruktur und das Miteinander zu stabilisieren. Erst in zweiter Reihe kommen Elemente wie Handel und Kontakte zu anderen Gruppen zum Vorschein, so dass sich hier ganz klar bestätigt, dass die Stadt von innen heraus wachsen muss, um vorwärts zu kommen. Dementsprechend ist auch der militärische Part beim taktischen Vorgehen nicht ganz so wichtig und erst in späteren Missionen etwas brisanter inszeniert. Ein gesundes Heer ist definitiv keine schlechte Sache; doch echte kriegerische Konflikte sind in Grand Ages: Rome die Ausnahme. Siedler-Fans wird’s freuen; wer Caesar und Konsorten liebte, wird aber bestimmt etwas vermissen.
Solide Optik Auch das kennt man noch von Imperium Romanum: Die Grafik ist anständig, die Texturen nahezu makellos und auch die Detailanimationen der Gebäude in allen Perspektiven ansprechend. Auch die Benutzeroberfläche bietet eine gute Übersicht und unterstreicht das uneingeschränkt gute visuelle Gesamtbild. Die Bewegungsabläufe und das nicht selten hektische Treiben werden gut eingefangen und bringen dem Spiel auch noch die passende Atmosphäre. Schade ist lediglich, dass man das Ganze nicht gleich noch in eine gute Rahmenstory gepackt hat. Nun gut, alles kann man wohl nicht haben…
Fazit:
Grand Ages: Rome steht seinem offenkundigen Vorbild in nichts nach und bietet gerade mal ein Jahr nach Imperium Romanum bereits das nächste Highlight in Sachen römischer Aufbaustrategie. Die Entscheidung, das traditionelle Spielprinzip beizubehalten, den Härtegrad gleichzeitig aber noch einmal kräftig hochzuschrauben, entpuppt sich zunächst als nervenaufreibend, entwickelt sich aber nach und nach zu einem verlässlichen Erfolgsrezept – auch wenn klar sein sollte, dass man ohne eine gewisse Frustresistenz besser die Finger von diesem Spiel lassen sollte.
Für mehr Spieltiefe als ohnehin hätte zuletzt noch ein besser ausgeklügeltes Militärsystem gefehlt. Doch auch in der finalen Fassung ist Grand Ages: Rome ein weiteres Highlight aus dem bis dato rundum stark bestückten Kalypso-Katalog!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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