Tom Clancy's HAWX
Publisher:
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Tom Clancy's HAWX ist an sich ein zweischneidiges
Schwert. Zunächst einmal ist man erleichtert, dass auf der PS3
genretechnisch endlich eine Lücke geschlossen wird, denn
Flugsimulationen hat es auf Sonys NextGen-Apparat bislang noch nicht
gegeben. Andererseits darf man aber berechtigterweise auch ein wenig
skeptisch sein, da die Spiele um den erfolgreichen Polit-Thriller-Autor
ebenso wie dessen letzten Romane nicht immer das Gelbe vom Ei waren. Mal
sehen, ob es HAWX gelingt, hier mit positivem Beispiel voranzugehen – in beiderlei Hinsicht!
Meinung:
Die Frage danach, ob der neue Clancy-Titel was taugt, hängt wohl davon ab, welche Erwartungen man inhaltlich an das
durchaus politisch motivierte Game stellt. Wer hier eine reine
Flugsimulation im Ace Combat-Stil vermutet, wird womöglich schnell
enttäuscht sein, da die erfolgreiche Serie im Gameplay nur grob
gestreift, aber in ihrer Spieltiefe nicht erreicht wird. Lauert man
hingegen nach einem Action-Game, in dem die geflügelten Kampfgeschwader
eine übergeordnete Rolle spielen, sollte man schon eher zufrieden sein,
denn der Action-Anteil in HAWX ist relativ groß,
mitunter sogar das Schwergewicht im Spielsystem. Und daran werden sich
– trotz der im Folgenden beschriebenen Glanzmomente in Sachen
Spielgefühl – letztendlich die Geister scheiden.
Trübe Clancy-Story Bevor
die Relation zwischen Action und Simulation jedoch zum Thema wird, gilt
es erst einmal, die ziemlich öde Background-Story in den Mittelpunkt zu
rücken. Als David Crenshaw navigiert man im Auftrag einer
staatlich unterstützten Söldnerfirma einen von immerhin 50 Jets
aus dem großen Geschwaderprogramm der Luftwaffe. Vorsichtig arbeitet
man sich als Artemis-Angestellter mit kleinsten Aufträgen hoch, bis man
später von der US Air Force abgeworben wird, und selbst dem Präsidenten
Geleitschutz gibt. Das Ganze spielt in der nahen Zukunft und umfasst
einen Zeitraum von 2014 bis 2021, eine Zeit, in der vor allem die
Vereinigten Staaten von unzähligen externen Bedrohungen geprägt werden.
Und wie es sich für eine von Clancy übernommene Story gehört, greift
der große Weltretter wieder ein und sorgt für Frieden, Ordnung und
den Schutz der Bevölkerung. Mehr ist es nicht. Mehr war es bei Ace Combat
auch selten. Aber im Grunde genommen ist es ziemlich platt – was sich
leider dann auch in der etwas lieblosen, schmückenden Videopräsentation
zeigt. Das wirft kein gutes Licht auf den Autor, der hier seinen Namen
zur Verfügung gestellt hat, unterstreicht aber, dass die Serie
diesbezüglich immer wieder ihre Tücken hat.
Viele Missionen, wenig Abwechslung Das
eigentliche Spiel setzt sich im Folgenden aus ganzen 19 Missionen
zusammen – allerhand Stoff also, um seinen langsam wachsenden Hangar
mal so richtig auszutesten. Anfangs stehen einem jedoch nur ein paar
ältere Modelle zur Verfügung, denn logischerweise darf nicht jeder
Nachwuchspilot mit den modernsten Kampfjägern seinen Jungfernflug
genießen. Die alten MIG-Einheiten müssen herhalten, um die
ersten Manöver auszuprobieren und sich an die eigentlich recht einfache
Steuerung zu gewöhnen. Je weiter man schließlich im Spiel fortschreitet
bzw. je erfolgreicher man die jeweiligen Aufgaben bewältigt, desto mehr
Einheiten kann man schließlich auch in die neuen Levels hinein nehmen.
Dazu kommen schicke Sonderlackierungen und ein bisschen unnötiger
Schnickschnack, der vielleicht eher in ein Rennspiel hineingehört
hätte. Hinzu kommt, dass Masse hier nicht immer gleich Klasse ist.
Manche Flugzeuge sind definitiv nicht brauchbar und auch im Hinblick
auf ihre Fähigkeiten nicht gerade sinnvoll in das Spiel integriert. Was
beispielsweise soll man mit einer Aufklärungsmaschine anfangen, wenn
die Zielvorgabe die Zerstörung einzelner feindlicher Basen ist? Aber
man will nicht meckern, denn lieber zu viel als zu wenig Auswahl.
Während
die Vielseitigkeit auf der einen Seite erstaunt, ist der Missionsaufbau
insgesamt doch recht einspurig. Die Aufgabenverteilung beschränkt sich
entweder darauf, Eskorte zu fliegen oder einzelne Gebiete wie etwa eine
Ölraffinerie zu schützen, oder aber ausgewählte Stützpunkte anzugreifen
und lahm zu legen. Selbst die Megametropole Chicago wird angegriffen
und muss von der eigenen Einheit beschützt werden, was an sich aber bei
weitem nicht so komplex ist, wie es aus der Draufsicht erscheinen mag.
Kurz gesagt: Die wahre Fliegerkunst ist nicht gefragt, da die
Handlungen nur selten voneinander abweichen. Es wird geballert,
zerstört und geschickt verteidigt. Sicher, das Fluggefühl – hierzu
gleich mehr – ist wahnsinnig gut, aber auf lange Sicht fehlt inhaltlich
einfach eine echte, im wahrsten Sinne neue Herausforderung.
Prächtiges Feeling Während die Rahmenbedingungen von HAWX
eher bescheiden aufgearbeitet sind, stimmt zumindest der eigentliche
Inhalt, nämlich die Arbeit im Cockpit. Man erlebt mehr oder weniger ein
Tutorial, da man langsam an die einzelnen Manöver herangeführt wird, es
aber auch keiner hektischen Bewegungen bedarf, um den Knüppel fest in
der Hand zu halten. In der Hinterhand warten zudem immer wieder einige
Flughilfen, die man auf Knopfdruck abrufen kann, wenn man gerade mal
wieder etwas unsicher mit der konkreten Navigation umgeht. Ferner
bietet auch das Waffensystem keine größeren Schwierigkeiten: Die
unterschiedlichen Bordkanonen und Raketen sind gut auf die Buttons
verteilt und kommen sich in ihrer Bedienung nie mit den Flugtechniken ins
Gehege. Alles ist prima aufeinander abgestimmt und sollte nach kürzerer
Eingewöhnungszeit beherrscht werden. Und damit das Ganze auch
idiotensicher bleibt, hat man mit dem ERS-System noch ein
Flugleitprogramm eingefügt, welches Anfängern unter die Arme greift und
selbst die spektakulärsten Aktionen stark vereinfacht. Aber auch das
sollte wirklich nur zu Beginn vonnöten sein, denn sobald man sich
erstmal in die schicke Umgebung hinter dem Knüppel eingefunden hat,
will man auch die Kurven spüren und die raschen Wendungen genießen –
und dazu gibt HAWX seinen Piloten allen Grund.
Präsentation? Naja… Doch
so wohl man sich auch in den Jets fühlt, so enttäuschend ist
gleichzeitig auch die grafische Aufarbeitung. Die Action in der Luft
ist noch recht ordentlich eingefangen, doch sobald man sich dem Boden
nähert und beispielsweise die Skyline einzelner Metropolen ansteuert,
sieht man ganz deutlich, dass die Präsentation bei der Detailschärfe
schnell an ihre Grenzen stößt. Was aus großen Höhen noch perfekt
ausschaut, sieht aus der Nähe schon ganz anders, quasi überfordert aus.
Explodieren dann auch noch einzelne Gebäude, wird das eigentlich
anständige Bild schnell zum Pixelhaufen, der im Chaos zu versinken
droht. Das fängt sich beizeiten zwar wieder, aber optimal ist
die grafische Präsentation am Ende nicht.
Viele Piloten, noch mehr Action Wem
die kurzweiligen, leider auch schnell durchgespielten Kampagnen auf
Dauer nicht herausfordernd genug sind, der sollte sich langfristig auf
den Online-Modus konzentrieren. Hier können jederzeit bis zu vier Piloten die
einzelnen Missionen im Team bestreiten. Selbst
bereits gestartete Flüge können noch im laufenden Spiel angewählt
werden, so dass man sich über lange Wartezeiten nicht sorgen sollte.
Hier schlummert eine Menge verstecktes Potenzial, nicht zuletzt da sich
das Ganze auch im Versus-Modus als Deathmatch austragen lässt.
Problematisch hier nur im ersten Test: Die Framerate ist nicht immer
stabil, da sollte dringend nachgepatcht werden. Die Idee und die darin einbezogenen, jedoch noch nicht
ganz so perfekt umgesetzten Möglichkeiten sind jedenfalls schon mal
super.
Fazit:
Auch in der nachträglichen Analyse bleibt Tom Clancy's HAWX
ein zweischneidiges Schwert. Die grafische Präsentation lässt an
manchen Stellen zu wünschen übrig, der Online-Modus zeigt noch
vereinzelte Lags, die Missionen sind in ihrer Struktur nicht selten
gleichförmig, und die Story… naja. Andererseits schießt einem das
Adrenalin regelrecht in die Ohren, sobald man seine erste Kampagne
erfolgreich bestritten hat und seinen Hangar peu a peu mit neuen
Modellen füllt. Das Feeling an Bord ist atemberaubend, und selbst wenn HAWX
insgesamt mehr Action-Game als Simulation ist, und die Ballerei den
gleichen Stellenwert hat wie die Flugmanöver, sind letztere das Salz in
der Suppe und kommen in Sachen Atmosphäre ziemlich nahe an die Ace Combat-Games heran. Aber die Diskrepanzen zwischen mäßiger
Aufarbeitung und starker Luftaction sind nicht wegzudenken, und sorgen
dafür, dass HAWX nicht so aufregend ist, wie es
bei entsprechendem Rahmen hätte sein können. Aber gerade PS3-Besitzer
sollten sich hiervon nicht abhalten lassen. Denn eine bessere
Alternative hat die Konsole bis dato nicht zu bieten!
| |
Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
|