Rise of the Argonauts
Entwickler:
Liquid Entertainment
Publisher:
Codemasters
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Wenn mythologische Stoffe in Spielen aufgegriffen werden, vermischt man sie in letzter Zeit am liebsten mit unserer aktuellen oder zumindest einer technisierten Zukunftswelt. Rise of the Argonauts lässt sich davon aber nicht beirren und schildert uns seine Geschichte so, wie sie vielleicht wirklich in der griechischen Sage hätte passiert sein können. Zumindest die Teile, die tatsächlich aus der Argonauten-Sage stammen.
Meinung:
König Jason von Iolcus befindet sich zusammen mit seiner Verlobten Alkmene im 7. Himmel. Die beiden wollen heiraten und haben das gesamte Gefolge zur Hochzeit eingeladen. Dumm nur, dass auch die niederträchtigen Ionier und die magisch-korrumpierten Schwarzzungen aufkreuzen und der Braut einen Pfeil durch die Brust jagen. Jason nimmt diese Tat zum Anlass, das Orakel von Delphi aufzusuchen, um Rat einzuholen, wie er seine Herzdame wieder ins Reich der Sterblichen holen kann. Auf seinem Weg macht er einige Abstecher in die verschiedensten Winkel der griechischen Mythologie.
Das goldene Vlies Die Hauptaufgabe besteht darin, das goldene Vlies zu finden, das genug magische Macht enthält, um Alkmene wiederzubeleben. Die Reise der Argonauten besteht allerdings aus der Suche nach Nachfahren der Blutlinie der Götter, die auf drei Inseln verteilt sind. Jede Insel ist einem Gott zugeteilt, Ares, Hermes und Athene, während Apollo zur Insel Delphi zählt. Jede Insel hat somit ihr eigenes Thema und ist dadurch abwechslungsreich sowohl im Design als auch in den vorhandenen Aufgaben.
Die vier Gottheiten sind außerdem Jasons Schutzgötter, mit deren Hilfe er seinen Charakter weiterentwickeln kann. Für verschiedene Errungenschaften werden Jason Heldentaten angerechnet. Die bekommt er beispielsweise für das Töten einer bestimmten Anzahl Gegner oder für die Hilfe, die er NPCs entgegenbringt. Auch der Storyfortschritt schaltet Heldentaten frei. Diese Taten können anschließend einem der Götter gewidmet werden, wodurch ihr Wohlwollen steigt. Für genug Wohlwollen bekommt Jason einen Erfahrungspunkt, den er in einen Talentbaum mit verschiedenen Aspekten der Götter investieren kann. Schutzgott Apollo bringt dabei heilende Magie und bessere Schildnutzung während Kriegsgott Ares Jason stärker macht und Waffenschaden erhöht.
Aspekte der Götter Anders als man aus bisheriger Berichterstattung vielleicht erwarten würde, ist Rise of the Argonauts eher ein Rollen- als ein Actionspiel. Einen Großteil des Spiels über läuft Jason mit maximal zwei seiner Argonauten durch Städte und Dörfer und unterhält sich mit der Bevölkerung. In diesen Unterhaltungen bekommt er oft die Möglichkeit aus bis zu vier Antworten auszuwählen, wobei jede Antwort immer einem der vier Götter zugeordnet ist. Ares ist von Natur aus etwas aggressiver, während Hermes lieber listig an die Sache herangeht und Athene richtet sich nach der Tugend der Gerechtigkeit und den Gesetzen. Auch mit diesen Antworten wird das Wohlwollen erhöht. Leider haben die Antworten ansonsten nur marginale Auswirkungen auf die Nebenquests, auf die Hauptstory haben sie gar keine. Hier wurde eindeutig Potential verschenkt.
Gott des Kampfes Es gibt durchaus auch Kampfszenen, die allerdings eher dazu da sind, das Geschehen etwas aufzulockern. Jason kann drei Waffen - Schwert, Streitkolben und Speer - bei sich tragen. Im Laufe des Spiels können verschiedene Waffen dieser Arten und Rüstungen gefunden werden, aus denen nach persönlichem Spielstil ausgesucht werden kann. Schwerter sind dabei schnell, aber auch schwächer, Speere können geworfen werden und haben auch im Nahkampf eine hohe Reichweite, Streitkolben sind zwar langsam, hauen dafür aber ordentlich rein. Zusammen mit seinem großen Schild wird Jason dadurch zu einer wahren Kampfmaschine mit verschiedenen Möglichkeiten, zumal jede Waffe auch noch einen mächtigen Spezialangriff hat.
Im Kampf agieren die Argonauten, die Jason begleiten, selbständig und greifen Gegner an. Im späteren Verlauf des Spiels, wenn die Feinde bestimmte Methoden der Beseitigung erfordern, lassen sich allerdings Schwächen in der KI erkennen. Die Gegnerauswahl ist - entsprechend der eher geringen Anzahl der Kämpfe - überschaubar und gliedert sich grob in Ionische Soldaten, Schwarzzungen und verschiedene Dämonen. Zwischendurch mischen allerdings auch Gladiatoren und Zentauren mit. Am Ende jeder Insel wartet ein großer Bossfight auf Jason, der in der Regel eine bestimmte Strategie erfordert. Hat man diese aber erst einmal durchschaut, sind die meisten Gegner auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad nur eine Frage der Zeit.
USK 18 Dass so selten tatsächlich gekämpft wird, verwundert umso mehr, da der Titel im Vorfeld heftig wegen seiner Gewaltdarstellungen in der öffentlichen Kritik war. Lange Zeit hieß es, dass auch von diesem Titel nur eine stark gekürzte Version in Deutschland erscheinen würde. Dennoch ist nun eine ungekürzte Fassung ab 18 Jahren freigegeben worden. Seltsam, da oft genug in den Kämpfen eben nicht auf Monster sondern andere Menschen losgegangen wird. Dabei werden Köpfe abgetrennt und Körper genau mittig mit dem Schwert zerteilt, Personen durch einen Speerwurf Blut spritzend aufgespießt und mit dem Kolben die Köpfe zum Platzen gebracht. Eindeutig nichts für Kinder, aber ich bin dennoch froh, dass wir in Deutschland auch mal wieder unzensierte 18er-Titel spielen können.
Sternenhimmel Jasons Fortschritt wird am Sternenhimmel dargestellt. Jede Aufgabe ist als Stern einem Sternbild zugeteilt und während einige durch den normalen Storyverlauf sich von selbst vervollständigen, muss an anderen hart gearbeitet werden. Da man nach Abschluss einer Insel nicht mehr auf diese zurückkehren kann, muss man gut aufpassen, welche Aufgaben noch erledigt werden müssen. Zum Glück kann man sich die noch nicht erleuchteten Sterne ansehen und erfahren, welche Anforderungen erfüllt werden müssen. Die Komplettierung aller Sternenbilder ist eng mit den Achievements verbunden und es ist unmöglich alle in einem Spiel zu erhalten. Schade, dass man den Sternenhimmel nicht in ein neues Spiel übertragen kann, um ihn irgendwann komplett zu haben.
Der Teufel im Detail Liquid Entertainment sind ein eher kleines Entwicklerteam und dementsprechend bin ich gewillt über gewisse Fehler hinwegzusehen. So sieht die Grafik mit ihren verschiedenen Themen zwar wunderschön aus, allerdings gibt es auch oftmals Clipping Fehler oder Objekte, die in der Ferne einfach verschwinden. Die Animationen von Jason im Kampf sehen natürlich aus, dafür hoppelt er recht seltsam Treppen herunter. Installiert man das Spiel nicht auf die Festplatte, wird man außerdem von ständigen kurzen Ladebildschirmen geplagt.
Schade ist außerdem, dass der Spaß schnell wieder vorbei ist. An einem Wochenende lässt sich das goldene Vlies mit Leichtigkeit finden und die verschiedenen Götterausrichtungen bringen für einen erneuten Durchlauf nicht genug Abwechslung. Außerdem bleibt leider auch zu sagen, dass die deutsche Lokalisierung besser hätte ausfallen können. Denn die deutschen Sprecher schaffen es nicht, die nötigen Emotionen dieser Geschichte herüberzubringen. Seltsamerweise klingt die deutsche Spur irgendwie hohl und hallend. Scheinbar gab es da einen Fehler bei der Konvertierung oder der Aufnahme selbst. Stellt man seine Konsole aber auf Englisch, kann man auch mit der englischen Tonspur Vorlieb nehmen.
Fazit:
Rise of the Argonauts hat seine Fehler, da kann man nicht drumherum reden. Vereinzelte Grafikprobleme und eine Palette an technischen Kleinigkeiten können aber dennoch nicht die gelungene Umsetzung eines interessanten Stoffes trüben. Die verschiedenen Elemente der Geschichte wurden zwar aus etlichen Mythen zusammengeklaubt, ergeben aber eine sehr harmonische Gesamtmischung. Wer nicht eine Aneinanderreihung von Actionszenen erwartet, sondern sich auf das Lösen der Aufgaben und die vielen Gespräche einlässt, bekommt ein kurzweiliges, aber leider auch recht kurz andauerndes Spielerlebnis geboten, das hoffentlich eine Fortsetzung erhält. Die jungen Entwickler von Liquid Entertainment hätten es verdient und genug Stoff gibt es in der Antike ja auch.
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