Madagascar 2: Escape 2 Africa
Entwickler:
Activision
Publisher:
Activision
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
59,95^ €
Systeme:
DS, PC, PlayStation 2, PlayStation 3, Wii, Xbox 360
Inhalt:
Lange angekündigt und schließlich mitten im Weihnachtsgeschäft realisiert: Der zweite Teil des animierten Kino-Abenteuers Madagascar warte drei Jahre nach dem großen Erfolg seines Debüts wieder mit einem ähnlich gelagerten Gag-Feuewerk auf wie das Original aus dem Jahre 2005 und verspricht gerade für das jüngere Publikum wieder Unterhaltung vom Feinsten. Erwartungsgemäß wurde hierzu auch wieder ein Konsolenabenteuer um die vier Hauptdarsteller konzipiert, welches den Humor der Kinovorlage in entsprechenden Spielwitz umsetzen möchte. Allerdings scheint dies schwerer als vermutet…
Meinung:
Das Hauptproblem von Madagascar 2 besteht darin, dass die äußerliche Abwechslung – man kann immerhin alle vier Charaktere spielen – letztendlich in einem Einheitssumpf versinkt und kaum Freiräume für wirklich gute, unterhaltsame Spieloptionen lässt. Statt das eigentliche Abenteuer bzw. die sicher schon bekannte Story auch sinngemäß nachzuempfinden, was hier nur teilweise geschieht, wird der Spielfluss immer wieder durch irgendwelche Mini-Spielchen unterbrochen, die anfangs noch unterhaltsam sind, spätestens bei der dritten Wiederholung aber nur noch ein müdes Gähnen hervorrufen. Abgesehen von den witzig animierten Jump & Run-Einlagen in den größeren Arealen des afrikanischen Kontinents geschieht hier jedenfalls nix, was dem eigentlichen Verlauf der Handlung gerecht werden können.
Die Lizenz zum… …ja, wozu eigentlich? Vielleicht dazu, sich das Recht herauszunehmen, die vier beliebten Charaktere verwenden zu dürfen, um sie in eine konzeptionell völlig vorhersehbare Spielwelt zu stecken. Da springt man über Abgründe, macht Bekanntschaften mit verschiedenen Artgenossen, erfährt zudem einiges über die vier Protagonisten und sehnt sich zwischenzeitlich immer wieder nach Abwechslung, damit Madagascar 2 ähnlich wie die cineastische Vorlage eine gewisse Eigenständigkeit erlangt. Die vielen sich bietenden Chancen werden dabei konsequent missachtet: Hier eine Rätseleinlage, dort eine Aufgabe für das gesamte Team oder zumindest etwas Anspruchsvolles, um die speziellen Fähigkeiten jedes einzelnen hervorzuheben – tja, Wunschdenken kann manchmal ziemlich schön sein!
Handlungsabläufe außer der Reihe Wenig überraschend beschränkt sich die Story daher auch darauf, das ganz junge Publikum bei Laune zu halten und mit vielen kleinen Missionen die reine Jump & Run-Action ein wenig aufzulockern. Da gibt es eine ganze Reihe unterschiedlichster Mini-Spiele, angefangen bei einer seltsamen Fußball-Abart über ein vereinfachtes Schachspiel bis hin zur traditionellen Reise nach Jerusalem. Das ist nett, das macht Spaß, aber im Gesamtkontext wird es einfach zu sehr überstrapaziert, da die einzelnen Spielchen ständig wiederkehren und die eigentliche Handlung oftmals untergraben. Es kommt einfach keine klare Linie ins Spiel, da man sich nicht so recht entscheiden will, welche Inhalte denn nun wirklich Prioritäten genießen. Eine gesunde Mischung wäre auch nur dann gesund, wenn die nötige Abwechslung geboten wäre – was hier langfristig nicht der Fall ist.
Quietschig bunt und lebendig Dies trifft zumindest auf die Animationen zu. Die Grafik ist dem animierten Kino-Abenteuer nachempfunden und bietet gerade bei den Bewegungen einen vergleichbaren Spaßfaktor. Hinzu kommt, dass die Moves der vier Hauptdarsteller sehr schön in Szene gesetzt werden und sich durchaus Gelegenheiten zum Schmunzeln ergeben. Wenn Zebra Marty zum Beispiel im untergeordneten Fußballspiel auf das Tor zustürmt, ist das auf alle Fälle sehenswert, und auch Melmans Hammeraufgaben, die er mit dem Kopf erledigt, kurbeln den Spaßfaktor ein ganzes Stück an. Leider kann sich das optische Vergnügen nicht so wirklich auf das eigentliche Gameplay übertragen. Hier ist auf lange Sicht Eintönigkeit an der Tagesordnung, die den lebendigen Bildern alsbald das Wasser abgräbt.
Kurzzeit-Unterhaltung Es mag daher nicht überraschen, dass Madagascar 2 relativ schnell sein kreatives Ende findet. Gerade einmal fünf Stunden sind zwischen den einführenden Tutorials und der Einblendung der Credits vergangen, und rückblickend lassen sich die wirklich interessanten Eindrücke schon fast an zwei Händen abzählen. Der Schwierigkeitsgrad ist der Zielgruppe entsprechend sehr gering gehalten, so dass man relativ zügig und problemlos durch die vielen Nebeneinlagen gesteuert ist. Kleinere Gamer werden sich darüber womöglich freuen, da jeglichem Frust vorgebeugt wird, doch wer zumindest ein bisschen Anspruch an einen solchen Titel stellt, kann sich mit dem Resultat überhaupt nicht zufrieden geben.
Viele Tiere, viel mehr Spaß So unspektakulär und mancherorts auch ideenarm die Solo-Kampagne ist, umso mehr Spaß bietet am Ende der Mehrspieler-Modus. Mit bis zu vier Leuten gleichzeitig kann man sich auf Turnierebene in zehn teils schon bekannten Mini-Spielchen miteinander messen und die Pads zum Qualmen bringen. Vor allem das erquickende Minigolf-Spiel hinterlässt hier einen blendenden Eindruck und überzeugt auf ganzer Linie. Fragt sich natürlich, warum diese intensiven Erlebnisse im Hauptmodus ausbleiben. Aber vielleicht reicht hier auch die Erklärung, dass es sich eben um ein Lizenzspiel handelt – das sagt ja leider manchmal mehr als tausend Worte!
Fazit:
Nachdem Kung Fu Panda zuletzt noch eindeutig unter Beweis stellte, dass Lizenzspiele aus dem cineastischen Animationsbereich nicht zwingend zum Scheitern verurteilt sind, durfte man berechtigte Hoffnungen haben, dass die Entwickler von Madagascar 2 mit einem ebenso witzigen wie actionreichen Titel aus dem Kreuz kommen würden. Diese Hoffnungen haben sich allerdings leider zerschlagen, da die Kino-Adaption letzten Endes nur ein kruder Mix aus eintönigen Mini-Spielchen und langweiligen Action/Jump & Run-Sequenzen geworden ist, der lediglich im Mehrspielermodus für etwas mehr Spaß sorgt. Selbst die niedlichen Animationen und die wirklich humorvoll in Szene gesetzten Hauptcharaktere können nicht mehr viel retten: In den Kinosälen mag Madagascar 2 ein Volltreffer sein; auf Konsole leider nicht!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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