Legendary
Entwickler:
Atari
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PC, PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Die Geschichte von der Kiste der Pandora dürfte hinlänglich bekannt sein. Als sie geöffnet wurde, ergoss sich alles Leid, das wir heutzutage so kennen, über
die Welt. Was aber, wenn diese Geschichte nur in die Welt gesetzt wurde, um die Menschen davon abzuhalten, die Kiste tatsächlich zu öffnen? Was verbirgt sich
dann wohl in ihr? Legendary zeigt uns, dass es manchmal besser ist, einfach die Finger von solchen Objekten zu lassen.
Meinung:
Charles Deckard, seines Zeichens Kunstdieb, könnte so ein schönes Leben führen, geht er doch einer eher ertragreichen Profession nach. Doch Deckard lässt
sich von einem Herren LeFey engagieren, besagte Kiste der Pandora zu öffnen. Als bodenständiger Mensch glaubt Deckard natürlich nicht an den ganzen Blödsinn
der Mythologie und öffnet sie tatsächlich, was unheimliche Energien freisetzt. Fortan durchziehen mystische Kreaturen wie Greife und Werwölfe die Stadt und
Deckards ehemaliger Arbeitgeber möchte ihn tot sehen. Dabei hätte der Tag so schön werden können.
Old School Legendary ist ein Ego-Shooter, der dermaßen Old School daherkommt, dass es schon nicht mehr feierlich ist. Früher ging
es von einem Raum durch einen Durchgang zum nächsten Raum, in dem ein paar Gegner gewartet haben. Bei Legendary ist das nicht anders, denn selbst wenn viele
Örtlichkeiten in Außenarealen angesiedelt sind, kommt man sich wie in einem Durchgang vor, da jeder Bereich stark eingegrenzt ist. Zu erforschen gibt es
nichts, man kann lediglich dem vorgegebenen Pfad folgen. Anschließend erreicht man den nächsten Raum mit Gegnern. Sobald die besiegt sind, wird
ein Ereignis ausgelöst, durch das beispielsweise ein im Weg stehendes Auto aufgesprengt oder eine Tür geöffnet wird, damit es weitergeht.
Für Profis Die sieben Kapitel sind dennoch relativ groß angelegt und nehmen schon einige Stunden Spielzeit in Anspruch. Ein weiterer Grund
für eine lange Spieldauer ist der deftige Schwierigkeitsgrad. Bereits auf der leichtesten der drei Einstellungen werden Anfänger sich die Zähne ausbeißen.
Vor allem zu Beginn, wenn nur schwache Waffen zur Verfügung stehen, sind die Kämpfe ein Trial & Error-Fest. Selbst die ersten Standardgegner, Feuerechsen,
benötigen eine ordentliche Salve an Pistolenkugeln, damit sie von Bildfläche verschwinden. In höheren Schwierigkeitsgraden kommt man nicht umhin, die Umgebung für
sich zu nutzen oder Gegner untereinander kämpfen zu lassen. Die Feuerechsen lassen sich übrigens prima mit Wasserfontänen löschen, um sie dann mit der Axt zu
zerhacken.
Das Siegel Ein wenig frischen Wind versucht Legendary mit dem Siegel ins Spiel zu bringen. Deckard übersteht das Öffnen der Kiste nicht unbeschadet, anschließend findet er ein Siegel auf seinem Handrücken. Das sorgt nicht nur dafür, dass er nun der einzige ist, der die Kiste wieder
schließen kann, sondern er ist auch in der Lage, die Energie der mythischen Wesen zu absorbieren. Mit dieser Macht kann er sich entweder selbst
heilen oder auch einen Energiestoss abgeben, auf den die Kreaturen sehr allergisch reagieren.
Rohkost In einem Shooter sollte das Waffenarsenal stimmen. Leider ist das bei Legendary nicht der Fall. Es gibt gerade einmal 9
verschiedene Waffen, von denen lediglich 2 aufgrund ihrer Durchschlagskraft wirklich nutzbar sind. Die Axt ist ganz brauchbar, um sich die Bösewichter vom Leib zu halten. Die anderen Waffen sind lediglich schwache
Knarren, die höchstens bei Munitionsknappheit in Anspruch genommen werden. Die Energie des Siegels wird leider in der Regel zum Auffüllen der Lebensenergie
benötigt. Schade, denn hier wäre durchaus Potential vorhanden gewesen. Wenn sich die Waffen stärker voneinander unterscheiden würden, sodass man tatsächlich
eine strategische Auswahl situationsbedingt treffen könnte, wären 9 wahrscheinlich ausreichend.
Legendäre Gegner Die KI der Kreaturen und menschlichen Gegner ist ein zweischneidiges Schwert. Geht man realistisch an das Spiel heran und
agiert selbst auf natürliche Art, nutzen sie ihre Umgebung aus, springen den Spieler an oder werfen mit Gegenständen nach ihm. Auf den ersten Blick wirkt das
durchaus interessant. Befasst man sich aber länger mit den Bewegungen, erkennt man schnell, dass die Gegner sich viel zu oft von werfbaren Gegenständen
ablenken lassen und in der Regel den direktesten Weg zum Spieler wählen. Permanentes "rückwärts an einer Wand Entlangrutschen" reicht dann
vollkommen aus, um auszuweichen.
Werwolf Safari Im Multiplayer wird in Teams gekämpft. Die Handlanger von LeFey und
die Rebellen der Order 98 bekämpfen sich, während die Monster beide Seiten zerfleischen wollen. Die Kreaturen selbst können leider nicht gesteuert werden,
womit wieder einmal Potenzial verschenkt wurde. Dennoch gibt es den interessanten Safari-Modus, in dem Werwölfe getötet, ihre Energie gesammelt und zu
einem Kollektor gebracht werden muss. Die Seite, deren Kollektor zuerst voll ist, kann die Bestien kontrollieren und gewinnt. Die gesammelte Energie kann
aber auch genutzt werden, um die eigenen Lebenspunkte aufzufüllen.
Atmosphäre Optisch hinkt Legendary aktuellen Shootern hinterher. Vor allem die Charaktermodelle der menschlichen Figuren sind
blockig und mit schlechten Texturen versehen. Unter den Kreaturen sehen lediglich die Greife vernünftig aus. Zu den Highlights zählt bereits zu
Anfang ein haushoher Golem aus Autos und Gebäudeteilen. Dass man die Zwischensequenzen nicht überbrücken kann, nervt spätestens ab dem 5. Mal anschauen. Die
Steuerung ist dank einer ordentlichen Buttonbelegung auszuhalten, scheitert aber am schlechten Zielkreuz und ungenauer Feinmotorik. Auch die Tatsache, dass
Deckard gerade mal 10 Zentimeter hoch springen kann und selbst ein kleiner Stein auf dem Boden zum unüberwindbaren Hindernis werden kann, ist heutzutage
einfach nur lächerlich.
Fazit:
Legendary hat Potenzial, verbaut sich aber auf allen Ebenen eine vernünftige Wertung. Grafisch wirkt der Titel wie eine
Fan-Mod zu Half Life, die Steuerung ist ungenau und das Gameplay viel zu linear und abwechslungsarm. Was hätte man aus der Story alles machen können, stattdessen kämpft man sich durch eine langweilige Hintergrundhandlung. Auch der Multiplayer verschenkt viel und hätte im Konkurrenzkampf mit anderen Shootern mehr
bieten müssen. Für ein paar Stunden Action reicht es zwar gerade noch, aber zu mehr leider nicht.
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Autor der Besprechung:
Kai Wommelsdorf
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