Crysis Warhead
Entwickler:
Crytek
Publisher:
Electronic Arts
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
26,95 €
Systeme:
PC
Testsystem:
CoreDuo E2180, 2GB Ram, Ati HD3870
Anforderungen:
Win XP, 2,8Ghz, ab Geforce 6800GT oder Ati Radeon 9800 Pro 256MB Ram
Inhalt:
Auf der einen Seite: Bestes First Person Spiel aller Zeiten. Erhabenes Gameplay. Traumgrafik. Traumwertungen. Auf der anderen Seite: Viele versprochene Features sind nicht im Spiel aufgetaucht. Schwache Story. Grafikblender. So oder so. Jetzt schickt Crytek ungefähr ein Jahr nach Crysis das Standalone Addon Crysis Warhead ins Rennen, welches an die großen Tugenden des Vorgängers anknüpfen und die Kritikpunkte ausmerzen soll.
Meinung:
Crysis Warhead findet parallel zu den Ereignissen aus Crysis statt. Man schlüpft in die Haut des Briten Psycho, der schon im Hauptspiel mehrere Auftritte hatte. Nachdem er dort Nomad - das alter Ego aus Crysis - als Scharfschütze bei der Einnahme eines Hafens unterstützt hatte, wurde er vom Oberkommando ausgesandt, um eine geheime Fracht der Koreaner ausfindig zu machen. Genau hier setzt das Spiel ein.
Es kracht an allen Ecken Viele Shooterfans bemängelten die etwas uninspirierte Story des Vorgängers, die eher zweckmäßig war. Crysis Warhead sollte hier Abhilfe schaffen. Das ist dem Spiel leider nicht ganz gelungen. Zwar gibt es reichlich Zwischensequenzen, die sogar besser sind als die des Vorgängers, aber insgesamt ist die Story eher schmückendes Beiwerk. Für Spieler, die Crysis nicht kennen, wird Crysis Warhead sogar Unverständnis hervorrufen, weil einfach zu wenig Hintergrundinformationen vermittelt werden. Warum man sich auf einer Südseeinsel im Kampf gegen Nordkoreaner befindet und auf Aliens in vereisten Regionen trifft? Für Psycho scheinbar Normalzustand, für den unbeholfenen Spieler ein großes Fragezeichen.
Ein heißer Südseetrip Crysis Warhead ist visuell gesehen das momentan eindrucksvollste und schönste Spiel, in Sachen Performance und Detailreichtum sogar noch einen Tick besser als Crysis. In keinem anderen Konkurrenzprodukt gibt es schönere Sonnenaufgänge, ist der Dschungel so dicht und scheinbar undurchdringlich und die Weitsicht so enorm. Das Postkartenszenario verleitet dazu, einfach mal die Umgebung zu genießen und auf sich wirken zu lassen. Zahlreiche Effekte, wie Tiefenschärfe, Gefechtsrauch, Explosionen und Unschärfeeffekte, hübsche Texturen und polygonreiche Modelle erzeugen ein fast schon fotoreales Tropenszenario. An den Unschärfeeffekt bei Mausbewegungen muss man sich allerdings gewöhnen. Glücklicherweise lässt er sich in der Intensität einstellen oder auch ganz abstellen. Auch die Physikengine weiß zu überzeugen. Dschungelgestrüpp knickt vom Spieler weg, getroffene Soldaten kullern Abhänge hinunter und Fahrzeuge werden durch die Lufe gewirbelt.
Was ist neu? Bis auf zwei neue Fahrzeuge und Waffen gibt es nichts, was nicht auch schon im Vorgänger vorhanden war. Neue Gegner oder Nanosuitfähigkeiten sucht man vergeblich, wobei letztere storytechnisch unlogisch gewesen wären. Im Grunde darf man sich "nur" über die neue sieben Missionen lange Kampagne freuen.
Richtig mittendrin Psycho ist mehr als nur Hände und Waffe. Er hat einen richtigen Körper, ein Feature, welches schon Dark Messiah of Might and Magic eingeführt hat. Schaut man beim Rennen oder Erklimmen einer Leiter nach unten, sieht man Psychos Beine. Taucht er aus dem Wasser auf, laufen Wassertropfen übers Helmvisier. Treffer von elektromagnetischen Waffen legen die Technik der Nanosuit lahm und es dauert etwas bis sie wieder hochfährt, natürlich mit den passenden Effekten. Rennt man gegen eine Wand, hebt Psycho schützend die Hände. Das alles vermittel ein tolles Mittendrin-Gefühl, was natürlich auch dem Spielspaß zu Gute kommt.
Kriegsausrüstung Großes Plus von Crysis ist die Nanosuit. Dieser hochmoderne Kampfanzug würde sogar Batman vor Neid erblassen lassen. In vier verschiedenen Modi verleiht der Anzug seinem Träger übermenschliche Kräfte, lässt ihn schneller laufen, unsichtbar werden oder dient einfach als hervorragende Schutzweste. Die Modi können blitzschnell gewechselt werden und erlauben so komplexe Moves. Getarnt schleichen wir uns an einen arglosen Gegner, schalten auf den Stärkemodus, schnappen ihn uns und nutzen ihn dann entweder als menschliches Schutzschild oder schleudern ihn durch die Gegend.
Die unterschiedlichen Waffen lassen sich mit Taschenlampen, Laserpointern oder Zielvorrichtungen modifizieren, um sie den persönlichen Bedürfnissen anzupassen. Psycho kann allerdings immer nur ein begrenztes Arsenal an Schusseiesen mit sich herumtragen. Der Großteil der Waffen ist realen Vorbildern nachempfunden und bieten somit Einheitskost.
Lebt denn der alte Holzmichel noch Man erinnere sich an die Szene aus Predator, in der ein Soldat mit einer Minikanone den halben Urwald rodet, da er dort den unsichtbaren Jäger vermutet. Das ist in Crysis Warhead auch möglich, zumindest stellenweise. Palmen und dünnere Bäume lassen sich mit mehreren gezielten Schüssen fällen. Mit Fahrzeugen oder schweren Geschütz kann man viele der auf der Insel verteilten Wellblechhütten oder Barrikaden zerlegen. Explodiert eine Granate, erzeugt das eine Druckwelle, die Fahrzeuge und andere lose Objekte durch die Luft wirbelt.
Leider ist das nicht immer möglich! Nicht jeder Baum kippt um und auch nicht jede Hütte lässt sich zerstören. Zwar hat man nach einiger Zeit ein Auge dafür, was zerbröselt werden kann und was nicht, aber diese Inkongruenz nimmt dem Spieler die Möglichkeit wirklich frei zu entscheiden, wie er auf einer Karte vorgeht.
Klangkulisse Der Soundtrack ist guter Durchschnitt, lediglich die treibenden Trommelrhythmen wissen zu gefallen. Im Gegensatz dazu sind die Soundeffekte sehr gut gelungen. Die Waffengeräusche sind schön basslastig und die Explosionen krachen ordentlich. Unterschiedliche Bodenuntergründe erzeugen entsprechende Schrittgeräusche. Die Stimmen der Nanosuit lassen sich auf Wunsch auf weiblich oder männlich einstellen, klingen im Original aber besser.
Alte (neue) Tugenden Far Cry machte es vor. Große Karten, die hauptsächlich aus Aussenarealen bestanden und dem Spieler, trotz linearem Missionsverlauf, viel Handlungsfreiraum und einen hohen Wiederspielbarkeitswert boten. Crysis Warhead bricht etwas mit dieser Tugend. Nach wie vor sind die Karten groß, aber die Wege sind beengter, das Spiel actionreicher und schneller. Die Fahrzeuge reduzieren durch ihre starken Waffensysteme viele Spielabschnitte auf Railshooter Niveau. Man fährt einfach mit einem gepanzerten Fahrzeug in das nächste Lager der Koreaner und ballert mit der montierten MG alles über den Haufen, was sich bewegt. In den seltensten Fällen schaffen es die Gegner einem das Fahrzeug unter dem Hintern wegzublasen.
Und Action! Keine zwei Sekunden im Spiel und schon kracht und rummst es an allen Ecken und Kanten. Das Spiel gönnt dem Spieler nur selten eine Verschnaufpause. Nach gut fünf Stunden wird man allerdings die Endcredits zu Gesicht bekommen. Natürlich wird es wieder Diskussionen um die Länge des Spiels geben, da die Zeit aber sehr intensiv genutzt wird, dürfen viele Shooterfreunde trotzdem zugreifen.
Crysis Wars Unter dem Namen Crysis Wars will Crytek ein Standalonemultiplayer etablieren. Auf 21 Karten darf man sich in 3 verschiedenen Spielmodi austoben: Deathmath, Teamdeathmatch und Power Struggle. Letzterer gleicht der Battlefield Serie. Auf Seiten der USA oder Nordkorea muss man bestimmte Punkte der Karte einnehmen, um das Spiel zu gewinnen. Die Maps sind ganz brauchbar, es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich Crysis Wars gegen die mächtige Konkurrenz durchzusetzen vermag. Eine neue Sandbox Version und ein SDK für Crysis Warhead und Wars wird demnächst online bereitgestellt werden.
Fazit:
Crysis Warhead sieht umwerfend aus, spielt sich hervorragend und bietet Kinoaction am laufenden Band. Somit knüpft es nahtlos an seinen Vorgänger an. Story und Präsentation wurden leicht verbessert, wenn auch nur Kenner von Crysis das richtig nachvollziehen können. Neue Features gibt es leider keine. Crysis Warhead ist kürzer, actiongeladener und erreicht nicht ganz das hohe Niveau seines Vorgängers. Crysishasser werden das Spiel weiterhin als Grafikblender bezeichnen.
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Autor der Besprechung:
Sebastian Köller
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