LAIR
Entwickler:
Sony Computer Entertainment
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
64,45 €
Systeme:
PlayStation 3
Inhalt:
Lair sollte das Drachenspektakel
schlechthin werden. Eines der exklusiven Zugpferde der PlayStation 3,
das durch innovative Sixaxis Steuerung begeistert und optische
HD-Highlights setzt. Versprechungen wie auch die Ambitionen waren
hoch, die Erfahrung der Entwicklerschmiede Factor 5 ließ
solche eine Erwartung allerdings auch realistisch erscheinen,
schließlich zeigten sie schon auf Nintendo Konsolen, was sie drauf haben.
Meinung:
Es gibt Spiele, die sind regelrecht
hingeschludert! Grafisch höchstens Mittelmaß und weit vom möglichen
Next-Gen Feeling entfernt, versetzt mit einem Hauch von Story –
wenn man denn eine findet und das natürlich zum Vollpreis. Kurz,
es gibt Spiele ohne Seele, denen man an jeder Ecke anmerkt, dass die
Entwickler absolut motivationslos und mit wenig Liebe zum Detail zu Werke gegangen sind. Als Spieler hat man das Nachsehen – der
Spaß bleibt aus. Was das mit unserem groß gehypten Exklusiv-Titel Lair zu tun hat? Eigentlich nichts – denn Lair zeigt an allen Ecken und Kanten diese Prise Detailverliebtheit, überall
kann man förmlich fühlen, dass die Entwickler etwas Großartiges schaffen wollten. Doch nun kommen wir zur obigen
Gemeinsamkeit – Spaß macht das Ganze auf Dauer leider nicht. Denn da wären
die drei großen Kinderkrankheiten, die den
Drachenreiter von heute plagen...
Hilfe der Drache bockt... Jedem sollte klar sein, dass sich eine Drachendame (richtig gehört, unser Ego und Drachenreiter Rhon wird von einer
geflügelten Dame unterstützt) nicht wie ein Kampfjet
steuern lässt. Auch dass man den Drachen
ausschließlich per Sixaxis Steuerung durch die Luft
manövrieren kann, ist ein löblicher und mutiger Ansatz von
Factor 5. Solange man im ruhigen Gleitflug durch die Lüfte
schwebt, macht das Ganze auch verdammt viel Spaß. Problem:
solche Momente gibt es nicht viele.
In den extrem schnellen Fluggefechten,
in denen einem die Action nur so um die Ohren gepfeffert wird, nervt es, wenn der Drache nicht so will, wie man möchte.
Sturzangriff, ruckartig wirft man das Pad nach vorn, danach
schnell eine 180-Grad Drehung durch genau senkrechte Padbewegung, um
dann schnell den Kontroller nach rechts zu schleudern, damit man einem feindlichen
Drachen den Rest geben kann. Dass diese Sixaxisbefehle alle auch noch leicht
zeitverzögert erfolgen, macht alles nur noch schlimmer. So ist
Padakrobatik neben Einarbeitungszeit und einer großen Portion
Geduld gefragt.
Hilfe ich wo bin ich... Zu der
unausgegorenen Steuerung gesellt sich ein zweites Problem, das den aufkommenden Frust weiter verstärkt:
Missionschaos in Verbindung mit einer engen Zeitvorgabe. Dabei hat Factor 5
eigentlich an alles gedacht. Es gibt einen Pfeil, der die Richtung zum
Missionsziel weist, Drachenkameraden brüllen Kommandos und im Pausenmenü befindet sich noch eine Karte. Leider sind die anderen Drachenreiter nicht immer
auf der Höhe der Zeit und verwirren eher als zu helfen. Außerdem besitzt der
Missionspfeil keine Höhenangabe und so fällt
es einem gerade in der Hitze des Gefechts schwer, die Orientierung zu behalten.
Freund oder Feind? Während der
Missionen sind die Kriegsschauplätze gefüllt mit praller
Aktion. Überall speien Drachen ihre gefürchteten Feuerbälle
oder Eislanzen, am Boden kämpfen verzweifelt Soldaten, ganze
Städte brennen und wir mittendrin. Doch wer ist Freund und wer
ist Feind? Aus der Entfernung sehen die meisten Drachen gleich aus, was die hohe Schnelligkeit des Spiels noch verstärkt. Das macht ein präzises Kämpfen fast unmöglich.
Zwar spendieren
uns die Entwickler (durch Drücken der R1- oder L1-Taste) eine
Zielerfassung mit automatischer Ausrichtung, doch leider
ist der Radius der Zielerfassung viel zu klein und arbeitet zudem ungenau. Wollte man eben noch den feindlichen Drachen anvisieren, zwängt die Zielerfassung plötzlich ein darunter fahrendes Schiff ins Visier. Dass dabei die Zeit grausam schnell verrinnt, habe ich
schon erwähnt oder? Auch das sorgt nicht gerade für
entspannten Spielgenuß.
Ich hab Sie trotzdem lieb! Trotz dieser
wirklich extremen Spielspaßkiller kommt immer wieder Freude auf. Ein ums
andere Mal tätschelt man im Geiste den Hals seiner Drachendame
für ihren heldenhaften Einsatz, feiert zusammen den Sieg über
das böse Volk der Mokai! Auch wenn die Spielmechanik Mängel aufweist, das Drumherum stimmt!
Die Gefechte am
Himmel sind atemberaubend. Flammen und Fauchen der Drachen beanspruchen alle Sinne, wenn es in den Nahkampf mit einem anderen Ungetüm geht. In Großaufnahme bestaunt man, das fast glühende Pad in der Hand, die extrem detailverliebten und großartig
designten Drachen, die sich gegenseitig beharken. Feuerbälle
wummern per THX Unterstützung und 7.1 Surround Sound bis ins eigene Wohnzimmer und man spürt fast ein Kribbeln im Bauch, wenn
man sich aus luftiger Höhe im Sturzflug auf seine Feinde am
Boden stürzt. Die Framerate bleibt bei diesem grafischen
Spektakel fast immer konstant, nur einige Bodentexturen wirken durch
ihre lieblose Machart schlicht deplatziert.
Auch dramaturgisch kann das Spiel punkten. Die Geschichte um Glaube,
Gesinnung und Ländereien zwischen den beiden Völkern der
Asylianer und den Mokai überzeugt und wird
Hollywood-like ein um andere Mal mit guten Sequenzen voran
getrieben.
Fazit:
Lair ist wunderbar
detailverliebt, grafisch eindeutig einer PS3 würdig und hätte
aufgrund der Action und Story wirklich einer der großen
Exklusivtitel werden können. Wenn man allerdings ein Spiel
entwickelt, das auf fetzige und rasante Luftgefechte setzt, muss die
Steuerung genauso sitzen, wie das klare Missionsdesign mit Hilfe zur
Orientierung. Und genau da patzt Lair. Gerade weil die
Missionen auf den Faktor Zeit aufbauen, gerade weil Hektik angesagt
ist, frustriert der Drachenshooter enorm. Wirklich schade, denn Lair ist eben
nicht einer dieser seelenlosen Genre-Vertreter und man merkt Factor 5 den eigenen Anspruch durchaus an. So hoffe ich inständig auf
eine Fortsetzung, die die Mängel ausmerzt.
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