Conan
Entwickler:
Nihilistic Software
Publisher:
THQ
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
61 €
Systeme:
PlayStation 3, Xbox 360
Inhalt:
Die berühmteste Schöpfung des Schriftstellers Robert E. Howards dürfte wohl Conan sein. Der Barbar erfreut sich in letzter Zeit wieder großer Beliebtheit in diversen Medien; so erscheint beispielsweise die aktuelle Comicserie mit alten und neuen Abenteuern des cimmerischen Schwertschwinger, und es wird an einem Online-Rollenspiel gearbeitet, das in Hyboria angesiedelt ist. Auch Publisher THQ nutzt das aktuelle Interesse an dem Barbaren und veröffentlicht jetzt ein zünftiges Hack&Slay-Spiel, das den ebenso schlichten wie ergreifenden Titel Conan trägt.
Meinung:
In Conan erlebt der Titelheld der Geschichte eine unangenehme Überraschung, während er mal wieder auf der Suche nach Schätzen ein Grab plündert: Wie sich herausstellt, hat der Barbar bei seiner Erkundungstour versehentlich den bösen Magier Graven erweckt, der sich Conans verzauberte Rüstung schnappt und den Cimmerier kurzerhand in einen anderen Teil der Welt versetzt. Zusammen mit der amazonenhaften A’kanna macht Conan sich nun auf, um seine Rüstung zurückzuerobern und seiner ausgeprägten Abneigung gegen Magier freien Lauf zu lassen.
Waffensammler Das Kriegsgerät, mit dem der Cimmerier sich auf seiner Reise zum bösen Zauberer voranhackt, kann er besiegten Gegnern abnehmen, was je nach Waffentyp zu unterschiedlichen Kampfstilen führt: Wenn er mit einem einfachen Schwert (wahlweise plus Schild) kämpft, sind seine Angriffe sehr ausgewogen, was Tempo und Stärke angeht. Nimmt er eine zweite Klinge hinzu, erfolgen seine Attacken schneller, sind aber etwas schwächer. Größere Waffen wie Zweihandschwerter oder Hellebarden werden langsamer geschwungen, verursachen aber mehr Schaden und sind besonders gut geeignet, um die Abwehr blockender Feinde zu durchbrechen
Das eben beschriebene Prinzip mit den drei unterschiedlichen Angriffstypen kennt man natürlich schon aus diversen anderen Spielen, jüngst z.B. aus Heavenly Sword. Der Wechsel zwischen den Kampfstilen hängt bei Conan aber stark von der Verfügbarkeit der entsprechenden Waffen ab; so findet man in einigen Gebieten beispielsweise kaum Schilde, die den ausgewogenen Stil erst so richtig effektiv machen. Für besiegte Feinde sammelt man Erfahrungspunkte, die man in den Kauf neuer Attacken und Combos investieren kann – hier steht eine große Fülle verschiedener Aktionen zur Wahl, die sich z.T. noch weiter trainieren lassen. Zudem erhält er einige Zauber mit Flächenwirkung, sobald er Teile seiner Rüstung zurückerobert hat.
Flotter Tod Wer angreift, muss auch einstecken können: Feindlichen Attacken kann Conan entweder rollend ausweichen (bewährte Steuerung mit dem rechten Stick), oder er blockt sie ab. Wenn der Spieler die Abwehr im richtigen Moment aktiviert, hat er zudem die Möglichkeit, mit einem gut getimten Knopfdruck eine so genannte „Todesparade“ auszuführen, die den Gegner auf elegante Art seinem sofortigen Ende zuführt. In den Bossgegner-Kämpfen und beim Öffnen von Türen setzt Conan obendrein die mittlerweile obligatorischen Quick-Time-Events ein; diese sind insgesamt aber weniger häufig (und auch etwas weniger spektakulär) als z.B. in God of War. Zur Auflockerung muss der Barbar zwischendurch auch mal ein paar Sprungpassagen bewältigen. Diese Abschnitte leiden aber ein wenig unter der etwas unpräzisen Steuerung und der festgelegten, aber nicht immer günstigen Perspektive.
Kein Spiel zum Film Als Vorlage für das Setting und die Charakterisierung von Conan dienten den Entwicklern bei Nihilistic Software übrigens nicht die Schwarzenegger-Filme, sondern die Geschichten von Robert E. Howard, die vor rund 70 Jahren entstanden sind. Dabei basiert die Handlung des Spiels nicht auf einer Howard-Story; wer sich in Hyboria auskennt, wird aber einige bekannte Schauplätze wie etwa Kush wiederkennen. Passend zur literarischen Pulp-Vorlage bietet das Spiel auch die Möglichkeit, ganz nebenbei ein paar barbusige Jungfern zu befreien, die von Schurken an Marterpfähle gekettet wurden – für diese gute Tat erntet man einen kleinen Erfahrungspunkte-Bonus und ein „eindeutiges“ (aber im Spiel nicht explizit umgesetztes) Angebot der dankbaren Maid.
Retro-Reiz Auch optisch bekommt der Spieler eine große Portion Retro-Trash-Charme geboten: Die Szenerie und die Gegner erinnern an die Filme von Ray Harryhausen und an die Gemälde von Frank Frazetta. Letzteres ist kein Wunder, denn die Entwickler haben diesen Künstler, der in den vergangenen Jahrzehnten unzählige stilprägende Fantasy-Illustrationen – auch zu Conan – angefertigt hat, tatsächlich zur Mitarbeit an dem Spiel überreden können. Dennoch erreicht Conan in grafischer Hinsicht nicht das hohe Niveau von Heavenly Sword, das ästhetisch wesentlich mehr zu bieten hat. Auch beim Leveldesign erwartet den Spieler vor allem Standardkost, und mitunter stößt man gar an unsichtbare Barrieren, die heutzutage ein wenig veraltet wirken.
Die Musik in Conan unterstreicht die bereits angesprochene Pulp-Stimmung des Spiels ganz hervorragend; die pompösen Kompositionen voller dröhnender Blechbläser könnten direkt aus einem 50er-Jahre-Abenteuerfilm stammen – zu diesen Klängen macht das Schwertschwingen erst richtig Spaß! Auch die Lokalisation ist recht ordentlich geworden, und die Sprecher sind zwar nicht hundertprozentig lippensynchron, machen ihren Job aber durchaus zufriedenstellend. An die Güte der Originalsprecher (zu denen u.a. „Hellboy“-Darsteller Ron Perlman in der Titelrolle gehört) kommen sie aber nicht heran.
Zurückhaltender Barbar Apropos Lokalisation: Ebenfalls erwähnenswert ist, dass das Spiel laut Publisher „für die geltenden Jugendschutzbestimmungen optimiert“ wurde – das heißt im Klartext, dass man das im Original recht blutrünstige Spiel so gründlich entschärft hat, dass es sogar eine 16er-Freigabe erhielt. Einige der spektakuläreren Tötungstechniken fehlen hierzulande, und vor allem die „Todesparaden“ haben viel an Deutlichkeit eingebüßt. Der tatsächliche Gameplay-Nutzen solcher Gewalt-Exzesse ist natürlich fraglich, aber es ist unbestreitbar, dass eine blutigere Darstellung besser zum Charakter des Titelhelden gepasst hätte – in der vorliegenden Version wirkt Conan ein wenig zu brav für einen echten Barbaren.
Fazit:
Originell ist Conan wahrlich nicht: Die Spielmechanik orientiert sich deutlich an etablierten Genre-Größen wie etwa God of War und erreicht dabei leider nicht ganz dessen Klasse, was die Ausgewogenheit von Prügel- und Geschicklichkeitspassagen angeht. In optischer Hinsicht wiederum bietet das ebenfalls sehr ähnlich gelagerte Heavenly Sword deutlich mehr Stil und Eleganz, und leider erscheint die deutsche Ausgabe von Conan in einer zu zahm wirkenden 16er-Fassung.
Doch das soll nicht bedeuten, dass man mit dem Barbaren nicht seinen Spaß haben könnte: Das Spiel bietet grundsolide Metzel-Kost mit gelungenem Soundtrack, und das Freischalten neuer Angriffe für die unterschiedlichen Waffenstile motiviert zum Weiterspielen. Obendrein gelingt es dem Titel sehr gut, den auf charmante Weise zum Schund neigenden Geist der „Conan“-Romane von Robert E. Howard einzufangen, so dass Fans des Cimmeriers mit diesem Spiel gut bedient sein dürften.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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