Rätsel, knackhart und nicht butterzart
Die Rätsel sind extremharte Nüsse. Das Spiel macht zum Beispiel bestimmte Gegenstände erst zugänglich, nachdem ein gewisser Spielfortschritt erreicht wurde. Vorher sind die Objekte unsichtbar bzw. werden als nicht nötig beschrieben.

Im zweiten Akt müsst ihr einen versperrten Kellereingang öffnen. Das dafür nötige Stahlseil ist schnell gefunden. Die entsprechende Zugkraft steht ganz in der Nähe in Gestalt eines Armee-Jeeps bereit. Der Soldat lässt sich leicht ablenken, doch noch immer könnt ihr den Jeep nicht verwenden - wieso bloß? Nach einigem Ausprobieren kommt ihr auf die Lösung. Ihr müsst zuvor eine Dose Babypuder und einen Werkzeugkasten gefunden haben, um weiterzukommen. Dabei ist es nun nicht so, dass ihr die beiden Gegenstände direkt benötigt, um den Jeep in Gang zu bringen. Im Gegenteil: Vorerst habt ihr sie nur nutzlos im Inventar herumliegen.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen
Auch das Finden von Items ist alles andere als benutzerfreundlich. Natürlich werden die richtigen Adventure-Fans millimetergenau den Bildschirm absuchen, um alles einzusammeln, was nicht niet- und nagelfest ist. Wer das nicht macht, hat Pech gehabt. Denn manche Dinge und Gebiete lassen sich wirklich nur dann finden, wenn man wirklich jeden Pixel absucht. Auch dazu ein Beispiel: Den oben erwähnten Werkzeugkasten findet ihr erst, wenn ihr am Strand den linken Bildschirmrand unter die Lupe nehmt. Wer nur um ein paar Millimeter danebenliegt, kommt hier nicht weiter. Wer käme auch auf die Idee, an einer Stelle zu suchen, an der allem Anschein nach kein Gegenstand zu finden ist?

Die Insel ist von vielen skurrilen Gestalten bevölkert. Da gibt es eine sehr kurvenreiche Kellnerin am Strand, deren Anzahl von Ex-Freunden unterschiedlicher Nationalität wohl in den oberen zweistelligen Bereich geht. Dann gibt es den einbeinigen Surflehrer, der den ganzen Tag über in seiner Hängematte schl…, pardon, meditiert. Mit allen Gestalten kann man reden, sogar mit dem stummen Mönch. Hier kommt das beliebte Multiple-Choice-System zum Einsatz, das eigentlich überflüssig ist, denn die Gelegenheiten, bei denen ihr wirklich mal aufpassen müsst, was ihr auswählt, lassen sich an einer Hand abzählen.

Um das Spiel flüssig spielen zu können, empfiehlt sich eine Vollinstallation, die mit 5 GB zu Buche schlägt. Für jene, die nur wenig Platz haben, bietet das Spiel auch noch die Möglichkeit, nur je ein Kapitel zu installieren. Das hat jedoch den Nachteil, dass die Ladezeiten länger ausfallen.

Hübsche Insel
Runaway 2 verwöhnt den Adventurefreund mit wunderschönen 2D-Gemälden. Die Figuren sind hingegen in 3D Cell-Shading Grafik gehalten. Komplett in 3D sind die Zwischensequenzen. Jedes umfangreichere Rätsel, das Du gelöst hast, beschert Dir ein hübsches Rendervideo.

Ohrwurm
Natürlich ist das Spiel komplett übersetzt worden. Brian und die übrigenn Protagonisten sprechen lupenreines Deutsch, und man merkt, dass die Sprecher viel Spaß bei der Arbeit hatten. Natürlich kommt auch Musik zum Einsatz. Besonders die Titelmelodie ist ein wahrer Ohrwurm

Ebenso gelungen ist auch die Steuerung per Maus. Wie bei den meisten anderen Genrevertretern schaltet ihr mit der rechten Maustaste durch die verschiedenen Angebote, ehe ihr dann mit einem Linksklick die gewünschte Option aktiviert.

Fazit:
Anaconda Games haben in den letzten Monaten jede Menge Adventures herausgebracht, von denen mich keines überzeugt hat. Runaway 2 punktet in Sachen Grafik, Atmosphäre, Sound und Steuerung. Leider sind die Rätsel unnötig komplex geworden und lassen sich an manchen Stellen nur durch unlogische Aktionen lösen bzw. aktivieren. Das bremst die Movitivation und verlangt vom geneigten Adventurefreund viel Geduld. Wer die aufbringen kann, wird sicher seinen Spaß haben. Alle anderen sollten sich Beruhigungspillen besorgen oder ganz auf das Spiel verzichten.