Gothic 3
Entwickler:
JoWooD
Publisher:
JoWooD
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
45 €
Systeme:
PC
Testsystem:
2,4 GHz, 1024 MB RAM, 256 MB Grafikkarte
Anforderungen:
2 GHz, 1024 MB RAM, 128 MB Grafikkarte
Inhalt:
Endlose Wälder, schöne Sandstrände, beeindruckende
Steilküsten, Siedlungen, Dörfer und Städte – der neuste Teil der Gothic-Serie
ist da: Gothic 3. Auch der namenlose Held ist zurück und landet per Schiff in
Myrtana, seiner Heimat, die er einst als Gefangener verlassen musste. Doch
inzwischen hat sich vieles verändert und die Orks haben das Land erobert. Mit
Schwert und Bogen gilt es, eine Welt voller Gefahren und Abenteuer zu
durchstreifen.
Meinung:
Oft gibt es zum Spielstart ein schönes Intro, bei Gothic 3 sucht man dies jedoch vergeblich. Stattdessen landet man nach einiger
Zeit im Hauptmenü. Erst wenn man hier ein neues Spiel beginnt, startet ein sehr schönes, doch inhaltlich eher armes Video, in dem der namenlose
Held und seine Gefährten per Schiff in ihre Heimat zurückkehren. Nach den Abenteuern aus Gothic 2 muss der Namenlose jedoch
feststellen, dass Myrtana von den Orks überrannt wurde. Kurzerhand wird die
erste Siedlung, in der Gothic 3 beginnt, von den Orks befreit. Dies bietet
eine gute Gelegenheit, das neue Kampfsystem von Entwickler Piranha Bytes zu testen.
Das Kampfsystem Reichten früher ein paar Mausklicks, um einen Gegner zu
besiegen, geht es bei Gothic 3 etwas umfangreicher zur Sache. Mit Kombinationen aus
rechter und linker Maustaste werden verschiedene Kampfstile verwendet. Je nach
Geschmack und Situation kann man mit schnellen Angriffen den Gegner
zurückdrängen oder mit wuchtigen Schlägen erledigen. Wer möchte, kann jedoch
auch aus der Verteidigung heraus einen Angriff starten oder Spezialattacken
auslösen. Was wie eine gute Idee klingt, wird jedoch schnell
problematisch. Wildtiere kann man nur sehr schlecht parieren oder mit
einem Schild blocken. Humanoide Gegner sind harte Nüsse und befördern einen schneller aus den Stiefeln befördern, als man es möchte. Außerdem ist der
Kampf nicht auf leichte Höhenunterschiede angepasst, weshalb man sehr schnell
daneben schlägt. Somit bleibt zur Verteidigung oft nur ein schneller
Angriff.
Böses Erwachen Nach dem kurzen aber heftigen Befreiungskampf sieht die Lage recht trostlos aus:
Myrtana ist von den Orks besetzt und der König verbarrikadiert sich in der
Festung der Hauptstadt, sofern er überhaupt noch lebt. Die Einwohner von Ardea,
dem kleinen Dorf, das wir eben von den Orks befreit haben, bitten uns mit den königstreuen Rebellen Kontakt aufzunehmen, um Ardea schnell
sichern zu können. Damit die armen Menschen, welche eben noch Sklaven der
Besatzer waren, wieder frei sein können, mache ich mich auf, das Rebellenlager
in dem nahe gelegenen Wald zu suchen. Leider stolpere ich über ein paar
Wildschweine, die aus dem dichten Unterholz auf mich zustürmen und mir ein sehr schnelles Spielende bereiten.
Aus Fehlern lernt man - angeblich Da ich nicht gespeichert hatte, musste ich nochmals
anfangen. Bevor ich wieder Richtung Wald lief,
nutzte ich die „normale“ Speichermethode. Die
Entwickler haben wohl bewusst Kaffeepausen
implementiert, denn anders kann ich mir die extremen Lade- und Speicherzeiten
nicht erklären.
Bei den Wildschweinen musste ich mich über die
KI ärgern. Denn die Tiere waren nicht in der Lage den Felsen zu erreichen,
auf den ich gesprungen war. Im späteren Spielverlauf ging es mir nicht anders, immer wieder enttäuschte die schwache KI meiner Kontrahenten. Mit Grafikfehlern und
einem Absturz nach zwei Stunden kann ich zwar leben, doch anscheinend ist Publisher
Jowood nicht mehr in der Lage, fehlerfreie Spiele auf den Markt zu bringen.
Entdecke die Möglichkeiten In Gothic 3 gibt es sehr viele Aufgaben zu bewältigen. Über manche
stolpert man eher zufällig, andere dagegen führen wie eine rote Linie durch die
gigantische, frei begehbare Welt. Wer lineares „Hinterherquesten“ nicht mag, ist mit Gothic 3 sehr gut
bedient, denn selbst für die Hauptquest muss man die Welt erkunden und mit den NPCs reden, bis man an
weitere Informationen gelangt. Bei The Elder Scrolls IV: Oblivion zeigten
mehrere Markierungen auf Kompass und Karte an, wohin man für eine Aufgabe gehen
musste, was ich persönlich sehr schnell sehr langweilig fand. Bei Gothic 3
dagegen muss jeder den Weg selbst finden. So flanierte ich durch die schönen
Wälder, an steilen Berghängen und scharfen Klippen vorbei und genoss es
einfach nur, durch den Wald zu laufen und Tiere zu jagen. Irgendwann kam ich
dann an eine Ortschaft, zu der ich eigentlich nicht wollte, aber es war eben
ein Weg – mein Weg.
Spielsystem und Charakter Das Aussehen des Charakters kann man in Gothic 3 nicht
selbst gestalten. Dafür
legt man als Spieler fest, was aus dem Charakter wird. So gibt es
verschiedene Fraktionen: Die Orks, als Besatzer und Eroberer, sind keineswegs
tumbe Muskelprotze, sondern haben ihre eigene Hierarchie, in welcher besonders
Mut und Ehre zählen. Daher blicken sie auf die Menschen auch eher verächtlich
herab. Die Menschen wurden zwar überrannt, doch während ein Teil Sklaven der
Orks wurden, treiben die anderen munter Geschäfte mit den neuen Landesherren
oder bekämpfen diese als Rebellen bis in den Tod. Neben den undurchsichtigen
Assassinen gibt es noch weitere Parteien, die die Welt von Gothic 3 bevölkern
und immer wieder Hilfe benötigen oder anderweitig Aufträge vergeben.
Je nachdem, wie man spielt, erlangt man einen bestimmten Ruf. Somit bekommt man Aufträge oder Zugang zu Plätzen oder
Personen, welche man sonst überhaupt nicht oder vielleicht nur mit Gewalt sehen
würde. Als vom König und seinen Vasallen verurteilter Verbrecher und ehemaliger
Strafgefangener – man erinnere sich an Gothic 1 und 2 - kann man so auch in den
Dienst der Orks treten und entlaufene Sklaven einfangen oder die königstreuen Rebellen
bekämpfen.
Mein Weg Um den Charakter weiter zu
entwickeln, gibt es neun Attribute: Stärke, Jagdgeschick, Altes Wissen,
Schmiede- und Diebeskunst, Alchemie, aber auch Lebens-, Mana- und
Ausdauerpunkte. Diese können durch erfüllte Aufgaben gesteigert oder auch bei Trainern
gezielt geübt werden. Je nachdem, wie hoch diese sind, können bestimmte
Talente in sieben Kategorien gewählt werden. Somit kann man sich zum Jäger, zum
Dieb oder zum begnadeten Kämpfer ausbilden lassen – je nach Lust und Laune. Gothic 3 bietet relativ viel
Handlungsspielraum und verzichtet weitgehend auf die klassischen
Schubladenkategorien, die den Spieler meist in eine bestimmte Richtung zwingen.
Hardwarehunger und Prachtgrafik Die Einstellungsmöglichkeiten lassen zwar keine Wünsche
offen, denn alles kann im Menü mit mehreren Reglern eingestellt werden. Doch leider ist das Ergebnis bei niedrigen Details sehr unbefriedigend:
Harte Kanten, unscharfe und eher abstoßende Texturen, häufige Clipping- oder
andere Grafik-Fehler und langweilige und verschwommen wirkende Gesichter machen
Gothic 3 bei niedrigen Details zu einem miserablen Spiel, bei dem kaum
Atmosphäre aufkommt. Bei mittleren bzw. hohen Details darf man sich über wunderschöne Bäume, realistisch wirkendes Wasser und
beeindruckende Licht- und Schatteneffekte freuen.
Musik und Sound vom Feinsten Gothic 3 beeindruckt
mit einer überzeugend realitätsnahen Soundkulisse. Auch die Hintergrundmusik
lädt an vielen Stellen zum Träumen ein und bietet für so ziemlich jede
Situation eine passende Begleitung. Leider sind die Musikstücke weder auf DVD
noch im Installationsverzeichnis zu finden, was ein begrüßenswerter Service
gewesen wäre.
Fazit:
Gothic 3 verwöhnt den Spieler mit Prachtgrafik, Soundkulisse, einer gigantischen Welt und einer überzeugenden
Spieltiefe. Leider verderben die schwache KI, Grafikfehler und der enorme Hardwarehunger immer wieder den Spielspaß. Wer über ein aktuelles HighEnd-System mit 2GB
Arbeitsspeicher oder mehr verfügt, wird mit Sicherheit seine Freude haben. Alle anderen müssen große Abstriche bei Grafik und Atmosphäre machen. Trotz allem ist Gothic 3 ein gutes Spiel, das mit mehr Sorgfalt ein echtes Highlight geworden wäre.
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Autor der Besprechung:
Ralph Traber
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