Ace Combat: The Belkan War
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Ace Combat: The Belkan War ist die nunmehr sechste Episode der altgedienten Kampfflieger-Serie, doch viel hat sich in dem Spiel gegenüber dem Vorgänger nicht geändert; sogar die Bildschirmanzeigen sind komplett identisch geblieben. Wenn man bedenkt, dass dieser Vorgänger sich wiederum kaum vom vierten Ace Combat-Teil unterschied, fragt man sich schon, warum man erneut den vollen Preis für ein Spiel ausgeben soll, das genauso gut als mittelgroßes Add-On durchgehen könnte - oder aber man kommt zu dem Schluss, dass Namco das Spielkonzept mittlerweile so sehr perfektioniert hat, dass Änderungen nur zu einer Verschlechterung führen könnten.
Meinung:
The Belkan War mag zwar das sechste Ace Combat-Spiel sein, trägt intern allerdings die Nummer Null, denn die Story findet im Jahr 1995 statt, in dem das fiktive Fürstentum Belka aus wirtschaftlichen Interessen heraus sein Nachbarland Ustio überfällt und binnen weniger Tage erobert. Nur eine Bergkette, in der sich zum Glück auch ein Militärflughafen befindet, bleibt frei - und von dieser Basis aus beginnen die beiden Söldner-Kampfpiloten Cipher und Pixy, zurückzuschlagen und die belkanischen Truppen aus Ustio zu vertreiben. In Zwischensequenzen wird der alternativhistorische Befreiungskrieg aus der Sicht eines Journalisten geschildert, der im Jahre 2005 versucht, die Ereignisse noch einmal aufzurollen und dabei vor allem daran interessiert ist, die Persönlichkeit von Cipher (dessen Rolle der Spieler übernimmt) zu durchleuchten. Die Handlung ist keineswegs frei von Klischees über Soldaten, Moral und Ehre, es gelingt ihr aber dennoch, die Einsätze einigermaßen sinnvoll zu umrahmen, so dass man stets weiß, wofür man gerade kämpft.
Bewährte Steuerung Vom realistischen Look der Flugzeuge darf man sich nicht täuschen lassen: Ace Combat: The Belkan War ist keine Flugsimulation und will auch gar keine sein. Die Steuerung ist eindeutig auf Zugänglichkeit ausgelegt und macht den Titel somit eher zum Action-Shooter. Das merkt man u.a. daran, dass es keine Blackouts gibt und Beschädigungen das Flugverhalten des eigenen Jets nicht beeinträchtigen - es genügt also vollauf, wenn man sich darauf konzentriert, den Gegner im Visier zu behalten, dem Boden nicht zu nah zu kommen und die eigene Geschwindigkeit an die Gegebenheiten anzupassen. Letzteres funktioniert mit Hilfe der R1- und L1-Tasten, die das Flugzeug beschleunigen bzw. verlangsamen - aber das war ja auch schon bei Ace Combat 3 auf der alten PlayStation so. Wenn man die Schubregler nicht anrührt, fliegt man mit einer gleichmäßigen Reisegeschwindigkeit von etwa 300 Knoten gemütlich vor sich hin.
Dogfight Die Missionen selbst sind recht interessant aufgebaut; mitunter kommen während des Flugs neue Auftragsziele hinzu. Allerdings dauern vor allem die späteren Einsätze auch schon einmal zwanzig bis dreißig Minuten, und da am Ende der Mission meist der schwerste Teil ansteht (häufig ein Geschwader feindlicher Asse, das zahlenmäßig überlegen und mit besserem Material ausgestattet ist), kommt es nicht selten vor, dass man kurz vor Schluss noch scheitert und einen langen Einsatz komplett wiederholen muss. Vom Spieler wird also ein gewisses Mindestmaß an Frust-Toleranz gefordert, was man mit einem Checkpoint-System hätte vermeiden können. In einigen Missionen ist immerhin das Zurückfliegen zur Basis oder das Auftanken in der Luft möglich - dabei werden die Waffen neu bestückt und alle Schäden am Flugzeug repariert. Die KI-Gegner lassen sich nicht zu leicht abschießen, sind aber auch nicht unfair überlegen. Die Luftkämpfe an sich machen also durchaus Spaß und vermitteln eine intensive Kriegs-Atmosphäre.
Söldner oder Ritter? Praktisch die einzige Neuerung, die The Belkan War von den vorigen Ace Combat-Spielen abhebt, ist die Einführung des "Ace-Stils": Je nach Verhalten im Gefecht wandert der Stil-Anzeiger in die eine oder andere Richtung. Durchschnittswert ist der "Soldier"-Stil, den man pflegt, wenn man im Kampfgebiet die rot markierten Einsatzziele sowie die grün dargestellten Nebenziele zerstört. Konzentriert man sich ausschließlich auf die roten Objekte, schlägt der Zeiger eher in Richtung "Knight". Vernichtet man hingegen auch die neutralen gelben Ziele im Einsatzgebiet, verhält man sich wie ein "Mercenary". Der aktuelle Ace-Stil wirkt sich ein wenig auf den Spielverlauf aus, denn ein "Mercenary" bekommt es mit anderen (i.d.R. schwereren) Feindgeschwadern zu tun als ein "Knight". Ansonsten geht es aber vor allem ums Punktesammeln, denn für jedes zerstörte Ziel erhält man eine gewisse Prämie, die man dann in neue Flugzeuge und Spezialwaffen wie Bomben oder verbesserte Lenkraketen investieren kann.
Schnelles Kriegsende Die Kampagne ist mit ihren 18 Missionen etwas kurz geraten; wer allerdings alle 36 Kampfjets im Spiel freischalten will, muss den Feldzug gegen Belka mindestens dreimal durchlaufen und dabei jeweils unterschiedliche Ace-Stile verfolgen sowie den höchsten Schwierigkeitsgrad wählen (vorhandene AC4- und AC5-Spielstände beschleunigen den Prozess jedoch erheblich). Bei einigen größeren Schlachten hat man außerdem die Wahl unter drei verschiedenen Missionen mit unterschiedlichem Schwerpunkt (Luftkampf, Bodenziele oder eine Mischung daraus), so dass sich hier bei wiederholtem Durchspielen immerhin auch neue Einsätze erleben lassen. Die könnte man sich allerdings auch im Freien Modus ansehen, der nach dem ersten Durchspielen verfügbar ist. Ansonsten gibt es lediglich den Multiplayer-Modus, in dem sich zwei Piloten im Splitscreen-Modus duellieren können. Eine ausführliche Kampfstatistik führt außerdem Buch über Erfolge, gewonnene Medaillen und abgeschossene Feind-Asse, die alle eine eigene Mini-Biographie bekommen haben.
Poliert Die Jets in The Belkan War wurden grafisch sehr gut umgesetzt und wirken sehr realistisch. Das gilt nicht nur für die Polygonmodelle, sondern auch für die überzeugenden Reflexionen auf dem Rumpf. Die Bodenoberfläche weist ebenfalls gelungene Texturen auf, was nicht ganz unwichtig ist, da man recht oft Bodenziele zu bekämpfen hat. Dass die Einsatzgebiete recht groß sind, ist ebenfalls positiv. Auch der Funkverkehr klingt authentisch, plappert aber mitunter etwas zu viel - zwischen den ganzen Privatgesprächen und Raketenwarnungen ist es mitunter schwer, die wirklich wichtigen Meldungen mitzubekommen. Die sehr gelungene Musik ist allerdings in der Lage, die dichte Atmosphäre der Einsätze zu unterstützen.
Fazit:
Auch der jüngste Teil der Ace Combat-Serie bringt keine echten Neuerungen mit sich. Aber das ist vielleicht auch gar nicht nötig: Wer mit den vorangegangenen Namco-Fliegerspielen glücklich war und Lust auf neue Einsätze verspürt, wird von The Belkan War nicht enttäuscht sein - es hat sich ja nichts geändert. Neueinsteigern seien jedoch eher die sehr vergleichbaren vierten und fünften Teile der Reihe empfohlen, die mittlerweile preiswerter zu haben sein dürften - da erhalten sie im Kern das gleiche Spiel und können risikofreier ausprobieren, ob ihnen die actionlastige Ausrichtung der Luftkampf-Seifenoper generell zusagt.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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