Forbidden Siren 2
Entwickler:
SIREN Project
Publisher:
Sony Computer Entertainment
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
60 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Einst hielt das Grauen hielt auf der abgelegenen japanischen Insel Yamijima Einzug: Eines Nachts fiel der Strom aus, und alle Bewohner verschwanden spurlos. Mittlerweile sind sie jedoch zurückgekommen - wenn auch als Untote ohne Verstand, aber mit viel Mordlust. Heute, 29 Jahre später, kreuzen sich die Wege eines Nachwuchs-Journalisten, eines blinden Schriftstellers, einer Wahrsagerin, eines Kleinganoven auf der Flucht sowie einiger anderen Personen auf der unheimlichen Insel, auf die sonst kein Fremder einen Fuß setzt. Das kann doch kein Zufall sein ... Wer ein Survival-Horror-Spiel auf den Markt bringt, muss damit rechnen, mit den Genre-Größen wie Resident Evil oder Silent Hill verglichen zu werden. Um gegen diese Klassiker bestehen zu können, muss man seine Sache entweder sehr gut oder zumindest sehr anders machen. Und im Idealfall gelingt - wie bei Forbidden Siren 2 - sogar beides.
Meinung:
Wie schon sein direkter Vorgänger unterscheidet Forbidden Siren 2 sich von anderen Spielen seiner Art vor allem durch den nicht-chronologischen Ablauf. Der Spieler übernimmt nämlich in den eher kurzen und nicht unbedingt in zeitlich korrekter Abfolge präsentierten, dafür aber sehr zahlreichen Spielabschnitten die Rollen diverser Figuren. So erlebt man zu Beginn des Spiels die Ankunft auf der Insel aus der Sicht des Mystery-Reporters Mamoru Itsuki, springt gleich darauf zwei Stunden weiter, wo der junge Soldat Yorito Nagai gerade den knapp überlebten Hubschrauberabsturz auf der Insel verdaut, und muss sich dann vier Stunden zuvor als Polizist Shigeru Fujita in einer stillgelegten Goldmine angreifender Geister erwehren.
Navigationssystem Aus diesen Handlungs-Fragmenten setzt man sich nach und nach die gesamte Story des Spiels zusammen, was durch das übersichtliche und informationsreiche Menü enorm erleichtert wird. In diesem so genannten "Navigator" kann man nicht nur auswählen, welchen der noch offenen Level man als nächstes in Angriff nimmt, sondern es lassen sich auch alle bereits absolvierten Abschnitte noch einmal spielen, was zum Teil sogar Pflicht ist, um dort ein erst später freigeschaltetes, weiteres Missionsziel zu erfüllen. Außerdem hilft ein umfangreiches und hervorragend aufbereitetes Multimedia-Archiv dabei, die Beweggründe der vielen Figuren besser zu verstehen. Die Entwickler haben sich mit der Ausarbeitung ihrer Charaktere ohnehin viel Mühe gegeben - einige der Personen haben sogar eine eigene Website spendiert bekommen (z.B. www.shu-mikami.com).
Sendersuchlauf Ein weiteres besonderes Merkmal von Forbidden Siren 2 ist die Fähigkeit namens "Gegner-Sicht". Dank eines bestimmten Ereignisses in der Story verfügen alle steuerbaren Charaktere über diese Eigenschaft, mit der sie quasi in den Kopf anderer Leute in ihrer Umgebung eindringen können. In der Spielpraxis sieht und hört man bei Aktivierung der Gegner-Sicht erst einmal nur Rauschen auf dem Bildschirm. Erst durch behutsames Bewegen des Analogsticks findet man die richtige "Frequenz" der umstehenden Feinde (sowie ggf. Freunde) und kann so Informationen über Blickrichtungen und Patrouillenrouten der Gegner bekommen oder durch ihre Augen den richtigen Code zum Öffnen eines Zahlenschlosses ablesen. Einziges Problem mit der Gegnersicht ist, dass die reichhaltige Tastenbelegung, die dieser Modus mit seinen gut gemeinten Shortcuts erfordert, im Eifer des Gefechtsl schon einmal zu leichter Verwirrung führen kann.
Zombies und Geister Apropos Gegner: Davon gibt es wahrlich genug auf der Insel. Meist begegnet man den Zombie-artigen "Shibito", die sich durch Licht und Geräusche anlocken lassen. Diese Burschen kann man mit (z.T. etwas umständlich zu bedienenden und eher knapp mit Munition versorgten) Schusswaffen oder durch schlagkräftigem Einsatz von Alltagsgegenständen wie Regenschirm, Maurerkelle oder Schuhlöffel zu Boden schicken. Dort bleiben sie allerdings nur kurze Zeit betäubt liegen, bevor sie sich wieder erheben und ihre unablässige Jagd auf den Spieler fortsetzen. Lediglich die ebenfalls regelmäßig auftauchenden, geisterhaften "Shiryo" lassen sich dauerhaft vernichten, und zwar mit dem Licht einer Taschenlampe. Im weiteren Spielverlauf gesellen sich noch weitere unheimliche Wesen zur Monster-Menagerie hinzu. Allen Unholden ist aber die recht gute KI gemein: Entwaffnete Shibito suchen sich z.B. oft auch abseits ihrer normalen Routen neue Waffen, um dem Spieler effektiver zu Leibe rücken zu können.
Kaum Kopfnüsse Die einzelnen Level haben - je nach gespieltem Charakter - unterschiedliche Schwerpunkte. Einige Abschnitte sind eher kampfbetont, während man in anderen Missionen stärker darauf achten sollte, unentdeckt zu bleiben. Dabei weist das Spiel weder eine Gesundheitsanzeige noch Heilgegenstände auf, man muss mit seinen Lebenspunkten also gut haushalten. Leider gibt es nur wenige Level, in denen klassische Rätsel zu lösen sind. Meist genügt es, die Umgebung gründlich abzusuchen, damit man alle Schlüssel-Gegenstände findet. Daraus ergibt sich dann in der Regel auch schon beinahe automatisch der richtige Weg zum Ausgang. Wer trotzdem einmal ratlos stecken bleibt, erhält vom Spiel auf Wunsch einige bewusst vage formulierte Tipps zum aktuellen Level.
Körnig Der absichtlich körnige Grafik-Look hat sich im Grusel-Genre ja mittlerweile schon fast als Standard etabliert. Das tut seiner Wirkung aber keinen Abbruch: Forbidden Siren 2 sieht durchweg düster und unheimlich aus. Die eher kleinen, aber ziemlich verwinkelten Level sind recht detailreich und überzeugend gestaltet worden. Besonderer optischer Clou sind allerdings die Gesichter der Charaktere, die nicht in Form animierter Polygone umgesetzt wurden, sondern als "aufgeklebte" Textur direkt von abgefilmten Schauspielern stammen. Das sieht zwar in einigen wenigen Szenen etwas seltsam aus, sorgt im Großen und Ganzen jedoch für einen verblüffend wirksamen Effekt, der die Emotionen der Figuren besonders deutlich vermittelt.
Sprecher von der falschen Insel Gerade im Horror-Genre kommt spielt der Sound eine gewichtige Rolle, um die entsprechende Atmosphäre zu erzeugen. Forbidden Siren 2 macht seine Sache hier sehr gut: Permanent sind ominöse Hintergrundgeräusche zu hören und die Feinde grunzen verstörend vor sich hin. Einziger Fehlgriff war die Wahl der englischen Synchronsprecher, die allesamt einen kaum identifizierbaren, aber höchst irritierenden Akzent an den Tag legen. Daher sollte man nach dem Spielstart zügigst auf den japanischen Originalton umschalten. Eine deutsche Tonspur fehlt völlig, dafür sind die deutschen Menüs und Untertitel gut übersetzt.
Fazit:
Forbidden Siren 2 besticht vor allem durch seine ungewöhnliche Erzählweise. Es ist enorm spannend, sich aus den häppchenweise verabreichten Fragmenten der Handlung nach und nach die Beziehungen zwischen den Personen zusammenzureimen, bis man endlich ein verstörendes Ganzes konstruiert hat. Das trägt zur intensiven Atmosphäre bei, die ungefähr zwischen Silent Hill und Project Zero angesiedelt ist. An den vor überzeugenden Details nur so strotzenden Hintergrundinfos zu den zahlreichen Charakteren kann man außerdem ablesen, dass das Spiel den Entwicklern wirklich sehr am Herzen lag. Spieler, die Freude an komplex erzählten Schauergeschichten haben, sollten sich Forbidden Siren 2 unbedingt einmal näher ansehen.
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Autor der Besprechung:
Manuel Tants
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