Final Fight: Streetwise
Entwickler:
Studio 8
Publisher:
Capcom
Genre:
Action
USK Freigabe:
keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40 €
Systeme:
PlayStation 2, Xbox
Inhalt:
Das Genre der Sidescroller-Prügler erfreute sich vor Jahren großer Beliebtheit. Neben „Double Dragon“ und „Streets of Rage“ war besonders „Final Fight“ seinerzeit sehr erfolgreich. Mit Final Fight: Streetwise wagen die Helden von einst jetzt den Sprung auf die aktuellen Konsolen. Glorreicher Sieg oder dicke Lippe und Veilchen? Unser Test verrät es.
Meinung:
Kyle Travers verdient sich seine Brötchen bei brutalen Pit-Fights in der heruntergekommenen Stadt Metro City. Als sein Bruder Cody eines Tages verschwindet, macht sich der junge Heißsporn auf die Suche nach ihm. Seine Mission führt ihn durch die verschiedenen Bezirke der Stadt und natürlich lauern jede Menge feindlicher Gangmitglieder auf die Gelegenheit, ihm eine ordentliche Abreibung zu verpassen. Schon bald entdeckt Kyle, dass hinter dem Verschwinden seines Bruders weit mehr steckt und die mysteriöse Droge Glow scheint der Schlüssel zur Lösung des Rätsels zu sein.
Eine Faust geht nach Westen
Natürlich liegt es jetzt am Spieler, Kyle durch die Straßen von Metro City zu lotsen und dabei jede Menge böser Buben zu vermöbeln. Mit harten Schlägen oder herumliegendem Inventar wie Stühlen und Holzlatten geht ihr den Jungs ans Leder und prügelt ihnen die Flausen aus dem Kopf. Setzt ihr gar eure Instinkt-Fähigkeit ein, so verdrescht ihr die Kerle noch effektiver. Leider könnt ihr diese nicht unbegrenzt einsetzen und sobald sie einmal vollständig aufgebraucht wurde, müsst ihr geduldig warten, bis sich die Leiste wieder aufgeladen hat. Haben sich die Fieslinge mit Baseballschlägern, Messern oder Schießeisen bewaffnet, so solltet ihr sie möglichst schnell auf die Bretter schicken. Einerseits verhindert ihr so rapiden Lebensenergieverlust, andererseits könnt ihr euch nun die fallen gelassenen Waffen schnappen und sie gleichfalls gegen eure Feinde einsetzen. Das schont die Fäuste und sorgt auch bei einer großen Überzahl an Gegnern für klare Verhältnisse. Geht euch doch einmal die Puste aus, so sorgen Hamburger, Hot Dogs und ähnliche Leckereien für eine Energieauffrischung.
Um die Handlung voranzutreiben, ist allerdings nicht nur bloßer Faust- und Fußeinsatz vonnöten, denn ihr könnt euch mit den diversen Bewohnern der Stadt auch unterhalten. Diese haben häufig nützliche Hinweise für euch, die die Suche nach eurem großen Bruder erleichtern. Damit ihr wichtige Ratschläge nicht vergesst, werden diese automatisch in einem jederzeit abrufbaren Tagebuch festgehalten. Dieses enthält auch alle weiteren Informationen über euren Kämpfer und seinen Fortschritt im Spiel.
Eine Frage des Trainings
Habt ihr anfangs nur einfache Schläge und Griffe drauf, so erweitert der regelmäßige Besuch einer Trainingshalle euer Prügelrepertoire. Hier könnt ihr von eurem sauer verdienten Geld neue Spezialattacken einkaufen, mit denen ihr den Gegnern gehörig eins auf die Mütze geben dürft. Ebenfalls sehr wertvoll sind die Verlängerungen eurer Lebensenergie- und Instinktleisten sowie die Beschleunigung der Wiederaufladung eurer Instinktanzeige. Habt ihr euch für neue Angriffmanöver entschieden, könnt ihr diese mit einem Sparringspartner ausgiebig üben, bis ihr sie blindlings beherrscht. Danach geht es dann wieder ab auf die Straße.
Glücksritter und Kammerjäger
Um das Geschehen etwas aufzulockern, wurden verschiedene Minispiele in Final Fight: Streetwise implementiert. So dürft ihr eure Künste zum Beispiel beim Armdrücken, Zielschießen oder einer Runde Dart unter Beweis stellen. Auch witzige Missionen wie das Zerstören von Autos mit den blanken Fäusten oder das Zertreten von Kakerlaken und Ratten in Restaurants sorgen für eine willkommene Pause von den Auseinandersetzungen mit den feindlichen Ganghorden und helfen darüber hinaus auch noch beim Auffüllen der eigenen Geldbörse. Ab und zu müsst ihr zum Weiterkommen auch elektronische Schalttafeln zum Leuchten bringen, was Erinnerungen an ähnliche Rätsel aus der „Resident Evil“-Serie aufkommen lässt. Alles in allem bietet der Titel genügend Abwechslung, um über die gesamte Spieldauer hinweg zu unterhalten und Langeweile zu vermeiden.
Prügel pur
Wer einfach nur die volle Prügelpackung möchte und auf Gespräche mit den Bewohnern von Metro City, eine durchgehende Handlung oder sonstige Sperenzchen verzichten kann, der versucht sich einfach am Arcade-Modus. In diesem dürft ihr euch mit einem Charakter eurer Wahl durch diverse Schauplätze des Hauptspiels prügeln und dabei reichlich böse Buben auf die Bretter schicken. Drei Leben stehen euch hierfür zur Verfügung und wer sich ungern alleine mit den verschiedenen Gangs anlegt, der holt sich einfach einen Freund ins Haus, der mit einer zweiten Figur für entsprechende Unterstützung sorgt.
Harte Kerle und derbe Sprüche
Bei den Zweikämpfen mit den Schurken fließt schon mal Blut und auch die eine oder andere Zwischensequenz wartet mit brutalen Szenen auf. Dazu gesellt sich noch eine recht unverblümte Sprache mit vielen Schimpfwörtern und denkwürdige Schauplätze wie ein versifftes Pornokino. Folgerichtig hat Final Fight: Streetwise deshalb auch keine Jugendfreigabe bekommen und ist ausschließlich für erwachsene Videospieler gedacht.
Bonus mit Makeln
Damit sich das Zocken auch so richtig lohnt, wurden verschiedene freispielbare Objekte ins Spiel integriert. Neben Musikvideos und Bonuscharakteren für den Arcade-Modus wartet auch der klassische erste Teil der „Final Fight“-Serie auf euch. Leider hat diese prinzipiell löbliche Zugabe einen entscheidenden Mangel: sie kommt in einer sehr lieblosen Umsetzung mit verwaschener Optik daher und ruckelt zudem auch noch ziemlich stark. Das ist umso unverständlicher, da es vor kurzem auf der „Capcom Classics Collection“ bereits eine sehr gelungene Konvertierung dieses unterhaltsamen 2D-Titels gab. So bekommt der nett gemeinte Bonus einen äußerst faden Beigeschmack.
Fast wie in alten Zeiten
Der Ausflug nach Metro City ist ein wahrer Nostalgietrip. So ist Kyles verschwundener Bruder Cody einer der Protagonisten aus dem Original und im späteren Spielverlauf trefft ihr auch auf seinen damaligen Partner Guy sowie Mike Haggar, den schlagkräftigen ehemaligen Bürgermeister der Stadt. Unter den Gegnern findet sich so mancher bekannte Name wieder und die einsetzbaren Waffen, die einzusammelnden Wertgegenstände sowie die Energieauffrischer dürften Kennern der Serie ebenfalls bekannt vorkommen. Grundsätzliche Änderungen gibt es nur im technischen Bereich und deshalb fühlt sich die neueste Episode erfreulicherweise tatsächlich nach „Final Fight“ an.
Schön hässlich
Technisch kann Final Fight: Streetwise durchaus überzeugen. Die Charaktermodelle sind schön gestaltet und weisen nette Details auf und die einzelnen Stadtviertel von Metro City wirken, bis auf einige eher spärlich ausgearbeitete Bereiche, herrlich düster und verkommen. Dadurch kann der Titel mit einer dichten Atmosphäre aufwarten, die für zusätzliche Motivation beim Spieler sorgt.
Klanglich gibt es einen Soundtrackmix aus Rap und härteren Klängen von Combos wie Fear Factory auf die Ohren. Die Musik passt somit gut zum ruppigen Spielprinzip und sorgt für das richtige Straßenflair. Die Zwischensequenzen sind mit motivierten englischen Sprechern gut besetzt und warten mit deutschen Untertiteln auf.
Die Kamera ist leider nicht immer ganz optimal. Ab und zu kommt es dadurch zu Übersichtsproblemen und Angriffen von Feinden, die für den Spieler unsichtbar außerhalb des Bildschirms stehen. Besonders beim Einsatz als Kammerjäger bei einer Rattenplage sorgte die Kamera beim Test für manchen missglückten Versuch und musste sehr häufig nachjustiert werden.
Fazit:
Die Wiederbelebung der „Final Fight“-Serie darf als gelungen bezeichnet werden. Die Tour durch die finsteren Gassen von Metro City macht einfach Spaß und lädt immer wieder zu einer kurzen Runde zwischendurch ein. Klar, spielerische Feingeister werden mit dem Titel nicht glücklich werden, aber Kenner der Serie oder Fans von unkomplizierten Prügelspielen kommen bei Final Fight: Streetwise voll auf ihre Kosten. Die beschriebenen Mängel sind zwar teilweise ärgerlich, wirken sich allerdings glücklicherweise nur selten entscheidend auf den Spielfluss aus. Wer gerne mal alleine oder zu zweit auf Klopptour geht und keinen Wert auf großen Anspruch oder Komplexität legt, bekommt unter dem Strich ein zufrieden stellendes Spiel.
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Autor der Besprechung:
Sven Last
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