Getting Up - Contents Under Pressure
Entwickler:
The Collective
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 16 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
50 €
Systeme:
PC, PlayStation 2, Xbox
Testsystem:
AMD 64 3400+, 2048MB DDR RAM, ATI Radeon X600XT, Windows XP
Anforderungen:
P IV 1.8 GHz, 512 MB RAM, 3 GB HDD, 6x DVD-ROM-Laufwerk, 64 MB Hardware T&L-kompatible Grafikkarte, Windows XP
Inhalt:
Die einen nennen es asozialen Dreck, die anderen sehen es als Kunst: Graffiti. Man kann es drehen wie man will - fest steht, dass Graffitti Ausdruck eines Lebensstils ist. In Getting Up kommt dieser Gedanke besonders zur Geltung. Ein fieser diktatorischer Bürgermeister will seine fiktive Stadt "New Radius" säubern und verhängt sogar Ausgangssperren. Wer sprüht, wird knallhart bestraft. Die blinde Bevölkerung nimmt so was natürlich ohne Murren hin. Das passt dem „Writer“ (so werden die Sprayer hier genannt) Trane überhaupt nicht. Er macht sich auf, um der fiesen Obrigkeit den Kampf anzusagen und deren korrupte Machenschaften aufzudecken. Seine Waffe: die Sprühdose. Sein Ziel: Revolution.
Meinung:
Die Geschichte von Trane wird von ihm selbst erzählt, quasi als Rückblende. Manchmal erzählt er sie uns auf dem Off, ab und zu sieht er uns auch an, während er uns erklärt, was in der Situation, die wir nachspielen dürfen, passiert ist, was der ganzen Sache einen gewissen Film-Charakter verleiht. Überhaupt wirkt die dichte Atmosphäre des Spiels sehr authentisch, da dank der knallharten "Gossensprache", die es echt in sich hat, passendes Großstadt-Ghetto-Flair vermittelt wird.
F*ck You! Doch nicht nur mit Worten werfen die Leutchen hier um sich. Um im harten Beton-Dschungel zu überleben, bedarf es zudem kräftiger Faustschläge. Entweder prügelt sich Trane mit Ordnungshütern oder mit Sprayern einer fiesen Gang. Bei erfolgreichem Kampf gibt’s natürlich auch eine dicke Belohnung, nicht nur in Form von Punkten. Auch neue Kampf-Combos müssen so erlernt werden. Anfangs hat Trane nur ein paar billige Schläge und Tritte auf Lager. Nach und nach kommen aber immer abgefahrenere Moves hinzu, die einen Hauch von Matrix versprühen. Auch kann er umliegende Gegenstände wie Autobatterien, Bretter und dergleichen als Waffe missbrauchen. Um es seinen Gegnern so richtig zu geben, mutiert eine Spraydose auch schon mal zu einem Flammenwerfer. Um einen Gegner bloßzustellen, könnt ihr ihn auch derbe beleidigen. Falls ihr euer Repertoire an Schimpfwörtern etwas auffrischen wollt, liegt ihr bei diesem Spiel goldrichtig.
Dosenfutter? Tranes Hauptaugenmerk liegt aber dennoch beim Sprayen bzw. Kritzeln. In eurem Black Book werden verschiedene Schablonen und Muster für eure Aktionen gespeichert. Nach und nach können neue hinzuverdient werden. Vor jeder Mission packt ihr euer Werkzeug und die entsprechenden Tags zurecht. Für das Auftragen von Graffiti gibt’s – klar – Punkte. Zum einen gibt es die Freeform-Tags, die ihr fast überall anbringen könnt. Ihr wählt eine Stelle aus, sprayt oder malt, ändert die Farbe oder den Stil und gut is. Dann gibt es aber da auch noch die Pieces, also eine Art spezielle Graffitis. Trane kann mit Hilfe seiner Intuition bestimmte Stellen ausmachen, auf denen ihr spezielle Tags setzen könnt. Diese sind cooler als die normalen Tags und bringen auch mehr Punkte, je nach Größe, Fertigungszeit und "Sauberkeit" beim Arbeiten (also keine Tropfen). Auch gibt es zusätzliche Punkte, wenn ihr gegnerische Tags übermalt. Einige solcher Stellen sind sehr schwer zu erreichen, weswegen ihr oft auch die ein oder andere Kletterpartie überstehen müsst, um Punkte zu bekommen. Insgesamt bietet Getting Up also viel Beschäftigung für Leute mit zuviel Freizeit. Die lineare Story wird durch das Erfüllen der Primärziele vorangetrieben. Der eigentliche Reiz liegt aber in den Nebenmissionen bzw. im Finden neuer geheimer Stellen für die ultimativen Sprühorgien. Zudem könnt ihr euch viel Bonusmaterial freispielen. Die Steuerung wirkt am Anfang eher komplex, doch mit ein wenig Übung wird jede Schmiererei zum Kinderspiel.
Düstere Optik Grafisch ist Getting Up kein Meilenstein, kann sich aber durchaus sehen lassen. Das düstere Großstadt-Endzeit-Flair kommt genial rüber. Man merkt deutlich, dass sich die Entwickler an den finsteren Gegenden von New York orientiert haben. Die Charaktere sind ganz hübsch gestaltet, ihre Animationen gelungen. Ankreiden kann man dem Spiel nur die stellenweise auftretende Detaillosigkeit, das etwas zu kantige Leveldesign und die phasenweise miese Kameraführung.
Ghetto-Blaster Dick punkten kann das Spiel im Sound-Bereich. Die deutsche Sprachausgabe überzeugt auf ganzer Linie, kommt aber an die englische nicht ganz heran. Der Soundtrack ist einfach nur bombastisch und passt wunderbar zum Spiel. Trane trägt einen i-Pod mit sich, für den er im Laufe des Spiels neue Songs ergattern kann. Nicht nur coole Gangsta-Musik gibt’s hier zu hören, auch fetter, derber Großstadt-Punk ist mit von der Partie. Alles in allem ein gelungener Mix, der ich guter Qualität daherkommt. Der Sound ist insgesamt eine Wucht, da auch die sonstigen Effekte können voll überzeugen. Respekt!
Fazit:
Yo, als jemand, der sein Leben in der City of Justice (Frankfurt
Eastside) verbringt, fühl ich mich von dem Titel voll angesprochen.
Großstadt ohne Graffiti? Für mich nicht vorstellbar. Sowas gehört
einfach dazu. Das Spiel liefert einen interessanten Blick in die Szene
und kommt mit einer spannenden Story daher. Wer auf die Hintergründe
dieser Kultur scharf ist, sollte sich den Titel auf jeden Fall mal
ansehen. Gepaart mit einem coolen Soundtrack und fetter Action ist Getting Up ein insgesamt gelungenes Spiel, das ich durchaus empfehlen kann.
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Autor der Besprechung:
Alexander Voirin
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