Saint Seiya - Das Heiligtum
Entwickler:
Atari
Publisher:
Atari
Genre:
Action
USK Freigabe:
Freigegeben ab 12 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
54,99 €
Systeme:
PlayStation 2
Inhalt:
Ich kann mich noch erinnern als ob es gestern gewesen wäre, als ich als kleiner Knirps mit grossen Augen vor der Glotze sass, und mir die Zeichentrickserie, neudeutsch: Anime, auf einem französischen Kanal ansah. Eine deutschsprachige Version gab’s damals noch nicht und so bekam ich vom Inhalt nicht wirklich viel mit. Aber das war mir damals eigentlich egal. Denn neben den heroischen Kämpfern in schimmernder Rüstung war ich insbesondere fasziniert wie brutal und blutgeschwängert es in der Welt von “Saint Seiya“ zuging.
Nun, knapp 20 Jahre später, liegt die Versoftung der fernöstlichen Kult-Serie als Beat 'em Up auf meinem Schreibtisch: Endlich dürfen wir selbst in die Kluft der bronzenen Sternzeichen-Krieger schlüpfen, um inmitten antiker Arenen gegen die gefürchteten Goldenen Krieger anzutreten.
Zum Spiel selbst: Die Krieger, Saints genannt, haben die Aufgabe, die vom Kriegsgott Ares angeführten Mächte der Finsternis an vorderster Front zu bekämpfen und zugleich Athena, die wiedergeborene Göttin des Friedens, zu beschützen.
Athena sorgt also ihrer Bestimmung entsprechend für Ruhe und Ordnung auf dem Blauen Planeten, doch als die Göttin von einem vergiften Pfeil tödlich getroffen wird beginnt das Abenteuer. Hmmm…sind Götter denn nicht unsterblich? Wenn nicht, was nützt es dann einer zu sein? Naja, schnurzegal, jedenfalls bleiben noch 12 Stunden Zeit, um die holde Maid zu erretten.
Meinung:
Habt ihr die gähnend lange Introsequenz überstanden, geht’s endlich los: Neben den üblichen Verdächtigen wie diverse Einstellungen und 2P-Modus macht wie nicht anders zu erwarten die Story-Kampagne den Kernpunkt des Spiels aus. Hierbei besteht die Aufgabe in 12 Collossen, ebenso viele Goldene Sternzeichenkrieger zu plätten. Um in den antiken Arenen bestehen zu können, stehen euren Recken neben schwachen und starken Schlägen, noch ein Wurfgriff und diverse Spezial- und Blocktechniken zur Verfügung. Alle fünf zum Zuge kommenden Helden haben da natürlich ihren ganz persönlichen Stil und todbringende Super-Angriffe auf Lager. Der Fundus an Kampftechniken ist zwar nicht wirklich reichhaltig ausgefallen und nach kurzer Zeit hat man alles gesehen, dafür sind sie aber flott erlernt.
Eine Besonderheit bietet das Wiederauferstehungsfeature: Habt ihr ein Duell verloren, was anhand des akkuraten Schwierigkeitsgrades eher den Ausnahmefall darstellen dürfte, kann mittels flinkem und wiederholten Drücken des Analog-Sticks und der Knöpfe dem Alter Ego wieder auf die Beine geholfen werden und der Kampf kann weitergehen. Wer sich etwas anstrengt und nicht sofort wunde Fingerballen bekommt, kann diese Art der Re-Animation sogar mehrmals anwenden.
Nach jeder bestrittenen Runde wird ein Resümee gezogen und euer Auftritt in den Kategorien „Attacke“, „Verteidigung“ und „Mut“ benotet. Je nach ergattertem Rang, dargestellt durch Edelmetall, bekommt ihr Boni zugesteckt. Unter anderem eine umfangreiche Charakterliste mit dazugehörigen Infos und Fotos des entsprechenden Spielzeugs sowie die gesamte Mucke und die Videosequenzen zum immer wieder hören bzw. sehen.
Um etwas Abwechslung in den eintönigen Spielverlauf zu bringen, haben die Entwickler an manchen Stellen eine sogenannte Bonus-Stage zwischen den einzelnen Austragungsorten eingeschoben. Leider ebenso sinnlos wie linear: Ähnlich wie in „Tekken 5“ durchläuft der Protagonist gegen die Zeit einen kleinen Parcour und balgt sich nebenher mit immergleichen strohdummen Lakaien der Goldenen Ritter. Die Steuerung ist dabei so schwammig wie die Kamera störrisch. Man bekommt zeitweise alles Erdenkliche zu sehen, nur nicht das, was wichtig ist. Aber was tut man sich nicht für ein paar weitere Goodies in der hauseigenen Saint Seiya-Rumpelkiste alles an.
Unheiliger Auftritt
Kein Witz: in diesem sogenannten Spiel werdet Ihr mehr Zeit mit dem Anschauen von Zwischensequenzen verbringen, als mit dem eigentlichen Spiel. Zu allem Überfluß sind die Renderfilmchen auch noch total langweilig und bieten nur belangloses Geschwätz.
Die französische bzw. japanische Sprachausgabe in den Zwischensequenzen sowie die martialischen Schreie und Sprüche (auch in den Arenen) sind ganz nett und lassen schon einen Hauch von TV-Flair aufkommen. Aber dennoch reicht das nicht aus. Genauso ernüchternd zeigt sich das Bild im aktiven Teil: Sämtliche Arenen und Charaktere sind sehr lieblos und texturarm geraten. Die Kämpfe sind in keinster Weise als schnell oder spektakulär zu bezeichnen. Gut, mitunter fallen irgendwelche Säulen ruckhaft in sich zusammen. Das war es dann aber auch schon an Zerstörbarem im ansonsten sehr starren Szenario. Auch die ansatzweise erkennbaren Versuche noch ein paar Licht- und Randeffekte ins Spiel einzubinden wirken sehr unbeholfen. Optisch kann sich das Spiel nicht annähernd mit anderen aktuellen Titeln messen. Abseits der polierten und glitzernden Rüstungen ist alles doch sehr farblos und fad. Darüberhinaus trübt ein unschöner Treppcheneffekt den grafischen Eindruck. Okay, ich habe schon Schlechteres gesehen, aber für ein Spiel der letzten Generation ist das einfach zu wenig!
Die Packung dagegen wirft mit Superlativen nur so um sich. Da muss man ja schon beim ersten Blick mißtrauisch werden, denn je mehr geprahlt wird, desto weniger darf erwartet werden.
Fazit:
Leute, lasst die Finger von diesem Spiel. Es ist ein Schlag ins Gesicht sämtlicher Klopper-Freunde. Die Story ist zum Einschlafen seicht, die Optik ist eines Titels der letzten PS2-Generation schlichtweg unwürdig und die Animationen sind hölzern und langsam. Begnügt Euch mit der tollen Serie. Lediglich kurstreue Anime-Anhänger die alles worauf „Saint Seiya“ prangt haben müssen, dürfen die unverschämten 54,99 Euro für dieses Software-Sakrileg ausgeben.
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Autor der Besprechung:
Mario Näf
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